Die Rezeption Karls IV. in der Forschung konzentrierte sich seit jeher auf dessen Leistungen als „Staatsmann und Mäzen“. Im Mittelpunkt stand dabei meist die Konstituierung der Goldenen Bulle, die als „Reichsgrundgesetz“ die politischen Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich bis zu seinem Zusammenbruch 1806 bestimmte.
Dabei nahm die neuere Forschung immer mehr Abstand von der Ansicht, Karl wäre ein klerushöriger Pfaffenkönig gewesen, ein Stigma, das Karl schon zu Lebzeiten anhaftete und bis in die Literatur des 19. Jahrhunderts präsent war . Stattdessen wurde seine Politik zunehmend wohlwollend beurteilt.
Sein diplomatisches Geschick während des Thronstreits sowie im Umgang mit den päpstlichen Ansprüchen im Heiligen Römischen Reich fand allgemeine Anerkennung. Ein Aspekt seiner Regierungszeit wurde jedoch stets mit nur wenigen Worten abgehandelt oder sogar komplett ausgeblendet: Die Rolle Karls während der Judenverfolgungen zwischen 1348 und 1350. Während der reichsweiten Judenpogrome profitierte er jedoch von den Greueltaten und machte sich teils sogar zum Verbündeten der Verbrecher.
Die Aufgabenstellung dieser Arbeit ist, Karls Politik den Juden gegenüber zu analysieren. Um dies zu leisten werden in den folgenden drei Kapiteln die Grundlagen für eine Untersuchung geschaffen. Zuerst wird eine grobe Chronologie der Verfolgungswellen dargestellt. Zudem werden allgemeine Ursachen und Hintergründe der Pogrome beschrieben, welche im gesamten Reich eine Rolle spielten, Aspekte die auch bei den lokalen Geschehnissen im Hinterkopf behalten werden müssen.
Des Weiteren werden die rechtlichen und historischen Grundlagen für den Judenschutz behandelt.
So sollen Karls rechtsgeschichtlich herzuleitenden Verpflichtungen den Juden gegenüber geklärt werden. Außerdem ist es von großer Bedeutung, die damit einhergehende Kammerknechtschaft der Juden in ihrer Auslegung zur Zeit Karls IV. zu bestimmen, da die Interpretation dieser Rechtsstellung der Juden einen nicht unerheblichen Faktor in der Politik des Königs darstellte. Die machtpolitische Situation des Luxemburgers in der Zeit der Pogrome wird den abschließenden Teil der Grundlagen für die weitere Untersuchung darstellen. Dies ist unverzichtbar, da das Argument der gefestigten beziehungsweise ungefestigten Stellung Karls im Reich in der bisherigen Forschung oft als bedeutender Faktor für seine Handlungsweise den Juden gegenüber gedeutet wurde
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Pogrome
- Chronologie der Pogromwelle von 1348-1350
- Auslöser, Hintergründe und Ursachen der Pogrome
- Das Rechtsverhältnis zwischen Kaiser und Juden: Der Judenschutz
- Die machtpolitische Situation Karls IV. 1346-1349.
- Die Urkunden Karls
- Urkunden Karls mit Relevanz für die Juden in Frankfurt a.M.
- Urkunden Karls mit Relevanz für die Nürnberger Juden
- Folgeregelungen Karls für Städte in denen Pogrome stattfanden
- Karls Urkunden zum Judenschutz im Heiligen Römischen Reich
- Urkunden Karls zur Wiederansiedlung von Juden
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Politik von Kaiser Karl IV. gegenüber den Juden im Kontext der Pogrome von 1348-1350. Sie untersucht seine Handlungsweise und seine Maxime in Bezug auf den Judenschutz, die sich sowohl durch rechtliche als auch durch machtpolitische Faktoren gestalten. Im Fokus stehen die Urkunden Karls, insbesondere für Frankfurt am Main und Nürnberg, die Einblicke in seine politische Strategie im Umgang mit der Judenverfolgung bieten.
- Analyse von Karls Politik gegenüber den Juden während der Pogrome von 1348-1350
- Untersuchung der rechtlichen und historischen Grundlagen für den Judenschutz im Heiligen Römischen Reich
- Bewertung der Rolle der Urkunden Karls für die Juden in Frankfurt am Main und Nürnberg
- Betrachtung der machtpolitischen Situation Karls und ihrer Auswirkung auf seine Entscheidungen
- Identifizierung von Parallelen zwischen Karls Judenpolitik und seiner sonstigen Regierungspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die bisherige Forschungslage zum Thema Karl IV. und die Judenverfolgung beleuchtet und die Notwendigkeit einer detaillierteren Untersuchung hervorhebt. Im Anschluss werden die Pogrome im 14. Jahrhundert genauer betrachtet, wobei die Chronologie der Verfolgungswellen und die Ursachen und Hintergründe der Pogrome im Fokus stehen. Kapitel 3 behandelt das Rechtsverhältnis zwischen Kaiser und Juden, insbesondere den Judenschutz und die Kammerknechtschaft der Juden. Kapitel 4 beleuchtet die machtpolitische Situation Karls IV. in der Zeit der Pogrome, die für seine Handlungsweise von Bedeutung war.
Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit den Urkunden Karls: Kapitel 5.1 und 5.2 analysieren die Urkunden, die Karl für Frankfurt am Main und Nürnberg ausstellte. Kapitel 5.3 behandelt seine Folgeregelungen für Städte, in denen Pogrome stattfanden. Kapitel 5.4 und 5.5 untersuchen Karls Urkunden zum Judenschutz im Heiligen Römischen Reich und seine Bemühungen um die Wiederansiedlung von Juden. Abschließend wird in einem Fazit die Handlungsweise Karls IV. gegenüber den Juden zusammengefasst und die Bedeutung seiner Urkunden für die Forschung herausgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert die Judenverfolgung im 14. Jahrhundert, die Rolle von Kaiser Karl IV. im Kontext der Pogrome, den Judenschutz im Heiligen Römischen Reich, die Urkunden Karls für Frankfurt am Main und Nürnberg, die Kammerknechtschaft der Juden, die machtpolitische Situation Karls IV. und die Analyse von Quellenmaterial.
- Arbeit zitieren
- Jens Löffler (Autor:in), 2010, Karl IV. und die Judenverfolgung. Die Progrome, ihre Hintergründe und die machtpolitische Situation des Kaisers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303011