Die Arbeit beabsichtigt, eine Lücke der Erforschung der spanischen Geschichte bezüglich der durch den Primat der Innenpolitik charakterisierten Jahrhundertwende zu schließen. Der ausgewählte Forschungsaspekt bezieht sich auf die Vorstellungen und Konzepte bezüglich der Außenpolitik, die einerseits durch verschiedene spanische Politiker in ihren Memoiren und politischen Schriften sowie andererseits in den parlamentarischen Debatten der Cortes entwickelt wurden. Die ausgewählten Politiker decken das gesamte politische Spektrum jener Epoche ab. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Verlust der letzten spanischen Kolonien und dem Untergang der spanischen Flotte 1898 (desastre) bis zum Ersten Weltkrieg. Durch die verheerende Niederlage der spanischen Armada wird ein Prozess ausgelöst, den man am treffendsten mit nationaler Depression bezeichnen kann. Eine Depression, die insbesondere die spanischen Intellektuellen erfasst und nach der eine ganze Generation von Schriftstellern und Akademikern benannt wird, die Generación 98. Diese beschäftigt sich mit den Ursachen und Wegen aus der Krise und der Minderwertigkeit der lateinischen gegenüber den germanischen und angelsächsischen Rassen. Als Auswege aus der Krise werden eine Rückbesinnung auf die spanischen Tugenden und eine Hinwendung zu Europa gesehen, die mit der notwendigen Modernisierung und Industrialisierung Spaniens einhergehen sollen. Der Einfluss dieser Bewegung auf die öffentliche Meinung ist nicht zu unterschätzen und muss bei der Untersuchung der außenpolitische Rolle nach dem Desastre von 1898 und speziell der Sicht der Politiker bei der Suche nach einer neuen außenpolitischen Rolle berücksichtigt werden.Unumstritten ist, dass Spanien am Ausgang des 19. Jahrhunderts nicht mehr zu den europäischen Großmächten gehörte. Die Frage ist jedoch, wie groß die verbliebene Macht Spaniens war und welche Stellung Spanien dadurch im europäischen Machtgefüge hatte. Die vorliegende Arbeit behandelt also sowohl die systemischen Rahmenbedingungen als auch die individuellen Handelsoptionen der politischen Entscheidungsträger. Außerdem werden die Aktionsmöglichkeiten einer sogenannten Macht zweiten Ranges im imperialen Wettstreit in den Vorstellungen der spanischen Politiker untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der historische Hintergrund
- Cánovas und die Politik des Recogimiento
- Die Möglichkeiten der spanischen Außenpolitik ab 1898
- Auswertung der Memoiren und politischen Schriften
- Möglichkeiten Spaniens als Macht zweiten Ranges
- Äußere Handlungsfreiheit
- Innere Handlungsfreiheit
- Instrumente der Außenpolitik
- Allianzen
- Flottenpolitik
- Die Neutralität
- Die Marokkopolitik
- Ergebnisse der Außenpolitik seit 1898
- Wechselwirkung zwischen Innenpolitik und Außenpolitik
- Zusammenfassung und Quellenkritik
- Auswertung der Kongressakten
- Diskussionen über die Ziele der Außenpolitik in den Cortes
- Die Politik des Recogimiento
- Allianzen
- Die Politik in Marokko
- Unterschiede zwischen liberaler und konservativer Außenpolitik
- Diskussionen über Mittel und Möglichkeiten der Außenpolitik in den Cortes
- Marine
- Erweiterung der diplomatischen Vertretung
- Kapitelzusammenfassung und Quellenkritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die außenpolitische Rolle Spaniens zwischen 1898 und 1914 aus der Perspektive spanischer Politiker. Im Fokus steht die Analyse der Rollenvorstellungen und Handlungsspielräume Spaniens als Mittelmacht im europäischen Kontext. Die Arbeit nutzt Memoiren, politische Schriften und Kongressakten als Quellenbasis.
- Spaniens Rollenverständnis in der europäischen Außenpolitik
- Analyse der Handlungsspielräume Spaniens als Mittelmacht
- Die Bedeutung von Allianzen und Flottenpolitik für die spanische Außenpolitik
- Der Einfluss der Innenpolitik auf die spanische Außenpolitik
- Spaniens Marokkopolitik im Untersuchungszeitraum
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung erläutert den Forschungsstand und die Forschungslücke, die diese Arbeit schließen soll. Sie beschreibt den Fokus auf die Wahrnehmung der spanischen Außenpolitik aus der Sicht spanischer Akteure im Gegensatz zu bisherigen Studien, die primär aus der Perspektive anderer europäischer Staaten geschrieben wurden. Die Arbeit definiert Außenpolitik und skizziert den machtpolitischen Ansatz, der als theoretischer Rahmen dient, um die außenpolitische Rolle Spaniens zu analysieren. Es wird auf die Bedeutung der systemischen Rahmenbedingungen und der eigenen Rollenvorstellungen eingegangen und die Notwendigkeit einer systemtheoretischen Bestimmung der Rolle Spaniens vor dem Ersten Weltkrieg begründet.
