Belastbarkeit von NachwuchsleistungssportlerInnen

Über den Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung, psychischen Voraussetzungen, wahrgenommener Beanspruchung und Infektanfälligkeit junger Athleten und Athletinnen


Doktorarbeit / Dissertation, 2015

223 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Zusammenfassung - Abstract

1 Theorie
1.1 Einführung und Ziele der Studie
1.2 Begriffsdefinitionen
1.2.1 Unterscheidung von Belastung und Beanspruchung
1.2.2 Belastbarkeit
1.2.3 Erholung
1.2.4 Überbeanspruchung (Overreaching)
1.2.5 Infektanfälligkeit
1.3 Das Transaktionale Stressmodell
1.3.1 Ressourcen und individuelle Voraussetzungen
1.3.2 Belastungsbewältigung als aktiver Prozess
1.4 Das Modell zur Wechselbeziehung von Beanspruchungszuständen und Erholungsanforderungen
1.5 Empirische Befunde im Sport
1.5.1 Belastung und Beanspruchung im Sport
1.5.2 Erholungsprozesse im Sport
1.5.3 Individuelle psychische Voraussetzungen und Ressourcen im Sport
1.6 Sportimmunologie - Infektanfälligkeit
1.6.1 Der Einfluss der Trainingsbelastung auf die Infektanfälligkeit
1.6.2 Der Einfluss der wahrgenommenen Beanspruchung auf die Infektanfälligkeit
1.7 Ein Belastungs- Beanspruchungsmodell für den Sport und Konsequenzen für die Praxis
1.8 Fazit

2 Empirische Studie
2.1 Forschungsfragen & Hypothesen
2.2 Aufbau der Studie

3 Methode
3.1 Stichprobe
3.2 Studiendesign und Datenerhebung
3.2.1 Forschungsmodell
3.2.2 Messinstrumente
3.2.3 Datenverarbeitung
3.3 Testverfahren

4 Ergebnisse
4.1 Teilbereich I: Gesamterhebung
4.1.1 Prüfung der Voraussetzungen und deskriptive Ergebnisse
4.1.2 Prüfung der Hypothese 1 und Hypothese
4.1.3 Prüfung der Hypothese 3 bis Hypothese
4.1.4 Prüfung der Hypothese 7 und Hypothese
4.1.5 Prüfung der Hypothese 9 und Hypothese
4.1.6 Diskussion Gesamtstichprobe
4.2 Teilbereich II: Das Metabolische Äquivalent (MET) als Trainingsbelastung
4.2.1 Deskriptive Beschreibung der Teilstichprobe
4.2.2 Analysen zum metabolischen Äquivalent (MET) und Trainingsumfang
4.2.3 Prüfung der Hypothese 1 und Hypothese
4.2.4 Prüfung der Hypothese 3 bis Hypothese
4.2.5 Prüfung der Hypothese 9 und Hypothese
4.2.6 Diskussion
4.3 Teilbereich III: Extremgruppen
4.3.1 Spezifizierte Hypothesen
4.3.2 Prüfung der Voraussetzungen
4.3.3 Deskriptive Beschreibung der Extremgruppen
4.3.4 Prüfung der spezifizierten Hypothese 1 und Hypothese
4.3.5 Prüfung der Hypothese 3 und Hypothese
4.3.6 Prüfung der Hypothese 5 und Hypothese
4.3.7 Prüfung der Hypothese 7 und Hypothese
4.3.8 Diskussion

5 Abschlussdiskussion
5.1 Übersicht: Überprüfung der Hypothesen auf Grundlage der Ergebnisse aus Teilbereich I und II sowie der Ergebnisse aus der Extremgruppenanalyse aus Teilbereich III
5.2 Besonderheiten und Grenzen der Studie
5.3 Implikationen für die Praxis
5.4 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Einführung in die Gesundheitspsychologie (Knoll et al., 2005).

Abbildung 2: Relatives Risiko von Atemwegsinfekten und körperlicher Aktivität (modifiziert nach Baum & Liesen, 1998)

Abbildung 3: Relativer Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Immunkompetenz: Inverted U-Curve (modifiziert nach Fitzgerald, 1988).

.Abbildung 4: Relatives Risiko von Atemwegsinfekten und körperlicher Aktivität: S-Kurve (modifiziert nach Malm, 2006)

Abbildung 5: Belastungs-Beanspruchungs-Modell (Zier et al., 2010)

Abbildung 6: Geschlechterverteilung in Mannschaft- und Individualsport

Abbildung 7: Erhebungszeitpunkte der Beanspruchung, Erholung, Infektanfälligkeit sowie Trainingsbelastung (jeweils 3 Tage addiert)

Abbildung 8: Forschungsmodell: Unabhängige- und abhängige Variablen sowie Moderatoren (modifiziert nach dem Belastungs-Beanspruchungs-Modell, vgl. Zier et al., 2010)

Abbildung 9: Sportbezogene Beanspruchung und Erholung nach Sportart in Relation zum Trainingsumfang (errechnet aus den Mittelwerten der Trainingsbelastung (siehe Tabelle 10))

Abbildung 10: Schematische Darstellung des Zusammenhangs Trainingsbelastung und wahrgenommene Beanspruchung

Tabelle 15: Ergebnisse der Regressionsanalyse zur Überprüfung der Effekte der Prädiktoren auf die Erholung des gesamten Erhebungs-zeitraums

Abbildung 11: Schematische Darstellung der Moderation der individuellen Personenmerkmale auf den Zusammenhang Trainingsbelastung und wahrgenommene Beanspruchung

Abbildung 12: Moderationseffekt von Fokusverlust auf die Beziehung von Trainingsbelastung und wahrgenommenen Beanspruchungszustand

Abbildung 13: Moderationseffekt von Coping auf die Beziehung von Trainingsbelastung und wahrgenommenen Beanspruchungszustand

Abbildung 14: Moderationseffekt der sozialen Unterstützung auf die Beziehung von Trainingsbelastung und wahrgenommenen Beanspruchungszustand

Abbildung 15: Moderationseffekt von Fokusverlust auf die Beziehung von Trainingsbelastung und wahrgenommenen Erholungszustand

Abbildung 16: Einfluss von Schutz- und Risikofaktoren auf die wahrgenommene Beanspruchung sowie Erholung. (HLOM = Handlungsorientierung nach Misserfolg, HLOP = Handlungsorientierung bei Planung, HLOT = Handlungsorientierung nach Tätigkeitsausführung, SO = Selbstoptimierung, SB = Selbstblockierung, Akt. = Aktivierungsmangel, Fokus = Fokusverlust, Proakt. Cop. = Proaktives Coping, Stärke_SU = Stärke der wahrgenommenen sozialen Unterstützung, Wichtig_SU = Wichtigkeit der wahrgenommenen sozialen Unterstützung.) Die rote Markierung stellt Risikofaktoren dar, die grüne Markierung Schutzfaktoren.

Abbildung 17: Schematische Darstellung des Zusammenhangs wahrgenommene Beanspruchung und Infektanfälligkeit

Abbildung 18: Erhebungszeitpunkte des EBF-S (Beanspruchung/Erholung) und WURSS (Infektanfälligkeit), sowie deren Korrelationen. GBea = Gesamtbeanspruchung, GErh = Gesamterholung

Abbildung 19 : Schematische Darstellung des vermittelnden Effektes der wahrgenom-menen Beanspruchung zwischen dem Zusammenhang der Trainings-belastung und Infektanfälligkeit

Abbildung 20: Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung und Infektanfälligkeit mediiert durch die wahrgenommene Beanspruchung. Berichtet sind die Regressionskoeffizienten, ** p<.01.

Abbildung 21: Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung und Infektanfälligkeit mediiert durch die wahrgenommene Erholung. Berichtet sind die Regressionskoeffizienten, ** p<.01.

Abbildung 22: Zusammenhang zwischen psychische Gesamtbeanspruchung und Infektan-fälligkeit mediiert durch Erholung. Berichtet sind die Regressions-koeffizienten, ** p<.01.

Abbildung 23: Schematische Darstellung des Zusammenhangs Trainingsbelastung-MET und wahrgenommene Beanspruchung

Abbildung 24: Schematische Darstellung der Moderation der individuellen Personen-merkmale auf den Zusammenhang Trainingsbelastung-MET und wahr-genommene Beanspruchung

Abbildung 25: Schematische Darstellung des vermittelnden Effektes der wahrgenommenen Beanspruchung zwischen dem Zusammenhang der Trainingsbelastung-MET und Infektanfälligkeit

Abbildung 26: Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung-MET und Infektanfälligkeit mediiert durch die wahrgenommene Gesamtbeanspruchung. Berichtet sind die Regressionskoeffizienten, Signifikanzniveaus sowie Effektstärken.

Abbildung 27: Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung-MET und Infektanfälligkeit mediiert durch die wahrgenommene Gesamterholung. Berichtet sind die Regressionskoeffizienten, Signifikanzniveaus sowie Effektstärken.

Abbildung 28: Die Analyse des Streudiagramms und der Normalverteilung (Histogramm) zeigen eine linksschiefe Verteilung der Trainingsbelastung

Abbildung 29: Unterschiede in der Beanspruchung der Gruppe: hoch vs. gering belastet

Abbildung 30: Unterschiede in der Selbstblockierung der Gruppe: hoch belastet und hoch beansprucht vs. hoch belastet gering beansprucht.

Abbildung 31: Unterschiede in der Infektanfälligkeit der Gruppe: hoch vs. gering beansprucht

Abbildung 32: Unterschiede in der Infektanfälligkeit der Gruppe: hoch vs. gering erholt

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kategorisierung der Sportarten

Tabelle 2: Übersicht zum Ergebnisteil der Gesamtstichprobe

Tabelle 3: Mittelwerte und Standardabweichung für Alter und individuelle psychische Personenmerkmale sowie Trainingsstunden pro Woche

Tabelle 4: Deskriptive Analyse Beanspruchung, Erholung, Infektanfälligkeit & Trainingsbelastung

Tabelle 7: Unterschiede in der Trainingsbelastung zwischen Jungen und Mädchen

Tabelle 16: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Überprüfung der Moderation des Zusammenhangs von Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung durch Fokusverlust

Tabelle 17: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Überprüfung der Moderation des Zusammenhangs von Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung durch Proaktives Coping

Tabelle 18: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Überprüfung der Moderation des Zusammenhangs von Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung durch soziale Unterstützung

Tabelle 19: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Überprüfung der Moderation des Zusammenhangs von Trainingsbelastung und wahrgenommener Erholung durch Fokusverlust

Tabelle 20: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Überprüfung der Moderation des Zusammenhangs von Trainingsbelastung und wahrgenommener Erholung durch Selbstblockierung

Tabelle 23: Korrelation zwischen Beanspruchung, Erholung und Infektanfälligkeit

Tabelle 24: Mittelwerte und Standardabweichung für Alter und durchschnittliche Trainingsbelastung-MET des gesamten Untersuchungszeitraumes

Tabelle 27: Korrelationen zwischen MET und dem wahrgenommenem Beanspruchungs- sowie Erholungszustand

Tabelle 30: Korrelation zwischen Trainingsbelastung-MET, Beanspruchung, Erholung und Infektanfälligkeit

Tabelle 31 zeigt die Mittelwerte der Trainingsbelastung, Gesamtbeanspruchung und Erholung der Extremgruppen im Vergleich zur Gesamtstichprobe.

