Das Argument, Kolonien seien für die heimische Industrie wichtig als Absatzmärkte und Rohstoffquellen, ist schon so alt wie der koloniale Gedanke in Deutschland selbst. Was die Rohstoffquellen angeht, warb der Handelskapitän Joachim Nettelbeck schon im ausgehenden 18. Jahrhundert bei Preußens Königen Friedrich II. und Friedrich Wilhelm IV. für die Gründung von Plantagenkolonien: „Man wird sich aus meinem früheren Seeleben erinnern, das zu Anfange des Jahres 1773 unser Sklavenschiff, eines empfangenen Lecks wegen, genöthigt gewesen, in den Fluß Koromantin, zwischen Surinam und Berbice, einzulaufen, und wie damals dort eine ungemein fruchtbare, aber noch von keiner europäischen Macht in Besitz genommene Landschaft vorgefunden. Flugs wirbelte mir auch dieser letztere Umstand im Kopf herum, der preußische Patriotismus ward in mir lebendig und ich sann und sann, warum denn nicht mein König hier eben so gut, als England und Frankreich, seine Kolonien haben und Zucker, Kaffee und andere Kolonialwaren eben, wie Jene, anbauen lassen sollte?“
Am Ende des 19. Jahrhunderts erweiterte dann ein neuer, in Europa dringend benötigter Rohstoff die Palette der begehrten kolonialen Erzeugnisse: Baumwolle. Hatten bislang die „klassischen“ Rohstoffe wie Gewürze, Tee, Kaffee, Kakao und Tabak im Blickfeld gestanden, so schob sich die Baumwolle durch die fortschreitende Industrialisierung immer mehr in den Vordergrund. Denn im Zuge der Mechanisierung des Textilgewerbes hatte sich Baumwollkleidung nach 1848 von einem Luxusgut zu einem Massenartikel gewandelt. Die einsetzende Massenproduktion in Fabriken sowie die steigende Nachfrage an Baumwollkleidung in Folge des Bevölkerungsanstiegs machten immer größere Baumwollimporte aus Übersee, die enorme Summen verschlangen, nötig. Die Tatsache, daß Deutschland wie auch alle anderen europäischen Industrienationen, aus klimatischen Gründen auf den Import von Baumwolle angewiesen waren, schien Friedrich Fabris Aussage, nach der Kolonien für Deutschland ein „unabweisbares Bedürfnis“ seien, zu bestätigen. Wie der „Vater der deutschen Kolonialbewegung“, sahen auch andere Kolonialpropagandisten wie Wilhelm Hübbe-Schleiden oder Ernst von Weber, noch von der Denkweise des Merkantilismus geprägt, die Bedeutung überseeischer Gebiete in dem Austausch-prozeß deutscher Exportgüter gegen koloniale Rohstoffe.
INHALTSVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
I. DIE BAUMWOLLE - EIN ROHSTOFF VERÄNDERT DIE WELT
I.1. Die Baumwollproduzenten von 1800 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
I.2. Die deutsche Textilindustrie - Baumwollverbrauch und Beschäftigtenzahlen
II. „COTTON FAMINE“ - „DIE BAUMWOLL(HUNGERS)NOT
II.1. „Tributzahlungen“ an Amerika - Die „Baumwollnot“ in Deutschland
II.2. Kolonialer Baumwollanbau - Die Antwort auf die Baumwollfrage?
III. DAS KOLONIAL - WIRTSCHAFTLICHE KOMITEE
IV. DER BAUMWOLLANBAU IN DEUTSCH - OSTAFRIKA
IV.1. Die Phase von 1885 - 1902: Erste Pflanzungsversuche der DOAG und der Traum vom „Exportartikel Baumwolle“
IV.2. Die Phase von 1902 - 1910: Die Nutzbarmachung des Schutzgebietes
IV.2.1. Der Baumwollanbau durch das KWK - Zielsetzungen und Aktivitäten
IV.2.1.1. Die Organisationsstruktur und das wissenschaftliche Versuchswesen
IV.2.1.2. „Preisgarantien und Ginanlagen“ - Unterstützungsmaßnahmen für Einheimische und Siedler
IV.2.2. Das „cotton scheme“ und der Maji-Maji-Aufstand
IV.2.3. Reformen und Wirtschaftsansätze nach dem Maji-Maji-Aufstand
IV.2.3.1. Kolonial-Staatssekretär Dernburgs Reformpläne
IV.2.3.2. „Am Rufiji ist der Baumwollbau als Volkskultur eingeführt!“ - Die Eingeborenenkultur nach dem Maji-Maji-Aufstand
IV.2.3.3. Neue Wirtschaftsformen: Weiße Siedler und europäische Plantagen 54 Exkurs: Die „Otto-Pflanzung Kilossa“
IV.3. Die Phase von 1910 - 1914: „Den kolonialen Baumwollbau auf eine breitere Grundlage stellen.“
IV.3.1. Die Aufgaben der deutschen Kolonialverwaltung
IV.3.2. Die Arbeit des Kolonial - Wirtschaftlichen Komitees nach 1910
IV.4. Zwischenergebnis
V. DER BAUMWOLLANBAU IN WESTAFRIKA
V.1. Togo - Ein „deutsches Ägypten“?
V.2. Kamerun - Neuer Hoffnungsträger in Westafrika
VI. DER BAUMWOLLANBAU IN DEN ÜBRIGEN SCHUTZGEBIETEN
VI.1. Deutsch-Südwestafrika
VI.2. Die Südseebesitzungen
VI.3. Das Pachtgebiet Kiautschou
VII. EXKURS: MISSION UND BAUMWOLLANBAU
VIII. SCHLUSSBETRACHTUNG
IX. QUELLEN - UND LITERATURVERZEICHNIS
X. ANHANG
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
EINLEITUNG
Das Argument, Kolonien seien für die heimische Industrie wichtig als Absatzmärkte und Rohstoffquellen, ist schon so alt wie der koloniale Gedanke in Deutschland selbst. Was die Rohstoffquellen angeht, warb der Handelskapitän Joachim Nettelbeck schon im ausgehenden 18. Jahrhundert bei Preußens Königen Friedrich II. und Friedrich Wilhelm IV. für die Gründung von Plantagenkolonien:
„Man wird sich aus meinem früheren Seeleben erinnern, das zu Anfange des Jahres 1773 unser Sklavenschiff, eines empfangenen Lecks wegen, genöthigt gewesen, in den Fluß Koromantin, zwischen Surinam und Berbice, einzulaufen, und wie damals dort eine ungemein fruchtbare, aber noch von keiner europäischen Macht in Besitz genommene Landschaft vorgefunden. Flugs wirbelte mir auch dieser letztere Umstand im Kopf herum, der preußische Patriotismus ward in mir lebendig und ich sann und sann, warum denn nicht mein König hier eben so gut, als England und Frankreich, seine Kolonien haben und Zucker, Kaffee und andere Kolonialwaren eben, wie Jene, anbauen lassen sollte?“1
Am Ende des 19. Jahrhunderts erweiterte dann ein neuer, in Europa dringend benötigter Rohstoff die Palette der begehrten kolonialen Erzeugnisse: Baumwolle. Hatten bislang die „klassischen“ Rohstoffe wie Gewürze, Tee, Kaffee, Kakao und Tabak im Blickfeld gestanden, so schob sich die Baumwolle durch die fortschreitende Industrialisierung immer mehr in den Vordergrund. Denn im Zuge der Mechanisierung des Textilgewerbes hatte sich Baumwollkleidung nach 1848 von einem Luxusgut zu einem Massenartikel gewandelt. Die einsetzende Massenproduktion in Fabriken sowie die steigende Nachfrage an Baumwollkleidung in Folge des Bevölkerungsanstiegs machten immer größere Baumwollimporte aus Übersee, die enorme Summen verschlangen, nötig. Die Tatsache, daß Deutschland wie auch alle anderen europäischen Industrienationen, aus klimatischen Gründen auf den Import von Baumwolle angewiesen waren, schien Friedrich Fabris Aussage, nach der Kolonien für Deutschland ein „unabweisbares Bedürfnis“2 seien, zu bestätigen. Wie der „Vater der deutschen Kolonialbewegung“, sahen auch andere Kolonialpropagandisten wie Wilhelm Hübbe-Schleiden oder Ernst von Weber, noch von der Denkweise des Merkantilismus geprägt, die Bedeutung überseeischer Gebiete in dem Austausch- prozeß deutscher Exportgüter gegen koloniale Rohstoffe.3 In England hatte David Livingstone bereits 1857 den kolonialen Baumwollanbau mit seinem Sambesi-Projekt an die Politik herangetragen. Die am Sambesi von den Einheimischen angebaute Baumwolle sollte dabei die totale Abhängigkeit Englands von amerikanischen Baumwollieferungen beenden.4 Auf deutscher Seite war es Reichskanzler Bismarck der das „Rohstoffargument“ im Hinblick auf den kolonialen Baumwollanbau aufgriff. In der Kolonialdebatte des Reichstages am 12. März 1885 erklärte er:
„Wenn wir [...] mit der gleichen Intelligenz, wie die Amerikaner ihre Baumwolle pflanzen und bearbeiten, in Gegenden wie Neuguinea wie Kamerun, wie die afrikanischen äquatorialen Gegenden, Baumwolle züchten können, die wir nicht mehr von Ausländern, sondern von deutschen überseeischen Besitzern kaufen würden, so wäre das ein Vorteil für unser Nationalvermögen, während sich das Geld, das wir für Baumwolle, Kaffee, Kopra und alle solchen äquatorialen Produkte ausgeben, rein á fonds perdu herausgeht aus unserem Vermögen.“5
Planmäßige Versuche Baumwolle im großen Stil als Cash crop6 in den deutschen Kolonien anzubauen wurden aber erst ab 1900 vom Kolonial - Wirtschaftlichen Komitee (KWK) unternommen, nachdem sich die Baumwollversorgung Deutschlands durch die marktbeherrschende Stellung der USA zur „Baumwollnot“ bzw. „Baumwollfrage“ zugespitzt hatte. Da dieser für das Deutsche Reich beispiellose Zusammenschluß privater Investoren, kolonialer Gesellschaften, Industrievereinigungen und wissenschaftlicher Institute mit dem erklärten Ziel, die Rohstoffversorgung Deutschlands im Allgemeinen und mit Baumwolle im Besonderen zu sichern, bisher von der Forschung kaum behandelt worden ist, soll dem KWK ein eigenes Kapitel dieser Arbeit gewidmet werden.7
Darüber hinaus soll die „Baumwollfrage“, die um 1900 alle europäischen Industrienationen in Atem hielt und als Wegweiser des kolonialen Baumwollanbaus anzusehen ist, skizziert werden. Allein zur Lösung dieses speziellen Wirtschaftsproblems wurden in Deutschland zwischen 1900 und 1907 insgesamt 1, 7 Millionen Mark in die Förderung des Baumwollanbaus in den deutschen Schutzgebieten investiert. Einzig England gab im genannten Zeitraum mit 9, 4 Millionen Mark eine größere Summe als das Deutsche Reich für den kolonialen Baumwollanbau aus.8 Wesentlich beeinflußt wurde diese Entwicklung durch die Tatsache, daß die Baumwolle nach 1884 zum „Importpodukt Nr. 1“ avancierte.9
Baumwollanbauversuche wurden in allen deutschen Schutzgebieten gemacht, dabei schienen Togo und DOA die günstigsten Voraussetzungen zu bieten. Obwohl der planmäßige Anbau 1900 in Togo begann, soll der Schwerpunkt der Analyse auf die Methodik des Baumwollanbaus in DOA gelegt werden, da dieses Schutzgebiet ab 1907/08 Togo in den Exportmengen überrundete und fortan den „Löwenanteil“ der deutschen Kolonialbaumwolle produzierte. Entscheidender aber noch für die Auswahl DOA`s als Forschungsschwerpunkt war die Tatsache, daß in diesem Schutzgebiet der Baumwollanbau in äußerst differenzierter Weise betrieben wurde. Während in Togo fast ausschließlich die Einheimischen Baumwolle anpflanzten (Eingeborenenkultur), etablierten sich in DOA neben den Eingeborenen auch weiße Farmer und europäische Plantagengesellschaften als Baumwollproduzenten. Damit waren in DOA alle Wirtschaftsformen, mit denen kolonialer Baumwollanbau betrieben werden konnte, vereint.
