Kann man die Muslimbruderschaft und Al-Qaida ohne weiteres als ähnliche, homogene islamistische Bewegungen darstellen? Oder gilt es, noch andere bedeutsame Aspekte und periphere Faktoren ins Auge zu fassen, welche die jeweiligen Bewegungen auszeichnen und uns eventuell verpflichten, sie als divergente beziehungsweise alternative Phänomene zu betrachten?
Um den aufgeworfenen Fragen nachzugehen, werden zu Beginn der Proseminararbeit die beiden Bewegungen Muslimbruderschaft und Al-Qaida in ihrem jeweiligen Wesen kurz und summarisch vorgestellt. Anschließend sollen sie hinsichtlich ihrer Ideologie sowie ihrem Wirken untersucht und miteinander verglichen werden. Die daraus gewonnenen Resultate werden im Schlussteil bewertet, für die aktuelle Politiklandschaft im Nahen Osten kontextualisiert und vorsichtig zu einem Resümee zusammengefasst.
Seit den jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und dem Irak, in deren Zentrum vor allem die islamistische Gruppierung Al-Qaida mit ihren Ablegern bzw. Verbündeten Islamischer Staat und Al-Nusra-Front steht, ist der militante Islamismus wieder deutlich spürbar in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit gerückt. Doch auch die Todesurteile in Ägypten, welche in der Folge des Militärputsches 2013 gegen zahlreiche führende Mitglieder der Muslimbruderschaft ausgesprochen wurden, verschaffen den inzwischen weit verbreiteten Eindruck, dass der politische Islam zum Scheitern verurteilt sei und scheinbar dieselben Ziele verfolge wie der militante Islamismus.
Der einzige Unterschied zwischen der Muslimbruderschaft und der Al-Qaida bestünde demnach lediglich darin, dass erstere ihr Vorhaben durch politische Institutionen und Wahlen durchsetzen zu versucht, wohingegen die Al-Qaida ihre Ziele mittels Waffengewalt und Terror verfolge. Beiden Gruppierungen liege jedoch ursprünglich die identische Ideologie zu Grunde. Dieser Vorwurf ist so weitreichend, dass sogar der 1966 in Ägypten durch das Nasser-Regime exekutierte Theoretiker der Muslimbruderschaft Sayyid Qutb für die Anschläge am 11. September 2001 verantwortlich gemacht wird, da er mit seinen Ideen den Grundstein für sämtliche islamistische Bewegungen gelegt habe und demnach einen „intellectual godfather“ für die Al-Qaida darstelle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gründung der Muslimbruderschaft
- Ideologie und zeitgenössischer politischer Kontext
- Organisierung der Muslimbruderschaft
- Anfänge der Al-Qaida
- Finanzierung der Al-Qaida
- Organisierung der Al-Qaida
- Problematik des Vergleichs Muslimbruderschaft und Al-Qaida
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Proseminararbeit befasst sich mit den beiden islamistischen Bewegungen Muslimbruderschaft und Al-Qaida. Ziel ist es, die beiden Bewegungen in ihrem jeweiligen Wesen vorzustellen, ihre Ideologien sowie ihr Wirken zu untersuchen und einen Vergleich zwischen ihnen anzustellen. Die daraus gewonnenen Resultate werden im Schlussteil bewertet, in den aktuellen Kontext im Nahen Osten eingebettet und vorsichtig zu einem Resümee zusammengefasst.
- Die Entstehung und Entwicklung der Muslimbruderschaft und Al-Qaida
- Die Ideologien beider Bewegungen im Vergleich
- Die Organisation und die politischen Ziele der beiden Gruppierungen
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Muslimbruderschaft und Al-Qaida
- Die Relevanz der beiden Bewegungen für die aktuelle politische Landschaft im Nahen Osten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Aktualität der beiden Bewegungen im Kontext der jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak. Sie stellt die Frage nach der Vergleichbarkeit der beiden Bewegungen und beleuchtet den weit verbreiteten Eindruck, dass der politische Islam scheitern soll und die gleichen Ziele wie der militante Islamismus verfolgt.
- Gründung der Muslimbruderschaft: Das Kapitel behandelt die Gründung der Muslimbruderschaft im Jahr 1928 durch Hasan al-Banna in Ismailia. Es beleuchtet die religiösen und nationalen Einflüsse auf al-Banna, die zur Gründung der Organisation führten.
- Ideologie und zeitgenössischer politischer Kontext: Das Kapitel beschäftigt sich mit der Ideologie der Muslimbruderschaft im Kontext der ägyptischen Krise der 1920er Jahre und der Abschaffung des Kalifats im Jahr 1924. Es stellt die Verbindung von al-Bannas Reformislam zu den Ideen von Dschamal ad-Din al-Afghani und Muhammad Abduh dar.
- Organisierung der Muslimbruderschaft: Das Kapitel erläutert die Organisation der Muslimbruderschaft durch Hasan al-Banna. Es beleuchtet die Missionierungsarbeit durch sogenannte du'ah, die Verbreitung der Ideologie durch Propagandareden und die wichtige Rolle der charismatischen Führungsperson al-Banna.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen des Textes sind Muslimbruderschaft, Al-Qaida, Islamismus, Ideologie, Organisation, Politik, Naher Osten, Reformislam, Terrorismus, Militärputsch, Islamischer Staat, Al-Nusra-Front.
- Quote paper
- Ugur Koc (Author), 2015, Die Muslimbruderschaft und Al-Qaida. Wesen, Ideologie und Wirken im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310155