Tabelle 32: Überblick der Gruppenvergleiche bezüglich der abhängigen Variablen Beanspruchung, Erholung, Schutz- und Risikofaktoren sowie Infektanfälligkeit

Tabelle 33: Häufigkeit der Sportarten in den Gruppen: gering vs. hoch belastet

Tabelle 34: Häufigkeit der Sportarten in den Gruppen: gering vs. hoch beansprucht

Tabelle 35: Häufigkeit der Sportarten in den Gruppen: gering vs. hoch erholt

Tabelle 36: Häufigkeit der Sportarten in den Gruppen: hoch belastet gering beansprucht & hoch belastet hoch beansprucht

Tabelle 38: Übersicht: Überprüfung der Hypothesen auf Grundlage der Ergebnisse aus Studie 1 und 2

Tabelle 39: Übersicht: Überprüfung der spezifizierten Hypothesen auf Grundlage der Ergebnisse aus Studie 3

Tabelle 13: Ergebnisse der multiplen Regressionsanalyse zur Gesamtbeanspruchung Tag 13

Zusammenfassung - Abstract

Schlüsselwörter: Nachwuchsleistungssport, Trainingsbelastung, Beanspruchung, Infekt- anfälligkeit

Leistungssportler und -sportlerinnen sind erheblichen Belastungen durch Training und Wettkampf ausgesetzt. Hohe Trainingsbelastungen sind mit einer hohen Infektanfälligkeit der oberen Atemwege verknüpft. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde deshalb eine empirische Längsschnittstudie in drei Teilbereichen mit Nachwuchsleistungssportlern und -sportlerinnen (N = 146) aus deutschen D-Kadern durchgeführt. Ziel war es, den Zusammenhang von individuellen psychischen Voraussetzungen auf die Beziehung von Trainingsbelastung und Beanspruchung, sowie in deren Folge Infektanfälligkeit im Nachwuchsbereich zu untersuchen. Anhand eines Forschungsmodells wurden die Zusammenhänge analysiert. Es zeigte sich, dass der wahrgenommene Beanspruchungszustand nicht nur signifikant mit der Infektanfälligkeit junger Athleten und Athletinnen zusammenhängt, sondern die Beziehung zwischen Trainingsbelastung und Infektanfälligkeit vollständig vermittelt. Außerdem wurde deutlich, dass die individuelle Voraussetzung der Sozialen Unterstützung einen wichtigen Schutzfaktor vor Überbeanspruchung darstellt. Die Ergebnisse der Studie legen den Schluss nahe, dass neben der Trainingsbelastung individuelle psychische Voraussetzungen sowie die wahrgenommene Beanspruchung berücksichtigt werden müssen, um die Belastbarkeit von Nachwuchsleistungssportlern und -sportlerinnen angemessen zu beurteilen und sie vor Überbeanspruchung und Infektanfälligkeit zu schützen.

Keywords: Young competitive sports, training loads, stress levels, infection rate

Elite athletes are subject to demanding load levels in both training and competition. High training loads are related to a high infection rate of the upper respiratory system. In the context of the present thesis an empirical longitudinal study was conducted on elite athletes from the German D-Kader (N = 146). The aim was to investigate the link between individual psychological factors, the relationship of training loads and stress, and the corresponding infection rate of the upper respiratory system for young competitive sports. Based on a research model the correlations were analysed. Results revealed that the perceived stress level is not only significantly linked to the infection rate, but completely governs the relationship between training load and infection rate. Furthermore, the results show that the specific area of social support plays an important role in protecting young athletes from high stress levels. It can be concluded from this that in addition to training load, individual psychological factors and self-reported stress levels play an important role in establishing a young elite athlete's load-bearing capacity and in protecting them from high stress levels and high infection risks.

1 Theorie

1.1 Einführung und Ziele der Studie

Hohe Trainings- und Wettkampfbelastungen charakterisieren den Alltag des Leistungssports. Aus diesen Belastungen kann das Phänomen der Überbeanspruchung (overreaching) entstehen (vgl. Kellmann, 2001). Überbeanspruchung bezeichnet einen Zustand, der durch einen unerwarteten Leistungseinbruch gekennzeichnet ist und mit Müdigkeit und Erschöpfung einhergeht (vgl. Vogel, 2001; Steinacker & Lehmann, 2002). Eine anhaltende Überbeanspruchung kann zu einem schwerwiegenden und länger dauernden Übertrainings-Syndrom führen, das mit einem „Zusammenbruch des Systems“ verglichen werden kann (vgl. Zier, Heiss & Ehrlenspiel, 2010).

Verstärkt tritt diese Problematik bei jungen Leistungssportlern und Leistungssportlerinnen[1] auf. Sie sind durch die Doppelbelastung von Schule und Leistungssport, dessen Wettkampf- und Trainingsdichte in den letzten Jahren gestiegen ist (vgl. Peterson, 2005; Beckmann & Zier, 2011; Suay, 2012), sowie den zusätzlichen Entwicklungsaufgaben besonderen Belastungen ausgesetzt (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996; Gustafsson, Kenttä, Hassmén & Lundqvist, 2007; Beckmann, Elbe & Seidel, 2008). Neben negativen gesundheitlichen Auswirkungen auf die jugendlichen Athleten hat eine konstant hohe wahrgenommene Beanspruchung zur Folge, dass Nachwuchsleistungssportler sogar vor Erreichen des individuellen Leistungshöhepunkts aus ihrer sportlichen Karriere aussteigen (vgl. Raisner & Kellmann, 2002).

Um eine optimale Leistungsentwicklung bei jugendlichen Athleten sicherzustellen, ist eine zielgerichtete Belastungssteuerung entscheidend. Befunde aus der Sportwissenschaft zeigen hier einerseits, dass es einer gewissen Beanspruchung bedarf, um einen Anpassungseffekt des Trainings zu erreichen und zu einer besseren Leistung zu kommen (vgl. Vogel, 2001). Andererseits sollte aus einer gewissen Überbeanspruchung für Trainingseffekte jedoch keine langfristige Überbeanspruchung entstehen, die zu Übertrainings-Syndrom, Burnout oder einem Ausstieg aus dem Sport führen kann (vgl. Zier et al., 2010).

Eine weitere Beanspruchungsfolge ist vermutlich auch eine erhöhte Infektanfälligkeit. Denn in der Sportpraxis hat sich gezeigt, dass in Phasen von intensiven Trainings- und Wettkampfperioden vermehrte Infekte diagnostiziert werden (vgl. Baum & Liesen, 1998; Niemann, 2000; König, Grathwohl & Deibert, 2000; Steinacker & Lehmann, 2002).

Um eine zielgerichtete Belastungssteuerung mit gesunden Nachwuchsleistungssportlern zu gewährleisten, ist daher eine achtsame Entwicklung von Talenten unter Vermeidung von Überbeanspruchung entscheidend. Denn nicht die Belastung als solche ist vermutlich ausschlaggebend für die Belastbarkeit von Athleten, sondern inwiefern sie sich als beansprucht beziehungsweise erholt wahrnehmen. Dies ist unter anderem auch deshalb wichtig, weil durch einen Mangel an Erholung die Karriereentwicklung durch beispielsweise eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit aufs Spiel gesetzt wird. Um innerhalb der Belastbarkeit junger Athleten zu bleiben, muss also bekannt sein, durch welche Faktoren Belastbarkeit beeinflusst wird. Denn die Grenze von zielführender Beanspruchung zu Überbeanspruchung ist schnell überschritten, was die Relevanz des Themas Belastbarkeit im Nachwuchsleistungssport verdeutlicht.

In der vorliegenden Studie wird deshalb zunächst untersucht, ob sich durch den zeitlichen Umfang der Trainingsbelastung Effekte in dem Beanspruchungs- sowie Erholungszustand von Nachwuchsleistungssportlern zeigen. Es wird überprüft, inwiefern das zeitintensive Training im Nachwuchsleistungssport die jugendlichen Athleten tatsächlich beansprucht (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996). Bisherige Studien liefern auf diese Fragestellung vor allem im Nachwuchsbereich keine eindeutigen Befunde (vgl. zum Beispiel Goodger, Gorley, Lavallee & Harwood, 2007; Coutts, Wallace & Slattery, 2007; Gustafsson, Kenttä, Hassmén & Lundqvist, 2007).

Ein weiteres Ziel der Studie besteht darin zu prüfen, welche individuellen Schutz- und Risikofaktoren Einfluss auf die Beziehung von objektiver Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung sowie Erholung haben (vgl. Beckmann & Strang, 1991; Kuhl & Fuhrmann, 1998; Beckmann, 2002; Beckmann & Kellmann, 2004). Dies ist relevant für die Sportpraxis, um Hinweise geben zu können, welche Faktoren neben der Trainingsbelastung entscheidend sein könnten, um die Anforderungen im Nachwuchsbereich besser bewältigen zu können und somit zu einer hohen Belastbarkeit beitragen.

Ferner wird der Zusammenhang sowie die Vorhersagemöglichkeit der wahrgenommenen Beanspruchung sowie der Erholung und der möglichen Beanspruchungsfolge Infekt-anfälligkeit untersucht. Denn ausschlaggebend für das Maß einer hohen Belastbarkeit sind neben dem Grad der wahrgenommenen Beanspruchung oder Erholung vor allem deren Folgen auf Leistungs- und Gesundheitsebene (vgl. zum Beispiel Kellmann, Johnson & Wrisberg, 1998; Kleinert & Steinbacher, 2009). Zum Zusammenhang wahrgenommener Beanspruchung sowie Erholung auf die Beanspruchungsfolge Infektanfälligkeit im Nachwuchsleistungssport soll diese Arbeit einen Beitrag leisten.

Eine Vielzahl von Studien hat gezeigt, dass sowohl Dauer als auch Intensität der körperlichen Belastungen immunologische Krankheiten wie Infekte der oberen Atemwege wesentlich begünstigen (vgl. u.a. Pedersen, Trede, Hansen et al., 1988; Gabriel & Kindermann, 1997; Niemann & Pedersen, 1999). Inwiefern die wahrgenommene Beanspruchung und Erholung hier eine Rolle spielt, ist jedoch in Hinblick auf die Beanspruchungsfolge Infektanfälligkeit, vor allem für den Nachwuchsbereich wenig erforscht (vgl. Baum & Liesen, 1998; König et al., 2000). Deshalb ist ein weiteres Ziel der Studie zu überprüfen, ob und inwieweit es einen vermittelnden Effekt der wahrgenommenen Beanspruchung und Erholung zwischen Trainingsbelastung und Infektanfälligkeit gibt.

Im folgenden Theorieteil[2] wird ein Überblick zu Moderatoren und Mediatoren individueller Belastbarkeit gegeben. Zunächst werden die zentralen Begrifflichkeiten vorgestellt und ausgewählte Modelle der Stress- und Erholungsforschung erläutert. Dann wird überprüft, inwiefern diese Modelle Eingang in die Sportwissenschaft und -praxis gefunden haben, bevor anschließend ein Belastungs-Beanspruchungsmodell (vgl. Zier et al., 2010) vorgestellt wird, das die Grundlage für das Forschungsmodell dieser empirischen Studien darstellt. Im empirischen Teil der Arbeit werden die Forschungsfragen gestellt, die Hypothesen geprüft und die Ergebnisse diskutiert.

1.2 Begriffsdefinitionen

Im Bereich der Belastungsforschung werden verschiedene Begriffe synonym verwendet, da sie nicht eindeutig definiert sind. Um hier Klarheit zu schaffen, wird erst auf die Unterscheidung von Belastung und Beanspruchung eingegangen. Dann werden Begriffe wie Erholung, Überbeanspruchung, Übertraining, Infektanfälligkeit und Belastbarkeit erläutert.

