Leseprobe
Inhaltverzeichnis
Einleitung
Der Pragmatismus von William James
Schluss
Literaturverzeichnis:
Einleitung
Pragmatismus ist eine philosophische Richtung, die generell für einen Vorrang von Praxis vor rein theoretischen Überlegungen steht. Der Pragmatismus in der Gegenwartsphilosophie hat zwei Anknüpfungspunkte. Zum einen handelt es sich um die pragmatistischen Positionen in der amerikanischen Philosophie im 19. Jahrhundert. Für Charles S. Peirce (1839-1914), William James (1842-1910) und John Dewey (1859-1952) umfasst „Pragmatismus“ in erster Linie praktische Bewährung: philosophische Positionen sind gemäß ihrer Bewährung im Handeln zu bewerten. Das hat insbesondere Auswirkungen auf das Verständnis von Wahrheit: Wahrheit wird mit langfristiger praktischer Bewährung gleichgesetzt. Die andere Anknüpfungspunkt sind Philosophische Untersuchungen von Ludwig Wittgenstein (1889-1951). Man kann Wittgensteins Spätwerk vor allem deshalb pragmatisch verstehen, weil Wittgenstein die Semantik - die Theorie der Bedeutung sprachlicher Zeichen – von der Pragmatik - der Theorie des Gebrauchs sprachlicher Zeichen - aus konzipiert. Charakteristisch hierfür ist der Slogan, die Bedeutung eines Zeichens sei sein Gebrauch. Des heißt: Schon die Theorie, das Bildern von Begriffen und Gedanken, ist eine Art Praxis.[1]
„Der Pragmatismus wurde von Peirce begründet und stellt die erste eigenständige
amerikanische Philosophie dar. Seine zentrale Maxime fordert, Vorstellungen aller Art im
Hinblick auf ihre möglichen praktischen Wirkungen zu beurteilen.“[2]
Pragmatische Maxime von Peirce lautet: „Überlege, welches die praktischen Wirkungen sind, die unserer Meinung nach vom Objekt unserer Vorstellung erzeugt werden können. Die Vorstellung aller dieser Wirkungen ist die vollständige Vorstellung des Objektes“[3]
Diese Maxime hat methodischen Charakter. Für Peirce diente sie der Technik der
Bedeutungsanalyse von Zeichen. Auch für James ist der Pragmatismus
vor allem eine Methode, "A new name for some old ways of thinking", wie der Untertitel der
amerikanischen Erstausgabe seiner Pragmatismusvorlesungen (1907) lautet. Allerdings
überwiegt bei ihm gegenüber der wissenschaftslogischen, semiotischen Betrachtung von
Peirce die handlungstheoretische Perspektive. So bedeutet ihm die pragmatische Maxime,
"daß unsere Überzeugungen tatsächlich Regeln für unser Handeln sind [...] und daß wir – um
den Sinn eines Gedankens herauszufinden, nichts anderes tun müssen, als die Handlungsweise
bestimmen, die diese Gedanken hervorzurufen geeignet sind. Die Handlungsweise ist für uns
die ganze Bedeutung dieses Gedankens."[4]
Der Pragmatismus von William James
Diese Ausarbeitung bezieht sich auf die Reihe von Vorlesungen, die William James in den
Jahren 1906 und 1907 in Bosten und New York gehalten hat. Sie wurden unter dem Titel
„Der Pragmatismus –Ein neuer Name für alte Denkmethoden“ veröffentlicht. Hier stellt er das
Programm des amerikanischen Pragmatismus vor.
Seine Vorlesungsreihe fängt James mit Tatsachenbeschreibung:
„Wenige Menschen haben eine streng gegliederte eigene Philosophie. Aber fast jeder hat
seine eigene besondere Empfindung für das allgemeine Wesen der Welt und fühlt deutlich,
dass dieses bestimmte, ihm bekannte philosophische System dazu nicht passt.“[5]
Was bietet uns James an?
„Ich biete Ihnen das Ding mit dem seltsam klingenden Namen Pragmatismus, als eine
Philosophie, die beide Arten von Bedürfnissen befriedigen kann. Sie kann religiös bleiben,
wie die rationalistischen Systeme, sie kann aber zugleich, wie die empirischen, die innigste
Verbindung mit den Tatsachen pflegen.“[6]
„Die Pragmatische Methode ist zunächst eine Methode, um philosophische Streitigkeit zu schlichten, die sonst endlos wären. Ist die Welt eine Einheit oder Vielheit? Herrscht ein Schicksal oder gibt es freien Willen? Ist die Welt materiell oder geistig? Hier liegen Urteile über die Welt vor, die ebenso gut gelten als nicht gelten können, und die Streitigkeiten darüber sind endlos. Die pragmatische Methode besteht in solchen Fällen in dem Versuch, jedes dieser Urteile dadurch zu Interpretieren, dass man seine praktischen Konsequenzen untersucht. Was für ein Unterschied würde sich praktisch für irgend jemanden ergeben, wenn das eine und nicht das andere Urteil wahr wäre? Wenn kein, wie immer gearteter, praktischer Unterschied sich nachweisen lässt, dann bedeuten die beiden entgegengesetzten Urteile praktisch dasselbe und jeder Streit ist müßig. Soll ein Streit wirklich von ernster Bedeutung sein, so müssen wir imstande sein, irgend einen praktischen Unterschied aufzuzeigen, der sich ergibt, je nachdem die eine oder die andere Partei recht hat.“[7]
[...]
[1] Esfeld, Michael: Der Pragmatismus in der Gegenwartsphilosophie.
[2] Metzler Philosophie Lexikon.Begriffe und Definitionen.2., erweiterte und aktualisierte Auflage (Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard)Stuttgart Weimar 1999, S.462-463.
[3] Peirce, Charles Sanders: Vorlesungen über Pragmatismus. Hamburg1991, S.5.
[4] Der Wahrheitsbegriff des Pragmatismus, in: http://www-user.tu-chemnitz.de/~ koning/quellen/phil01/JAMES01.html
[5] James, William: Der Pragmatismus. Hamburg 1994,S.23.
[6] James, William: Der Pragmatismus. Hamburg 1994,S.20.
[7] James, William: Der Pragmatismus. Hamburg 1994,S.27-28.