Der historische Hintergrund: Dieses Kapitel beschreibt den historischen Kontext, beginnend mit Cánovas' Politik des Recogimiento und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Einschränkungen für die spanische Außenpolitik nach dem Verlust von Kuba und den Philippinen im Jahr 1898. Es legt den Grundstein für das Verständnis der Herausforderungen und strategischen Optionen, vor denen die spanische Außenpolitik stand.
Auswertung der Memoiren und politischen Schriften: Dieses Kapitel analysiert Memoiren und politische Schriften spanischer Politiker, um ihre Rollenvorstellungen und die Beurteilung der Möglichkeiten Spaniens als Mittelmacht zu beleuchten. Es untersucht die innen- und außenpolitischen Handlungsspielräume und Instrumente wie Allianzen und Flottenpolitik. Die Neutralitätspolitik Spaniens und seine Marokkopolitik werden ebenfalls analysiert, um die Ergebnisse der Außenpolitik seit 1898 und die Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenpolitik zu verstehen.
Auswertung der Kongressakten: Hier werden die Diskussionen in den Cortes über Ziele und Mittel der spanischen Außenpolitik untersucht. Der Fokus liegt auf der Politik des Recogimiento, der Rolle von Allianzen und der Marokkopolitik, sowie auf den Unterschieden zwischen der Außenpolitik liberaler und konservativer Regierungen. Die Debatten über die Marine und den Ausbau der diplomatischen Vertretungen geben weitere Einblicke in die außenpolitische Praxis und die damit verbundenen Herausforderungen.
Häufig gestellte Fragen zur Magisterarbeit: Spanische Außenpolitik 1898-1914
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht die spanische Außenpolitik zwischen 1898 und 1914 aus der Perspektive spanischer Politiker. Im Mittelpunkt steht die Analyse der Rollenvorstellungen und Handlungsspielräume Spaniens als Mittelmacht im europäischen Kontext.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf Memoiren, politischen Schriften und Kongressakten spanischer Politiker. Dies ermöglicht eine Analyse der Wahrnehmung der spanischen Außenpolitik aus der Sicht der Akteure selbst.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Spaniens Rollenverständnis in der europäischen Außenpolitik, die Analyse der Handlungsspielräume als Mittelmacht, die Bedeutung von Allianzen und Flottenpolitik, der Einfluss der Innenpolitik auf die Außenpolitik und Spaniens Marokkopolitik im Untersuchungszeitraum.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Historischer Hintergrund (Cánovas' Politik des Recogimiento und die Möglichkeiten der spanischen Außenpolitik nach 1898), Auswertung der Memoiren und politischen Schriften (Rollenvorstellungen, Handlungsspielräume, Allianzen, Flottenpolitik, Neutralität, Marokkopolitik, Wechselwirkung von Innen- und Außenpolitik), Auswertung der Kongressakten (Diskussionen über Ziele und Mittel der Außenpolitik in den Cortes, Unterschiede zwischen liberaler und konservativer Außenpolitik) und Fazit.
Wie wird die spanische Außenpolitik analysiert?
Die Analyse der spanischen Außenpolitik erfolgt aus einem machtpolitischen Ansatz heraus, wobei die systemischen Rahmenbedingungen und die eigenen Rollenvorstellungen der spanischen Akteure berücksichtigt werden. Die Arbeit begründet die Notwendigkeit einer systemtheoretischen Bestimmung der Rolle Spaniens vor dem Ersten Weltkrieg.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit schließt die Forschungslücke, indem sie die spanische Außenpolitik aus der Perspektive spanischer Akteure analysiert, im Gegensatz zu bisherigen Studien, die primär aus der Perspektive anderer europäischer Staaten geschrieben wurden.
Welche Rolle spielen die Cortes in der Analyse?
Die Auswertung der Kongressakten ermöglicht Einblicke in die Diskussionen über Ziele und Mittel der spanischen Außenpolitik in den Cortes. Hierbei werden die Debatten über die Politik des Recogimiento, Allianzen, die Marokkopolitik und die Unterschiede zwischen liberaler und konservativer Außenpolitik untersucht.
Welche Bedeutung haben Allianzen und die Flottenpolitik?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Allianzen und der Flottenpolitik für die spanische Außenpolitik und deren Einfluss auf die Handlungsspielräume Spaniens als Mittelmacht.
Wie wird der Einfluss der Innenpolitik berücksichtigt?
Die Arbeit analysiert die Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenpolitik und zeigt den Einfluss der Innenpolitik auf die außenpolitischen Entscheidungen und Handlungsspielräume Spaniens auf.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit der Arbeit fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen und bietet eine abschließende Bewertung der spanischen Außenpolitik im Untersuchungszeitraum.
- Quote paper
- Daniela Hendel (Author), 2003, Spaniens außenpolitische Rolle aus der Sicht spanischer Politiker (1898-1914), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31021