Durch eine Analyse der Organisation und Methodik des Baumwollanbaus, sollen die materiellen und finanziellen Anstrengungen, die auf diesem kolonialwirtschaftlichen Gebiet unternommen wurden, aufgezeigt werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wiederum lassen Rückschlüsse auf den Stellenwert des „Rohstoffargumentes“ der Kolonialagitation in der aktiven Kolonialwirtschaft zu. nicht unbedeutende Vereinigung. So zum Beispiel bei: Erbar, Ralph: Ein „Platz an der Sonne“? Die Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der deutschen Kolonie Togo 1884 - 1914, Stuttgart 1991. S. 133ff.[Künftig zitiert:Erbar: Ein „Platz an der Sonne“?];Hausen, Karin: Deutsche Kolonialherrschaft in Afrika. Wirtschaftsinteressen und Kolonialverwaltung in Kamerun vor 1914, Freiburg 1970. S.36 42.[Künftig zitiert: Hausen: Deutsche Kolonialherrschaft in Afrika]; Sebald, Peter: Togo 1884 - 1914.Eine Geschichte der deutschen „Musterkolonie“ auf Grundlage amtlicher Quellen, Berlin 1988. S. 435 - 439. [Künftig zitiert: Sebald: Togo 1884 - 1914.]; Tetzlaff, Rainer: Koloniale Entwicklung und Ausbeutung. Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutsch-Ostafrikas 1885 - 1914, Berlin 1970. S. 141 - 147. [Künftig zitiert: Tetzlaff: Koloniale Entwicklung und Ausbeutung.]
Nicht zu unrecht hat Werner Tetzlaff den Baumwollanbau als die größte Anstrengung die Deutschland auf kolonialwirtschaftlichen Gebiet in Ostafrika unternommen hat, bezeichnet, wenn man die finanziellen und materiellen Aufwendungen isoliert betrachtet.10 Doch welchen Wert hatten diese Anstrengungen letztendlich: Haben sich die deutschen Schutzgebiete, dank der Bemühungen des KWK wirklich zu den von der Kolonialagitation euphorisch prophezeiten „Rohstoffbasen“ für die heimische Textilindustrie entwickeln können, oder war dieses wirtschaftliche Argument nur ein apologetisches, um nationalistische Motive zu rechtfertigen?11
BEMERKUNGEN ZUR QUELLEN - UND LITERATURLAGE
Das Quellenmaterial zur Baumwollnot in Deutschland und über den kolonialen Baumwollanbau ist überaus reichhaltig. Die Berichte in der kolonialen und auch in der Tagespresse, die zu diesem Thema gehaltenen Vorträge und die in großer Zahl publizierten Aufsätze und Broschüren spiegeln das Interesse der deutschen Bevölkerung an diesem Themenkomplex wieder.
Die Aufarbeitung des kolonialen Baumwollanbaus von Seiten des KWK`s stützt sich in erster Linie auf die seit 1901 vom Komitee herausgegebenen Berichte über „Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen“12. Veröffentlicht wurden die Berichte in den „Beiheften zum Tropenpflanzer“ und in Auszügen auch in der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift „Der Tropenpflanzer“ sowie in anderen kolonialen Presseorganen. Bei den beiden erstgenannten Quellen handelt es sich um, vom KWK herausgegebene Fachzeitschriften.
Am historischen Gehalt dieser für die Arbeit grundlegenden Quellengattung bestehen kaum Zweifel, da es sich bei den Berichten um offizielle Jahresberichte handelte, die nicht nur an die Mitglieder des Komitees, sondern auch an Partnerorganisationen in Europa verschickt wurden. Darüber hinaus legte das KWK in diesen Berichten seine Bilanzen offen und gestand auch immer wieder Fehler und Mißerfolge ein. Eine gewisse Kontrollfunktion war überdies durch die enge Kooperation mit den jeweiligen Gouvernements und in DOA auch durch das Kaiserlich Biologisch-Landwirtschaftliche Institut Amani, das sich auch mit dem kolonialen Baumwollanbau befaßte, gegeben. Die vom Institut in regelmäßigen Abständen herausgegebene Fachzeitschrift „Der Pflanzer“ bildet eine weitere wichtige Quellengruppe für den kolonialen Baumwollanbau speziell in DOA.13
Grundlegende Quellen für die Aktivitäten des Reichsregierung auf dem Gebiet des kolonialen Baumwollanbaus sind die 1911 und 1914 veröffentlichten Denkschriften14. Die erste Denkschrift mit dem Titel „Die Baumwollfrage. Denkschrift über Produktion und Verbrauch von Baumwolle. Maßnahmen gegen die Baumwollnot“, befaßt sich mit den Ursachen der Baumwollkrise, den Produktionsgebieten der Welt und mit den deutschen Schutzgebieten als Lieferant von Rohbaumwolle. In der Schrift werden die bisherigen Aktivitäten skizziert und abschließend ein Maßnahmenkatalog der Verwaltung zur Förderung des Baumwollanbaus erstellt. Die zweite , im Januar 1914 veröffentlichte, Denkschrift des Reichskolonialamts (RKA) ist eine Bestandsaufnahme der seit 1910 erfolgten Entwicklung des Baumwollanbaus in den Schutzgebieten Kamerun, Togo und DOA. Mit einem Ausblick auf die Entwicklung des Baumwollanbaus in den kommenden Jahren endet die Denkschrift.
Neben den Publikationen des KWK, den landwirtschaftlichen Fachzeitschriften und den Veröffentlichungen des RKA, bildet die koloniale (Tages-)Presse als vierte Quellengruppe eine wichtige Ergänzung zu den offiziellen Publikationen, da die häufig euphorischen Reden, Vorträge und Broschüren über die Aussichten des kolonialen Baumwollbaus dort einer kritischen Betrachtung unterzogen wurden. Darüber hinaus kamen in der kolonialen (Tages-)Presse auch Kritiker des kolonialen Baumwollanbaus zu Wort, und in den Zeitungs- und Zeitschriftenartikel finden sich viele Hinweise auf Problembereiche der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung der Schutzgebiete, die auch für den Baumwollanbau relevant waren. Aufgrund der Fülle des Materials zur Problematik des kolonialen Baumwollanbaus, stellt das in dieser Arbeit verwendete Quellenmaterial lediglich einen repräsentativen Querschnitt dar. Nicht zuletzt die große Menge des gedruckten Quellenmaterials zu dieser Thematik läßt erahnen, welchen Stellenwert der Baumwollanbau in der deutschen Kolonialpolitik und -wirtschaft eingenommen hat. Um so erstaunlicher ist es, daß mit der Arbeit von Robert Bühler15 lediglich eine ältere Monographie zu diesem Thema vorliegt, die den deutschen Baumwollanbau aber nur sehr knapp, den kolonialen Baumwollanbau Frankreichs und Englands dagegen ausführlicher behandelt.
Einen guten Überblick über den wirtschaftlichen Wert der deutschen Kolonien im Allgemeinen, sowie über die Verflechtungen der Schutzgebiete mit dem Mutterland gibt Francesca Schinzinger in ihrem Buch „Die Kolonien und das Deutsche Reich“16. Im Bezug auf die wirtschaftliche Durchdringung und Entwicklung DOA’s sind insbesondere die Werke von Detlef Bald17 und Rainer Tetzlaff18 zu erwähnen. In beiden Arbeiten wird der Baumwollanbau aber nur kurz und schematisch dargestellt. Ausführlicher ist dagegen bereits der Baumwollanbau in Togo durch die Arbeiten von Ralph Erbar und Peter Sebald untersucht.19
Abschließend soll noch ein Blick auf die peripherieorientierte und afrikanische Historiographie20 geworfen werden.Im Zuge der staatlichen Unabhängigkeit Tansanias wurden die Darstellungen über die deutsche Kolonialpolitik, durch die Tendenz, nationale Traditionen als gemeinschaftliche Klammer für eine heterogene Bevölkerung zu propagieren, beeinflußt. So wurde der Maji - Maji - Aufstand als Beginn einer nationalen Einigungsbewegung und als Staatenbildungsprozeß gedeutet.21 Als eine der Hauptursachen der Aufstandsbewegung nennt Iliffe22 den zwangsweisen Anbau von Baumwolle durch die Eingeborenen. Unerwähnt bleibt, daß die Eingeborenen nach dem Aufstand Baumwolle freiwillig anbauten und damit den Grundstein für einen wichtigen Landwirtschaftszweig des späteren Tansania legten. Der Verdienst der afrikanischen Historiographie ist es aber, den Blick auf die Betrachtung des europäischen Imperialismus aus der Sicht der kolonisierten Bevölkerung geöffnet zu haben.
