Der Diskurs um Potential und Legitimität des Humors in der (amerikanischen) Holocaustliteratur unterscheidet nur undeutlich zwischen Humor- und Verfremdungstechniken. Sowohl Slavoj Žižek als auch Terence Des Pres beziehen sich im Kontext der "camp comedy" auf Brecht'sche Darstellungsformen, die nicht notwendig komisch wirken.
Die vorliegende Arbeit untersucht daher am Beispiel von Art Spiegelmans "Maus", welche narrativen Strategien verwandt werden und wie sie die einzigartige Spannung von Form und Inhalt erzeugen, die zugleich emotionale Anteilnahme und kritische Distanz hervorruft. "Maus" wird dabei als Hybridform von Komödie und Tragödie verstanden, die es in ihrer gegenseitigen Unterbrechung erlauben, sich mit der angsterfüllten Realität in Auschwitz zu beschäftigen, ohne den schützenden Standpunkt in der Gegenwart aufzugeben.
Inhaltsverzeichnis
- Die Rolle des Humors in der amerikanischen Holocaustliteratur
- Die Form des Comics allein bedeutet bereits eine Entfremdung
- Mit seiner Katz und Maus Metapher übernimmt Spiegelman den nationalsozialistischen Vergleich der Juden mit Mäusen
- Damit werden aber auch die Probleme sichtbar, die die sprachliche Trennung mit sich bringt
- Freud beschreibt ein Beispiel für einen Unsinnswitz, das sich parallel zu der beschriebenen Entlarvung verhält
- Des Pres macht darauf Aufmerksam, dass Spiegelmans Metapher der Katzen und Mäuse auch als Brechtscher Verfremdungseffekt funktioniert
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Rolle von Humor und Entfremdung in der amerikanischen Holocaustliteratur, insbesondere in Art Spiegelmans Maus. Er untersucht, wie Humor in diesem Kontext funktioniert und welche Bedeutung er im Vergleich zu den Techniken der Verfremdung hat. Dabei wird der Fokus auf die Interaktion von Wort und Bild in Maus gelegt und anhand von Freuds Theorien zum Witz und der Entfremdung analysiert.
- Die Funktion von Humor und Entfremdung in der Holocaustliteratur
- Die Darstellung von Nationalitäten und Rassen in Maus
- Die Verbindung von Sprache und Bild in der graphischen Umsetzung von Maus
- Die problematische Verwendung von Tiermetaphern in der Holocaustliteratur
- Der Vergleich von Spiegelmans Arbeit mit Brechts epischem Theater
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel untersucht die Rolle des Humors in der amerikanischen Holocaustliteratur und führt die Konzepte von Entfremdung und Humor ein. Es wird die Verbindung zwischen Humor und Verfremdungstechniken wie Brechts epischem Theater beleuchtet. Das zweite Kapitel fokussiert sich auf die Form des Comics als Medium der Entfremdung und analysiert Spiegelmans Verwendung von Tiermetaphern in Maus. Es wird die Bedeutung von Sprache und Bild in der graphischen Umsetzung von Maus untersucht.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf Spiegelmans Übernahme des nationalsozialistischen Vergleichs von Juden mit Mäusen und analysiert, wie dieser Vergleich in der graphischen Umsetzung von Maus verstärkt wird. Es wird die Technik des Vollnehmens abgeblasster Redensarten im Zusammenhang mit Freuds Theorie des Witzes betrachtet.
Das vierte Kapitel untersucht die Probleme, die die sprachliche Trennung von Juden, Deutschen und Polen mit sich bringt. Es wird die Verwendung von Tiermetaphern in Maus analysiert und die paradoxe Erklärung des deutschen Gefangenen im Konzentrationslager beleuchtet.
Das fünfte Kapitel analysiert Freuds Theorie des Unsinnswitzes im Zusammenhang mit Spiegelmans Umgang mit dem propagandistischen Tiervergleich. Es wird die Entlarvung des Unsinns durch seine Übernahme und die daraus resultierende Erkenntnisgewinnung beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte des Textes sind Humor, Entfremdung, Holocaustliteratur, Art Spiegelmans Maus, Verfremdungstechnik, Brechts episches Theater, Sprache und Bild, Tiermetaphern, nationalsozialistische Propaganda, Freuds Theorie des Witzes, Unsinnswitz.
- Arbeit zitieren
- Michael Steimel (Autor:in), 2005, Humor und Entfremdungstechniken in Art Spiegelmans "Maus", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304154