Brautwerbungsdichtungen lassen sich in den Literaturen aller Völker wiederfinden. So zeigen sie auch in der mittelhochdeutschen Ependichtung eine Tendenz zum Schematismus. Traditionelle Erzählschemata, wie z.B. Sprachformeln, bestimmte Handlungsmuster und Motive finden hierin Gebrauch.
Minnesänger tragen Liebeslieder mit vergleichbaren klagenden Worten vor, Ritter erleben Abenteuer in ähnlicher Weise oder Könige reisen in ferne Länder, um ihre Braut für sich zu gewinnen.
Aufmerksamkeit erhielt ein mittelhochdeutscher Dichter durch absichtliches Missachten der traditionellen Handlungsmuster. Dies führte zum gezielten Schemabruch, der wiederum auf ein spezifisches Ereignis hinwies ohne es zunächst zu benennen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich zunächst mit dem Brautwerbungsschema als Erzählstruktur von Schmid-Cadalbert.
Dargestellt werden die Handlungsstruktur sowie die Handlungsrollen. Der Unterschied zwischen der ungefährlichen und gefährlichen Brautwerbung wird im Anschluss daran kurz erläutert.
Anhand des Nibelungenlieds und Gottfrieds von Straßburg Tristan soll geprüft werden, in wie weit die einzelnen Handlungsfiguren ihre Handlungsrollen innerhalb der gegebenen Handlungsstruktur erfüllen. Eventuelle Besonderheiten sollen dabei unter Berücksichtigung der gegebenen Literatur herausgestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Brautwerbungschema in der mittelalterlichen Literatur
- Handlungsstruktur und -rollen
- Ungefährliche Brautwerbung
- Gefährliche Brautwerbung
- Brautwerbungsschema im Nibelungenlied und Tristan
- Gunthers Werbung um Brünhild im Nibelungenlied
- Markes Werbung um Isolde im Tristan
- Abschließende Erläuterungen im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Brautwerbungsschema in der mittelalterlichen Literatur, insbesondere im Nibelungenlied und im Tristan. Ziel ist es, die Handlungsstruktur und -rollen dieses Schemas zu analysieren und den Unterschied zwischen ungefährlicher und gefährlicher Brautwerbung zu verdeutlichen. Die Arbeit vergleicht die Umsetzung des Schemas in den beiden ausgewählten Epen und untersucht, inwieweit die Figuren ihren Rollen entsprechen.
- Das Brautwerbungsschema als Erzählstruktur
- Unterschiede zwischen ungefährlicher und gefährlicher Brautwerbung
- Analyse der Handlungsrollen im Nibelungenlied
- Analyse der Handlungsrollen im Tristan
- Vergleich der Brautwerbung in beiden Epen
Zusammenfassung der Kapitel
Brautwerbungschema in der mittelalterlichen Literatur: Dieses Kapitel führt in das Thema der Brautwerbung in der mittelalterlichen Literatur ein. Es beschreibt die Tendenz zum Schematismus in Brautwerbungsdichtungen und die Verwendung traditioneller Erzählschemata wie Sprachformeln und Handlungsmuster. Es wird auch erwähnt, wie das bewusste Missachten dieser Muster zu Schemabrüchen führen kann, die auf spezifische Ereignisse hinweisen.
Handlungsstruktur und -rollen: Hier wird die typische Handlungsstruktur des Brautwerbungsschemas nach Schmid-Cadalbert erläutert. Die Raumstruktur ist dreigeteilt: der Machtbereich des Werbers, der Machtbereich des Brautvaters, und das Meer dazwischen. Die festen Rollenträger sind der Werber und die Braut. Weitere Rollen wie der Nenner, der Kundige, der außergewöhnliche Helfer und die Boten unterstützen den Werber. Im Machtbereich des Brautvaters finden sich neben der Braut der Brautvater und die Brautmutter. Der Text beschreibt die Funktionen dieser Rollen und wie sie zum Ablauf des Schemas beitragen.
Ungefährliche Brautwerbung: Dieses Kapitel beschreibt die ungefährliche Brautwerbung, in der staatspolitische Vorteile im Vordergrund stehen und die Minne zwischen Werber und Braut vernachlässigt wird. Der Ablauf ist konfliktlos und folgt einem festgelegten Muster: Herrscherszene, Ratszene, Brautbeschreibung, Werbung und Vermählung.