1.2.1 Unterscheidung von Belastung und Beanspruchung

Zunächst ist die Unterscheidung von Belastung als objektivem Reiz und ihrer individuellen Wirkung auf das Individuum wichtig. Entsprechend wurden bereits Mitte der siebziger Jahre in der Arbeitswissenschaft Belastung und Beanspruchung als zwei Konzepte betrachtet (vgl. z. B. Rohmert & Rutenfranz, 1975). Umwelt- und Arbeitsbelastungen wie Lärm oder Arbeitsaufgaben stellen Belastungen dar, die unmittelbare physiologische Auswirkungen auf die Person haben. Die unmittelbare physiologische Auswirkung der Belastung auf die Person stellt die Beanspruchung dar. Aussagen zum Beanspruchungsgrad lassen sich damit anhand physiologischer Parameter (Nervensystem, Haut-Muskel-System, Herz-Kreislauf-System) treffen (vgl. Rohmert & Rutenfranz, 1975). Seit den achtziger Jahren werden auch psychische Belastungen und deren Beanspruchung betrachtet (vgl. Rohmert, 1984).

Anfangs wurde angenommen, dass der Beanspruchungszustand zuverlässig durch Belastungsfaktoren, beispielsweise Lärmbelastung, vorausgesagt werden kann (vgl. Schönpflug, 1985). Dabei wurde von einem linearen Ursache-Wirkung-Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung ausgegangen (vgl. Rohmert & Rutenfranz, 1975). Je höher die individuelle Höhe und Dauer einer Belastung (zum Beispiel Lärmbelastung), desto höher ist eine individuelle bestimmte Beanspruchung (zum Beispiel Stress).

Es zeigte sich allerdings, dass der Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung komplexer zu sein scheint. Rohmert (1984) wies auf individuelle Voraussetzungen (zum Beispiel Stresstoleranz, Habituation) hin, die auf den Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung wirken. So kann eine exogene Belastung (zum Beispiel 20 Minuten Dauerlauf) abhängig vom individuellen Trainingszustand einen hohen oder niedrigen Grad der Beanspruchung zur Folge haben.

Auch auf Messebene wird dementsprechend zwischen Belastung und Beanspruchung unterschieden: So wird „schwere körperliche Arbeit“ durch den körperlichen Energieumsatz (zum Beispiel Sauerstoffverbrauch/Minute) gemessen. Die Beanspruchung ergibt sich jedoch aus der Herzfrequenz – und die ist abhängig von der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit (maximale Sauerstoffaufnahme) des Individuums.

Viele Alltagsbeobachtungen widersprechen ebenfalls einem linearen Zusammenhang. So kommt es zu Situationen, in denen sehr großer Lärm nicht vermieden, sondern gesucht wird - etwa in Diskotheken oder bei Veranstaltungen wie der Loveparade in Berlin. Dies zeigt, dass hoher Lärm also nicht unter allen Bedingungen und nicht bei jeder Person zu einer höheren Beanspruchung führt und widerlegt die Annahme eines linear positiven Zusammenhangs (vgl. Zier et al., 2010).

Im Sportbereich entspricht Belastung der objektiven Trainingsbelastung, die unter anderem anhand des Trainingsumfangs quantifiziert werden kann (vgl. Vogel, 2001; Röthig & Prohl et al., 2003). Weitere Belastungen, die auf den Sportler einwirken, können Wettkämpfe, Fahrten zum Training und Wettkampf oder außersportliche Faktoren wie Prüfungen in Schule oder Studium, Streit mit Freunden oder Familie oder ähnliches sein.

Für die Erklärung von Beanspruchung und einer daraus resultierenden Definition von Belastbarkeit sollten daher zum einen Bewertungsprozesse („Wie wird der ‚Lärm’ bewertet?“) und zum anderen Handlungsprozesse im Verlauf der Belastungsverarbeitung („Wie wird mit dem Lärm umgegangen?“) integriert werden (vgl. Bamberg, Busch & Ducki, 2003). Dazu liefert das transaktionale Stressmodell (vgl. Lazarus, 1966; Lazarus & Launier, 1981; Lazarus & Folkmann, 1984) einen weiterführenden Ansatzpunkt, auf das in Kapitel 1.3 eingegangen wird.

1.2.2 Belastbarkeit

Belastbarkeit ist die maximale Belastung, die leistungssteigernd auf ein Individuum einwirken kann, ohne dass die Person psychische oder physische Beeinträchtigungen erfährt (vgl. Zier et al., 2010). Ist ein Sportler sehr belastbar, besitzt er die Fähigkeit, mit hohen Trainings- und Wettkampfanforderungen umzugehen, ohne gesundheitliche psychische wie physiologische Schäden (zum Beispiel Anfälligkeit für Infekte) davonzutragen (vgl. Allmer & Niehues, 1989). Diese individuelle Belastbarkeit kann durch verschiedene körperliche, psychische, soziale oder auch materielle Faktoren beeinflusst werden (vgl. Zier et al., 2010). Daraus lässt sich schließen, dass eine objektiv gleiche Belastung bei verschiedenen Personen unterschiedliche Auswirkungen haben kann. Sie kann einerseits bei gering belastbaren Sportlern zu einer Überbeanspruchung führen, die wiederum häufig eine hohe Infektanfälligkeit mit sich bringt (vgl. König, Grathwohl, Deibert, Weinstock, Northoff & Berg, 2000; Steinacker & Lehmann, 2002), oder andererseits bei hoch belastbaren Athleten einen positiven Trainingseffekt nach sich ziehen und durch positive Anpassungsprozesse die Belastbarkeit für spätere Trainingseinheiten erhöhen (vgl. Kellmann, 2001).

1.2.3 Erholung

Erholung trägt zur Verringerung der Beanspruchung bei und kann eine Aktivitätsreduktion (zum Beispiel Pause), eine Aktivitätssteigerung (zum Beispiel Sport nach einer anstrengenden Lernphase) oder auch eine Aktivitätsveränderung (zum Beispiel Belastungswechsel) darstellen. Die optimale Art sich zu erholen ist abhängig vom Individuum und seinen spezifischen Voraussetzungen (vgl. Kellmann, 2001). Wieland-Eckelmann et al. (1994, S. 49) definieren Erholung als „dynamisches psychophysisches Geschehen (...), welches sowohl elementare biologische Regulationsprozesse auf unterschiedlichen physiologischen Ebenen als auch psychische Regelungs- und Steuerungsvorgänge umfasst bis hin zu komplexen Emotionen, Kognitionen, Handlungen und sozialen Interaktionen.“ Erholung kann aktiv (zum Beispiel auslaufen), passiv (zum Beispiel liegen) oder proaktiv erfolgen (direkt vom Individuum beabsichtigte Erholungsmaßnahmen, zum Beispiel joggen gehen, um von Problemen abzuschalten).

Individuelle Ressourcen sollen aufgefüllt werden, um Beanspruchungsfolgen wie Ermüdung, Stress oder psychische Sättigung, die oftmals mit einer Infektanfälligkeit des Immunsystems einhergehen (vgl. Baum & Liesen, 1998; König et al., 2000), auszugleichen, so dass das Individuum wieder über den vollen Umfang seiner Leistungsfähigkeit verfügt (vgl. Wieland-Eckelmann et al., 1994; Kellmann, 2001).

1.2.4 Überbeanspruchung (Overreaching)

Vogel definiert Überbeanspruchung als eine Art Vorstufe des Übertrainingssyndroms: „Mit Overreaching (...) wird ein Zustand bezeichnet, der durch einen ungeplanten (...) und primär unerwarteten Leistungseinbruch gekennzeichnet ist. Dieses Overreaching ist das Resultat eines länger dauernden Ungleichgewichts zwischen Belastungs- und Erholungsfaktoren des Sportlers.“ (vgl. Vogel, 2001, S. 156).

Problematisch ist allerdings oft der Ehrgeiz der Trainer und Athleten. Gerade bei Leistungsplateaus oder einem Leistungsabfall reagieren Sportler häufig mit erhöhtem Einsatz und einer Steigerung des Trainings, was im Falle des Overreachings die falsche Reaktion darstellt, da die Athleten bereits hoch beansprucht sind. Dies führt zu einer zunehmenden Überbeanspruchung und negativen gesundheitlichen Konsequenzen für die Sportler (vgl. Kellmann, 2001).

Hochintensive und erschöpfende Belastungen einhergehend mit zu geringer Beachtung von Regenerationszeiten wirken sich ungünstig auf die Funktionalität des Immunsystems aus und führen oftmals zu einer hohen Infektanfälligkeit der oberen Atemwege und folgendem Trainingsausfall (vgl. Linde, 1987; Heath, Ford, Craven, Macera, Jackson & Pate, 1991; Baum & Liesen, 1998, König et al., 2000).

Um eine Erholung vom Overreaching zu erreichen, ist eine längere Regenerationsphase vonnöten, die, je nach Verhalten des Sportlers, wenige Tage bis maximal zwei bis drei Wochen dauern kann. Im Zustand des Overreachings ist eine sogenannte Superkompensation aber noch möglich (vgl. Vogel, 2001).

1.2.5 Infektanfälligkeit

Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beziehen sich Infekte auf immunologische Erkrankungen. Dazu gehören Infektionen der oberen und unteren Atemwege oder grippale Infekte (ICD 10, Kapitel 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme). Im Leistungssport wird neben Faktoren wie Alltagsstress ein hoher Trainingsumfang mit einer erhöhten Infektanfälligkeit in Beziehung gesetzt: „Virale oder bakterielle Infekte der oberen Atemwege zählen zu den häufigsten Infektionserkrankungen bei Sportlern und sind neben Verletzungen des Bewegungsapparates die Hauptursache für Trainingsausfälle oder Wettkampfabsagen“ (vgl. König, et al., 2000, S. 244). Auf den Zusammenhang zwischen sportlicher Belastung, wahrgenommener Beanspruchung und Infektanfälligkeit wird in Kapitel 1.5 eingegangen.

1.3 Das Transaktionale Stressmodell

Ein grundlegendes und häufig zitiertes Modell ist das transaktionale Stressmodell von Lazarus. In diesem Modell wird eine wechselseitige dynamische Beziehung zwischen Person und Umwelt angenommen, bei dem Bewertungs- und Bewältigungsprozesse einer Person eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Stress spielen (vgl. Lazarus & Launier, 1981; Lazarus & Folkmann, 1984; Lazarus, 1999). Der Begriff Stress wird synonym zu einem hohen Beanspruchungsgrad verwendet.

Stress entsteht laut Lazarus, sobald die subjektiv wahrgenommenen externen oder internen Anforderungen (z. B. Trainingsbelastungen) die zur Verfügung stehenden Bewältigungs- möglichkeiten (z. B. Durchhaltevermögen im Training) und somit die Anpassungsfähigkeit des Individuums übersteigen (vgl. Lazarus & Launier, 1981; Lazarus & Folkman, 1984). Das bedeutet, dass ein Individuum nicht passiv einer Belastung ausgesetzt ist, vielmehr resultiert Stress aus der kognitiven Bewertung (vgl. Lazarus, 1999).

Im transaktionalen Stressmodell werden zwei Bewertungen unterschieden: die primäre und die sekundäre, wobei die eigenen Motive, Ziele, Wertvorstellungen und generalisierten Erwartungen beide Bewertungsprozesse beeinflussen (vgl. Abbildung 1) (vgl. Lazarus & Folkman, 1984; Knoll, Scholz, & Rieckmann, 2005).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Einführung in die Gesundheitspsychologie (Knoll et al., 2005).

Die primäre Bewertung bezieht sich auf das Abschätzen der Bedeutung des Ereignisses für das Wohlbefinden der eigenen Person. Der Vorgang kann infolgedessen als irrelevant (das Wohlbefinden wird durch die Situation nicht beeinflusst), günstig/positiv (die Situation trägt zum Wohlbefinden bei) oder stressvoll beurteilt werden (das Wohlbefinden wird durch die Situation gefährdet) (vgl. Lazarus & Launier, 1981).