I. DIE BAUMWOLLE - EIN ROHSTOFF VERÄNDERT DIE WELT
Die Baumwolle ist in tropischen und subtropischen Gebieten zwischen 41° nördlicher Breite und 36° südlicher Breite heimisch. Angebaut wird die Pflanze im „cotton belt“, dem „Baumwollgürtel“ der sich über Nord- und Südamerika, Afrika und Asien erstreckt. Bei der Baumwolle handelt es sich um eine strauch- bzw. baumartige Pflanze mit drei- bis siebenlappigen Blättern und elfenbeinfarbenen, gelben bis purpurnen Blüten.
„Die Fruchtkapsel hat die Größe einer Walnuß und enthält in ihrem Innern eine große Anzahl mit mehr oder weniger langen Haaren bekleidete Samen . Reif springt die Kapsel auf und die Samenhaare, welche die Baumwolle darstellen, quellen in dichtem Knäuel hervor[...].“23
Der kostspieligste Teil der Baumwollkultur ist die Ernte, da die Samenkapseln über einen bestimmten Zeitraum verteilt reifen. Um die noch unreifen Kapseln bei der Ernte nicht zu beschädigen, mußte die Baumwolle im behandelten Zeitraum noch per Hand gepflückt werden. Dies führte in allen Gebieten des „cotton belt“, während der Erntemonate zu einem enormen Arbeiterbedarf. Die geerntete Baumwolle wurde dann in mechanischen oder mit Dampfkraft betriebenen Ginanlagen24 weiterverarbeitet, in einem zweiten Schritt zu Ballen25 gepreßt und auf dem Weltmarkt angeboten. Die „Abfallprodukte“ wie die Stengelrinde der Baumwolle dienten zur Papierherstellung. Die Samenkerne wurden oft zu Speiseöl verarbeitet oder als Saatgut für die nächste Aussaat verwendet.26
Die oben beschriebenen Arbeitsschritte beim Anbau und bei der Weiterverarbeitung der Baumwolle zeigen, daß es sich bei der Baumwollkultur um einen sehr zeit- und arbeitsaufwendigen Landwirtschaftszweig handelte, der überdies, aufgrund des hohen Arbeitskräftebedarfes und der Ernteaufbereitung mit Hilfe von Spezialmaschinen, sehr kapitalintensiv war.
I.1. Die Baumwollproduzenten von 1800 bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Bis 1800 erhielt Europa seine Baumwolle überwiegend aus Brasilien, Indien, dem Nahen Osten, aus der Karibik und von den Mittelmeerküsten. Die USA spielten als Produktionsland noch keine Rolle, wie Tabelle I.27 zeigt. Im Verlauf des 19. Jahrhundert ergaben sich dann in der Weltbaumwollproduktion zwei bedeutende Änderungen . Erstens steigerte sich die Weltproduktion in einem ungeheuren Umfang und zweitens verschob sich das Hauptanbaugebiet von Asien nach den Vereinigten Staaten von Amerika.
Belief sich die Welternte 1791 noch auf 980.000 Ballen, so war sie hundert Jahre später im Jahr 1893 schon auf 11.540.000 Ballen gestiegen.28 Im Jahre 1903 betrug die Welternte dann 15.680.000 Ballen.29 Parallel zum Anstieg der Weltproduktion verlagerten sich die Hauptanbaugebiete von den asiatischen Ländern und Indien, die 1791 noch über 50 Prozent der Welternte geliefert hatten, nach Nordamerika. Wie bereits beschrieben, hatte die amerikanische Baumwollproduktion 1791 mit 4000 Ballen noch keine Bedeutung für den Weltmarkt. Kaum 50 Jahre später hatte sie sich dagegen eine führende Position erobert. „Im Jahre 1833/1834 wurde zum ersten Mal eine Million [Ballen], neun Jahre später die zweite Million und 1858/1859 die dritte Million überschritten.“30 Zur Jahrhundertwende 1900/1901 wurden im Süden der USA 10.425.141 Ballen Baumwolle produziert. Damit betrug der Anteil der Vereinigten Staaten an der Weltversorgung 63 %. Bei der für die europäische Textilindustrie am dringendsten benötigten Baumwolle der vierten Klasse (Grad II)31, war die Vormachtstellung der USA noch ausgeprägter. 1914 produzierte die Union 92 % dieser Baumwollkategorie.32
Einen Aufschwung erlebte auch die Baumwollproduktion Ostindiens. Trotzdem konnte man mit den Produktionssteigerungen der USA nicht Schritt halten. Auch qualitativ blieb die indische Baumwolle hinter der amerikanischen Baumwolle zurück und konnte als Ersatzprodukt den Bedarf des deutschen Marktes nicht decken.33 Hinzu kommt, daß im Gegensatz zum indischen Subkontinent die Vereinigten Staaten über nahezu unbegrenzte Landreserven verfügten.34 Im Gegensatz zu den USA und Indien hatten Westindien und in abgeschwächteren Maße auch Brasilien einen Rückgang ihrer Weltmarktanteile zu verbuchen. Neu im internationalen Baumwollhandel etablieren konnte sich Ägypten, das seit 1821 Baumwolle in jährlich steigenden Raten ausführte.35 Im Jahre 1902/1903 lag Ägypten mit einer Baumwollproduktion von 1.168.000 Ballen auf dem dritten Platz der Baumwolle produzierenden Länder hinter Indien mit 3.367.000 Ballen. Unangefochten an der Spitze aber standen die USA mit einer Produktion von 10.827.000 Ballen, bei einer Welternte von 17.305.000 Ballen.36
Der europäische „Baumwoll-Boom“ (Adams), ausgelöst durch das rapide Anwachsen der Textilindustrie während der industriellen Revolution, hatte sich in Amerika zu einem Katalysator für die Besiedlung des Westens und der infrastrukturellen Erschließung des Landes entwickelt. So schreibt Adams, daß der eigentlich motivierende Faktor für die Besiedlung des unteren Mississippitals die enorme Nachfrage nach Baumwolle gewesen sei.37 Damit hatte sich die Baumwolle im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einem „globalen Entwicklungsfaktor“ entwickelt, der in der „Neuen Welt“ die Erschließung des nordamerikanischen Kontinents beschleunigte und in der „Alten Welt“ eine wesentliche Voraussetzung für den zügigen Fortgang der industriellen Revolution darstellte. Daß sich die europäische Textilindustrie - als Preis für ihren schnellen Industrialisierungsprozeß - scheinbar bereitwillig in ein Abhängigkeitsverhältnis zu den USA begab, zeigt, daß die sich entwickelnden globalen Wirtschaftsverflechtungen kapitalistischer Ausrichtung in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch fatal unterschätzt wurden. So hatten noch 1892 der „Centralverband [sic!] deutscher Industrieller“ (CDI) und der „Verein süddeutscher Baumwollindustrieller“ eine Anfrage Bismarcks, nach einer Be teiligung an Baumwollanbauversuchen in den Kolonien, im Hinblick auf die ausreichende Versorgung durch die USA, abgelehnt.38
I.2. Die deutsche Textilindustrie - Baumwollverbrauch und Beschäftigtenzahlen
Das Textilgewerbe stellte in Deutschland seit Jahrhunderten den wichtigsten Gewerbezweig dar. Um 1800 arbeiteten schätzungsweise 340.000 Erwerbstätige - ein Fünftel aller im Gewerbe tätigen Personen - in der Textilbranche. Ab der Mitte des 19. Jahrhundert setzte dann ein kontinuierlicher, sich lang hinziehender Mechanisierungsprozeß ein.39 Die Expansion des internationalen Handels und die Ausweitung des Binnenhandels förderten die Nachfrage nach Textilprodukten und der fortschreitende Mechanisierungsgrad führte zu einer Verbilligung des Produktionsprozesses. Im Zuge dieser Entwicklungen hatte sich die Baumwollkleidung von einem Luxusartikel, zu einem Massenprodukt für alle Bevölkerungsschichten gewandelt.40 Ein wichtiger Indikator für den Entwicklungsstand der Textilindustrie und ihrer Bedeutung für das Dt. Reich, ist die Anzahl der Betriebe und die in dieser Branche Beschäftigten. 1885 wurden 7.879 Textilbetriebe mit 511.667 beschäftigten, versicherten41 Personen, gezählt. Fünfzehn Jahre später, zu Beginn des planmäßigen Baumwollanbaus in den deutschen Kolonien, waren bereits 770.192 Arbeiter in 11.467 Textilbetrieben beschäftigt. 1907 war die Zahl der Betriebe auf 15.480 angestiegen. Beschäftigt waren 914.033 Arbeiter.42 Setzt man diese Zahlen ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, 1890 lebten 49,4 Millionen Menschen im Dt. Reich (1913: 66, 9 Mio.), wird der hohe Stellenwert der Textilindustrie innerhalb der deutschen Wirtschaft, besonders deutlich.43 Trotz der hohen Arbeiterzahl - immerhin ein Achtel aller in der Industrie Beschäftigten44 - und mit einer Jahresproduktion von über eine Milliarde Mark, war die deutsche Textilindustrie, aufgrund der Uneinheitlichkeit ihres Wachstums in den Sparten Woll -, Leinen - und Baumwollverarbeitung, kein Leitsektor der Industrialisierung. Die Baumwollindustrie expandierte aber in einem Tempo, das „Demonstrationscharakter“ besaß:
„Die Baumwollindustrie demonstriert Zeitgenossen Möglichkeiten stetiger Beschäftigung, unternehmerischen Persönlichkeiten Chancen gewinnbringender Investition. Sie zeigt die enormen Verbesserungen neuer Technologien auf und stimuliert Nachahmung in der übrigen Textilindustrie sowie in weiteren Branchen.“45
Diese Entwicklung hatte einen stetig steigenden Bedarf an Arbeitern und Rohbaumwolle zur Folge. Arbeitskräfte gab es in ausreichendem Maße, Baumwolle mußte dagegen zu 100% aus dem Ausland importiert werden. Tabelle II.46 zeigt die Entwicklung der Baumwollimporte. Besonders deutlich wird auch die Vormachtstellung der USA bei diesen Importen. Obwohl Deutschland der Hauptkonsument indischer Baumwolle blieb und die Baumwollimporte aus Indien bis 1905 stiegen, vergrößerte sich der prozentuale Anteil Amerikas an den Gesamtimporten kontinuierlich. Um die Jahrhundertwende bezog die deutsche Textilindustrie ca. 77 % ihrer Baumwolle aus den USA. In England betrug der Anteil der USA an den Gesamtimporten sogar 84 %.47 In Anbetracht dieser Zahlen kann von einer weltmarktbeherrschenden Position bzw. von einer Monopolstellung der USA auf dem Baumwollmarkt gesprochen werden. Dieser Monopolcharakter, der in den Industriestaaten Europas als ein „bedrückendes und schmachvolles Abhängigkeitsverhältnis“48 empfunden wurde, ließ die Baumwollversorgung zu einem Politikum werden, das in Europa unter dem Stichwort „Baumwollnot“ Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gleichermaßen beschäftigte.