Gefährliche Brautwerbung: Im Gegensatz zur ungefährlichen Brautwerbung steht hier die Minne im Vordergrund. Der Ablauf ist konflikthaft, die Braut muss oft erobert werden, da der Brautvater gegen die Verbindung ist. Der außergewöhnliche Helfer spielt oft eine wichtige Rolle. Eine Versöhnung mit dem Brautvater oder dessen Tötung ist notwendig, um die Braut zu gewinnen.
Brautwerbungsschema im Nibelungenlied und Tristan: Dieses Kapitel beginnt mit einer vergleichenden Analyse der Werbung Gunthers um Brünhild und Markes um Isolde. Es werden Parallelen in der Beschreibung des Machtbereichs der Könige und in der darauffolgenden Ratszene aufgezeigt. Anschließend wird angedeutet, dass es sich in beiden Fällen um eine gefährliche Brautwerbung handeln wird, wobei die genauen Umstände noch im weiteren Verlauf der Analyse untersucht werden sollen.
Schlüsselwörter
Brautwerbungsschema, mittelalterliche Literatur, Nibelungenlied, Tristan, Handlungsstruktur, Handlungsrollen, ungefährliche Brautwerbung, gefährliche Brautwerbung, Schemabruch, Vergleichende Literaturanalyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Brautwerbungsschemas in mittelalterlicher Literatur
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Brautwerbungsschema in der mittelalterlichen Literatur, insbesondere im Nibelungenlied und im Tristan. Der Fokus liegt auf der Handlungsstruktur, den Rollen der beteiligten Figuren und dem Unterschied zwischen ungefährlicher und gefährlicher Brautwerbung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Brautwerbungsschema als Erzählstruktur, die Unterschiede zwischen ungefährlicher und gefährlicher Brautwerbung, die Analyse der Handlungsrollen im Nibelungenlied und im Tristan, sowie einen Vergleich der Brautwerbung in beiden Epen. Es wird untersucht, inwieweit die Figuren ihren Rollen entsprechen und wie das bewusste Missachten traditioneller Muster zu Schemabrüchen führt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu folgenden Themen: Brautwerbungschema in der mittelalterlichen Literatur (Einleitung und Beschreibung des Schematismus), Handlungsstruktur und -rollen (Erklärung des Schemas nach Schmid-Cadalbert, Beschreibung der Rollen), Ungefährliche Brautwerbung (Beschreibung des konfliktfreien Ablaufs), Gefährliche Brautwerbung (Beschreibung des konflikthaften Ablaufs), Brautwerbungsschema im Nibelungenlied und Tristan (Vergleichende Analyse der Werbung Gunthers um Brünhild und Markes um Isolde) und Abschließende Erläuterungen im Vergleich.
Was ist der Unterschied zwischen ungefährlicher und gefährlicher Brautwerbung?
Ungefährliche Brautwerbung ist staatspolitisch motiviert, die Minne spielt eine untergeordnete Rolle. Der Ablauf ist konfliktfrei und folgt einem festgelegten Muster. Gefährliche Brautwerbung hingegen stellt die Minne in den Vordergrund. Der Ablauf ist konflikthaft, die Braut muss oft erobert werden, und ein außergewöhnlicher Helfer spielt oft eine wichtige Rolle. Eine Versöhnung mit dem Brautvater oder dessen Tötung ist oft notwendig.
Wie werden das Nibelungenlied und der Tristan in der Analyse verwendet?
Das Nibelungenlied und der Tristan dienen als Fallstudien zur Illustration des Brautwerbungsschemas. Die Werbung Gunthers um Brünhild und Markes um Isolde werden vergleichend analysiert, um Parallelen und Unterschiede in der Umsetzung des Schemas aufzuzeigen und zu untersuchen, ob es sich um ungefährliche oder gefährliche Brautwerbung handelt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Brautwerbungsschema, mittelalterliche Literatur, Nibelungenlied, Tristan, Handlungsstruktur, Handlungsrollen, ungefährliche Brautwerbung, gefährliche Brautwerbung, Schemabruch, Vergleichende Literaturanalyse.
Welche Methode wird in dieser Analyse angewandt?
Die Analyse basiert auf der Beschreibung und Auswertung des Brautwerbungsschemas nach Schmid-Cadalbert, wobei die Handlungsstruktur und die Rollen der Figuren im Mittelpunkt stehen. Ein Vergleich der beiden Epen ermöglicht die differenzierte Untersuchung der Umsetzung des Schemas und der Abweichungen davon.
- Arbeit zitieren
- Erla Schweitzer (Autor:in), 2012, Das Brautwerbungsschema in der mittelalterlichen Literatur. Das "Nibelungenlied" und "Tristan" im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300451