Die sekundäre Bewertung bezieht sich auf die Einschätzung der individuellen Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten. Abhängig von der Bewertung und dem Gleichgewicht zwischen Anforderungen und Bewältigungsfähigkeiten resultiert ein bestimmtes Person-Umwelt-Beziehungskonzept. Die betreffende Person-Umwelt-Beziehung wird vor dem Hintergrund der individuellen Bewältigungsmöglichkeiten dann entweder als Bedrohung, als Schädigung/Verlust, oder als Herausforderung eingeschätzt und erlebt, was wiederum unterschiedliche Emotionen und Bewältigungsversuche nach sich zieht (vgl. Lazarus & Launier, 1981).

1.3.1 Ressourcen und individuelle Voraussetzungen

Ob sich eine Person durch eine Situation (zum Beispiel Wettkampfsituation) bedroht oder herausgefordert fühlt, hängt wesentlich von der persönlichen Einschätzung der Ressourcen ab (vgl. Krohne, 1996; Lazarus, 1999). Nur wenn eine Belastung eine Person überfordert, da keine adäquaten Bewältigungsstrategien vorhanden sind, wird eine Situation als bedrohlich erlebt und es resultiert hohe Beanspruchung (vgl. Lazarus, 1999). Bewältigungsressourcen spielen im transaktionalen Modell also eine zentrale Rolle.

Schönpflug (1985) versteht unter Ressourcen die Mittel, die ein Mensch zur Verfügung hat, um Belastungen zu reduzieren. Ressourcen kategorisiert er in innere (individuelle Eigenschaften, Fähigkeiten und Fertigkeiten), äußere (Hilfsmittel, soziale Helfer), permanente (langsame Abnutzung wie beim motorischen Gedächtnis) und konsumtive Ressourcen (schnell aufgebraucht wie energiereiche Phosphate).

Demgegenüber teilen Udris, Kraft, Mussmann und Riemann (1992) Ressourcen in drei Kategorien ein: personale Ressourcen (zum Beispiel Selbstregulation, Selbstkontrolle), soziale Ressourcen (zum Beispiel soziale Integration in ein soziales Netz, wahrgenommene und erhaltende Unterstützung; vgl. Vaux, 1988) und organisationale Ressourcen (zum Beispiel Arbeitsorganisation, Material).

Hobfoll (1988) zählt zu Ressourcen Objekte (zum Beispiel Nahrung), Bedingungen (zum Beispiel Position), Energie (zum Beispiel Wissen) und persönliche Ressourcen (zum Beispiel soziale Kompetenz). All diese Ressourcen können der Bewältigung einer Belastung dienen und werden in Abhängigkeit von der Belastung und dem Beanspruchungsniveau verbraucht (vgl. Schönpflug, 1985).

1.3.1.1 Theorie der Ressourcenerhaltung

Die Rolle von Ressourcen bei der Entstehung von Stress wird in der Theorie der Ressourcenerhaltung (vgl. Hobfoll, 1988) noch deutlicher: Hobfoll geht davon aus, dass Individuen den Verlust von Ressourcen begrenzen und den Zugewinn maximieren wollen. Demzufolge ist psychischer Stress dann gegeben, wenn a) der Verlust von Ressourcen droht, b) ein tatsächlicher Verlust von Ressourcen besteht oder c) sich eine Fehlinvestition von Ressourcen ereignet hat (vgl. Hobfoll, 1988, 1998). Auch wenn in diesem Modell die kognitiven Bewertungsprozesse von Ereignissen und Ressourcen im Unterschied zum transaktionalen Modell eine geringere Rolle spielen, wird deutlich, dass Ressourcen im Belastungserleben eine große Bedeutung haben.

Damit kann festgehalten werden, dass Ressourcen, also sowohl individuelle Voraus-setzungen einer Person (zum Beispiel körperliche, psychische, soziale und materielle Merkmale) als auch Umgebungsfaktoren (zum Beispiel das soziale Netzwerk) die Beziehung zwischen Belastung und Beanspruchung entscheidend zu moderieren scheinen. Das heißt, sie könnten prinzipiell sowohl vor hoher Beanspruchung schützen (Schutzfaktor: Ressource) als auch zu einem erhöhten Beanspruchungsrisiko führen (Risikofaktor: keine/zu geringe Ressource) (vgl. Zier et al, 2010).

Aufgrund dieser Überlegungen wird in dieser Studie überprüft, inwiefern individuelle psychische Voraussetzungen, soziale Unterstützung inbegriffen, moderierend auf die Beziehung von Belastung und Beanspruchung wirken.

1.3.2 Belastungsbewältigung als aktiver Prozess

Der sich aus dem Bewertungsprozess ergebende Versuch, die Belastung zu bewältigen, wird als Coping bezeichnet (vgl. Lazarus, 1999). Dabei lässt sich zwischen problem- und emotionsbezogenem Coping unterscheiden (vgl. Lazarus & Launier, 1978; Lazarus 1999). Problembezogenes Coping bezeichnet eine direkte Veränderung der als belastend erlebten Situation (zum Beispiel persönlicher Rückzug oder Erlernen neuer Fertigkeiten). Emotionsbezogenes Coping bezieht sich darauf, negative affektive Zustände zu regulieren, die innerhalb einer stressvollen Person-Umwelt-Beziehung auftreten (vgl. Lazarus & Launier, 1978, Lazarus, 1999). Dazu zählen Strategien, welche die emotionale Belastung der Situation mindern; so könnte der Lärm in einer Technodiskothek als „Musik“ neu bewertet werden. Die Situation ließe sich aber auch durch Relativierung (zum Beispiel: „die Welt geht auch nach einer lauten Nacht nicht unter“) oder im Sinne Seligmans (1991) mit Hilfe von gelerntem Optimismus (zum Beispiel: „jetzt weiß ich wenigstens, dass in dieser Disko nicht meine Musik gespielt wird“) bewältigen. Zu emotionsbezogenem Coping gehören darüber hinaus Strategien, die das gefühlsmäßige Erleben intensivieren: So kann man beobachten, wie sich Athleten durch Aggressionsaufbau auf einen Wettkampf einstimmen (vgl. Zier et al., 2010).

Zur Wirksamkeit verschiedener Formen des Copings zeigten Anshel und Kaissidis (1997), dass problembezogenes Coping am wirksamsten ist, wenn eine Situation von einer Person als kontrollierbar eingeschätzt wird. Emotionsbezogenes Coping ist eher in Situationen hilfreich, die das Individuum nicht beeinflussen kann (zum Beispiel eine Fehlentscheidung eines Schiedsrichters, vgl. Schlicht, 1989; Anshel & Kaissidis, 1997; Kim & Duda, 2003). Entsprechend zeigten Vitaliano, DeWolfe, Maiuro, Russo und Katon (1990), dass in Situationen, die als veränderbar wahrgenommen werden, häufiger problembezogenes als emotionsbezogenes Coping angewandt wird. Damit werden die Befunde von Schlicht (1989) bestätigt.

Die Effektivität unterschiedlicher Copingstrategien wurde nur vereinzelt empirisch überprüft. Tendenziell erscheint die Anwendung problembezogener Copingstrategien im Vergleich zu emotionsbezogenem Coping erfolgsversprechender. So konnten Vitaliano et al. (1990) zeigen, dass die Anwendung von problembezogenem Coping zur Reduzierung depressiver Verstimmung beiträgt, jedoch unter der Voraussetzung, dass der Stressor (zum Beispiel die Krankheit) als kontrollierbar und damit als veränderbar wahrgenommen wird. Mit emotionsbezogenem Coping ließ sich die depressive Stimmung nicht verringern.

Zudem konnten Kim und Duda (2003) zeigen, dass sowohl westliche als auch asiatische Sportler eher problembezogene Coping-Strategien anwenden und diese Strategien im Wettkampf als sofort wirksam erachten. Weiter wurde gezeigt, dass problembezogene Coping-Strategien nicht nur kurzfristig als effektiv eingeschätzt werden (zum Beispiel im Wettkampf), sondern auch langfristig zu Freude, Zufriedenheit und dem Wunsch, weiter zu machen, führen (vgl. Zier et al., 2010). Aufgrund dieser Befunde geht diese Studie davon aus, dass Coping ein Moderator ist, um Sportler die hohen Trainingsbelastungen ausgesetzt sind, vor zu hoher Beanspruchung zu schützen. Deshalb wird untersucht, ob und inwiefern Copingstrategien als individuelle Voraussetzung die Beziehung von Belastung und Beanspruchung beeinflussen und steuern können.

Als eine weitere Form der Belastungsbewältigung gilt im Arbeits- und Sportkontext die Erholung (vgl. Kellmann, Johnson & Wrisberg, 1998; Kellmann & Kallus, 2000; Kellmann, 2001). Wie die Wechselbeziehung zwischen Belastung und Erholung zu verstehen ist, beschreibt das folgende Kapitel.

1.4 Das Modell zur Wechselbeziehung von Beanspruchungszuständen und Erholungsanforderungen

Erholung wird als Prozess verstanden, in dem psychologische und physiologische Ressourcen wiedergewonnen werden sollen. Erholung lässt sich als „übergeordnetes Konzept“ verstehen, das physiologische, psychologische, emotionale, verhaltensbezogene, soziale, proaktive und regenerative Komponenten einschließt (vgl. Kellmann & Kallus, 2000). Erholung kann daher auf verschiedenen Ebenen stattfinden. Auf physiologischer Ebene laufen etwa vegetative Prozesse ab. Es werden Nährstoffe aufgenommen und verarbeitet sowie biologische Anpassungsprozesse vollzogen. Durch Maßnahmen auf Verhaltens- und sozialer Ebene (zum Beispiel mit Freunden Zeit verbringen) zeigen sich Effekte auf psychologischer Ebene wie Entspannung und Wohlbefinden (vgl. Zier et al, 2010).

Der erste Schritt zur Erholung ist, sich von einer Aktivität oder einem Ereignis zu distanzieren, das als stressvoll bewertet wurde. Jedes Individuum benötigt eine unterschiedliche Zeitspanne, um sich von großer Beanspruchung zu lösen (vgl. Kellmann & Kallus, 2000; Kellmann, 2001).

Der zweite Schritt besteht darin, eine Erholungsstrategie zu wählen und anzuwenden (vgl. Beckmann & Kellmann, 2004). Kellmann (2001) schlägt dazu folgende Differenzierung von Erholungsstrategien vor: Passive Erholungsmaßnahmen bestehen etwa aus liegen oder schlafen sowie aus Massagen oder Bädern. Bei aktiven Erholungsmaßnahmen wird der Erholungsprozess durch eine stark reduzierte Belastung hervorgerufen (zum Beispiel Auslaufen). Welche Erholungsform am besten zum Ziel führt ist personenspezifisch und von individuellen Bewertungen abhängig (vgl. Kellmann, 2001). So entspannt und erholt sich die eine Person in der Sauna, eine andere Person fühlt sich durch die Hitze eher müde und weniger erholt. Gemäß des transaktionalen Modells gilt auch hier: Nur wenn die Aktivität auch wirklich als Erholung erlebt wird, ist sie wirksam und kann zu einem entspannten Zustand führen (vgl. Beckmann, 2002).

Der individuelle Beanspruchungszustand eines Sportlers ergibt sich dem Modell zur Wechselbeziehung von Beanspruchungszuständen und Erholungsanforderungen folgend aus dem Verhältnis von Erholung und Beanspruchung (vgl. Kallus, 1995: Kellmann & Kallus, 2000; Kellmann, 2001). Um optimale Leistung zu bringen, gilt es, erhöhte Beanspruchung durch vermehrte Erholung zu kompensieren. Denn führt das Zusammenwirken von Beanspruchung und Erholung zu einer negativen Bilanz, sind Leistungseinbußen wahrscheinlich (vgl. Kellmann, 2001). Geht man davon aus, dass eine hohe Trainingsbelastung zu einer Erhöhung der Beanspruchung führt, benötigt man in Phasen hoher Trainingsbelastung in der Regel längere Erholungsphasen (vgl. Hooper & Mackinnon, 1995).