III. DAS KOLONIAL - WIRTSCHAFTLICHE KOMITEE
Vor dem düsteren Hintergrund der Abhängigkeit Deutschlands hinsichtlich seiner Versorgung mit Rohstoffen aus dem Ausland, schlossen sich am 18.Januar 1896 Interessenten zum „Komitee zur Förderung der Einfuhr von Erzeugnissen aus den deutschen Kolonien“ zusammen. Aus dieser Organisation ging am 25. Oktober 1897 das KWK als gemeinnützige Organisation unter dem Vorsitz von Karl Supf hervor.49 Neben der Steigerung des Absatzes heimischer Industrieerzeugnisse, dem Ausbau des Verkehrssystems in den Kolonien (Eisenbahnen) und der Unterstützung der Ansiedlung in den deutschen überseeischen Besitzungen, hatte sich das KWK vor allem aber die Förderung der Rohstoffproduktion in den Kolonien, zur Aufgabe gemacht.50 Im Stil des Merkantilismus und im Sinn der klassischen ökonomischen Imperialismustheorien (Mommsen), sollten sich die Kolonien so zu nutzbringenden Gliedern des heimischen Wirtschaftslebens entwickeln und der koloniale Rohstoffbedarf gedeckt werden, um so Deutschlands Stellung auf dem Weltmarkt zu verbessern.
Neben der Sisal- und Kautschukproduktion wurde ein besondere Augenmerk auf die Förderung des Baumwollbaus gelegt. Bereits im März 1902 war dem KWK durch die Baumwollkonferenzen im Reichsamt des Innern (6. März) und im Auswärtigen Amt/Kolonialabteilung ( 24. März) die dauernde Wahrnehmung der Baumwollbau-interessen übertragen worden. Damit hatte sich das Reich auf rein finanzielle und ideelle Unterstützung beschränkt und alle Initiativen und praktischen Anbauversuche, sowie die damit verbundenen Risiken auf die eigens zu diesem Zwecke vom KWK gegründete Baumwollbaukommmission abgewälzt. Um die, in der Satzung festgeschriebenen, hochgesteckten Ziele zu erreichen, wurden zwischen 1896 und 1906 1,5 Millionen Mark für Studienreisen, beispielsweise nach Nordamerika, Britisch- und Niederländisch-Indien, sowie für wissenschaftliche Expeditionen in die deutschen Schutzgebiete und andere wirtschaftliche Vorarbeiten, aufgebracht. Finanziell und ideell unterstützt wurde die Projekte KWK von der Reichsregierung, der „Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der deutschen Schutzgebiete“ und von der deutschen Kolonialgesellschaft, der das KWK seit 1902 auch unter dem Namen „Wirtschaftlicher Ausschuß der Deutschen Kolonialgesellschaft“ in Wirtschaftsfragen beratend zur Seite stand.51
Darüber hinaus gewährten verschiedene Industriebranchen dem KWK jährlich finanzielle Beiträge. Die Vertreter der Textilindustrie auf der Baumwollkonferenz im Reichsamt des Innern am 6. März 1907 bereit, der Baumwollbaukommission des KWK jährlich einen Satz, von 10 % der Beiträge (1909: 85 000 Mark) zur Berufsgenossenschaft zu gewähren. Auf der Baumwollkonferenz im Reichsamt des Innern am 19. Oktober 1909 wurden die Beitragszahlungen nach diesem Schlüssel um weitere drei Jahre verlängert.52 Hinzu kamen jährlich etwa 125 000 Mark von der Regierung DOA’s, dem Reich und von der Wohlfahrtslotterie. Zusammen mit den Beiträgen der Textilindustrie standen dem KWK also jährlich ungefähr 200 000 Mark für den kolonialen Baumwollbau zur Verfügung.53
Mit dieser finanziellen Unterstützung gelang es nach langwierigen Versuchen die Baumwollkultur in Togo und in DOA einzuführen, die Versorgung der Eingeborenen mit Saatgut zu gewährleisten, sowie Ginmaschinen und Ballenpressen auf verschiedenen Stationen zu etablieren. Angeregt durch Preisausschreiben und Prämien gelang es auch neue Industriezweige, wie die Herstellung von Baumwollginmaschinen und Baumwollpressen, die bisher ausschließlich im Auslande hergestellt wurden, in der deutschen Maschinenbauindustrie zu etablieren.54
II. „COTTON FAMINE“ - DIE „BAUMWOLL(HUNGERS)NOT“
Entstanden ist der Begriff „Cotton famine“ oder „Baumwoll(hungers)not“ in den 1860er Jahren in England. Auslöser der Baumwollnot war der amerikanische Bürgerkrieg. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen 1861 und 1865 kam der Baumwollanbau in den Südstaaten der USA fast vollständig zum erliegen. Ein Export nach Europa fand, teils durch absichtlich zurückgehaltene Baumwollieferungen, um England zu einem Eingreifen zugunsten der Südstaaten zu zwingen, teils durch die Seeblockade der Unionsflotte, nur in sehr geringem Maße statt.49 Der Baumwollexport, der 1860/1861 noch 3.127.568 Ballen betragen hatte, sank 1862/1863 auf 10.898 Ballen.50 Dies traf zu allererst die stark prosperierende Textilindustrie Englands, in geringerem Maße aber auch die Textilindustrien Deutschlands und Frankreichs.
In Deutschland machten den Textilindustriellen weniger die ausbleibenden Baumwollieferungen aus den USA zu schaffen, als die, in Folge der Rohstoffknappheit, explosionsartig angestiegenen Baumwollpreise. Trotz enormer Exportsteigerungen in Indien, Ägypten, Brasilien und Westindien, sowie die Erschließung neuer Bezugsquellen in Peru, China und Japan waren die Folgen, vor allem für die englische Textilindustrie, verheerend. Viele Textilfabriken mußten schließen, die Warenlager waren leer und der Hafen von Liverpool verödete. Neben den finanziellen Einbußen der Textilfabrikanten traten die sozialen Nöte der Arbeiter. „Hunderttausende von Fabrikarbeitern mußten feiern [i.e. wurden entlassen, T.D.] und, am Hungertuche nagend, sahen sie sich auf die Mildtätigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen, [...].“51
Doch nicht nur die europäische Textilindustrie wurde durch den Bürgerkrieg schwer getroffen, auch die amerikanische Baumwollproduktion wurde um Jahrzehnte zurückgeworfen. Der Bürgerkrieg warf die USA auf den vierten Platz der Baumwollweltproduktion hinter Indien, Ägypten und Brasilien zurück und es sollte knapp zwanzig Jahre dauern, bis die USA ihre Führungsposition zurückerobert hatten.52
II.1. „Tributzahlungen“ an Amerika - Die „Baumwollnot“ in Deutschland
Eine Renaissance erfuhr die „Baumwollnot“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa.53 Auslöser waren in diesem Fall keine akuten Lieferschwierigkeiten, also eine Rohstoffknappheit, sondern die bereits angedeutete Monopolstellung der USA auf dem Baumwollmarkt. Neben den unregelmäßig auftretenden Baumwollkrisen, wie beispielsweise in den Jahren 1903 und 1910, als amerikanische Mißernten und Börsenspekulationen die Preise für amerikanische Baumwolle in kurzer Zeit enorm ansteigen ließen54, waren der kontinuierlich wachsende Rohbaumwollbedarf in Europa und der parallel dazu wachsende Konsumentenkreis, sowie die Vormachtstellung der USA die ausschlaggebenden Gründe für die Baumwollnot. Anders als in den 1880er Jahren, als man in den USA den Garanten einer ausreichenden und billigen Rohstoffversorgung gesehen hatte, wurde die Position der USA nach 1900 als beängstigend empfunden. Für Karl Supf, den Vorsitzenden des KWK, waren die jährlichen Rohbaumwolleinkäufe in den USA deswegen nichts anderes als drückende „Tributzahlungen“.55 In Anbetracht solcher Formulierungen, die die Importabhängigkeit mit einer nationalen Schmach gleichsetzten, kann es nicht verwundern, das Staatssekretär Dernburg den Baumwollanbau wenige Jahre später zu einer „nationalen Aufgabe“ stilisieren sollte.56
Verschärft wurde die „Baumwollnot“ durch die zügig fortschreitende Entwicklung der Textilindustrie in den Baumwollproduktionsgebieten selbst. „Ich wiederhole, die Situation ist nicht durch die Baumwollknappheit der Welt erzielt, sondern auch durch eine zu rasche Ausdehnung der Fabriken“57, erklärte Staatssekretär Dernburg am 14.April 1910 vor der Versammlung des Deutschen Handelstages. Abgezielt hatte er mit dieser Aussage auf die Entwicklung der Baumwollindustrie in den großen Baumwollexportländern Amerika und Indien. Am schnellsten schritt die Entwicklung auch hier in den USA voran. Im Jahre 1900 verfügten die Vereinigten Staaten über 19.472.000 Spindeln, neun Jahre später war deren Zahl auf 28.018.000 gestiegen.58 In einem krassen Mißverhältnis zu der oben aufgezeigten Entwicklung stand die Ausdehnung der Baumwollanbauflächen in den USA.59 In Anbetracht dieser Entwicklung wurden Hochrechnungen, wann Amerika seine kompletten Baumwollernten selber verarbeiten würde, angestellt und Stimmen wurden laut, die den USA vorwarfen, die Anbauflächen absichtlich nicht zu vergrößern und Mißernten zu prognostizieren, um die Preistreiberei auf dem Weltmarkt zu fördern.60 Von einem „Sklaventum der Spekulation“61 wurde gesprochen.
