Public Choice: Demokratie - Das klappt wohl nie?


Seminararbeit, 2002

23 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. OLSONS Gruppentheorie
1.1 Definitionen
1.1.1 Kollektivgüter
1.1.2 Individualgüter
1.1.3 Staat
1.1.4 Gruppe
1.2 Free Rider Problem & Kollektives Handeln

2. Weede: Rentseeking
2.1 Begriffserläuterungen
2.1.1 Rente
2.1.2 Rentseeking/Rentseeking Society
2.1.3 Grundgedanke
2.2 Auswirkungen des Rentseeking

3. BUCHANAN – Anwendungsbeispiel
3.1 Beispiel Wohlfahrtsstaat
3.2 Lösungsvorschlag

Literatur

Einleitung

Als ein fortschrittliches Land können wir als Regierungsform die Demokratie nennen. Alle sind gleichberechtigt, den Schwachen und Armen wird geholfen in Form von Unterstützung. Des weiteren bedeutet Demokratie, dass das Volk durch freie Wahlen an der Machtausübung des Staates teilhaben kann. Doch wie ist es zu erklären, dass sich in eben dieser Demokratie kleine Gruppen stärker durchsetzen können als große? Wieso können Monopole gebildet werden, die eigentlich entgegen den Interessen der allgemeinen Mehrheit stehen?

Diese Fragen versucht die Arbeit mit Hilfe des „Public Choice – Ansatzes“ zu beantworten. Dabei wird unter anderem auf Mancur Olsons Gruppentheorie und Erich Weedes Rent-Seeking als Erklärungshilfen eingegangen, zudem wird James Buchanan mit einem Anwendungsbeispiel, welches die Theorie Olsons und Weedes miteinander verbindet, zum tragen kommen.

1. Olsons Gruppentheorie

Warum und unter welchen Bedingungen sind Interessengruppen bereit, einen Beitrag zur Vermehrung des gesellschaftlichen Wohlstandes zu leisten? Mit diesem und damit zusammenhängenden Themen beschäftigt Olson sich vor allem in der „Logik des kollektiven Handelns“. Seine Gruppentheorie vorzustellen ist Ziel dieses Kapitels.

1.1 Definitionen

1.1.1 Kollektivgut

Nach Olson werden „[...]gemeinsame oder kollektive Vorteile, die der Staat bereitstellt, [...] Kollektivgüter genannt. [...] Ein Gemein-, Kollektiv- oder öffentliches Gut wird hier als jedes Gut definiert, das den anderen Personen in einer Gruppe praktisch nicht vorenthalten werden kann, wenn irgendeine Person in einer Gruppe es konsumiert.“[1] Dabei spielt die Größe der Gruppe in diesem Zusammenhang keine Rolle. Im Hinblick auf die gemeinsamen Interessen der Mitglieder einer Gruppe, bemühen sich alle Organisationen, ein gemeinsames Ziel zu erreichen, das unteilbar für alle Mitglieder ist. Unteilbar meint dabei, dass eine Person keinen spezifischen Teil des Gutes für sich reklamieren kann (z.B. Luft). Dieses Ziel – das Kollektivgut – muss dabei jedoch nicht zwingend einen materiellen oder finanziellen Charakter haben und kein Mensch darf davon ausgeschlossen werden.[2] Als eine weitere Eigenschaft des Kollektivgutes kann genannt werden, dass eine Nicht-Rivalität herrscht wie beim Konsum.[3] Des weiteren ist zu erwähnen, dass jeweils nur ein Kollektivgut zu einer Gruppe passt und nur in Hinblick auf diese definiert werden kann.

1.1.2 Individualgüter

Als Individual- oder Privatgüter werden solche bezeichnet, die für das Ausschlussprinzip gelten, d.h. „Leute, die nicht zur Beschaffung des privaten Gutes beigetragen haben, können von der Nutzung ausgeschlossen werden.“[4] Diese Form der Güter wird also von den Individuen selbst exklusiv für sich auf dem Markt beschafft. Zudem werden die Individualgüter von staatlichen Organisationen bereitgestellt (beispielsweise Strom).

1.1.3 Der Staat

„Ein Staat ist zuallererst eine Organisation, die für ihre Mitglieder, die Bürger, Kollektivgüter bereitstellt; und ähnlich stellen andere Arten von Organisationen Kollektivgüter für ihre Mitglieder bereit.“[5] Zum Wesen einer Organisation gehört, dass sie einen unteilbar allen zugute kommenden Vorteil bietet. Die grundlegende Funktion einer Organisation ist die Bereitstellung öffentlicher Güter. Allerdings taucht hier das Problem auf, dass Sanktionen verhängt werden müssen, damit die einzelnen Mitglieder die Lasten für die Erhaltung der Organisation auch wirklich tragen (z.B. Steuern).

1.1.4 Gruppen

Eine Gruppe ist für Mancur Olson zunächst „eine Anzahl von Personen mit gleichem Interesse.“[6] Die Ursache für die Bildung einer Gruppe ist das Motiv eines Individuums, zusammen mit anderen Personen ein gemeinsames, individuelles Interesse zu vertreten. Nun ist aber eine Gruppe nicht gleich eine Gruppe. Olson unterscheidet drei verschiedene Typen, die aber in kritischen Auseinandersetzungen mit seinem Buch im Laufe der Zeit erweitert oder abgeändert worden sind.

