Erziehungsformen damals und heute. Sind sie anders und vor allem besser?


Hausarbeit, 2015

20 Seiten


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Schwarze Pädagogik
2.1 Definitorische Annäherungen
2.1.1 Definitorische Annäherung nach Katharina Rutschkys
2.1.2 Definitorische Annäherung nach Alice Miller
2.1.3 Eigene definitorische Zusammenfassung
2.2 Entstehung und historischer Hintergrund
2.2.1 Entstehung
2.3 Methoden der Schwarzen Pädagogik
2.3.1 Erziehungsmethoden
2.4 Auswirkungen auf die Kinder

3 Gegenwärtige Erziehung
3.1 Erziehungsbegriff im pädagogischen Sinne
3.2 Namenhafte Vertreter
3.2.1 Otto Speck
3.2.2 Wolfgang Brezinka
3.3 Aktuelle Erziehungsmethoden
3.3.1 Der autoritäre Stil
3.3.2 Der antiautoritäre Stil
3.3.3 Der demokratische Stil

4 Beantwortung der wissenschaftlichen Frage
4.1 Vergleich der Erziehungsformen
4.2 Fazit

5 Literaturangaben

1 Einleitung

„Jeder der einmal Mutter oder Vater war und nicht in einer perfekten Verleugnung lebt, weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es einem Menschen fallen kann, bestimmte Seiten seines Kindes zu tolerieren. Dies einzusehen ist besonders schmerzhaft, wenn wir das Kind lieben, es wirklich in seiner Eigenart achten möchten und es doch nicht können. Großzügigkeit und Toleranz lassen sich nicht mit Hilfe von intellektuellem Wissen erreichen. Falls wir keine Möglichkeit hatten, die uns in der eigenen Kindheit erwiesene Verachtung bewußt zu erleben und zu verarbeiten, geben wir sie weiter. Das bloß intellektuelle Wissen über Gesetze der kindlichen Entwicklung schützt uns nicht vor Ärger oder Wut, wenn das Verhalten des Kindes unseren Vorstellungen oder Bedürfnissen nicht entspricht, geschweige denn, wenn es unsere Abwehrmechanismen bedroht.“ (Alice Miller, 2004, S. 17)

Die Aussage „Man kann seine eigenen Kinder nicht anders erziehen, als man es selbst erfahren hat“ ist allgegenwärtig. Blickt man 200-300 Jahre zurück, so kommen sofort Gedanken an körperliche Züchtigung und unterkühlte Eltern - Kind Beziehungen. Man ist sich schnell einig, dass diese Erziehungsmethoden der Vergangenheit angehören.

Doch ist dies wirklich so? Sind unsere gegenwärtigen Erziehungsformen anders oder gar besser? Im Folgenden soll geklärt werden, ob unsere gegenwertigen Formen der Erziehung eine positive Veränderung aufweisen. Sind sie wirklich so anders und vor allem besser? Und findet man die Wurzeln mancher heutiger Vorgehensweisen in den damaligen Formen den Schwarzen Pädagogik wieder ?

Da die Arbeit überwiegend auf Alice Miller und Katharina Rutschkys aufgebaut ist, beginnt sie mit einer definitorischen Annäherung der beiden, gefolgt von einer zusammenfassenden Definition. Beleuchtet werden anschließend der historische Verlauf, die Methoden und Taktiken, so wie ihre Folgen. Als Kontrast dazu wird der Blick auf die heutige Erziehung, ihre Geschichte, namenhaften Vertretern und ihren Formen und Methoden gerichtet. Abschließend erfolgt die Beantwortung der wissenschaftlichen Frage und somit der Vergleich der Schwarzen Pädagogik zu den heutigen Erziehungsformen.

2 Die Schwarze Pädagogik

Solche Erziehungsmethoden sind nicht nur verpönt sondern auch gesetzeswidrig. Das es auch in der heutigen Zeit Eltern gibt, die dennoch zur körperlichen Züchtigung tendieren, soll allerdings nicht das Hauptaugenmerk der vorliegenden Arbeit sein.

Um sich der Begrifflichkeit effektiv anzunähern, muss man sich überwiegend auf die Zeit des 18.-19. Jahrhunderts konzentrieren. Geprägt wurde der Begriff durch Katharina Rutschkys.

2.1 Definitorische Annäherungen

Die definitorische Annäherung dient als Grundlage für die weitere Arbeit. Anhand der Begriffsklärung wird eine Basis für alle weiteren Punkte geschaffen. Die definitorischen Annäherungen erfolgen durch Katharina Rutschkys, da sie den Begriff einführte und prägte und im weiteren durch Alice Miller.

2.1.1 Definitorische Annährung nach Katharina Rutschkys

Katharina Rutschkys war eine deutsche Publizistin die am 25.01.1941 in Berlin geboren wurde und am 14.01.2010 ebenfalls in Berlin verstarb.

Rutschkys war Tochter bürgerlicher Eltern. Ihre Familie war sozialdemokratisch geprägt und zog 1951 von Berlin nach Kassel, wo sie 1960 ihr Abitur machte. An der FU Berlin und Universität in Göttingen studierte sie Germanistik und Geschichtswissenschaft. Nach ihrem Staatsexamen studierte sie dann Soziologie und Pädagogik. Bekannt wurde sie durch ihre Quellensammlung über die Erziehung aus dem 18. und 19. Jahrhundert, der sie den prägenden Titel "Schwarze Pädagogik" gab.

