Es war Immanuel Kant, der im „ewige[n] Friede[n] (...) keine leere Idee, sondern eine Aufgabe [sah], die, nach und nach aufgelöst, ihrem Ziele (weil die Zeiten, in denen gleiche Fortschritte geschehen, hoffentlich immer kürzer werden) beständig näher kommt“. Die Idealisierung einer universellen Friedensordnung ließ im 19. Jahrhundert erstmals entsprechend ausgerichtete (Massen-)Bewegungen entstehen, die in der Hauptsache von liberalen, später auch sozialistischen Kräften getragen wurden.
Wie wir im Nachhinein wissen, erfüllte sich Kants optimistische Hoffnung nicht – und schlimmer noch: Innerhalb im historischen Maßstab kürzester Zeit zog mit dem Ersten Weltkrieg eine Auseinandersetzung herauf, die hinsichtlich ihrer Ausmaße alle bisherigen internationalen Konflikte weit in den Schatten stellte; der bald darauf folgende Zweite Weltkrieg potenzierte Zerstörung, Gräuel, Tod und Leid abermals ins Unermessliche und hat sich tief ins kollektive Gedächtnis unserer Gesellschaft eingebrannt.
Es ist kein Zufall, dass es gerade in Deutschland, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen von zwei mit- bzw. allein verschuldeten Weltkriegen sowie deren schrecklichen Folgen, spätestens nach 1945 zu einer besonderen Sensibilisierung kam, die einen seither latent verbreiteten Pazifismus mit sich brachte. Zweimal in der Geschichte der Bundesrepublik schöpfte die Friedensbewegung daraus in bedeutsamer Weise Potential: Während sie sich in den 1950er bzw. 1960er Jahren gegen die im Zuge der Westintegration forcierte Wiederbewaffnung wandte, stand ab Mitte der 1970er Jahre der organisierte Widerstand gegen die Nach- und atomare Aufrüstung auf ihrer Agenda. Diesbezüglich wird heute gemeinhin von einer „alten“ und einer „neuen“ Friedensbewegung gesprochen.
Den Gegenstand dieser Arbeit bildet deren vergleichende Betrachtung, wobei der Fokus vornehmlich auf der Fragestellung liegt, was überhaupt das spezifisch Neue an der „neuen“ Friedensbewegung war. Immerhin wird hier eine Abgrenzung vorgenommen, die darauf schließen lässt, dass die Unterschiede zwischen den beiden Hochphasen der bundesdeutschen Friedensaktivitäten deren Gemeinsamkeiten überwiegen. Die entsprechenden Charakteristika gilt es herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Aufbau und Methodik
- Forschungsstand und Quellenlage
- Friedensbewegung(en) – Begriff / Historische Entwicklung
- Die „alte“ Friedensbewegung der 1950er/1960er Jahre
- Hintergründe und Ziele
- Akteure
- Aktionsformen
- Die „neue“ Friedensbewegung der 1970er/1980er Jahre
- Hintergründe und Ziele
- Akteure
- Aktionsformen
- Vergleich
- Die Unterschiede überwiegen
- Die „neue“ Friedensbewegung als „Neue Soziale Bewegung“
- Kontinuitätslinie Ostermarschbewegung
- Umstritten: Wie groß war der Einfluss der Sowjetunion?
- Schlussbetrachtung
- Fazit
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die „alte“ und die „neue“ Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland vergleichend zu betrachten. Der Fokus liegt dabei auf der Identifizierung der spezifischen Neuerungen der „neuen“ Friedensbewegung und der Abgrenzung zu ihrer Vorgängerin. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Phasen sollen herausgearbeitet werden.
- Entwicklung und Charakteristika der „alten“ Friedensbewegung (1950er/60er Jahre)
- Entwicklung und Charakteristika der „neuen“ Friedensbewegung (1970er/80er Jahre)
- Vergleich der Ziele, Akteure und Aktionsformen beider Bewegungen
- Einordnung der „neuen“ Friedensbewegung im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen
- Der Einfluss der Sowjetunion auf die Friedensbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den spezifischen Neuerungen der „neuen“ Friedensbewegung im Vergleich zur „alten“ Bewegung. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und beleuchtet den Forschungsstand und die Quellenlage, wobei die Konzentration auf die „neue“ Friedensbewegung in der Literatur hervorgehoben wird. Die Einleitung verankert die Thematik im historischen Kontext der Weltkriege und des daraus resultierenden Pazifismus in Deutschland.