1) Kleine Gruppen definiert Olson als Gruppen, die „[...] dadurch gekennzeichnet [sind], dass jedes Mitglied oder zumindest eines von ihnen Veranlassung hat, das Kollektivgut bereitzustellen, selbst wenn es die gesamten Kosten für die Bereitstellung zu tragen hat.“[7] Da sich innerhalb dieser kleinen Gruppen jeder kennt und eine starke wechselseitige Abhängigkeit unter den Mitgliedern besteht, fällt es sofort auf, wenn ein Individuum seinen Beitrag zum Erreichen des Kollektivgut nicht leistet. Daraus erklärt sich, das innerhalb kleiner Gruppen ohne selektive Anreize oder Sanktionen gearbeitet werden kann. Des weiteren sieht Olson in diesen Gruppen die Chance, das Gut zu erreichen, am größten und es wird so gut wie immer auch erreicht, deshalb spricht er von privilegierten Gruppen.

1a) Privilegierte homogene Gruppen haben zur Eigenschaft, dass jedes Mitglied einen bestimmten Anteil des Kollektivgutes erhält. Hat es seine optimale Menge erreicht, wird es die weiteren Beitragskosten minimieren. Dies fehlt dann wiederum für die optimale Versorgung der anderen Mitglieder,[8] sie werden also nur suboptimal versorgt; d.h. sie beschaffen nicht so viel, wie eigentlich in ihrem gemeinsamen Interesse liegt. Erklären lässt sich dies mit der Definition eines Kollektivgutes. Sie besagt, dass kein Mitglied als Nutzer ausgeschlossen werden kann, wenn ein anderes das Gut bereits konsumiert.

1b) Das Problem der Suboptimalität ist in den heterogenen kleinen (privilegierten) Gruppen nicht so häufig zu finden. Statt dessen ist die Wahrscheinlichkeit, ein Kollektivgut zu erreichen, tatsächlich hier am höchsten. Denn aufgrund der ungleichen Verhältnisse ist es einem Mitglied möglich – wenn sein Interesse an dem Gut sehr hoch ist – den gesamten Beitrag selbst aufzubringen. Die übrigen Nutzer profitieren davon; es darf ihnen nicht vorenthalten werden. Dabei ist die Problematik in den heterogenen Gruppen offensichtlich: es zeigt sich eine Tendenz des Ausbeutens: "In solchen ungleichen Gruppen besteht andererseits eine Tendenz zu einer willkürlichen Aufteilung der Lasten der Bereitstellung des Kollektivguts. Das größte Mitglied, das Mitglied, welches von sich aus die größte Menge des Kollektivguts bereitstellen würde, trägt einen unverhältnismäßig großen Teil der Lasten der Bereitstellung des Kollektivgutes. Das kleinere Mitglied erhält definitionsgemäß einen kleineren Teil des Nutzens jeder bereitgestellten Menge des Kollektivguts als ein größeres Mitglied und hat deshalb einen geringeren Anreiz, zusätzliche Mengen des Kollektivguts bereitzustellen. Sobald ein kleineres Mitglied die Menge des Kollektivguts hat, die es kostenlos vom großen Mitglied erhält, hat es mehr, als es von sich aus erworben hätte, und keine Veranlassung mehr, irgend etwas von dem Kollektivgut auf eigene Kosten zu kaufen. In kleinen Gruppen mit gemeinsamen Interessen besteht folglich eine überraschende Tendenz zur ‚Ausbeutung‘ der Großen durch die Kleinen."[9]

2) Im Gegensatz zu diesen kleinen Gruppen, die ohne große Gruppenorganisation auskommen, stehen die großen, latenten Gruppen. Sie sind „[...] dadurch gekennzeichnet, dass kein Mitglied fühlbar betroffen wird, wenn irgendein Mitglied zur Bereitstellung des Gutes beiträgt oder nicht beiträgt, und deshalb niemand einen Grund hat, darauf zu reagieren.“[10] Und wenn sich die anderen Mitglieder sozusagen nicht um die „schwarzen Schafe“ kümmern, gibt es für diese auch keinen Grund, ihr Gruppenverhalten zu ändern und somit sinkt die Chance, das eigentlich gemeinsame Ziel, ihr Kollektivgut zu erreichen. Die Mitglieder sind rational ignorant. Aus diesem Grund müssen die latenten Gruppen mit selektiven Anreizen arbeiten. Dies bedeutet nichts anderes, als dass „[...] ein rational handelndes Mitglied einer latenten Gruppe dazu [bewegt wird], gruppenorientiert zu handeln.“[11] Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass diese Anreize nicht wie das Kollektivgut auf die Gruppe als Gesamtheit wirken, sondern „selektiv“ auf die einzelnen Mitglieder, die entgegen der Gruppe handeln. Die selektiven Anreize an sich können positiver aber auch negativer Art sein. Positive wären beispielsweise Belohnungen oder Vergünstigungen, negative wären Strafen wie Zusatzzahlungen (Bußgeld).

[...]


[1] Als „praktisch nicht vorenthaltbar“ gelten auch Kollektivgüter, die man theoretisch zwar auch teilen kann, bei denen die Teilung aber unpraktisch oder unwirtschaftlich ist. Olson 1968, S. 13

[2] Danzer, S. 4

[3] Bandelow, S.2

[4] Bandelow 2000/2001, S.2

[5] Olson 1968, S. 15

[6] Olson 1968, S. 7

[7] Olson, S. 48

[8] Danzer, S. 5

[9] Olson, S. 33f

[10] Olson, S. 49

[11] Olson, S. 49

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Public Choice: Demokratie - Das klappt wohl nie?
Hochschule
Technische Universität Dresden
Autor
Jahr
2002
Seiten
23
Katalognummer
V30569
ISBN (eBook)
9783638318044
ISBN (Buch)
9783638692038
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Public, Choice, Demokratie
Arbeit zitieren
Sandra Starke (Autor:in), 2002, Public Choice: Demokratie - Das klappt wohl nie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30569

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