Zu mangelhafter Erholung kann es in Folge von zu kurzen Pausen kommen (vgl. Kallus & Erdmann, 1994), oder Erholungsprozesse können gestört werden, sodass die regenerative Wirkung der Erholung trotz ausreichender Zeitspanne ausbleibt (vgl. Kallus & Erdmann, 1994; Kellmann & Kallus, 2000). Durch dauerhafte und wiederholt hohe Beanspruchung ohne ausreichende Erholung steigt das Risiko von Erkrankungen und es treten negative emotionale und motivationale Veränderungen auf (vgl. Steinacker & Lehmann, 2002). So kann es bei Nichteinhalten von angemessenen Trainingspausen zu schwerwiegenden Erkrankungen (zum Beispiel chronischen Sinusitis, Myokarditis) (vgl. Baum & Liesen, 1998), einem Burnout oder zum Phänomen des Übertrainings-Syndroms kommen (vgl. Kellmann & Kallus, 2000; Kallus & Uhlig, 2001).

Auf Grundlage des Modells zur Wechselbeziehung von Beanspruchungszuständen und Erholungsanforderungen entwickelte Kallus (1995) den Erholungs-Belastungsfragebogen (EBF). Dieser wurde für den Sport erweitert (EBF-Sport, Kellmann & Kallus, 2000), um frühzeitig hohe Beanspruchung und wenig ausgeprägte Erholungszustände zu erkennen und somit der Gefahr von Überbeanspruchung mit all ihren negativen Folgen vorzubeugen.

Jedoch bleibt fraglich, ob eine hohe Beanspruchung einzig einem unausgewogenen Erholungs-Beanspruchungsverhältnis zuzuschreiben ist. Oder ob nicht davon ausgegangen werden sollte, dass 1) Beanspruchung und Erholung zwei unterschiedliche, voneinander relativ unabhängige Dimensionen sind, die unterschiedliche Einflüsse haben, sich bei Betrachtung eines Erholungs- Beanspruchungsverhältnisses jedoch überdecken würden. Dies würde mit Befunden von Watson et al. (1988) einhergehen, die in ihren Studien die Unabhängigkeit von positivem und negativem Affekt gezeigt haben. Und 2), dass neben Erholung zusätzlich individuelle Kompetenzen, wie Selbstregulationsfertigkeiten, Kenntnisse von Stressbewältigungsstrategien oder das Ausmaß an sozialer Unterstützung den Einfluss von Belastung auf Beanspruchung moderieren, wie aktuelle Befunde aus Soziologie und Psychologie nahe legen (vgl. zum Beispiel Richartz & Brettschneider, 1996; Beckmann & Kellmann, 2004; Schwarzer & Knoll, 2007).

Aufgrund dieser Überlegungen wird in vorliegender Studie 1) der Beanspruchungs- und Erholungszustand der Nachwuchsleistungssportler getrennt voneinander betrachtet und 2) geprüft, welche Faktoren auf den Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung beziehungsweise Belastung und Erholung wirken. Auf Grundlage oben genannter Studien wird davon ausgegangen, dass selbstregulatorische Maßnahmen wie volitionale Strategien und Handlungsorientierung, Copingkompetenzen und die Stärke der wahrgenommenen sozialen Unterstützung das Verhältnis von Belastung und Beanspruchung beeinflussen (vgl. zum Beispiel Richartz & Brettschneider, 1996; Beckmann & Kellmann, 2004; Schwarzer & Knoll, 2007). Eine ausführliche Beschreibung der genannten Faktoren folgt in Kapitel 1.6.3.

1.5 Empirische Befunde im Sport

Die dargestellten Modelle zeigen, dass individuelle Voraussetzungen in Form von Ressourcen und Bewältigungsprozessen neben Erholung beeinflussen, ob aus einer Belastung eine Beanspruchung wird und ob aus dieser, Beanspruchungsfolgen wie Infektanfälligkeit entstehen. Zunächst soll die Gültigkeit der Modelle und ihrer Annahmen im Leistungssport gezeigt und empirische Erkenntnisse näher beleuchtet werden, bevor auf die Beanspruchungsfolge Infektanfälligkeit eingegangen wird.

1.5.1 Belastung und Beanspruchung im Sport

1.5.1.1 Physiologische Maße der Beanspruchung im Sport

Die Unterscheidung von Belastung als Reiz und Beanspruchung als dessen Wirkung wird auch in der Trainingswissenschaft zur Erfassung des Beanspruchungszustandes zugrunde gelegt (vgl. Ulmer, 2000). Eine Trainingsbelastung führt zu einer Reaktion des Organismus, die sich in einer Veränderung des physiologischen Beanspruchungszustands zeigt. Diese Reaktion ist abhängig von individuellen Leistungsvoraussetzungen. Auf Basis der physiologischen Beanspruchungswerte werden dann Empfehlungen für die Belastungssteuerung gegeben. Als zentrale physiologische Beanspruchungswerte werden unter anderem Herzfrequenz, Sauerstoffaufnahme, Kreatinkinase, Harnsäurekonzentration, Blutlaktatkonzentration, Katecholamine und pH-Wert diskutiert (vgl. zum Beispiel Wilmore & Costill, 1994; de Marées, 2007).

Physiologische Marker der Beanspruchung können um psychische Parameter der Beanspruchung (zum Beispiel Stresserleben, Erholungs- Belastungs- Bilanz) ergänzt werden. Denn es hat sich gezeigt, dass psychologische Parameter wichtige Bausteine in einem komplexen System sind, um Optimierungsmöglichkeiten in der Trainingsgestaltung und dem Trainingsumfeld (zum Beispiel Trainingslager) zu erkennen (vgl. Kellmann, 2000).

Darüber hinaus ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizin, Trainings-wissenschaft und Psychologie ein wesentlicher Bestandteil für eine umfassende Belastungs- und Beanspruchungsdiagnostik. Denn die psychologische Diagnostik eines hohen Beanspruchungszustandes liefert sensitivere, schnellere und bessere Hinweise auf die Symptomatik eines möglichen Übertrainings als übliche Laborparameter (vgl. Kellmann, 2000). Letztlich ermöglicht eine abgestimmte Erhebung von psychologischen und medizinischen Daten eine interdisziplinäre Analyse sportartspezifischer Zusammenhänge. Dieser ganzheitliche Ansatz leistet damit einen wichtigen Beitrag zur sportlichen Leistungsdiagnostik, Trainingssteuerung (vgl. Kenttä & Hassmen, 1998; Kellmann, 2000) und Prävention von Übertraining (vgl. Zier et al., 2010).

1.5.1.2 Psychische Maße der Beanspruchung im Sport

Die Befundlage zum Einfluss von Belastung auf die wahrgenommene Beanspruchung im Kontext Leistungssport bleibt uneindeutig. Bei Junior-Ruderern etwa steigerte sich der wahrgenommene Beanspruchungszustand mit einer höheren Trainingsbelastung signifikant, während sich deren Grad an Erholung gleichzeitig verminderte (vgl. Kellmann, 2000). Auch bei Rennradfahrern führte steigende Trainingsintensität mit hohen Trainingsbelastungen zu einem hohen Beanspruchungs- und einem niedrigen Erholungswert (vgl. Bouget, Rouveix, Michaux, Pequignot & Filaire, 2006). Auch Coutts, Wallace und Slattery (2007) zeigten in einer Studie mit Triathleten einen signifikanten Zusammenhang von Trainingsbelastung und wahrgenommener Erholungs-Beanspruchungsbilanz: Je höher die Belastung ausfiel, desto höher war der wahrgenommene Beanspruchungszustand und desto beeinträchtigter war der Erholungszustand der Athleten. Abschließend fanden Goodger, Gorley, Lavallee und Harwood (2007) im Rahmen einer Metaanalyse einen Zusammenhang von Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung.

Es zeigte sich erstens, dass eine hohe Belastung mit hoher Beanspruchung (gemessen etwa mittels EBF-Sport, Kellmann & Kallus, 2000) einherging und zweitens, dass hohe Belastung zu Burnout (gemessen mittels Athletic Burnout Questionnaire, Raedeke & Smith, 2001) führte. Raedeke, Lunney und Venables (2002) definieren Burnout als „a withdrawal from sport noted by a reduced sense of accomplishment, devaluation/ resentment of sport, and physical/psychological exhaustion“(S. 181).

Andererseits konnten Zusammenhänge zwischen hoher Trainingsbelastung und hoher wahrgenommener Beanspruchung nicht repliziert werden. Hartwig, Naughton und Searl (2009) testeten den Beanspruchungs- und Erholungsgrad von jugendlichen Rugbyspielern relativ zu ihrer Trainingsbelastung. In der intensiven Wettkampfphase stiegen zwar Beanspruchung und fehlende Erholung mit erhöhter Belastung an. Aber über die gesamte Saison verteilt zeigte sich kein Zusammenhang von erhöhter Trainingsbelastung und der Erholungs-Beanspruchungsbilanz. Auch in einer Studie von Gustafsson et al. (2007) fand sich gerade bei jungen Athleten keine Steigerung des Beanspruchungszustandes mit einer höheren Trainingsbelastung. Mannschaftssportler mit geringerer Trainingsbelastung wiesen vielmehr höhere Werte der wahrgenommenen Beanspruchung auf als Individualsportler mit höherer Trainingsbelastung (vgl. Gustafsoon et al., 2007).

Dies lässt vermuten, dass andere Faktoren (zum Beispiel psychosoziale Einflüsse), die keinen direkten Bezug zur Trainingsbelastung haben, ebenfalls auf den Grad der wahrgenommenen Beanspruchung wirken (vgl. Gustafsson et al., 2007). Aufgrund der nicht eindeutigen Befunde bezüglich des Zusammenhangs von Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung sowie Erholung und der Annahme von Moderationseffekten individueller psychischer Voraussetzungen auf diese Beziehung (vgl. Gustafsson et al., 2007), wird in dieser Arbeit 1) der Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung sowie Erholung analysiert und 2) der Moderationseffekt individueller Voraussetzung auf diese Beziehung für den Nachwuchsleistungssport überprüft. Die konkrete Begründung und Beschreibung der in dieser Studie relevanten individuellen psychischen Voraussetzungen folgt in Kapitel 1.6.3.

1.5.1.3 Zusammenhang psychischer und physiologischer Maße im Sport

Offenbar zeigt sich sowohl auf physiologischer als auch auf psychologischer Ebene eine Trennung von Belastung und Beanspruchung, wobei zu klären ist, inwiefern diese Ebenen zusammenhängen. Einerseits würden hohe Zusammenhänge für die Validität und Relevanz psychologischer Maße sprechen, weil sie mit (ggf. pathologischen) physiologischen Prozessen verbunden werden könnten. Andererseits könnten psychologische Maße physiologische teilweise sogar ersetzen, was den Vorteil einer non-invasiven Methodik mit geringerem Aufwand hätte. Bestünde beispielsweise ein Zusammenhang immunologischer und psychischer Maße, so könnten allein die psychischen Maße frühzeitig messbare Hinweise auf die Infektneigung eines Leistungssportlers geben. Bei einem Zusammenhang könnte der Einsatz psychologischer Diagnostika (zum Beispiel EBF-Sport, vgl. Kellmann & Kallus, 2000) Athleten dahingehend sensibilisieren, auf Vorgänge in ihrem Körper besser zu achten. Diese erhöhte Sensitivität könnte präventiv gegen Selbstüberschätzung und damit einhergehenden negativen Verhaltenskonsequenzen (zum Beispiel zu früher Eintritt in die Trainingsphase nach Infekten) wirken.