„Methodisch immer in der gleichen Weise geht die gut organisierte, von leistungsfähigen Finanzleuten geführte amerikanische Spekulation dabei zu Werke. Sobald auf den Baumwollpflanzungen mit dem Pflücken begonnen wird, werden allerlei ungünstige Meldungen über die voraussichtliche Ernte in die Welt gesetzt; sie finden in gewissen Presseorganen einen bereitwillige Aufnahme und veranlassen die geängstigten Verbraucher der Baumwolle zu voreiligen Einkäufen. In diese Haussebewegung greift dann die Spekulation nachdrücklichst ein, kauft das gesamte Angebot auf und steigert so von Tage zu Tage die Preise.“62
In einem wesentlichen Maße an den Spekulationen beteiligt waren die Pflanzervereinigungen, wie die 1905 gegründete „Southern Cotton Association“, deren Ziel es war, die Baumwollpreise mit praktischen und agitatorischen Mitteln in die Höhe zu treiben.63 Mißernten in den USA und in Ägypten verschärften die Baumwollfrage und riefen den Europäern immer wieder ihre Abhängigkeit von den USA in Erinnerung, und noch im Februar 1911 konstatierte das RKA in seiner Denkschrift über die Baumwollnot: „ Das nordamerikanische Produktionsmonopol, [...], ist seitdem der Hauptgrund der Baumwollnot geblieben.“64
Arbeiterentlassungen, Kurzarbeit und Betriebsschließungen in der europäischen Textilindustrie waren die alarmierendsten Folgeerscheinungen der Baumwollfrage. Der bis dato rein ökonomischen trat eine sozial-gesellschaftliche Problematik mit einer nicht zu unterschätzenden Gefahr für den inneren Frieden der Industriestaaten, hinzu. In Anbetracht dieser Situation galt es, sich nach neuen Wegen aus der Krise umzusehen.
II.2. Kolonialer Baumwollanbau - Die Antwort auf die Baumwollfrage?
Als ein Ausweg wurde der koloniale Baumwollbau angesehen und von seinen Befürwortern zu einer „nationalen Angelegenheit“ erkoren:
„Diese Aufgabe erscheint heute geradezu als eine Pflicht, nicht allein derjenigen, die dem Baumwollhandel und der Baumwollindustrie nahestehen, nein, als eine Pflicht eines jeden Deutschen, dem das Wohl und Wehe unserer Baumwollindustrie und damit eines grossen [sic!] Prozentsatzes unserer Bevölkerung am Herzen liegt, und der vereint mit allen Freunden unserer Kolonien dem Ziele zustrebt, durch ihre Erschließung unserem Volke und unserem Vaterlande dauernde Dienste zu leisten. Möchten sich in solchem Streben alle Kolonialfreunde die Hände reichen und unter der Devise ‘Einer für Alle und Alle für Einen’ bleibende Erfolge erzielen!“65
Mit Kolonialstaatssekretär Bernhard Dernburg hatten die Verfechter des kolonialen Baumwollbaus einen wichtigen Verbündeten gefunden. Nach seinem Verständnis bedeutete Kolonisation nichts anderes als „die Nutzbarmachung des Bodens, seiner Schätze, der Flora, der Fauna und vor allem der Menschen zugunsten der Wirtschaft der kolonisierenden Nation, [...]“.66 Mit dieser, an das „Rohstoffargument“ der kolonialen Agitation der 1880er Jahre angelehnten Aussage hatte Dernburg aber keineswegs eine Extremposition formuliert, sondern lediglich eine unter den europäischen Kolonialmächten allgemein vorherrschende Ansicht ausgesprochen. Die Einführung des planmäßigen Baumwollanbaus in den deutschen Kolonien schien nicht nur legitimes Mittel, sondern eine zwingende Notwendigkeit zur Bekämpfung der Baumwollnot zu sein. Die „Neue Augsburger Zeitung“ schrieb zu diesem Thema:
„[ ] hier darf nicht kleingeistig vorgegangen werden, hier darf man nicht von Kolonialschwindel sprechen, die deutsche Textilindustrie steht auf dem Spiele und mit ihren Spindel- und Webstühlen tausende und abertausende von Familien.“67
Unterstützung fand Dernburg auch beim DIHT, beim CDI und auch die bis dato noch überwiegend kolonialgegnerisch eingestellte SPD befürwortete die Bemühungen des KWK um den kolonialen Baumwollanbau.68 So konstatierte die SPD nahe Zeitung „Vorwärts“ am 16.Oktober 1903:
„Wir sind durchaus Gegner der Kolonialpolitik, stehen aber den in Afrika betriebenen Versuchen, dort die Baumwollkultur einzuführen und auszudehnen, sympathisch gegenüber. Das Baumwollmonopol, das die Vereinigten Staaten von Amerika immer noch besitzen, führt dort in jedem Jahre zur Bildung von Spekulationsringen und schamlosen Preistreibereien, [...]. Könnte dieses Monopol Amerikas und damit der dortigen Baumwollkönige durchbrochen werden, so würde das für die gesamte Baumwollindustrie ein großer Vorteil sein.“69
Trotz dieser Aussagen gelang es dem KWK im Gegensatz zur BCGA in England nicht, die Arbeiterschaft über ideelle Unterstützungsmaßnahmen hinaus zu finanziellen Beihilfen zu bewegen.70 In Anbetracht der sich verschärfenden Baumwollnot wurden Hochrechnungen angestellt, in welchem Zeitraum Deutschland sich mit Baumwolle aus den eigenen Schutzgebieten selber versorgen könne. Die Prognosen schwankten zwischen 30 und 50 Jahren. Die Tatsache, daß in den deutschen Kolonien die erforderlichen Mengen Baumwolle produziert werden könnten, wurde mit „blauäugigen“ Rechnungen belegt.
„[...] Bei einer günstigen Ernte von 400 kg Lint71 auf den Hektar wäre demnach eine alljährliche Anbaufläche 1.000.000 ha erforderlich, [...], um unseren Bedarf sicher und für die nächsten fünf Jahre etwa zu decken. Das ist eine Ausdehnung von 10.000 bis 15.000 qkm, also etwa so viel wie das Großherzogtum Mecklenburg Schwerin (13.127 qkm) oder das Königreich Sachsen (14.993 qkm). [...] Durch diesen letzten Vergleich wird selbst ein Laie wohl leicht überzeugt werden, daß unsere Kolonien, welche fünfmal so groß sind wie Deutschland, Land genug für den erforderlichen Baumwollbau enthalten.“72
Alternativ zur Einführung der Baumwollkultur in den deutschen Schutzgebieten traten aber auch immer wieder die traditionellen deutschen Interessensphären in den Blickpunkt des Interesses, so zum Beispiel das Osmanische Reich, in dem die „Deutsch-Levantinische Baumwoll-Gesellschaft“ aus Dresden den Baumwollanbau in der kilikischen Ebene und im Hinterland von Smyrna förderte.73 Und auch die südamerikanischen Länder rückten, unter besonderer Berücksichtigung der zahlreichen im 19. Jahrhundert dorthin ausgewanderten Deutschen, als potentielle Baumwollanbaugebiete wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Interessant ist, daß gerade im Hinblick auf die südamerikanischen Länder internationale Wirtschaftsverflechtungen in die Argumentation mit aufgenommen wurden. Denn die Intensivierung des Baumwollanbaus in Südamerika und auf den Westindischen Inseln durch deutsche Investitionen sollte gleichzeitig die Zucker- und Getreideproduktion (Weizen) in diesen Gebieten zurückdrängen, um auf diese Weise den heimischen Getreide- und Zuckerrübenanbau zu entlasten und auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu halten.74 Als besonders geeignet für eine derartige Unternehmung schienen Argentinien, Paraguay und Brasilien zu sein. Neben klimatischen , geologischen und handelsgeographischen Voraussetzungen sprachen auch die landwirtschaftlichen Fähigkeiten der Einwohner, die infrastrukturelle Erschlossenheit (Verkehrswege!) der Gebiete und die bereits dort ansässigen deutschen Siedler, die in autonomen „Siedlungskolonien“ zusammengefaßt werden sollten, für die südamerikanischen Länder.75 Scheitern mußten diese „global-wirtschaftlichen“ Projekte schon allein an der realpolitischen Situation in Südamerika, denn Argentinien, Paraguay und Brasilien waren souveräne Staaten, die derartigen Eingriffen nicht zugestimmt hätten. Letztendlichlich war durch die Gründung des KWK und seiner 1900 in Togo aufgenommenen Arbeit zur Förderung des kolonialen Baumwollanbaus die zukünftige „Marschroute“ bereits festgelegt worden. Kurze Zeit später folgte auch England der deutschen „Marschroute“ und intensivierte mit Hilfe der 1902 nach dem Vorbild des KWK gegründeten „British Cotton Growing Association“ (BCGA) den Baumwollanbau in seinen Kolonien. Frankreich folgte 1903 mit der Gründung der „Association Cotonnière Coloniale Française“ (ACC) dem deutschen und englischen Vorbild.76 Wenig später wurden auch in Italien mit der „Associazone tragli Industriali Cotonieri e Borsa Coton“, in Belgien mit der „Association Cotonnière Belgique“ und in den Niederlanden mit „Die Vereeniging ter ontwikkeling der Katoencultuur in de Nederl. Kolonien“ Organisationen gegründet, die den Baumwollanbau in den überseeischen Besitzungen fördern sollten.77
Nachdem Englands König Edward VII. in seiner Thronrede Anfang 1904 ausdrücklich die Erschließung neuer Baumwollproduktionsgebiete gefordert hatte, riefen englische Ökonomen gar zum gemeinsamen europäischen „Baumwollkulturkampf“ auf.78 Zur Behebung der „Baumwollnot“ war England also bereit mit dem wilhelminischen Deutschland, in einer Zeit als die gegen England gerichtete tirpitzsche Flottenpolitik und Bülows lautstarker Forderung nach einem „Platz an der Sonne“ für Entfremdung zwischen beiden Mächten sorgte, zusammenzuarbeiten.79 Dies geschah auf dem ersten internationalen Kongreß der Baumwollspinner, der vom 23. bis 27. Mai 1904 in Zürich zusammenkam. Mit Ausnahme von Amerika hatten alle großen Baumwollindustrieländer Delegierte entsandt, „um einen internationalen Schutzverband gegen die Übergriffe der amerikanischen Baumwoll-Spekulanten zu bilden“80. Auch wenn dieses Ziel nicht erreicht werden konnte, so einigten sich die 75 Delegierten aus Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Österreich-Ungarn, Portugal, Rußland und der Schweiz doch auf die Konstituierung eines ständigen internationalen Komitees. Außerdem wurde vereinbart, daß die zur Förderung des kolonialen Baumwollbaus gegründeten europäischen Organisationen ihre Erfahrungen über Kulturmethoden, in der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und in anderen landwirtschaftlich - technischen Fragen untereinander austauschen sollten.81 In einer abschließenden Resolution forderte der Kongreß die Bevölkerung und in besonderen Maße die Regierungen der europäischen Industriestaaten auf, Bestrebungen zur Ausdehnung des Baumwollanbaus zu unterstützen.