Friedensbewegung(en) – Begriff / Historische Entwicklung: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Geschichte der deutschen Friedensbewegung von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis zum Nationalsozialismus. Es definiert den Begriff der Friedensbewegung und beschreibt deren unterschiedliche Ausprägungen in verschiedenen Epochen, die von den jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Bedingungen abhängen. Der Fokus liegt auf der Darstellung der historischen Entwicklung als Grundlage für das Verständnis der späteren Friedensbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die „alte“ Friedensbewegung der 1950er/1960er Jahre: Dieses Kapitel beschreibt die „alte“ Friedensbewegung der Nachkriegszeit, ihre Hintergründe und Ziele, die beteiligten Akteure und ihre Aktionsformen. Es analysiert die Bewegung im Kontext der Westintegration und der Wiederbewaffnung Deutschlands. Die detaillierte Betrachtung der Ziele, Akteure und Aktionen ermöglicht ein differenziertes Verständnis der Bewegung und ihrer Strategien im Kampf gegen die Wiederbewaffnung.
Die „neue“ Friedensbewegung der 1970er/1980er Jahre: Analog zum vorherigen Kapitel wird hier die „neue“ Friedensbewegung der 1970er und 1980er Jahre umfassend dargestellt, inklusive ihrer Hintergründe, Ziele, Akteure und Aktionsformen. Der Fokus liegt auf dem organisierten Widerstand gegen die Nach- und atomare Aufrüstung. Die Analyse der Aktionsformen liefert Einblicke in die Strategien und Taktiken dieser Bewegung im Kontext der atomaren Bedrohung.
Vergleich: Dieses Kapitel vergleicht die „alte“ und die „neue“ Friedensbewegung, hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor, und diskutiert die Einordnung der „neuen“ Friedensbewegung als „Neue Soziale Bewegung“. Es analysiert die Kontinuitätslinie der Ostermarschbewegung und beleuchtet die umstrittene Frage nach dem Einfluss der Sowjetunion auf die Bewegungen. Dieser Vergleich ist der Kern der Arbeit und zielt darauf ab, die Forschungsfrage zu beantworten.
Schlüsselwörter
Friedensbewegung, Bundesrepublik Deutschland, Wiederbewaffnung, Nachrüstung, Atomare Aufrüstung, Neue Soziale Bewegung, Ostermarsch, Pazifismus, Kaltkrieg, Vergleichende Analyse, Akteure, Aktionsformen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Vergleichende Analyse der "alten" und "neuen" Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die "alte" Friedensbewegung der 1950er/60er Jahre mit der "neuen" Friedensbewegung der 1970er/80er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland. Der Schwerpunkt liegt auf der Identifizierung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Bewegungen, insbesondere der Neuerungen der "neuen" Friedensbewegung.
Welche Ziele werden in dieser Arbeit verfolgt?
Das Hauptziel ist es, die spezifischen Unterschiede zwischen der "alten" und der "neuen" Friedensbewegung herauszuarbeiten und die "neue" Friedensbewegung im Kontext der Neuen Sozialen Bewegungen einzuordnen. Die Arbeit untersucht die Ziele, Akteure und Aktionsformen beider Bewegungen und beleuchtet die umstrittene Frage nach dem Einfluss der Sowjetunion.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung und Charakteristika beider Friedensbewegungen, vergleicht ihre Ziele, Akteure und Aktionsformen, ordnet die "neue" Friedensbewegung als Neue Soziale Bewegung ein und untersucht den möglichen Einfluss der Sowjetunion. Die Kontinuitätslinie der Ostermarschbewegung wird ebenfalls analysiert.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Fragestellung, Methodik und den Forschungsstand darlegt. Es folgen Kapitel zur historischen Entwicklung der Friedensbewegung, zur "alten" und "neuen" Friedensbewegung (jeweils mit Beschreibung der Hintergründe, Ziele, Akteure und Aktionsformen), einem Vergleichskapitel und schließlich einer Schlussbetrachtung mit Fazit und Ausblick.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit basiert auf einem Literaturstudium, wobei die Literaturlage zur "neuen" Friedensbewegung im Vergleich zur "alten" Bewegung hervorgehoben wird. Die genauen Quellen sind in der Arbeit selbst aufgeführt (nicht im vorliegenden HTML-Auszug).
Was ist das Fazit der Arbeit?
(Das Fazit ist im Detail in der Arbeit selbst dargelegt und kann in diesem Auszug nicht vollständig wiedergegeben werden.) Die Arbeit zielt darauf ab, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Friedensbewegungen zu beleuchten und somit die Forschungsfrage nach den spezifischen Neuerungen der "neuen" Friedensbewegung zu beantworten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Friedensbewegung, Bundesrepublik Deutschland, Wiederbewaffnung, Nachrüstung, Atomare Aufrüstung, Neue Soziale Bewegung, Ostermarsch, Pazifismus, Kalter Krieg, Vergleichende Analyse, Akteure, Aktionsformen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Friedensbewegung(en) – Begriff / Historische Entwicklung, Die "alte" Friedensbewegung der 1950er/1960er Jahre, Die "neue" Friedensbewegung der 1970er/1980er Jahre, Vergleich und Schlussbetrachtung.
- Quote paper
- B.A. Frank Bodenschatz (Author), 2014, Friedensbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Vergleich ihrer Hochphasen in den 1950er/1960er und 1970er/1980er Jahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304019