Leseprobe
Gliederung
Einführung
Die Axiome
Grundannahmen über Kommunikation
Axiom Nr. 1
Axiom Nr. 2
Axiom Nr. 3
Axiom Nr. 4
Axiom Nr. 5
Die 5 Axiome in der Schule
“Der Paul ist ein klassischer Schulverweigerer”
“Ihre Methode ist ja so kreativ!”
“Jetzt seid doch mal ruhig!”
“Der Herr Schneider legt alles auf die Goldwaage!”
“Unser Schulleiter hat doch den Schuss nicht gehört.”
Fazit
Quellen
Einführung
Als angehender Lehrer lernt man viele fachwissenschaftliche Inhalte. So kann ich mittlerweile den Strahlenhaushalt unserer Erde genauestens erklären oder ein Wort in seine kleinsten Bestandteile zerlegen. Doch braucht man das als Lehrer? Da stellt sich mir die Frage, welche Fähigkeiten für einen Lehrer besonders wichtig sind. Natürlich ist es die Fähigkeit Inhalte zu vermitteln. Sie sollen spannend und informativ sein, ohne allzu viel an Inhalt zu verlieren. Doch das alleine reicht nicht aus, um ein guter Lehrer zu sein. Man muss ein unendliches Maß an Geduld mitbringen und immer mit einer positiven Einstellung an die Schüler herantreten.
Wenn man sich die Fähigkeiten genauer anschaut, fällt einem auf, dass alle erforderlichen Fähigkeiten eine gemeinsame Grundlage haben: die Kommunikation. Und genau dieser Aspekt wird im Studium leider viel zu oft vernachlässigt. Man lernt zwar die Kommunikationsmodelle, aber man lernt nicht wie man sie anwendet. Kommunikation scheint etwas selbstverständliches zu sein, dass nicht näher erläutert werden muss.
In einer Präsentation stellten meine Gruppe und ich mehrere Kommunikationsmodelle vor. Mein Schwerpunkt lag dabei auf den fünf Axiomen von Paul Watzlawik. Und ich bekam den Eindruck, dass diese Axiome nicht realitätsfern wie andere Kommunikationsmodelle waren. Je länger ich mich damit beschäftigte desto mehr fragte ich mich, ob das Modell von Watzlawik auch in der Schule angewendet werden kann. Die Schule ist für mich nämlich einer der Kommunikationsreichsten Orte.
So entstand die Idee zu dieser Hausarbeit mit der Fragestellung, ob die fünf Axiome von Watzlawick in der Schule anwendbar sind. Um diese Frage zu beantworten werde ich die Axiome näher vorstellen und sie anschließend auf Beispiele der Kommunikation in der Schule anwenden. In einem abschließenden Fazit werde ich argumentativ Stellung zu der Fragestellung beziehen.
Die Axiome
Watzlawik unterscheidet bei der Kommunikation fünf verschiedene Axiome, die immer zu treffen und die nicht vermieden werden können. Zuvor müssen aber seine Grundannahmen bezüglich der Kommunikation näher erläutert werden.
Grundannahmen über Kommunikation
Die Grundannahmen (Axiome) über das Gelingen und über Störungen in der Kommunikation sind nach Paul Watzlawick Formulierungen, die aus sich selbst heraus verstehbar sind (Watzlawik 2007: 50). Sie kennzeichnen die Wichtigkeit der Beziehungsseite in der Kommunikation. Auch zeigen sie, dass die Partner in der Regel in konstruierten, von ihnen selbst "erdachten" Wirklichkeiten leben und in welchen verschiedenen Modalitäten Kommunikation abläuft (Watzlawik 2007: 22-24).
Kommunikation heißt nicht nur Informationen austauschen oder übermitteln, sondern auch miteinander in Verbindung treten, sich verständigen, sich verstehen, denn Kommunikation hat nicht nur etwas mit Inhalten, sondern auch etwas mit Appellen und Beziehungen zu tun (Watzlawik 2007: 24-28).