III. DAS KOLONIAL - WIRTSCHAFTLICHE KOMITEE
Als treibende Kraft des kolonialen Baumwollanbaus entwickelte sich nach 1900 eine wirtschaftliche Interessengemeinschaft, die mit ihrer gemeinnützigen Ausrichtung zum Motor der wirtschaftlichen Erschließung der deutschen Kolonien wurde: Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee.
Aufgrund der gewichtigen Bedeutung des Komitees für die Entwicklung der kolonialen Wirtschaft im Allgemeinen und des kolonialen Baumwollanbaus im Besonderen, soll auf seine Geschichte, die von der Forschung bis jetzt nur oberflächlich behandelt worden ist, an dieser Stelle ausführlicher eingegangen werden.
Bereits am 18.Januar 1896 hatten sich Mitglieder der DKG um den Industriellen Karl Supf82 zum „Komitee zur Förderung der Einfuhr von Erzeugnissen aus den deutschen Kolonien“ zusammengeschlossen. Aus diesem Interessenverband ging dann am 25. Oktober 1897 das KWK als gemeinnützige Organisation hervor.83 Neben der Steigerung des Absatzes heimischer Industrieerzeugnisse, dem Ausbau des Verkehrssystems in den Kolonien (Eisenbahnen) und der Unterstützung der Ansiedlung in den deutschen überseeischen Besitzungen, hatte sich das KWK vor allem die Förderung der Rohstoffproduktion in den Kolonien zur Aufgabe gemacht.84 Die Kolonien sollten sich, im Sinne der zu dieser Zeit vorherrschenden „klassischen ökonomischen Imperialismustheorien“ (Mommsen), zu nutzbringenden Gliedern des heimischen Wirtschaftslebens entwickeln, aus denen der koloniale Rohstoffbedarf des Mutterlandes gedeckt werden sollte.85 Hatte man sich anfangs der „Kautschukfrage“ gewidmet, so erfolgte 1900 ein Kurswechsel.
Fortan sollte die Einführung der Baumwollkultur in den deutschen Schutzgebieten im Mittelpunkt der Arbeit des Komitees stehen.86 Offiziell betraut wurde das KWK mit der dauernden Wahrnehmung der „Baumwollbauinteressen“ aber erst im März 1902 durch die Baumwollkonferenzen im Reichsamt des Innern (06.03.) und im AA/Kolonialabteilung ( 24.03.). Zu diesem Zeitpunkt hatte das KWK bereits seine erste „Baumwollexpedition“ nach Togo (1900) entsandt. Die Zeichnungsliste für diese Expedition in Höhe von 63.195 Mark gibt Aufschluß über die Stellung des KWK in der deutschen Gesellschaft. So zahlte die Wohlfahrtslotterie 30.000 Mark, das KWK und die DKG jeweils 10.000 Mark, mehrere deutsche Textilbetriebe beteiligten sich mit Beträgen zwischen 50 und 200 Mark und der Plantagenunternehmer Sholto Douglas beteiligte sich mit 1000 Mark an der Expedition.87 Auffällig ist diese breitgefächerte Finanzierungsgrundlage bereits bei der ersten konkreten Unternehmung des KWK. Später sollten sich auch das Reich und die deutsche Textilindustrie mit regelmäßigen Zuschüssen an den Baumwoll- Unternehmungen des KWK beteiligen. So beschlossen die Vertreter der Textilindustrie auf der Baumwollkonferenz im Reichsamt des Innern am 6. März 1907, der „Baumwollbau-Kommission“ des KWK jährlich einen Satz von 10 % der Beiträge (1909: 85.000 Mark) zur Berufsgenossenschaft zu gewähren. Auf der Baumwollkonferenz im Reichsamt des Innern am 19. Oktober 1909 wurden die Beitragszahlungen nach diesem Schlüssel um weitere drei Jahre verlängert.88 Insgesamt standen dem KWK so jährlich ungefähr 200.000 Mark für den kolonialen Baumwollanbau zur Verfügung.89 Was sich bereits bei einem Blick auf die Zeichnungsliste der Baumwollexpedition nach Togo angedeutet hatte, bestätigt sich bei einem Blick auf die Mitgliederliste. Bis 1914 waren neben 16 regierenden Bundesfürsten insgesamt 1231 körperschaftliche Mitglieder dem KWK beigetreten.90
Damit hatte sich das KWK von einer Interessengemeinschaft zur Hebung der kolonialen Landwirtschaft und des Handels zu einer mächtigen Pressure Group (Hausen) gewandelt, die die wirtschaftlichen Interessen von Handel, Industrie, Hochfinanz, kolonialen Gesellschaften, der Mission, öffentlichen Einrichtungen und der Wissenschaft unter seinem Dach konzentrierte. Bei der Umsetzung seiner Interessen und Ziele arbeitete das KWK intensiv mit dem RKA, dem Reichsamt des Innern und mit den Gouvernements der einzelnen Schutzgebiete zusammen. Durch diese Kooperation mit den öffentlichen Behörden stellte das KWK nicht zuletzt auch ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Staat, der Wirtschaft und den an der Kolonialpolitik und -wirtschaft interessierten Gesellschaftskreisen Deutschlands dar. Trotz der Konzentration zahlreicher, zum Teil divergierender Interessen in diesem Verband, blieb der koloniale Baumwollanbau - nach eigenem Bekunden - die wichtigste Aufgabe des Komitees. Um die mannigfaltigen Aufgaben in diesem Bereich nach den ersten erfolgreichen Anbauversuchen in Togo und DOA bewältigen zu können, wurde 1906 eine „Baumwollbau-Kommission“, der auch Sachverständige aus der Textilindustrie angehörten, ins Leben gerufen.91 Aufgabe der Kommission war unter anderem die Aufbringung der finanziellen Mittel, die Saatgutbeschaffung über die kaiserlichen Konsulate in Ägypten und Amerika, der Informationsaustausch mit den „Schwestergesellschaften“ in Europa, die Kontrolle der deutsch-kolonialen Baumwollqualitäten, der Verkauf deutsch-kolonialer Baumwolle sowie die Öffentlichkeitsarbeit. 1909 wurde der „Baumwollbau- Kommission“ noch eine landwirtschaftliche Abteilung angegliedert, die sich mit landwirtschaftlich-technischen Fragen beschäftigte.92 Darüber hinaus bemühte sich das KWK auch um die Einführung neuer Maschinen- und Industriezweige in die heimische Industrie. Hier ist es dem KWK vielfach durch Preisausschreiben und Prämien gelungen, den heimischen Maschinenbau zur Konstruktion von Spezialmaschinen wie Ginanlagen und Ballenpressen, die bis dato aus dem Ausland (Amerika) importiert werden mußten, zu animieren.93
Wirtschaftlichen Komitees 1896 - 1906, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 12, Berlin 1906. S. 767.
[...]
1 Zitiert nach: Gründer, Horst (Hrsg.): „... da und dort ein junges Deutschland gründen“. Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, München 1999. S. 29 f. [Künftig zitiert: Gründer: „... da und dort ein junges Deutschland gründen“]
2 Bade, Klaus J.: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit, Freiburg 1975. S. 97.
3 Zu diesen ökonomischen Motiven traten noch nationale, ideologische und sozial-gesellschaftliche Motive, die für die Begründung des Baumwollbaus von untergeordneter Bedeutung waren. Allenfalls nationalistische Motive hatten eine Bedeutung, da die Rohstoffabhängigkeit in kolonialen Kreisen, als „nationale Schmach“ empfunden wurde. Vgl.: Wehler, Hans-Ulrich: Bismarck und der Imperialismus, 2. Aufl., Frankfurt a. M. 1985.
4 Gründer, Horst: Welteroberung und Christentum. Ein Handbuch zur Geschichte der Neuzeit, Gütersloh 1992. S. 327 f.[Künftig zitiert: Gründer: Welteroberung und Christentum.]
5 Zitiert nach: Bückendorf, Jutta: „Schwarz-Weiß-Rot über Ostafrika!“ Deutsche Kolonialpläne und afrikanische Realität. Europa - Übersee. Historische Studien Bd. 5, hrsg. v. Horst Gründer, Münster 1997. S. 190. [Künftig zitiert: Bückendorf: „Schwarz-Weiß-Rot über Ostafrika!“]
6 Cash crop bedeutet, daß das Produkt ausschließlich für den Export, das heißt für den Verkauf und nicht für den eigenen Gebrauch (Subsistenzwirtschaft), angebaut wurde. Die Baumwolle entwickelte sich in den deutschen Schutzgebieten zu einer eindeutigen „Verkaufs-Frucht“, die den bis dahin bestehenden Tauschhandel allmählich ablöste. Vom KWK wurde als Synonym für diesen Begriff auch der Ausdruck „Volkskultur“ verwendet. Dieser Begrifflichkeit soll in der vorliegenden Arbeit aber nicht gefolgt werden.
7 Neben der populärwissenschaftlichen Darstellung des ehemaligen Stationsleiters von Atakpame Geo Schmidt aus dem Jahr 1934 finden sich in der neueren Forschung nur vereinzelte Hinweise auf die
8 Bühler, Robert E.: Die Unabhängigkeitsbestrebungen Englands, Frankreichs und Deutschlands in ihrer Baumwollversorgung, Zürich 1929. S. 193. [Künftig zitiert: Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen.]
9 Vgl. Tabelle V., Anhang S. 116.
10 Tetzlaff: Koloniale Entwicklung und Ausbeutung. S 136.
11 Aydelotte, William O.: Wollte Bismarck Kolonien?, in: Deutschland und Europa. Historische Studien zur Völker- und Staatenordnung des Abendlands. Festschrift für Hans Rothfels, hrsg. v. Werner Conze, Düsseldorf 1951. S. 56.
12 Supf, Karl: Deutsch - koloniale Baumwoll - Unternehmungen. Bericht I. (1901) - XVII. (1913), in: Beihefte zum Tropenpflanzer, Organ des KWK, Berlin 1901 - 1913.