Eine direkte und eigene Form einer Definition dieser Begrifflichkeit, findet man in ihrem Werk nicht. Ihre Texte stammen überwiegend von Philanthropen und aus der Aufklärung. Sie selbst bezeichnet ihr Werk als einen „tendenziöse[n] Versuch“ (Rutschky, 2001, S. XV) und gibt zudem zu, dass sie „rücksichtslos gegen die expliziten Absichten der Autoren“ (ebd.) verfährt. Es geht hierbei Rutschky nicht darum die zahlreichen Neuerungen der Zeitaufzuzeigen, sondern sie wollte vielmehr mit verstörenden Beispielen und Zitaten die Herstellung der Macht der Eltern gegenüber ihren Kindern verdeutlichen. Natürlich ging Rutschkys dennoch auch den Begriff der Erziehung ein. Für sie war die Erziehung ein Phänomen der Neuzeit und entstand erst im Laufe des 19. Jahrhunderts (vgl. Rutschky, 2001, S. XL). Die Rolle des Er- ziehers war zu diesem Zeitpunkt von größter Bedeutung. Er allein lenkte das Kind mittels seiner Methoden. Er formte aus dem Kind, den Charakter, der von den Eltern angestrebt wur- de. Man formte sich einen Menschen. „Ihm fällt also gegenüber den Heranwachsenden die Rolle des Über-Ichs zu, das ja im Seelenhaushalt der vergesellschafteten Individuen der Sitz der Moral ist“ (Rutschky, 2001, S. 148). Sie bezieht sich hierbei auf die psychoanalytische Theorie von Sigmund Freud*1. Dieser teilte die Psyche des Menschen in „Ich“, „Es“ und „Über-Ich“ ein.

Seiner Meinung nach war die Entwicklung des „Über-Ich“ erst ab dem 6. Lebensjahr zum Großteil abgeschlossen. Die Moral, die das „Über-Ich“ darstellt, mussten also folglich bis dahin Erzieher und Eltern übernehmen und beeinflussen. Somit verinnerlichte das Kind die gesellschaftlichen Werte und Normen. Desweiteren musste so auch die Triebe und Wünsche des Kindes geregelt werden.

Um dies zu erreichen gab es verschiedenste Verfahrensweisen, auf die zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen werden. Desweiteren verwies Rutschky auf die Polarisierung zwi- schen Eltern und Kind und somit der Unterwerfung des Kindes den Eltern gegenüber.

2.1.2 Definitorische Annäherung nach Alice Miller

Alice Miller war eine schweizer Autorin und Psychologin mit polnisch-jüdischer Abstam- mung. Sie wurde am 12.01.1924 in Piotrków Trybunalski, Polen geboren und starb am 14.04.2010 in Saint-Rémy-de-Provence.

Miller wuchs ursprünglich als Alicija Englard in einer jüdischen, orthodoxen Familie auf.

Miller bezeichnet sich selbst als ein missbrauchtes Kind. Missbraucht von der Erziehung ihrer Mutter. Ihre Mutter war nach eigener Aussage selbst ein unterdrücktes Kind und spieglte das in der Erziehung ihrer beiden Töchter wieder.

Es ist davon auszugehen, dass Miller deshalb so sehr sensibel auf das Buch von Katharina Rutschkys reagierte. In ihrem Werk „ Am Anfang war Erziehung “ greift Alice Miller den von Katharina Rutschkys geprägten Begriff >>Schwarze Pädagogik<< verstärkt auf und be- zieht sich zudem auch auf ihre Schriften. Basierend auf ihrem psychoanalytischen Wissen, deutet sie die Folgen der Schwarzen Pädagogik und verweist auf die Gründe für deren Aus- übung. Den Begriff der Schwarzen Pädagogik beschreibt sie als eine „Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, den Willen des Kindes zu brechen, es mit Hilfe der offenen oder verborgenen Machtausübung, Manipulation und Erpressung zum gehorsamen Untertan zu machen“ (Alice Miller, 2004, S.7) Sie betitelt es als „Erziehungsmethoden, mit denen unserer Eltern und Großeltern aufgewachsen sind“ (Miller, 2004, S.11) und ihrer „verheerende[n] Rolle der Erziehung, ihre[r] Vernichtung des Lebendigen, ihre[r] Gefahr für die Gesellschaft (ebd.) .

Speziell bei dem Buch Rutschkys „ Schwarze Pädagogik“, handelt es sich nach Miller „um eine Sammlung von Erziehungsschriften, in denen alle Techniken der frühen Konditionierung zum Nicht-Merken dessen, was eigentlich mit einem geschieht, [...] klar beschrieben werden [...]“ ( Alice Miller, 2004, S.23) . Die Konditionierung und das Ziel des abtrainierten freien Willens des Kindes, kann nach der Richtlinie der Schwarzen Pädagogik nicht früh genug an- gestrebt werden. Die Kinder sollen Misshandlungen und das Leid nicht bemerken.

Ihre Begründung zur Verwendung der Schwarzen Pädagogik, ist das Unvermögen der Eltern die individuellen Seiten der eigenen Kinder zu akzeptieren. Oftmals handelt es sich nach Miller um einen Teufelskreis.

[...]


*1 Sigmund Freud (* 6.05. 1856, ‚ 23.09.1939) österreichischer Neurologe, Tiefenpsychologe, Kulturtheoretiker und Religionskritiker. Entwickelte Strukturmodell der Psyche.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Erziehungsformen damals und heute. Sind sie anders und vor allem besser?
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Veranstaltung
Theorien und Probleme des pädagogischen Handelns
Autor
Jahr
2015
Seiten
20
Katalognummer
V301195
ISBN (eBook)
9783668035225
ISBN (Buch)
9783668035232
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erziehungsformen, sind
Arbeit zitieren
Stephanie Ramm (Autor:in), 2015, Erziehungsformen damals und heute. Sind sie anders und vor allem besser?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301195

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