Eines der Grundbedürfnisse der Menschen ist die Kommunikation. Zum Stillen dieses Bedürfnisses entwickeln Menschen unterschiedliche Systeme, mit deren Hilfe sie sich untereinander verständigen können. Die Sprache gilt allgemein als ein zentrales Element der Kommunikation. Hörende nehmen die Sprache hauptsächlich über das Gehör wahr und Gehörlose über das Auge.
Für Gehörlose ist die visuelle Sprache, die Gebärdensprache, zentrales Medium zur Verständigung. Mit dieser können sie ihre Identität entfalten. Vor den sechziger Jahren war Gebärdensprache unerforschtes Gebiet und wurde als „Ansammlung globaler Gesten“ degradiert. In den vorangegangenen Jahrhunderten wurde sie vor allem unter philosophischen und pädagogischen Aspekten betrachtet. Der amerikanische Sprachwissenschaftler William C. Stokoe war der erste, der sich der Gebärdenkommunikation der Gehörlosen linguistisch gewidmet hat und er veröffentlichte 1965 die erste moderne linguistische Studie über Gebärdensprache.
Selbst unter den Gehörlosen war das Bild etabliert, dass Gebärdensprache nicht mit Lautsprache zu vergleichen sei und sie sich nicht zur abstrakten Kommunikation, die eine höhere Bildung verlangt, eigne. Nach Stokoe beschäftigten sich Ursula Bellugia und ihr Ehemann Edward Klima besonders mit der komplexen Struktur von Gebärdensprache. Als der Anfang in den USA gemacht war, folgten in den folgenden Jahren auch internationale Studien zu Gebärdensprache. Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nimmt das Interesse zu. In Deutschland begann die Erforschung der Deutschen Gebärdensprache (DGS) in den achtziger Jahren. Daher ist die Gebärdensprachlinguistik ein noch junges und ausbaufähiges Forschungsgebiet.
Inhaltsverzeichnis
- 1) Einleitung
- 2) Gebärdensprache
- 3) Struktur und Grammatik der Gebärdensprache
- 3.1) Phonologie
- 3.1.1) Manuelle Komponente
- 3.1.2) Nonmanuelle Komponente
- 3.1.3) Orale Komponente
- 3.2) Morphologie
- 3.2.1) Inkorporation
- 3.2.2) Parallelisierung manueller und nonmanueller Informationen
- 3.2.3) Nomen, Adjektive, Verben
- 3.3) Syntax
- 3.4) Ikonizität
- 3.1) Phonologie
- 4) Vergleich von Lautsprache und Gebärdensprache
- 5) Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Gebärdensprache als eigenständige Sprache betrachtet werden kann oder ob eine Abhängigkeit zur Lautsprache besteht. Hierbei wird die Struktur und Grammatik der Deutschen Gebärdensprache analysiert, wobei die phonologische Ebene, Morphologie, Syntax und die Frage nach der Ikonizität im Vordergrund stehen. Schließlich werden Lautsprache und Gebärdensprache auf Grundlage linguistischer Aspekte verglichen.
- Untersuchung der Struktur und Grammatik der Deutschen Gebärdensprache
- Analyse der phonologischen Ebene von Gebärdensprache
- Behandlung der morphologischen Aspekte, insbesondere Inkorporation und Parallelisierung
- Vergleich der Syntax von Gebärdensprache mit der von Lautsprache
- Diskussion der Ikonizität von Gebärdensprache
Zusammenfassung der Kapitel
1) Einleitung
Das Kapitel legt die Grundlage für die Untersuchung, indem es die Bedeutung von Sprache für die Kommunikation hervorhebt und den Fokus auf Gebärdensprache als visuelle Sprache für Gehörlose lenkt. Es beleuchtet die Geschichte der Gebärdensprachforschung und die Entwicklung des Gebärdensprachenverständnisses.
2) Gebärdensprache
Dieses Kapitel definiert Gebärdensprache als natürliche, visuell wahrnehmbare Sprache und unterscheidet sie von alltäglichen Gesten. Es werden verschiedene Formen von Gebärdensprache, wie die Deutsche Gebärdensprache (DGS) und die American Sign Language (ASL), vorgestellt und die Unterschiede zwischen ihnen erläutert.
3) Struktur und Grammatik der Gebärdensprache
Das Kapitel analysiert die Struktur und Grammatik der Gebärdensprache. Es stellt die phonologische Ebene, die Morphologie, die Syntax und die Frage nach der Ikonizität von Gebärdensprache dar.
4) Vergleich von Lautsprache und Gebärdensprache
Hier werden die beiden Sprachsysteme Lautsprache und Gebärdensprache auf Grundlage der linguistischen Aspekte verglichen.
Schlüsselwörter
Gebärdensprache, Deutsche Gebärdensprache (DGS), Phonologie, Morphologie, Syntax, Ikonizität, Lautsprache, visuelle Sprache, Kommunikation, Gehörlose, Sprachwissenschaft, Linguistik
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- Hilal Akin (Author), 2015, Struktur und Grammatik der Gebärdensprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/302776