13 Der „Ratgeber für tropische Landwirtschaft“, wurde von 1905 bis 1910 vom Kaiserlich Biologisch- Landwirtschaftlichen Institut Amani und von 1911 bis zu seiner Einstellung im Jahr 1914 vom Kaiserlichen Gouvernement von DOA herausgegeben. Vgl.: Der Pflanzer, Ratgeber für tropische Landwirtschaft unter Mitwirkung des Biologisch-Landwirtschaftlichen Institut Amani, Vol. I - II., Daressalam 1905 - 1906; Der Pflanzer, Ratgeber für tropische Landwirtschaft, Hrsg.: Kaiserlich Biologisch-Landwirtschaftliches Institut Amani, Vol. III.-VI., Daressalam 1907-1910.;Der Pflanzer, Zeitschrift für Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika, Vol. VII.-X., Daressalam 1911-1914.
14 Veröffentlichungen des Reichskolonialamts Nr. 1: Die Baumwollfrage: Denkschrift über Produktion und Verbrauch von Baumwolle; Maßnahmen gegen die Baumwollnot, Jena 1911. [Künftig zitiert: Veröffentlichungen des RKA Nr. 1.]; Veröffentlichungen des Reichskolonialamts Nr. 6: Der Baumwollbau in den deutschen Schutzgebieten. Seine Entwicklung seit dem Jahre 1910, Jena 1914. [Künftig zitiert: Veröffentlichungen des RKA Nr. 6.]
15 Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen .
16 Schinzinger, Francesca: Die Kolonien und das Deutsche Reich. Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Besitzungen in Übersee, Stuttgart 1984. [Künftig zitiert: Schinzinger: Die Kolonien und das Deutsche Reich.]
17 Bald, Detlef: Deutsch - Ostafrika 1900 - 1914.Eine Studie über Verwaltung, Interessengruppen und wirtschaftliche Erschließung, München 1970.[Künftig zitiert: Bald: Deutsch - Ostafrika 1900-1914.]
18 Tetzlaff: Koloniale Entwicklung und Ausbeutung.
19 Erbar: Ein „Platz an der Sonne“?; Sebald: Togo 1884 - 1914.
20 Hier sei besonders die erste von Afrikanern geschriebene Geschichte Afrikas erwähnt: Ki-Zerbo, Joseph u.a.(Hrsg.):UNESCO General History of Africa. 8 Bde., London 1981 - 1993. Zur Geschichte und Problematik dieses Werkes vgl.: Eckert, Andreas: Auf der Suche nach der „wahren“ Geschichte Afrikas: Die UNESCO General History of Africa, Bde. 1-8, London 1981-1993, in: Periplus 1995. Jahrbuch für außereuropäische Geschichte, hrsg. v. Dietmar Rothermund, Münster 1996. S. 178-184.
21 Bald Detlef: Probleme der Imperialismusforschung am Beispiel Deutsch - Ostafrikas, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 22 (1976). S. 614 f.
22 Iliffe, John: Tanganyika under German Rule 1905 - 1912, Cambridge 1969. [ Künftig zitiert: Iliffe: Tanganyika.]; Ders.: A Modern History of Tanganyika, Cambridge 1979. [Künftig zitiert: Iliffe: A Modern History of Tanganyika.]
23 Braun Karl: Tropische Landwirtschaft, in: Das deutsche Kolonialbuch, hrsg. v. Hans Zache, Berlin, Leipzig 1925. S. 160 [Künftig zitiert: Braun: Tropische Landwirtschaft.]
24 Ginmaschinen waren „Entkörnungsmaschinen“, mit denen die Baumwollfasern von den Samenkörnern getrennt wurden. Bis 1907 wurden derartige Maschinen in Deutschland nicht hergestellt, man war also selbst bei der Baumwollaufbereitung auf die USA angewiesen. Durch „koloniale Preisausschreiben“ gelang es dem KWK aber, die deutsche Industrie für den Bau solcher Maschinen zu interessieren. Siehe auch Anhang S. 113.
25 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, daß das Gewicht der Baumwollballen je nach Herkunftsland stark variierte. In DOA wog ein Ballen in der Regel 250kg, in Togo 200 oder 250kg und in den USA 230kg, während indische Baumwolle in Ballen zu 180kg und ägyptische in Ballen zu 340kg auf den Markt kam. Dies führt zu Problemen beim Vergleich von Statistiken, in denen die Baumwollmengen in Ballen angegeben sind.
26 Braun: Tropische Landwirtschaft. S. 160.
27 Vgl.: Tabelle I., Anhang S. 114.
28 Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 8; Vgl.: Tabelle I., Anhang S. 114.
29 Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 8.
30 Oppel, A.: Die Baumwolle nach Geschichte, Anbau, Verarbeitung und Handel, sowie nach ihrer Stellung im Volksleben und in der Staatswissenschaft, Leipzig 1902. S. 167.[künftig zitiert: Oppel: Die Baumwolle nach Geschichte, Anbau, Verarbeitung und Handel.]
31 Die Klassifizierung der Baumwolle richtete sich unter anderem nach der „Stapellänge“(Länge und Feinheit) der einzelnen Fasern. Die in Europa überwiegend versponnene Baumwolle der Klasse 4 hatte eine Stapellänge von 7 Zoll ( = 17,78 cm/ 1 Zoll = 2,54 cm).
32 Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 12 f.
33 Teuteberg, Hans, Jürgen (Hrsg.): Die westmünsterländische Textilindustrie und ihre Unternehmer, Münster 1996. S. 231.
34 Im Jahre 1889 betrug die Anbaufläche in den Vereinigten Staaten 20.175.270 acres (1 acre = 0,408 ha.), 1900 war die Anbaufläche auf 25.758.139 gestiegen und 1909 betrug sie 30.780.000 acres. Vgl.: Veröffentlichungen des RKA Nr. 1, Anlage I. S. 180.
35 Oppel: Die Baumwolle nach Geschichte, Anbau, Verarbeitung und Handel. S. 168 - 170.
36 Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 9.
37 Adams, Willi Paul (Hrsg.): Die Vereinigten Staaten von Amerika, Frankfurt a. M. 1977. [Künftig zitiert: Adams. Die Vereinigten Staaten von Amerika.] S. 132. ; Hobhouse, Henry: Fünf Pflanzen verändern die Welt. Chinarinde, Zucker, Tee, Baumwolle, Kartoffel, München 1992. S. 212.
38 Helfferich, Karl: Die Baumwollfrage. Ein weltwirtschaftliches Problem, Sonderabdruck aus der Marine-Rundschau VI, Berlin 1904. S. 20. [Künftig zitiert: Helfferich: Die Baumwollfrage.]
39 Henning, F. -W.: Die Industrialisierung in Deutschland 1800 - 1914, 9. Aufl., Paderborn 1995. S. 145 f.
40 Pierenkemper, Toni: Gewerbe und Industrie im 19. und 20. Jahrhundert, München 1994. S. 22.; Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 1.; Ullrich, Volker: Die nervöse Großmacht 1871 - 1918. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs, Frankfurt a. M. 1997. S. 127 - 134. [Künftig zitiert: Ullrich: Die nervöse Großmacht.]
41 Die Angaben basieren auf Zählungen der in den Textilbetrieben unfallversicherten Beschäftigten durch die Berufsgenossenschaften.
42 Unsere Kolonialwirtschaft in ihrer Bedeutung für Industrie und Arbeiterschaft, in: Beihefte zum Tropenpflanzer, Organ des KWK, Nr. 2, Berlin 1909. S. 51. [künftig zitiert: Unsere Kolonialwirtschaft in ihrer Bedeutung für Industrie und Arbeiterschaft.]
43 Ullrich: Die nervöse Großmacht. S. 135.
44 Neben den direkt in der Textilindustrie Beschäftigten dürfte die Zahl derer, die indirekt von der Textilindustrie abhingen, beispielsweise die Familien der Arbeiter und die Beschäftigten in Zuliefererbranchen, noch weitaus höher gewesen sein.
45 Kirchhain, Günter: Das Wachstum der deutschen Baumwollindustrie im 19. Jahrhundert. Eine historische Modellstudie zur empirischen Wachstumsforschung, Münster. Diss. 1973. S. 253.
46 Vgl.: Tabelle II., Anhang S. 114.
47 Etienne, August: Die Baumwollzucht im Wirtschaftsprogramm der deutschen Übersee-Politik, Berlin 1902. (Schriften der deutsch-asiatischen Gesellschaft 1.) S. 6 u. S. 11. [Künftig zitiert: Etienne: Die Baumwollzucht im Wirtschaftsprogramm der deutschen Übersee-Politik.]
48 Vgl.: Knoll, Arthur: Togo under Imperial Germany 1884 - 1914. A Case Study in Colonial Rule, Stanford 1978. S. 144. [Künftig zitiert: Togo under Imperial Germany.]
49 Marcus, August, Die Arbeit im Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee, in: Das Buch der deutschen Kolonien, hrsg. v. Heinrich Schnee, Leipzig 1937. S. 420. [Künftig zitiert: Marcus, Die Arbeit im Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee.]
50 Busse, W., Kolonial-Wirtschaftliches Komitee, in: Deutsches Koloniallexikon Bd. 2, hrsg. v. Heinrich Schnee, Leipzig 1920. S. 346. [Künftig zitiert: Schnee, Deutsches Koloniallexikon.]
51 Die Arbeit des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees 1896 - 1906, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 12, 1906. S. 767. [Künftig zitiert: Die Arbeit des KWK 1896 - 1906.]
52
Baumwollbau in den deutschen Kolonien, in: DKZ, Organ der Deutschen
Kolonialgesellschaft,
Nr. 43, v. 23.10.1909. S. 709.
53 Im Jahre 1913 standen dem KWK sogar 315 000 M. zur Verfügung. Davon kamen 30 000M. vom Reichsamt des Innern, 85 000 Mark von der Baumwollindustrie und 200 000 M., als erste Rate von insgesamt einer Millionen Mark, die der Reichstag am 8. März 1913 gebilligt hatte. Siehe: Bühler, Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 192 f.
54 Supf, Karl, 15 Jahre Kolonial-Wirtschaftliches Komitee, in: Koloniale Zeitschrift, Nr. 28 v.
12.07.1912. S. 440.
49 Adams: Die Vereinigten Staaten von Amerika. S. 109 - 112.
50 Oppel: Die Baumwolle nach Geschichte, Verarbeitung, Anbau und Handel. S. 173.
51 Ebd.: S. 174; Unsere Kolonialwirtschaft in ihrer Bedeutung für Industrie und Arbeiterschaft. S. 52.
52 Schanz, Moritz: Die Baumwolle in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in: Beihefte zum Tropenpflanzer, Organ des KWK, Nr. 1, Berlin 1908. S. 2. [Künftig zitiert: Schanz: Die Baumwolle in den Vereinigten Staaten.]
