Der Ansatz, Filme anhand ihres jeweiligen Verfremdungspotentials zu analysieren, ist konstitutiv für den Neoformalismus. Dieser greift dabei weitgehend auf die theoretischen Arbeiten der russischen Formalisten und ihr Verständnis von Kunst zurück und übernimmt zentrale Thesen, Verfahren und Terminologien, von denen im Folgenden partikular die Wesentlichsten vorgestellt werden sollen.
Angelehnt an das formalistische Verständnis der Ostranenie soll in dieser Arbeit das Verfremdungskonzept in Bezug auf die Filmkunst im Fokus der Betrachtung stehen. Filmtheoretischen Kontext bildet dabei der neoformalistische Ansatz nach Kristin Thompson und David Bordwell, die die Kernthesen der russischen Formalisten auf die Filmkunst übertragen und diese weiter ausführen. Ziel der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Neoformalismus ist dabei primär die Beantwortung der folgenden forschungsleitenden Fragen:
Welche Bedeutung hat das Konzept der Verfremdung im neoformalistischen Sinn für die Filmkunst?
Wie kann Kunst Wahrnehmungsprozesse beeinflussen?
Worin liegt das Verfremdungspotential von Filmen und wie lässt es sich analysieren?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Kontext
- Russischer Formalismus
- Neoformalistischer Ansatz
- Konzept der Verfremdung
- Automatisierung und Zweck der Kunst
- Verfremdungsverfahren im Film
- Kritische Einschätzung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, das Konzept der Verfremdung im Kontext des Neoformalismus in Bezug auf die Filmkunst zu untersuchen. Die zentrale Fragestellung ist, welche Bedeutung das Konzept der Verfremdung für die Filmkunst hat, wie Kunst Wahrnehmungsprozesse beeinflussen kann und welches Verfremdungspotenzial Filme besitzen.
- Russischer Formalismus und seine Kernthesen
- Der Neoformalismus und seine Anwendung auf die Filmkunst
- Das Konzept der Verfremdung als Schlüsselprinzip der Kunst
- Verfremdungsverfahren im Film und ihre analytische Bedeutung
- Kritische Reflexion des Verfremdungskonzepts in der Filmtheorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Verfremdung ein, indem sie den Begriff der ostranenie und seine Bedeutung für die Kunst erklärt. Sie stellt den Fokus der Arbeit auf das Verfremdungskonzept im Film und die theoretischen Grundlagen des Neoformalismus dar. Die Forschungsfragen werden formuliert und der Aufbau der Arbeit vorgestellt.
- Theoretischer Kontext: Dieses Kapitel behandelt den theoretischen Hintergrund der Arbeit, indem es den russischen Formalismus und seine Kernthesen erläutert. Es werden die wichtigsten Vertreter des Formalismus vorgestellt, darunter Viktor Schklowski, und zentrale Begriffe wie Verfahren (priom) und die Dichotomie von Form und Inhalt erläutert. Die Bedeutung des Verfremdungseffekts als Schlüsselfunktion des Verfahrens wird hervorgehoben.
- Konzept der Verfremdung: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept der Verfremdung und erklärt den Zweck der Kunst aus Sicht der russischen Formalisten. Es werden die Überlegungen von Viktor Schklowski in seinem Aufsatz „Kunst als Verfahren“ zusammengefasst und die Rolle der Verfremdung bei der Bewältigung automatisierter Wahrnehmung dargestellt. Die Analyse des Verfremdungspotenzials von Filmen wird anhand der Überlegungen von Kristin Thompson in „Neoformalistische Filmanalyse – Ein Ansatz, viele Methoden“ erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept der Verfremdung (ostranenie) im Kontext des russischen Formalismus und des Neoformalismus. Zentrale Themen sind die ästhetische Funktion der Kunst, die Analyse von Verfahren (priom), die Unterscheidung zwischen Fabel und Sujet und die Rolle des Rezipienten im Kunstprozess. Die Arbeit beleuchtet das Verfremdungspotenzial von Filmen und untersucht spezifische Verfremdungsverfahren in der Filmkunst.
- Quote paper
- Nadine Keller (Author), 2015, Der Neoformalismus und das Konzept der Verfremdung in der Filmkunst, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300721