Studien zum Zusammenhang von psychischen und physischen Merkmalen und deren Veränderung durch unterschiedliche Trainingsintensität weisen allerdings sehr unterschiedliche Ergebnisse auf. Bei gesteigerter Trainingsbelastung zeigt sich zwar häufig eine eindeutige Veränderung der wahrgenommenen Beanspruchung und Erholung und weniger gravierende Veränderungen bei physiologischen Markern (vgl. Maestu, Jurimae & Jurimae, 2003; Coutts et al. 2007). Andere Studien zeigen jedoch Veränderungen physischer und psychischer Marker im Zusammenhang mit erhöhter Belastung (vgl. Steinacker & Lehmann, 2002; Bouget et al., 2006; Purge, Jurimae & Jurimae, 2006).

Inwieweit psychische Marker mit immunologischen Markern und Infekten zusammen-hängen und Möglichkeiten zur Interventionen bei Überbeanspruchung bieten, ist vor allem für den Nachwuchsbereich noch weitgehend unerforscht (vgl. Steinacker & Lehmann, 2002; Goodger et al., 2007, König et al., 2000). Hier setzt diese Arbeit an. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen wahrgenommener Beanspruchung sowie Erholung und Infektanfälligkeit.

Auf den Einfluss von sportlicher Belastung sowie wahrgenommener Beanspruchung auf die Immunologie der Sportler wird in Kapitel 1.6 näher eingegangen.

1.5.2 Erholungsprozesse im Sport

Das Modell zur Wechselbeziehung von Beanspruchungszuständen und Erholungs-anforderungen geht von einem individuellen optimalen Beanspruchungszustand aus, der sich aus der Erholungs-Beanspruchungsbilanz bestimmen lässt. Erholungsprozesse sollen den individuellen Beanspruchungszustand verbessern (vgl. zum Beispiel Kellmann, Johnson & Wrisberg, 1998).

In einer Studie mit amerikanischen Leistungssportlern konnte gezeigt werden, dass eine Unterbrechung der sportlichen Belastung durch einen Aufenthalt bei der Familie zu einem geringeren Beanspruchungsgrad führte (vgl. Kellmann et al., 1998). Untersucht wurde die Auswirkung der viertägigen Thanksgiving-Ferien auf die Erholungs-Beanspruchungsbilanz von Schwimmern. Diese verbesserte sich nach den Ferien signifikant. Das bedeutet, dass sich Erholung anhand eines Systemwechsels positiv auf die wahrgenommene Beanspruchung auswirkte. Zudem zeigte sich ein verminderter Erholungszustand bei erhöhter Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung (vgl. Kellmann & Günther, 2000; Kellmann, Altenburg, Lormes & Steinacker, 2001; Jurimae, Maestu, Purge, Jurimae & Soot, 2002; Bouget et al., 2006). Andererseits zeigen Befunde zum Zusammenhang zwischen Erholung und sportlicher Leistung eine Verminderung der körperlichen Leistungsfähigkeit unmittelbar nach einer Erholungsphase (Warm-up Decrement: vgl. Anshel & Wrisberg, 1993).

Darüber hinaus beeinflusst die individuelle Gestaltung der Erholungsphase die sportliche Leistung (vgl. Anshel, 1985; Anshel & Wrisberg, 1993, 1997). Vorliegende Befunde verdeutlichen, dass Vorstellungstraining, lockeres Laufen an Ort und Stelle oder positive Selbstgespräche (zum Beispiel „Achte auf den Ball“) den Leistungsabfall nach einer Erholungsphase vermindern (vgl. Anshel & Wrisberg, 1993, 1997).

Um einem hohen Beanspruchungswert entgegenzuwirken, sind Erholungsprozesse also wesentlich (vgl. Kellmann et al., 1998). Dazu sind nach Kellmann (2001) und Beckmann (2002) adäquate individuelle Erholungsstrategien wichtig. Denn nur wenn ein Sportler eine Strategie akzeptiert, kann er sich von Aktionen deaktivieren und von Ereignissen distanzieren.

Es scheint also abhängig von Erholungsstrategien zu sein, wie stark Erholungsprozesse wirken und die Belastbarkeit so positiv beeinflussen können. Dies erscheint plausibel, bisher fehlen für diese These jedoch hinreichende empirische Befunde (vgl. Beckmann, 2002). Offen bleibt zudem, ob ein veränderter und verbesserter Beanspruchungs- oder Erholungszustand auch Effekte in den Beanspruchungsfolgen hat. Hierzu sind vereinzelte Hinweise vorhanden: Kellmann, Johnson und Wrisberg (1998) zeigen eine Verbesserung auf Leistungsebene. Darüber hinaus gilt es jedoch zu klären, inwiefern der Beanspruchungs- oder Erholungszustand auch auf der Gesundheitsebene wirkt. Wird die Beziehung zwischen Trainingsbelastung und einer damit einhergehenden Infektanfälligkeit durch den wahrgenommenen Beanspruchungs- oder Erholungszustand vermittelt? Dieser Frage-stellung wird in der vorliegenden Arbeit nachgegangen.

1.5.3 Individuelle psychische Voraussetzungen und Ressourcen im Sport

Wie gezeigt, erweist sich auch im Sport der Zusammenhang von Belastung - in der Regel in Form einer Trainingsbelastung - und Beanspruchung nicht als eindeutig (vgl. Bouget et al. 2006, Coutts et al., 2007; Gustafsson et al., 2007). Auf Basis des transaktionalen Modells von Stress lässt sich vermuten, dass auch im Sport die Beziehung zwischen Belastung und Beanspruchung durch individuelle psychische Voraussetzungen moderiert wird, da diese beeinflussen, wie Bewertungs- und Bewältigungsprozesse verlaufen (vgl. Lazarus, 1999). Diese individuellen psychischen Voraussetzungen lassen sich in Merkmale der Person und Merkmale der Umwelt unterscheiden.

1.5.3.1 Personenmerkmale im Sport

Individuen bewerten eine Situation und aktivieren individuelle Handlungskompetenzen, um eine Belastung zu verarbeiten. Eine empirisch ausreichend abgesicherte Handlungskompetenz zur Bewältigung von Belastungssituationen stellt die Fähigkeit zur Selbstregulation dar. Selbstregulation beinhaltet bewusste und unbewusste psychische Prozesse, die zur gezielten Steuerung von Handlungen, Aufmerksamkeit und Emotionen eingesetzt werden können. Dazu zählen volitionale Strategien wie die Fähigkeit, Absichten durch zielgerichtetes und realitätsgerechtes Handeln zu verwirklichen. Zusammenfassend können selbstregulatorische Prozesse also als Hilfsprozesse angesehen werden, die das Überwinden von psychischen Widerständen erleichtern (vgl. Kuhl & Fuhrmann, 1998).

Da im Spitzensport das Überwinden von Handlungsbarrieren (zum Beispiel Umgang mit Misserfolg) eine wesentliche Determinante für den Erfolg ist, wird Selbstregulations-fähigkeit als essentielle Komponente für sportliche Höchstleistung erachtet (vgl. Beckmann & Strang, 1991).

Es zeigt sich, dass die individuelle Fähigkeit zur Selbstregulation den Erholungsprozess bei Sportlern fördert und somit einer hohen Beanspruchung entgegen wirken kann (vgl. Beckmann, 2002; Beckmann & Kellmann, 2004). So besitzt die Fähigkeit sich durch positive Selbstgespräche zu motivieren oder die Fähigkeit zum Planen eine günstige Auswirkung auf die individuelle Beanspruchung. Demgegenüber wirken sich Defizite in der individuellen Selbstregulation (zum Beispiel Fokusverlust, selbstblockierende Gedanken) eher stress-fördernd aus (vgl. Beckmann, 2002; Beckmann & Kellmann, 2004).

Folglich werden in dieser Studie selbstregulatorische volitionale Schutz- und Risikofaktoren wie Selbstoptimierung, Selbstblockierung, Aktivierungsmangel und Fokusverlust als mögliche Moderatoren auf die Beziehung zwischen Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung und Erholung untersucht.

Ob ein Individuum auch unter Stress Zugriff auf individuelle Selbstregulations-kompetenzen besitzt, wird beeinflusst durch die individuelle Tendenz zur Handlungs- beziehungsweise Lageorientierung (vgl. Beckmann, 1994). Handlungsorientierung beschreibt die Tendenz, alle mentalen Prozesse auf den Handlungsvollzug auszurichten. Lageorientierung hingegen beschreibt die Tendenz, sich beim Handlungsvollzug über zukünftige, gegenwärtige und vergangene Dinge Gedanken zu machen (vgl. Beckmann, 1994; Beckmann, 2002).

Entsprechend beeinflusst die individuelle Tendenz zur Handlungskontrolle Beanspruchung und Erholung (vgl. Beckmann & Kellmann, 2004). Handlungsorientierte Athleten zeigen höhere Erholungs- und niedrigere Beanspruchungswerte. Dabei wird der Einfluss der Tendenz der Handlungskontrolle auf Beanspruchung beziehungsweise Erholung mediiert durch die Kompetenz zur Selbstregulation. Damit kann die individuelle Fähigkeit zur Selbstregulation als Ressource für die Stressverarbeitung im Sport angesehen werden.

Der Einfluss der individuellen Tendenz zur Handlungskontrolle wird demzufolge als weiterer möglicher Moderationseffekt auf die Belastungs-Beanspruchungsbeziehung in dieser Studie überprüft.

Darüber hinaus finden sich negative Zusammenhänge zwischen der individuellen Copingfähigkeit und hoher Beanspruchung. Athleten mit ausgeprägter Copingfähigkeit können besser mit den auf sie zu kommenden Anforderungen umgehen und sind weniger anfällig für Überbeanspruchung (vgl. Goodger et al., 2007). Raedeke und Smith (2004) konnten zudem zeigen, dass Copingkompetenzen die Beziehung zwischen hoher Beanspruchung und deren Effekt (hier Burnout) vermitteln. Ausgeprägte Copingkompetenzen wirken sich direkt positiv auf den Beanspruchungsstatus aus, der wiederum direkt das Auftreten von Burnout beeinflusst.

Aufgrund dieser Befunde wird in vorliegender Studie davon ausgegangen, dass eine hohe Ausprägung an Copingkompetenz ein weiterer Schutzfaktor vor Überbeanspruchung ist. Es wird überprüft, ob Coping ein weiterer Moderator zwischen Trainingsbelastung und wahrgenommener Beanspruchung und Erholung ist.

Darüber hinaus beeinflussen die individuelle Motivationslage sowie emotionale Faktoren die Beziehung zwischen Belastung und Beanspruchung. (vgl. Goodger et al., 2007; Brand, 2010). Gleiches zeigt sich auch für eine hohe Selbstbestimmtheit und Autonomie (vgl. Raedeke, 1997; Cresswell & Eklund, 2004). Hinsichtlich emotionaler Faktoren korreliert eine hohe Ängstlichkeit sowie wahrgenommener Stress positiv mit hoher Beanspruchung (vgl. Price & Weiss, 2000; Raedeke & Smith, 2001). Hier wäre Potenzial für weitere Forschungsfragen, deren Beantwortung jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.

1.5.3.2 Umweltmerkmale im Sport

Folgt man dem transaktionalen Stressmodell, steht eine Person in ständiger Wechselwirkung mit ihrer Umwelt. Ein Umweltmerkmal, das sich erheblich auf die Belastungsbewältigung vor allem jugendlicher Leistungssportler auswirkt, ist die soziale Unterstützung (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996). Sie wird definiert als „(…) the resources provided by other persons“ (Cohen, 1985). Man unterscheidet wahrgenommene soziale Unterstützung („perceived“) von erhaltener sozialer Unterstützung („received“). Dabei gilt die wahrgenommene Unterstützung als „subjektive Wahrnehmung des Hilfeempfängers“ (vgl. Tietjens, 2001, S. 37).

