Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit traumatisierten Kindern in der stationären Jugendhilfe und legt ihren Fokus auf durch Eltern misshandelte Schutzbefohlene. Diese machen einen Großteil der stationär untergebrachten Kinder aus. Die stationäre Unterbringung von traumatisierten Kindern wird meist als letztes Glied einer Kette von Hilfen zur Erziehung herangezogen, wenn bereits kostengünstigere, ambulante Formen keinen Erfolg gebracht haben. Allerdings ist die stationäre Jugendhilfe auf diese schwer belasteten Kinder nur unzureichend vorbereitet, denn diese Kinder haben lange Zeit in traumatischen Lebensumständen verbracht und zeigen nun Verhaltensweisen, die sowohl schwer verständlich als auch schwer auszuhalten sind. Aufgrund des fehlenden Wissens von Traumafolgen und deren Auswirkungen verzweifeln die pädagogischen Fachkräfte und können den Bedürfnissen der Kinder nicht mehr entsprechen oder diese wahrnehmen. Dies führt häufig zu weiteren Abbrüchen der Hilfemaßnahme und einer Chronifizierung des Traumas.
Die stationäre Jugendhilfe ist neben psychiatrischen Settings ein Ort, an dem eine Großzahl an traumatisierten Kindern betreut wird. Daher ist es wichtig, auch die pädagogischen Fachkräfte über die Folgen von Traumatisierungen zu schulen.
Die Arbeit mit traumatisierten Kindern ist bislang vornehmlich Psychologen/-innen und Therapeuten/-innen vorbehalten, jedoch sollte die pädagogische Arbeit mit diesen Kindern nicht unterschätzt werden. Die pädagogische Arbeit in einer stationären Wohngruppe findet an 365 Tagen im Jahr statt und hat somit einen prägenden Anteil im Leben dieser Kinder. Sozialpädagogen/-pädagoginnen müssen daher für die spezifischen Bedarfe dieser Kinder geschult werden, um sie bei der Traumaverarbeitung unterstützen zu können.
Ziel dieser Arbeit ist es, mittels Literaturrecherche Leser/innen, in erster Linie Sozialpädagogen/-pädagoginnen, die in ihrer Arbeit mit traumatisierten Kindern umgehen, sich für die Folgen und Auswirkungen von traumatischen Lebensereignissen zu sensibilisieren. Hierbei soll eine fachliche Orientierung mithilfe der Traumapädagogik gegeben werden. Daher gehe ich der Frage nach, welche Herausforderungen die Symptome traumatisierter Kinder in der stationären Jugendhilfe an Sozialpädagogen/-pädagoginnen stellen und wie diesen mithilfe von traumapädagogischen Konzepten begegnet werden kann.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- 1. Die Bedeutung von Trauma
- 1.1 Begriffsdefinition
- 1.2 Traumatische Situation
- 1.3 Traumatypologie
- 1.4 Kinderspezifische Definition
- 1.5 Kindesmisshandlung als Ursache für ein Trauma
- 1.6 Risiko und Schutzfaktoren
- 1.7 Entstehung eines Traumas
- 1.8 Traumaverarbeitung
- 2. Traumafolgestörungen und deren Auswirkungen
- 2.1 Komplexe PTBS und Traumaentwicklungsstörung
- 2.2 Symptome und Folgen von Traumatisierung
- 3. Traumapädagogik in der stationären Jugendhilfe
- 3.1 Heranführung an die Begrifflichkeiten
- 3.1.1 Definition: Stationäre Jugendhilfe
- 3.1.2 Definition: Traumapädagogik
- 3.2 Die Haltung
- 3.3 Die Pädagogik des „,sicheren Ortes”
- 3.4 Bindungsverhalten und Beziehungsaufbau
- 3.5 Förderung der Selbstbemächtigung/Selbstwirksamkeit
- 3.5.1 Förderung des Selbstverstehens
- 3.5.2 Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung
- 3.5.3 Förderung der Emotions- und Selbstregulation
- 3.5.4 Förderung von Ressourcen und Resilienz
- 3.5.5 Chancen der gesellschaftlichen und sozialen Teilhabe
- 3.6 Anforderungen an die Sozialpädagogen/-pädagoginnen
- 4. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit traumatisierten Kindern in der stationären Jugendhilfe, insbesondere mit Kindern, die von ihren Eltern misshandelt wurden. Das Ziel der Arbeit ist es, Sozialpädagogen/-pädagoginnen, die mit traumatisierten Kindern arbeiten, für die Folgen und Auswirkungen von Traumatisierung zu sensibilisieren und ihnen eine fachliche Orientierung mithilfe der Traumapädagogik zu bieten. Die Arbeit untersucht die Herausforderungen, die die Symptome traumatisierter Kinder in der stationären Jugendhilfe für Sozialpädagogen/-pädagoginnen darstellen, und zeigt auf, wie diesen mithilfe traumapädagogischer Konzepte begegnet werden kann.
- Die Bedeutung von Trauma und seine Definition
- Die Folgen von Traumatisierung für Kinder
- Traumapädagogik in der stationären Jugendhilfe
- Die Rolle von Sozialpädagogen/-pädagoginnen in der Arbeit mit traumatisierten Kindern
- Die Bedeutung von sicheren und geschützten Umgebungen für traumatisierte Kinder
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Das erste Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand der Psychotraumatologie. Es definiert den Begriff Trauma, erläutert die Entstehung von Trauma, beschreibt verschiedene Traumatypologien und geht auf kinderspezifische Traumen und deren Ursachen ein. Außerdem werden Risiko- und Schutzfaktoren bei der Entstehung von Trauma sowie die Traumaverarbeitung diskutiert.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Folgen von Traumatisierung für Kinder. Es stellt die Diagnose kindlicher Traumatisierung vor und beschreibt Symptome und Folgen von Misshandlung und Traumatisierung im Kontext des pädagogischen Alltags.
Der Hauptteil der Arbeit, Kapitel 3, führt die Begriffe der stationären Jugendhilfe und der Traumapädagogik ein. Es stellt das Konzept der Bundes Arbeitsgemeinschaft Traumapädagogik vor, das spezifische Standards für die traumapädagogische Arbeit entwickelt hat. Diese Standards werden in den folgenden Kapiteln näher erläutert. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung einer besonderen Haltung gegenüber traumatisierten Kindern, die Bereitstellung eines sicheren Ortes, Besonderheiten im Bindungsverhalten und Beziehungsaufbau sowie die Förderung von Selbstbemächtigung und Selbstwirksamkeit. Schließlich werden die Anforderungen und Belastungen von Sozialpädagogen/-pädagoginnen im pädagogischen Alltag der stationären Jugendhilfe mit traumatisierten Kindern dargestellt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit folgenden zentralen Begriffen und Themen: Trauma, Traumatisierung, Kindesmisshandlung, Traumapädagogik, stationäre Jugendhilfe, Sozialpädagogen/-pädagoginnen, sichere Orte, Bindungsverhalten, Selbstbemächtigung, Selbstwirksamkeit, Ressourcen, Resilienz, gesellschaftliche und soziale Teilhabe.
- Arbeit zitieren
- Marie Werner (Autor:in), 2015, Kompetenzen und Anforderungen an Sozialarbeiter/innen der stationären Jugendhilfe im Umgang mit traumatisierten Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310121