53 Parallel zu dem in England geprägten Begriff „Baumwollnot“ bezeichneten in Deutschland die Schlagworte „Baumwollfrage“ und „Baumwollsorgen“ dieselben krisenhaften Erscheinungen.
54 Vgl.: Ilgen, Ernst: Die Preisentwicklung der Baumwolle und der Baumwollfabrikate seit 1890. Verlauf und Ursachen. Diss., München. 1913.
55 Zitiert nach: Knoll: Togo under Imperial Germany. S. 144.
56 Dernburg, Bernhard: Zielpunkte des deutschen Kolonialwesens. Zwei Vorträge gehalten von Bernhard Dernburg, Berlin 1907. S. 51. [Künftig zitiert: Dernburg: Zielpunkte des deutschen Kolonialwesens.]
57 Ders.: Baumwollfragen. Vortrag gehalten auf Veranlassung des Deutschen Handelstages am 14. April 1910, Berlin 1910. S. 4. [Künftig zitiert: Dernburg: Baumwollfragen.]
58 Im Vergleich dazu war die Spindelzahl in Deutschland in demselben Zeitraum nur von 8.000.000 auf 10.163.000 gestiegen. Vgl.: Dernburg: Baumwollfragen. S. 4.; Diepenhorst, Fritz: Zum Stand der Baumwollfrage, in: DKZ, Organ der DKG, Nr. 37 v. 14.09., Berlin 19107. S. 371.
59 Zwischen 1902 und 1908 schwankte die Anbaufläche zwischen 27 und 32 Millionen acres. Seit 1906 ist sogar eine Stagnation bei 32 Millionen acres festzustellen. Vgl.: Schanz: Die Baumwolle in den Vereinigten Staaten. S. 2.
60 Agbosso: Die Baumwollfrage, in: KZs, Nr. 34, v. 07.10., Berlin 1910.
61 Zitiert nach:Fabarius, Erich: Spezialbericht über den Baumwollhandel im Winterhalbjahr 1903/04, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 7, Berlin 1904. S. 346.
62 Etienne, August: Die Baumwollfrage vom Standpunkt deutscher Interessen. Betrachtungen und Vorschläge, Berlin 1904. S. 7 f. [Künftig zitiert: Etienne: Die Baumwollfrage vom Standpunkt deutscher Interessen.]
63 Schanz: Die Baumwolle in den Vereinigten Staaten. S. 39 ff.
64 Veröffentlichungen des RKA Nr. 1. S. 2 f.
65 Fabarius, Erich: Baumwolle, die Baumwollfrage und die Baumwollkultur in unseren Kolonien. Vortrag gehalten für die Abteilung Bremen der Deutschen Kolonial-Gesellschaft[sic!] am 13. Januar 1911, Bremen 1911. S. 29.[Künftig zitiert: Fabarius: Baumwolle.]
66 Dernburg: Zielpunkte des deutschen Kolonialwesens. S. 5.
67 Zitiert nach: Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 192.
68 Pohl, Hans: Stellungnahmen des deutschen Handelstages zur Verkehrs- und Außenwirtschaftspolitik 1861-1914, in: Pohl, Hans, u. Treue, Wilhelm (Hrsg.): Zur Politik und Wirksamkeit des Deutschen Industrie und Handelstages und der Industrie und Handelskammern, Stuttgart 1987. S. 64 f.; Der Centralverband Deutscher Industrieller 1876-1901,1.Bd., Berlin S. 261.
69 Zitiert nach: Bühler: Unabhängigkeitsbestrebungen, S. 192.; Vgl.: Mann, Golo: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Sonderausgabe, Frankfurt a. M. 1992. S. 537 f.
70 In England unterstützte die organisierte Arbeiterschaft der Textilbetriebe die Bemühungen der BCGA mit Beiträgen, die bis zum Arbeitsverdienst eines Tages gingen. Vgl.: Baumwollbau in den deutschen Kolonien, in: DKZ, Organ der DKG, Nr. 17 v. 23.04., Berlin 1910. S. 271.; Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 192.
71 Lint [engl.] ist die durch Trennung der Samenkerne gewonnene langfaserige Rohbaumwolle. Vgl.: Der große Brockhaus Bd. 7, 16., neu bearbeitete Aufl., Wiesbaden 1955. S. 261.
72 Ausdehnung der Baumwollkulturen in unseren Kolonien, in: DKZ, Organ der DKG, Nr. 2 v.
09.01., Berlin 1909. S. 28.
73 Fabarius: Baumwolle. S. 18; Vgl.: Deutsche Bestrebungen zur Bekämpfung der Baumwollnot, in: KZs, Nr. 35 v. 14. 10., Berlin 1910. S. 654.;
74 Etienne: Die Baumwollfrage vom Standpunkt deutscher Interessen. S. 36 - 41, 96.; Die Baumwoll- Hausse, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 1, Berlin 1904. S. 46.
75 Etienne: Die Baumwollzucht im Wirtschaftsprogramm der deutschen Übersee-Politik. S. 27 - 29.
76 Bühler: Die Unabhängigkeitsbestrebungen, S. 66 u.135.; Siehe zur „Politique Cotonnière der ACC: Roberts, Richard: French Colonialism, Imported Technology and Handicraft Textile Industry in Western Sudan, in: Journal of Economic History 47 (1987). S. 461 - 472.
77 Supf, Karl: Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen, Bericht IV. (Herbst 1904), in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 11, Berlin 1904. S. 620 f. [Künftig zitiert: Supf: Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen IV.]
78 Supf, Karl: Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen 1903/1904, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 8, Berlin 1904. S. 411. [Künftig zitiert: Supf: Deutschkoloniale Baumwoll-Unternehmungen 1903/1904.]
79 Vgl.: Fröhlich, Michael: Imperialismus. Deutsche Kolonial- und Weltpolitik 1880 bis 1914, 2. Aufl., München 1997. S. 73-89.
80 Internationaler Kongreß der Baumwoll-Industriellen in Zürich, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 6, Berlin 1904. S. 319.
81 Auf dem 4. Baumwoll-Kongreß in Wien wurde die gute Kooperation zwischen den europäischen Organisationen besonders hervorgehoben. Vgl.: Vierter Internationaler Baumwoll-Kongreß in Wien, in: Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Nr. 7, Berlin 1907. S. 488.
82 Karl Eugen Supf, geboren am 8.10.1855 in Nürnberg, stand dem KWK bis zu seinem Tod im Jahre 1915 als erster Vorsitzender vor. Anfang der achtziger Jahre wurde der Fabrikant durch den umstrittenen Kolonialpropagandisten und selbsternannten Gründer von DOA Dr. Carl Peters für die koloniale Sache gewonnen. 1886 trat Karl Supf der DKG bei, wurde 1886 Vorstandsmitglied der Abteilung Nürnberg und nach seiner Übersiedlung nach Berlin (1894) auch dort Ausschuß- und Vorstandsmitglied. Daneben gehörte er dem CDI als Ausschußmitglied an. Seine Hauptbeschäftigung galt aber zeitlebens dem von ihm aus der Taufe gehobenen KWK. Vgl.: Karl Supf und das Kolonialwirtschaftliche Komitee, in: Jahrbuch über die deutschen Kolonien, hrsg. v. Karl Schneider, Essen 1910. S. 1 ff. [Künftig zitiert: Karl Supf und das KWK.]
83 Marcus, August: Die Arbeit im Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee, in: Das Buch der deutschen Kolonien, hrsg. v. Heinrich Schnee, Leipzig 1937. S. 420. [Künftig zitiert: Marcus: Die Arbeit im Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee.]; Hausen: Deutsche Kolonialherrschaft in Afrika. S. 36.
84 Busse, Walter: Kolonialwirtschaftliches Komitee, in: DKL Bd. 2, hrsg. v. Heinrich Schnee, Leipzig 1920. S. 346. [Künftig zitiert: Busse: Kolonialwirtschaftliches Komitee.]
85 Vgl.: Mommsen, Wolfgang J.: Imperialismustheorien, 3., erweiterte Aufl., Göttingen 1987. S. 11f.
86 Karl Supf und das KWK. S.3 f.; Soénius, Ulrich S.: Koloniale Begeisterung im Rheinland während des Kaiserreichs, Köln 1992.(Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte 37)S.107f.
87 Sebald: Togo 1884 - 1914. S. 435. So beteiligte sich zum Beispiel auch die Grevener Textilfabrikantenfamilie Schründer und die „Grevener Baumwollspinnerei“ finanziell an der Baumwollexpedition des KWK. Vgl.: Baumwollexpedition nach Togo, Bericht I., in: Beihefte zum Tropenpflanzer, Organ des KWK, Nr. 2, Berlin 1902. S. 44 f.
88 Baumwollbau in den deutschen Kolonien, in: DKZ, Organ der DKG, Nr. 43 v. 23.10., Berlin 1909. S. 709.
89 Im Jahre 1913 standen dem KWK sogar 315.000 Mark zur Verfügung. Davon kamen 30.000 Mark vom Reichsamt des Innern, 85.000 Mark von der Baumwollindustrie und 200.000 Mark, als erste Rate von insgesamt einer Millionen Mark, die der Reichstag am 08. März 1913 gebilligt hatte. Siehe: Bühler, Die Unabhängigkeitsbestrebungen. S. 192 f.
90 Die körperschaftlichen Mitglieder schlüsselten sich auf in 680 Industrie - und Handelsfirmen, 244 koloniale Firmen undVereine,113 kaufmännische Korporationen u. wissenschaftliche Institutionen, 86 Handels-, Gewerbe-, Handwerks- und Landwirtschaftskammern, 58 Städte, 41 Banken und neun Missionsgesellschaften. Vgl.: Erbar: Ein „Platz an der Sonne“? S. 135.; Die Arbeit des Kolonial-
91 Karl Supf und das KWK. S. 4.; Marcus: Die Arbeit im Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee. S. 420.
92 Supf, Karl: Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen. Bericht XII., in: Beihefte zum Tropenpflanzer, Organ des KWK, Nr. 3, Berlin 1910. S. 133 f. [Künftig zitiert: Supf: Deutschkoloniale Baumwoll-Unternehmungen XII.]
- Arbeit zitieren
- Tobias Döpker (Autor:in), 1999, Die Versorgung der deutschen Industrie mit Rohstoffen aus den eigenen Kolonien - Am Beispiel der Baumwolle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30183
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