Wahrgenommene soziale Unterstützung weist einen hohen negativen Zusammenhang mit Überbeanspruchung im Sport auf (vgl. Goodger et al., 2007). Vor allem die elterliche Unterstützung, aber auch ein aktives soziales Netzwerk (zum Beispiel Freunde oder Teamkollegen) zeigt sich als stärkende Ressource zur Belastungsverarbeitung (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996; Goodger et al., 2007; Schwarzer & Knoll, 2007; Wippert, 2008).

Aufgrund dessen wird in dieser Studie die Wichtigkeit und Stärke der wahrgenommenen sozialen Unterstützung als Schutzfaktor im Nachwuchsleistungssport operationalisiert und seine möglichen Moderationseffekte analysiert.

Ein weiteres Umweltmerkmal ist die Doppelbelastung durch Schule und Leistungssport (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996). Junge Athleten sind neben Entwicklungsaufgaben hohen schulischen und sportlichen Anforderungen ausgesetzt. Die Kompensation dieser Doppelbelastung benötigt Zeit, insbesondere für Erholung, aber auch für den Aufbau weiterer Ressourcen wie soziale Beziehungen. Freie Zeitressourcen sind folglich wichtige Umweltmerkmale, welche im Nachwuchsleistungssport durch vermehrte Anforderungen jedoch nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.

Um das Merkmal Zeit zu ökonomisieren, wird als förderliche Umweltvariable das Verbundsystem von Leistungssport und Schule genannt (vgl. Beckmann, Szymanski, Elbe & Ehrlenspiel, 2006). Hier wird davon ausgegangen, dass das Leben im Sportinternat zum Beispiel mehr Zeit für Regeneration von hohen Beanspruchungszuständen für selbstbestimmtes Handeln und die persönliche Entwicklung ermöglicht. Beckmann et al. (2006) untersuchten den Unterschied zwischen jugendlichen Leistungssportlern, die in einem „Verbundsystem Schule-Leistungssport“ leben, und Heimfahrern bezüglich dieser Aktionsräume für selbstbestimmtes Handeln und Selbstregulationsfähigkeiten sowie bezüglich des Belastungserlebens. Es konnte teilweise bestätigt werden, dass Internatsbewohner Vorteile im Bereich der Selbstregulation sowie mehr Aktionsräume für selbstbestimmtes Handeln haben. Verbundsysteme von Schule und Leistungssport können sich also positiv auf die knappe Ressource Zeit auswirken. Wie stark Jugendliche die Doppelbelastung erleben, wird im Wesentlichen „durch das Gesamtensemble von sozialen Beziehungen, psychischer Verfassung und Lebenslage“ (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996, S.82) bestimmt.

Beckmann et al. (2006) fanden in der Vergleichsstudie zwischen Internatsschülern und Heimfahrern, dass der Aufenthalt in einem Internat sich nicht nur positiv auf den Faktor Zeit, sondern auch auf die volitionale Entwicklung der Schüler auswirkt. Außerdem konnte eine wichtige pädagogische und soziale Funktion identifiziert werden: Internatsschüler hatten in der Freizeit mehr Kontakt mit Gleichaltrigen, was eine größere soziale Unterstützung bedeuten könnte. Nach Beckmann et al. (2006) wirkt sich dies vermutlich positiv auf die Entwicklung der Selbstregulation aus, die wiederum positiv für die Belastungsverarbeitung ist (vgl. Beckmann & Kellmann, 2004).

Das Verbundsystem scheint also nicht nur einen wichtigen organisatorischen, sondern auch sozialen Schutzfaktor darzustellen (vgl. Richartz & Brettschneider, 1996; Goodger et al., 2007). Auf das Verbundsystem Schule-Leistungssport sowie Zeitressourcen von Nachwuchsleistungssportlern wird in der vorliegenden Arbeit aus ökonomischen Gründen nicht weiter eingegangen, sollte aber in zukünftigen Studien berücksichtigt werden.

1.6 Sportimmunologie - Infektanfälligkeit

Nachwuchsleistungssportler zwischen 14 und 20 Jahren stehen am Übergang zwischen Junioren und Profibereich. Diese Phase ist durch einen systematischen Aufbau von Leistungskomponenten gekennzeichnet, die einen erhöhten Zeitaufwand für Training und Wettkampf mit sich bringt (vgl. Wohlfahrt & Blume, 2011). Ein konfliktarmes Durchlaufen dieser Phase ist entscheidend: Erfolgreiche Athleten mussten deutlich weniger Unterbrechungen in der Karriere hinnehmen als weniger erfolgreiche Sportler (vgl. Conzelmann, Blank & Künstle, 2004).

Eine potenzielle Gefahr dieser Phase stellt eine erhöhte Infektanfälligkeit dar (vgl. Wohlfahrt & Blume, 2011). Virale und bakterielle Infekte der oberen Atemwege zählen zu den häufigsten Infektionserkrankungen bei Sportlern und sind neben Verletzungen des Bewegungsapparates Hauptursache für Trainingsausfälle, Leistungseinbrüche und Wettkampfabsagen und gefährden somit die sportliche Karriere eines Athleten (vgl. Perna, Schneidermann & LaPerriere, 1997; Baum & Liesen, 1998; König et al., 2000). Insbesondere bei Nichteinhalten einer angemessenen Trainingspause kann sich eine harmlose Erkältung zu einer chronischen Sinusitis oder im schlimmsten Fall zu einer lebensbedrohlichen Myokarditis entwickeln (vgl. Baum & Liesen, 1998; König et al., 2000).

Welche klinischen Mechanismen hinter den belastungsindizierten Reaktionen des Immunsystems stehen, ist noch nicht eindeutig geklärt. Gegenwärtig kann davon ausgegangen werden, dass eine körperliche Belastung zum Beispiel durch Training das Immunsystem mehr oder weniger aktiviert. Je nach Umfang und Intensität der Belastung kann es geschwächt oder gestärkt werden (vgl. Wohlfahrt & Blume, 2011).

Häufig werden Immunparameter invasiv erhoben, zum Beispiel durch Blutabnahme und sind somit wenig praktikabel für die Sportpraxis (vgl. Kellmann, 2000; Zier et al., 2010; Wohlfahrt & Blume, 2011). In dieser Arbeit wird deshalb untersucht, ob neben der Trainingsbelastung die wahrgenommene Beanspruchung sowie Erholung den immunologischen Aspekt der Belastbarkeit beeinflussen. Gäbe es einen Zusammenhang zwischen wahrgenommener Beanspruchung und Infektanfälligkeit der oberen Atemwege, könnte der Grad der Beanspruchung als noninvasiver Marker Hinweise zur Infektanfälligkeit eines Athleten geben.

1.6.1 Der Einfluss der Trainingsbelastung auf die Infektanfälligkeit

Der Einfluss körperlicher Belastung auf das Immunsystem des Menschen ist seit mehreren Jahrzehnten Gegenstand medizinischer Forschung (vgl. Niemann & Pedersen, 1999). Es wird kontrovers diskutiert, warum sportliche Aktivität und ab welcher Dauer und Intensität sie mit einem erhöhten Infektrisiko zusammenhängt. Studien zeigen, dass hochintensive, langanhaltende Belastungen zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führen. Peters und Batemann (1983) ermittelten bei 140 Läufern eine durchschnittliche Infektionsrate von 33 Prozent in den zwei Wochen nach dem Wettkampf über 52 Kilometer. Bei der altersgleichen Kontrollgruppe, die jeweils im gleichen Haushalt lebten, erkrankten nur 15 Prozent. Ein weiteres Ergebnis war, dass 50 Prozent der schnellsten Läufer nach dem Wettkampf erkrankten. Dies weist auf eine Korrelation der Belastungsintensität und Infektanfälligkeit hin.

Auch Niemann et al. (1990) wiesen nach, dass 13 Prozent aller Teilnehmer eines Marathons im Laufe der Woche nach dem Wettkampf an Atemwegsinfekten litten. Verglichen mit der Kontrollgruppe, die aus Läufern bestand, die die Teilnahme an dem Wettkampf aus nicht krankheitsbedingten Gründen absagten, zeigte sich für die aktiven Teilnehmer eine signifikant höhere Infektanfälligkeit. Auch zwischen Trainingsumfängen und Infektionsrate konnte ein signifikanter Zusammenhang hergestellt werden. Die Läufer mit mehr als 60 Meilen pro Woche erkrankten doppelt so häufig wie Athleten mit 20 Meilen und weniger. In einer weiteren Studie konnte Niemann (2000) diese Ergebnisse replizieren. Er zeigte, dass Ausdauerathleten während besonders trainingsintensiven Perioden und kurz nach Wettkämpfen besonders anfällig für Erkrankungen der oberen Atemwege sind. Auch Steinacker und Lehmann (2002) vermuten, dass Infektionen mögliche Indikatoren für (zu) hohe Trainingsbelastungen sind. Diese Vermutung basiert auf Beobachtungen aus der Praxis. Im Rahmen eines fünfwöchigen Trainingslagers des deutschen Jugendnationalteams der Ruderer zeigte sich eine deutliche Zunahme der Arztbesuche während der Trainingsphase mit höchster Belastung. Daher folgen die Autoren der weit verbreiteten Annahme, dass eine moderate körperliche Belastung das Immunsystem stärkt und das Risiko für Infektionen der oberen Atemwege vermindert, wohingegen hohe Belastungen gegensätzlich wirken und das Infektionsrisiko erhöhen (vgl. Linde, 1987; Heath et al., 1991; Baum & Liesen, 1998, König et al., 2000).

Der Zusammenhang von intensiver Belastung und erhöhter Infektanfälligkeit wird mit der kurzfristigen Reduktion der Immunabwehr bei einer hochgradigen Belastung in Zusammenhang gebracht. Eine moderate Belastung hingegen reduziert die Infektanfälligkeit (vgl. Baum & Liesen, 1998; Niemann, 2000). Die Beziehung zwischen Belastungsgrad und Infektanfälligkeit wird daher oft mit einer „J-förmigen Kurve“ beschrieben (vgl. Gabriel & Kindermann, 1997; Pedersen, 1997; Baum & Liesen, 1998) (siehe Abbildung 2).

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Abbildung 2: Relatives Risiko von Atemwegsinfekten und körperlicher Aktivität (modifiziert nach Baum & Liesen, 1998)

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Modell der „Inverted U-Theorie“ (vgl. Fitzgerald, 1988). Hierbei wird eine Korrelation zwischen Trainingszustand und Immunkompetenz (Funktionalität des Immunsystems) angenommen. Sportlich inaktive, aber gesunde Menschen zeigen eine verminderte Immunkompetenz, wie sie auch bei Leistungssportlern vermutet wird. Wer regelmäßig moderat Sport treibt, weist hingegen bei der „Inverted U-Theory“ die größte Immunkompetenz auf (siehe Abbildung 3).

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Abbildung 3: Relativer Zusammenhang von körperlicher Aktivität und Immunkompetenz: Inverted U-Curve (modifiziert nach Fitzgerald, 1988).

Die verminderte Immunabwehr bei intensiv Sporttreibenden wird auch „Open Window“ genannt. Mehrere Autoren machen sie für die erhöhte Infektrate verantwortlich (vgl. Pedersen, Trede, Hansen et al., 1988; Gabriel & Kindermann, 1997; Niemann & Pedersen, 1999). Pedersen und Ullum (1994) gehen von einer deutlich reduzierten Immunität unmittelbar nach belastenden Trainings- und Wettkampfreizen aus und erklären somit die in beiden Modellen beschriebene erhöhte Infektanfälligkeit von Leistungssportlern. Die Dauer dieser sogenannten Immunsuppression beträgt, abhängig vom Immunparameter, 30 Minuten bis 24 Stunden nach Belastungsende. Da im Leistungssport in der Regel die nächste Trainingseinheit innerhalb der nächsten 24 Stunden folgt, muss von einem fortwährenden „Open Window“ ausgegangen werden. Diese eng getakteten Trainingseinheiten verdeutlichen die Relevanz von Erholungszeiten.

