Die vorliegende Arbeit beabsichtigt eine kritische Auseinandersetzung mit J. H. Tücks „Thesen zu einer theodizee-nahen Christologie“, die dieser in seiner Arbeit „Christologie und Theodizee bei Johann Baptist Metz“ vorgelegt hat. Besonderes Augenmerk gilt dabei der These, dass die Politische Theologie von Johann Baptist Metz schwere Defizite bezüglich einer entfalteten Christologie zu verbuchen hätte. Nach einer themenorientierten Darstellung der Konzeption Tücks soll ebendiese – unter Bezugnahme auf andere Autoren – problematisiert und kritisiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- ERSTER TEIL: Theodizee-nahe Christologie?
- 0. Einleitung und Problemaufriss
- 0.1. Christologische Defizite?
- 0.2. Zum ,,Ort\" der Erlösung
- 0.3. Christologie als „Entschärfung“ der Theodizeefrage
- 1. Auschwitz
- 1.1. Auschwitz als Ende des Verstehens?
- 1.2. Auschwitz - kein negativer Mythos
- 1.3. Auschwitz als Singularität?
- 1.4. Auschwitz als Diskontinuität?
- 2. Aporien
- 2.1. Christologie als „linke Hand des Antijudaismus“?
- 2.2. Kein christologischer „Besitzverzicht“
- 2.3. Die Messiasfrage offen halten – Christologie in der Begegnung mit dem Judentum
- 2.4. Erlösung der Juden durch Christus?
- 2.5. Gegen einen christlichen Heilstriumphalismus
- 2.6. Gebrochene Universalität? Christus und die jüdischen Opfer
- 2.7. Golgotha als Heilsgegenwart? - Eine soteriologische Interpretation des Kreuzes?
- 2.8. Christologie als „Entschärfung\" der Theodizeefrage?
- 2.9. Gottes Allmacht in der Ohnmacht Christi am Kreuz?
- 3. Erlösung
- 3.1. Für eine differenzierte Sicht der Täter-Opfer-Relation
- 3.2. „Versöhnung“ als Erinnerung und Bejahung der Lebensgeschichte
- 3.3. Erlösung der Täter: Vergebung durch die Opfer
- 3.4. Erlösung der Opfer: Integration gebrochener Identität
- 3.5. Zur Versöhnungsmacht Gottes
- 4. Gebet ist mehr als Klage
- 5.,,Rettung“ oder „Versöhnung“? – Gegen eine moralische Auflösung des Eschatons
- ZWEITER TEIL: Christologische Defizite in der Politischen Theologie?
- 0. Die These: Politische Theologie als „temporale Christologie“
- 1. Theodizee
- 1.1. Theologie als „Schrei nach der Rettung der Anderen“
- 1.2. Zur narrativen Vermittlung von Heil und Geschichte
- 1.3. Theologie als „Antwort“?
- 1.4. Christologie als „Antwort“?
- 2. „,memoria passionis“
- 2.1.,,Unterbrechung\" oder: Theologie als argumentierende memoria
- 2.2. Der griechische Logos als Problem
- 2.3. „Erinnerung mit Folgen\" oder: memoria als „gefährliche“ Erinnerung
- 2.4. Leidensgedächtnis als „negatives Wissen“
- 2.5. Die memoria passionis – eine noetische Kategorie
- 3. Wege zu einer „temporalen Christologie“
- 3.1. Zur Dialektik von Theorie und Praxis
- 3.2. Zur Dialektik von „Mystik“ und „Politik“
- 3.5. Zur Dialektik von „Gehorsam“ und „Verheißung“ (D. Bonhoeffer)
- 34. Schlussreflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit einer kritischen Analyse der "Thesen zu einer theodizee-nahen Christologie" von J. H. Tück im Kontext der Politischen Theologie von Johann Baptist Metz. Das zentrale Ziel ist die Untersuchung, ob die Politische Theologie von Metz tatsächlich Defizite in Bezug auf eine ausgearbeitete Christologie aufweist.
- Die Rolle der Christologie im Kontext des Holocaust und der Frage nach der universellen Relevanz des Christusereignisses
- Die Auseinandersetzung mit den Aporien einer christlichen Theodizee im Angesicht des Leids und der Gewalt
- Die Analyse des Verhältnisses von Christologie und Politischer Theologie, insbesondere die Frage nach einer "temporalen Christologie"
- Die Bedeutung des Leidensgedächtnisses (memoria passionis) für eine kritische Theologie
- Die Verbindung von Theorie und Praxis in der Theologie, insbesondere im Kontext des eschatologischen Engagements
Zusammenfassung der Kapitel
ERSTER TEIL: Theodizee-nahe Christologie?
Die Einleitung beleuchtet das zentrale Problem, wie die universale Relevanz des Christusereignisses im Kontext der Opfer von Auschwitz gerechtfertigt werden kann. Es werden Fragen nach der Bedeutung des Kreuzes und der Auferstehung Jesu Christi im Angesicht des Leids und der Gewalt aufgeworfen. Der erste Teil der Arbeit analysiert die Aporien einer christlichen Theodizee, die durch die Ereignisse von Auschwitz entstanden sind. Es wird untersucht, ob eine "theodizee-nahe Christologie" die Frage nach dem Leid und der Ungerechtigkeit angemessen beantworten kann. Die Erörterung der Rolle des Leidensgedächtnisses (memoria passionis) in einer kritischen Theologie sowie die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Täter und Opfer im Kontext der Versöhnung bilden weitere zentrale Aspekte dieses Teils.
ZWEITER TEIL: Christologische Defizite in der Politischen Theologie?
Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Politische Theologie von Johann Baptist Metz schwere Defizite in Bezug auf eine ausgearbeitete Christologie aufweist. Die These, dass die Politische Theologie eine "temporale Christologie" beinhaltet, wird beleuchtet. Die Analyse der Theodizee-Problematik im Kontext der Politischen Theologie und die Bedeutung des Leidensgedächtnisses für eine kritische Theologie stehen im Vordergrund dieses Teils. Darüber hinaus werden die Dialektiken von Theorie und Praxis, von "Mystik" und "Politik" sowie von "Gehorsam" und "Verheißung" im Kontext der Politischen Theologie untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der Christologie und Theodizee, insbesondere im Kontext des Holocaust und der Politischen Theologie. Wichtige Begriffe und Konzepte sind: Theodizee, Christologie, Auschwitz, Leidensgedächtnis (memoria passionis), temporale Christologie, Politische Theologie, Versöhnung, Täter-Opfer-Relation, eschatologische Praxis, Dialektik von Theorie und Praxis, "Mystik" und "Politik", "Gehorsam" und "Verheißung", "soteriologischer Zirkel", "Anthropodizee".
- Arbeit zitieren
- Klaus Meglitsch (Autor:in), 2000, Auschwitz von Golgotha her denken - Kritische Bemerkungen zur 'defizitären' Christologie der Politischen Theologie von Johann Baptist Metz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30190