G. E. Lessings „Miss Sara Sampson“, 1755 uraufgeführt, gilt als erstes Bürgerliches Trauerspiel Deutschlands. In ihm drückt sich das Selbstbewusstsein des Bürgertums der Aufklärung aus. Traditionelle, am Vorbild des Adels orientierte Formen des sozialen Miteinanders werden durch bürgerliche Ideale ersetzt. Familie, Tugend, Gefühl, Moral und Verdienst stehen fortan im Mittelpunkt. Schon in der ersten Szene werden die Begriffe „Tugend“ und „Laster“ thematisiert, die fortan entscheidende und bedeutungsvolle Begriffe der Handlung sind.
In Lessings bürgerlichem Trauerspiel bilden die Situation in der Familie und die familiären Autoritätsstrukturen die dramatische Ausgangsbasis. Das Auftreten des Liebhabers Mellefonts wird zum Anlass genommen, das Verhältnis von Sir William Sampson und seiner Tochter Sara zu problematisieren. Lessing thematisiert Geschlechterrollen, Autoritätsstrukturen, Wertkomplexe und das individuelle Familienbewusstsein.
Der genusssüchtige Mellefont lernt die tugendhafte Miss Sara Sampson kennen und lieben und entführt sie, ohne jeglichen Widerstand ihrerseits, aus ihrem Elternhaus, um sie in Frankreich zu heiraten. In einem englischen Gasthof, der Schauplatz des Geschehens ist, findet Sir William seine Tochter und ihren Geliebten und wünscht sich nichts sehnlicher, als seine Tochter wieder zu sich zurück zu holen. Sir William stellt sich von Anfang an die Frage, ob Sara tugendhaft oder lasterhaft ist, räumt seiner Tochter aber auch eine gewisse Freiheit ihres individuellen Empfindens ein.
In meiner Seminararbeit möchte ich die Konfliktsituation zwischen Vater und Tochter untersuchen und stelle die Frage: Welche Autoritätsstrukturen und welche Reaktionsmuster von Vater und Tochter bestimmen die Handlung und wie sind diese zu erklären? Dazu werde ich besonders die Moralvorstellung zu Zeiten der Sampsons genauer beleuchten und mit Hilfe von Sekundärliteratur Erklärungen für ihr Verhalten suchen. Besonders den Deutungsansätzen von Karin Wurst schenke ich dabei Beachtung.
Um die Handlungen und Denkweisen der Protagonisten des Stückes zu verstehen, bedarf es eines groben Überblickes über die Familie im 18. Jahrhundert, mit dem ich meine Hausarbeit beginnen möchte. Auch den Begriff des „Bürgerlichen Trauerspiels“ möchte ich im ersten Teil Teil der Arbeit noch einmal thematisieren. Im zweiten Teil möchte ich dann die Handlungen von Vater und Tochter im Einzelnen analysieren.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- HAUPTTEIL
- DIE FAMILIE IM 18. JAHRHUNDERT
- DAS BÜRGERLICHE TRAUERSPIEL
- DIE VATER-TOCHTER BEZIEHUNG
- SIR WILLIAM
- SARA SAMPSON
- DIE BRIEF-SZENE
- SCHLUSSTEIL
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit beschäftigt sich mit der Konfliktsituation zwischen Vater und Tochter in Lessings „Miss Sara Sampson“. Die Arbeit analysiert die Autoritätsstrukturen und Reaktionsmuster von Vater und Tochter, die die Handlung des Stücks bestimmen. Dabei wird besonders die Moralvorstellung im 18. Jahrhundert beleuchtet und mit Hilfe von Sekundärliteratur erklärt. Das Augenmerk liegt auf den Deutungsansätzen von Karin Wurst.
- Familiäre Strukturen und Moralvorstellungen im 18. Jahrhundert
- Die Rolle der Tochter in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts
- Das Bürgerliche Trauerspiel als Ausdruck bürgerlicher Ideale
- Der Konflikt zwischen Vater und Tochter im Stück „Miss Sara Sampson“
- Die Bedeutung von Tugend und Laster in der Handlung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Lessings „Miss Sara Sampson“ als erstes Bürgerliches Trauerspiel Deutschlands vor und thematisiert die Bedeutung von Tugend und Laster in der Handlung. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Konfliktsituation zwischen Vater und Tochter genauer zu untersuchen.
Der Hauptteil beginnt mit einem Überblick über die Familie im 18. Jahrhundert. Er beleuchtet die Autoritätsstrukturen und die Abhängigkeit der Frau in dieser Zeit. Anschließend wird das Bürgerliche Trauerspiel als Genre definiert und seine Bedeutung für die Handlung von „Miss Sara Sampson“ erklärt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Bürgerliches Trauerspiel, Familie im 18. Jahrhundert, Vater-Tochter-Konflikt, Tugend, Laster, Autoritätsstrukturen, Moralvorstellungen, Sekundärliteratur, Karin Wurst, „Miss Sara Sampson“.
- Arbeit zitieren
- Vera Lehmann (Autor:in), 2014, Der Vater-Tochter-Konflikt in Lessings "Miss Sara Sampson". Die Familie des 18. Jahrhunderts zwischen Tugend und Laster, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/308089