Welche konkreten klinischen Wirkmechanismen hinter der belastungsinduzierten Reaktion des Immunsystems stehen, ist jedoch noch ungeklärt. Es konnte bisher kein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Veränderungen der Immunantwort und einer erhöhten Infektrate eindeutig aufgezeigt werden (vgl. Niemann, 2000; Wolfahrt & Blume, 2011). So fanden Pottgiesser et al. (2005) beispielsweise keine Hinweise, dass Leistungssportler eine höhere Ebstein-Barr-Virus-Verseuchung haben als Nicht-Sportler, obwohl dies in der Praxis häufig vermutet wurde.

Für die Trainingssteuerung bedeuten die oben genannten Ausführungen, dass eine Erhöhung der Trainingsbelastung zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Athleten, mit einem steigenden Infektionsrisiko verbunden ist. Jedoch hat nicht nur die Trainingsbelastung einen Einfluss auf die Funktionalität des Immunsystems, sondern auch andere Faktoren beeinflussen vermutlich den Organismus. So spielen Faktoren wie infektiöse Streuherde, Allergien, infektionsfördernde- oder hemmende Verhaltensweisen, Ernährungsverhalten, Sportart, Witterungsbedingungen bei Training und Wettkampf, Schlafverhalten, Reisen, fehlende Regeneration oder eine hohe psychische Beanspruchung eine Rolle für ein erhöhtes Infektrisiko (vgl. Lötzerich, 1995; Gabriel & Kindermann, 1997; Pyne et al., 2000; König et al., 2002;).

Es gilt also zu klären, inwiefern der Grad der subjektiven Beanspruchung mit der Infektanfälligkeit junger Athleten zusammenhängt. Auf diesen Einfluss soll daher im folgenden Kapitel näher eingegangen werden.

1.6.2 Der Einfluss der wahrgenommenen Beanspruchung auf die Infektanfälligkeit

Einige Autoren sehen nicht nur die Höhe der Belastung als ausschlaggebenden Faktor für eine Beeinträchtigung der Immunabwehr, sondern vielmehr den Grad der wahr-genommenen Beanspruchung (vgl. Cohen, Tyrell & Smith, 1993; Niemann, 1997; Cohen, Doyle & Skoner, 1999; König et al., 2000; Steinacker & Lehmann, 2002). Steinacker und Lehmann (2002) untersuchten klinische Parameter in Zusammenhang mit Beanspruchung und Erholung bei Athleten und zeigten, dass eine hohe Beanspruchung neben einem Abfall der Leistung zu physiologischen Problemen wie Sportverletzungen und Infektionen führen kann. Cohen et al. (1993, 1999) untersuchten den Zusammenhang von psychischer Beanspruchung und Infektanfälligkeit. Sie verabreichten einer Versuchsgruppe ein Influenza-A Virus (über ein Nasenspray) und einer Kontrollgruppe ein Placebo. Anschließend wurden die Studienteilnehmer eine Woche in Quarantäne auf Erkältungssymptome (u.a. Schleimbildung) beobachtet. Die Ergebnisse zeigten, dass “(…) subjects with higher reported levels of stress were more likely to be infected with the cold virus” (S.140).

König et al. (2000) sowie Niemann (1997) bestätigen in ihrer Studie zwar den Einfluss anstrengender körperlicher Aktivität auf einige Immunparameter (zum Beispiel verminderte Zytotoxizität der natürlichen Killerzellen), fanden jedoch keine signifikante Korrelation zwischen sportinduzierter Beeinflussung des Immunsystems und der Infektanfälligkeit. Faktoren wie hohe Beanspruchung und Stress hatten hingegen einen deutlichen Einfluss auf die Infektanfälligkeit.

Malm (2006) vermutet einen Zusammenhang zwischen individuellen Voraussetzungen und Infektanfälligkeit. Er korrigiert die erwähnte J-förmige Kurve der Beziehung des Belastungsgrades und der Infektanfälligkeit und vermutet einen S-förmigen Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung und Infektanfälligkeit (siehe Abbildung 4).

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.Abbildung 4: Relatives Risiko von Atemwegsinfekten und körperlicher Aktivität: S-Kurve (modifiziert nach Malm, 2006)

Er kritisiert, dass bei vorangegangenen Studien nicht ausreichend zwischen hoch und höchst intensiver Belastung unterschieden wurde, da sich der Trainingsumfang von Eliteausdauersportlern unmöglich mit der der J-Kurve entsprechenden Infekthäufigkeit vereinbaren lässt: „A significant increase in susceptibility to infections is incompatible with sustained training at an elite level“ (vgl. Malm, 2006, S. 5). Hohe Trainingsvolumina im Spitzensport sind mit häufigen trainingsfreien Tagen, wie in der J-Kurve postuliert, also nicht kompatibel. Er beschreibt einen Abfall des Infektionsrisikos bei höchst intensiver Belastung. Die Begründung hierfür ist laut Malm zurückzuführen auf den Einfluss der individuellen Voraussetzungen, die ein Athlet mitbringen muss, um solchen Belastungen standzuhalten.

Dass die individuellen Voraussetzungen auch für die Infektanfälligkeit relevant sind, bestärkt die Annahme des von Zier, Heiss und Ehrlenspiel (2010) postulierten Belastungs-Beanspruchungs-Modells (siehe Kapitel 1.7). Dementsprechend ist die Infektanfälligkeit das Ergebnis eines Zusammenspiels von Bewertungs- und Bewältigungsprozessen, wahrgenommener Beanspruchung und Erholung, Belastung sowie individuellen Voraussetzungen.

Zusätzlich zu den genannten Studien ist es also wichtig, den Einfluss der wahr-genommenen Beanspruchung zu analysieren: Wie vermittelt der Beanspruchungszustand den postulieren Zusammenhang von Trainingsbelastung und Infektanfälligkeit und lassen sich diese Zusammenhänge auch im Nachwuchsleistungssport replizieren? Bisherige Studien konzentrierten sich hauptsächlich auf ältere Zielgruppen (vgl. Niemann, 1997; König et al., 2000). An dieser Forschungslücke setzt vorliegende Arbeit an und untersucht, welche Rolle die wahrgenommene Beanspruchung auf die Infektanfälligkeit junger Athleten hat.

Auf das Zusammenspiel von Belastung, Beanspruchung, Beanspruchungsfolgen und individuellen Voraussetzungen wird in folgendem Kapitel näher eingegangen.

1.7 Ein Belastungs- Beanspruchungsmodell für den Sport und Konsequenzen für die Praxis

Für eine optimale Belastungssteuerung ist die Frage nach der Belastbarkeit eines Athleten entscheidend. Die bisherigen Ausführungen zeigen, dass die aus psychologischen Modellen gewonnenen Erkenntnisse zu den Einflussfaktoren auf die Belastbarkeit auch im Sport gelten. Individuelle Voraussetzungen an personalen Merkmalen, etwa der Selbstregulationskompetenz, und an Umweltmerkmalen wie der sozialen Unterstützung beeinflussen, wie sehr aus einer Belastung eine Beanspruchung wird. Beanspruchungsfolgen wie eine hohe Infektanfälligkeit ergeben sich dann erst aus Überbeanspruchung, nicht direkt aus der hohen Belastung. Die Modelle zeigen auch, dass zwischen Belastung und Beanspruchung sowohl Prozesse der Bewertung der Belastung als auch Bewältigungsprozesse stehen (vgl. Zier et al., 2010). Aus diesen Beobachtungen formulierten Zier, Heiss und Ehrlenspiel (2010) ein Belastungs-Beanspruchungs-Modell im Leistungssport, das in Abbildung 5 dargestellt ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Belastungs-Beanspruchungs-Modell (Zier et al., 2010)

Dem Modell liegt die Annahme zugrunde, dass der wahrgenommene Beanspruchungs-zustand eines Nachwuchsleistungssportlers Indikator für die individuelle Belastbarkeit ist. Darüber hinaus müssen des Weiteren individuelle psychische Voraussetzungen wie Selbstregulationsfähigkeit, Copingkompetenzen oder soziale Unterstützung berücksichtigt werden.

Deutlich wird, dass weder Belastungen noch die individuellen psychischen Voraus-setzungen direkt auf die Beanspruchung wirken, sondern dass es zu einer Interaktion kommt: So führen günstige gegenüber ungünstigen individuellen psychischen Voraus-setzungen nur dann zu einer reduzierten Beanspruchung, wenn auch die Belastung hoch ist. Nur bei hoher Belastung sind Kompetenzen zur Belastungsbewältigung wichtig. Unter niedriger Belastung sind weder zur Beanspruchung führende Bewertungsprozesse zu erwarten, noch sind Bewältigungshandlungen nötig. Beanspruchung schließlich führt zu Effekten, die sich auf Leistungs- und Gesundheitsebene trennen lassen (vgl. Zier et al., 2010).

Das Kriterium für eine optimale Belastungssteuerung ist also nicht unbedingt eine niedrige Beanspruchung. Vielmehr muss sich die integrative Belastungssteuerung auf Basis von Belastung, individuellen psychischen Voraussetzungen, vermittelnden Prozessen und der Beanspruchung an den Effekten orientieren, die in vorliegender Studie in der Infekt-anfälligkeit überprüft werden.

Für eine effektive Belastungssteuerung ergibt sich aus dem Modell 1) die Notwendigkeit, Beanspruchung messen zu können. 2) wird Belastungssteuerung zu einer individuellen Angelegenheit, die neben dem Belastungsreiz und der Beanspruchungswirkung auch die Kenntnis der individuellen psychischen Voraussetzungen mit einbezieht. Damit müssen die relevanten individuellen Voraussetzungen auch diagnostiziert werden. 3) Lässt sich die Belastbarkeit durch eine gezielte Veränderung der hier dargestellten individuellen psychischen Voraussetzungen verbessern.

1.8 Fazit

In der vorliegenden Arbeit wurde bisher aus psychologischer Perspektive Belastbarkeit im Kontext des Leistungssports beschrieben und relevante Einflussfaktoren bestimmt, die den Zusammenhang zwischen Belastung und Beanspruchung moderieren. Die dargestellten Erkenntnisse wurden in das Belastungs-Beanspruchungs-Modell integriert. Zunächst wurden die Konzepte Belastung und Beanspruchung präzisiert und im oben abgebildeten Modell (Abbildung 5) getrennt dargestellt. Auf Grundlage bestehender Forschungs-erkenntnisse wurden individuelle psychische Voraussetzungen in Form von Merkmalen der Person (zum Beispiel Selbstregulationskompetenz) und Merkmalen der Umwelt (zum Beispiel soziale Unterstützung) identifiziert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 223 Seiten

Details

Titel
Belastbarkeit von NachwuchsleistungssportlerInnen
Untertitel
Über den Zusammenhang zwischen Trainingsbelastung, psychischen Voraussetzungen, wahrgenommener Beanspruchung und Infektanfälligkeit junger Athleten und Athletinnen
Hochschule
Technische Universität München  (Sport- und Gesundheitswissenschaften)
Note
1.3
Autor
Jahr
2015
Seiten
223
Katalognummer
V299350
ISBN (eBook)
9783656959328
ISBN (Buch)
9783656959335
Dateigröße
2405 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
CD (Fragebogenbatterie) ist nicht im Lieferumfang enthalten!
Schlagworte
Nachwuchsleistungssport, Trainingsbelastung, Beanspruchung, Erholung, Infektanfälligkeit
Arbeit zitieren
Eva Zier (Autor:in), 2015, Belastbarkeit von NachwuchsleistungssportlerInnen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299350

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