Die Hausarbeit beschäftigt sich mit der Rolle der wissenschaftlichen Akademien bei der Verbreitung und Entwicklung von Wissen. Ich werde versuchen im Folgenden darzustellen, dass es gerade die Institutionsform der Akademie war, die innovatives, wissenschaftliches Arbeiten zu Beginn des 17. Jahrhunderts ermöglichte. Die ersten wissenschaftlichen Akademien entstanden um 1600 in Italien, entsprechende Institutionen wurden bald auch in ganz Europa gegründet. Diese Akademien beschäftigten sich, im Gegensatz zu den literarisch-sprachlichen Akademien der Renaissance, mit Naturphilosophie.
Eine der ersten und wohl auch bedeutendsten Akademien in diesem Bereich war die Accademia dei Lincei. Sie nahm eine gewisse Vorreiterrolle bei der Erforschung der Natur ein, weswegen ich an ihr exemplarisch die innovative Form der Wissensentwicklung und –verbreitung der Akademien darstelle. Die Überlegungen, warum gerade von dieser Institutionsform wissenschaftliche Innovationen ausgegangen sind, benötigen zunächst eine theoretische Grundlage. Pierre Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion bildet die Basis des Erklärungsansatzes. Etablierte Bildungseinrichtungen tendieren demnach dazu, Bestehendes zu reproduzieren, da hier ein massives Interesse besteht, die gesicherte Stellung zu behalten. Neue Entwicklungen und wissenschaftliche Innovationen bilden sich dagegen eher in randständigen Institutionen, da hier der Reproduktionskreislauf noch nicht greift. Die Darstellung dieser theoretischen Grundlagen ist Inhalt des folgenden Kapitels. Da diese Theorie jedoch aus dem 20. Jahrhundert stammt und Bourdieus Homo academicus1 sich zudem noch auf einen bestimmten Ort und Zeitpunkt bezieht, werde ich als nächstes versuchen die Theorie auf die Situation um 1600 zu übertragen. Dazu werde ich die Bildungseinrichtungen der Zeit, ihre Arbeit und Organisation, beschreiben und mit den theoretischen Überlegungen verknüpfen. Demnach haben die Akademien, hinsichtlich ihres Innovationspotentials, gerade davon profitiert, dass sie nicht etabliert waren und keine gefestigte Position im Bildungswesen innehatten. Ihrer Außenseiterrolle im Vergleich zu den Universitäten kommt also besondere Bedeutung zu. Den theoretischen Grundlagen folgt eine konkrete Analyse der Accademia dei Lincei. Zunächst stelle ich kurz die Geschichte der Akademie und das gesellschaftliche und wissenschaftliche Klima ihrer Zeit dar.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Pierre Bourdieus Homo academicus und die Theorie der kulturellen Reproduktion
- Die Theorie der kulturellen Reproduktion und die Bildungsinstitutionen des 16. Jahrhunderts
- Die Universität
- Die Akademie
- Zusammenfassung und Ausblick
- Die Accademia dei Lincei
- Die Accademia dei Lincei und ihr Umfeld
- Die Organisation der Accademia dei Lincei
- Die Impulse der Accademia dei Lincei nach außen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Rolle der wissenschaftlichen Akademien bei der Verbreitung und Entwicklung von Wissen im frühen 17. Jahrhundert. Das Hauptanliegen besteht darin aufzuzeigen, dass die Institutionsform der Akademie den Weg für innovatives wissenschaftliches Arbeiten ebnete. Die Arbeit analysiert die Accademia dei Lincei als ein exemplarisches Beispiel für diese Entwicklung.
- Die Rolle wissenschaftlicher Akademien bei der Verbreitung und Entwicklung von Wissen
- Die Entstehung und Bedeutung der Akademien im Kontext der frühen Neuzeit
- Pierre Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion als theoretisches Framework
- Die Accademia dei Lincei als Beispiel für eine innovative wissenschaftliche Institution
- Das Spannungsfeld zwischen kirchlicher und politischer Macht und seine Auswirkungen auf die Akademie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Hausarbeit stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Rolle der wissenschaftlichen Akademien im Wissenschaftsprozess des 17. Jahrhunderts. Die Accademia dei Lincei wird als exemplarisches Beispiel für die innovative Wissensentwicklung und -verbreitung vorgestellt.
- Theoretische Grundlagen: Das Kapitel beleuchtet die Theorie der kulturellen Reproduktion nach Pierre Bourdieu und ihre Anwendung auf das Bildungssystem des 16. Jahrhunderts. Bourdieus Analyse des Wissenschaftsbetriebs wird im Kontext der Universitäten und Akademien des 16. Jahrhunderts betrachtet.
- Die Accademia dei Lincei: Dieses Kapitel stellt die Accademia dei Lincei vor, ihre Entstehungsgeschichte und ihr Umfeld. Die Organisation und die Impulse der Akademie nach außen werden analysiert.
Schlüsselwörter
Wissenschaftliche Akademien, Accademia dei Lincei, Pierre Bourdieu, Theorie der kulturellen Reproduktion, Wissenschaftsgeschichte, frühe Neuzeit, Innovation, kirchliche und politische Macht.
- Arbeit zitieren
- Dominique Gelf (Autor:in), 2003, Die ACCADEMIA DEI LINCEI Wissenschaft im Spannungsfeld kirchlicher und politischer Macht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30109