Axiom Nr. 1
Man kann nicht nicht kommunizieren.
So absurd das erste Axiom klingt, versteht man instinktiv was damit ausgedrückt werden soll. Watzlawik sagt selbst dazu, dass man nicht nicht kommunizieren kann, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren (Watzlawik 1990: 50-52).
Man kann nicht nicht kommunizieren heißt zum einen, dass es in unserer menschlichen Gesellschaft nicht möglich ist, sich dem Umgang mit dem anderen, der Kommunikation als solcher zu entziehen. Dort, wo es geschieht, oder erzwungen wird, tritt der soziale Tod ein. Im Extremfall, das haben Versuche aus früherer Zeit gezeigt, ebenfalls der physische Tod. Unter sozialem Tod wird verstanden, dass ein Mensch komplett vereinsamt ohne Beziehungen zu seiner Umwelt.[1]
Das Axiom meint für die Einzelsituation aber auch, dass selbst dann, wenn jemand die Kommunikation verweigert (hartnäckiges Schweigen, keine Annahme des Gesprächsangebots), dennoch eine Kommunikation stattfindet (Watzlawik 2011: 13-15). Eine Patientin im Wartezimmer einer Arztpraxis schaut auf den Fußboden und reagiert weder auf Grüße oder andere Einflüsse durch ihre Umwelt. Nun könnte man davon ausgehen, dass die Frau nicht kommuniziert. Das stimmt aber nicht, da sie nonverbal kommuniziert. Durch ihren Blick auf den Boden und ihrem Desinteresse zeigt sie ihrer Umgebeung, dass sie nicht mit ihnen in Kontakt treten will. Sie kommuniziert demnach das sie nicht kommunizieren will mit Hilfe von nonverbaler Kommunikation.
Axiom Nr. 2
Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
Watzlawik schreibt genauer, dass jede Kommunikation einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt hat, wobei letzterer den ersten bestimmt (Watzlawik 1990: 53-56).
Der Inhaltsaspekt erhält die Aufgabe Informationen zu vermitteln. Der Beziehungsaspekt gibt Aufschluss darüber, wie die Beziehung vom Empfänger aufgefasst wird. Bezüglich der Übertragung auf die Kommunikationssituation lässt sich sagen, dass es keine rein informative Kommunikation gibt. Jede Äußerung enthält eine Beziehungsaussage (Watzlawik 2011: 16-19). Dieses Axiom ist ein sehr wesentliches, weil es die Vermutung, Kommunikation sei vorwiegend Informationsvermittlung, außer Kraft und den Beziehungsaspekt "über" den Inhaltsaspekt setzt.
Mit allem, was gesagt wird, wird auch deutlich, welche Beziehung zum Empfänger besteht. Der Beziehungsaspekt in der Kommunikation informiert, wie der Inhalt zu verstehen ist. Auch, wenn nur über Sachverhalte gesprochen wird, wird gleichzeitig die Beziehung zu der anderen Person definiert. In der Art, wie man spricht oder fragt (Tonfall, Mimik, Gestik) wird die Einstellung des Kommunikators zum Empfänger ausdrücken (Watzlawik 2011: 16-19). Weiterhin steht fest, dass das Meiste im Leben, auch im Berufs- oder im Geschäftsleben, beziehungsgeleitet getan wird. So gehen Studenten z.B. in die Veranstaltung der einen Dozentin lieber, weil sie sympathischer ist, auch wenn die Studenten wissen, dass sie bei dem unsympathischeren Dozent/innen mindestens genau so viel lernen können.
[...]
[1] Universität Oldenburg: http://www.germanistik-kommprojekt.uni-
oldenburg.de/sites/1/1_05_d.htm
- Arbeit zitieren
- Christin Pinnecke (Autor:in), 2013, Die Axiome von Watzlawik. Eine Anwendung im Schulalltag, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302187
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