Die Arbeit beabsichtigt, eine Lücke der Erforschung der spanischen Geschichte bezüglich der durch den Primat der Innenpolitik charakterisierten Jahrhundertwende zu schließen. Der ausgewählte Forschungsaspekt bezieht sich auf die Vorstellungen und Konzepte bezüglich der Außenpolitik, die einerseits durch verschiedene spanische Politiker in ihren Memoiren und politischen Schriften sowie andererseits in den parlamentarischen Debatten der Cortes entwickelt wurden. Die ausgewählten Politiker decken das gesamte politische Spektrum jener Epoche ab. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom Verlust der letzten spanischen Kolonien und dem Untergang der spanischen Flotte 1898 (desastre) bis zum Ersten Weltkrieg. Durch die verheerende Niederlage der spanischen Armada wird ein Prozess ausgelöst, den man am treffendsten mit nationaler Depression bezeichnen kann. Eine Depression, die insbesondere die spanischen Intellektuellen erfasst und nach der eine ganze Generation von Schriftstellern und Akademikern benannt wird, die Generación 98. Diese beschäftigt sich mit den Ursachen und Wegen aus der Krise und der Minderwertigkeit der lateinischen gegenüber den germanischen und angelsächsischen Rassen. Als Auswege aus der Krise werden eine Rückbesinnung auf die spanischen Tugenden und eine Hinwendung zu Europa gesehen, die mit der notwendigen Modernisierung und Industrialisierung Spaniens einhergehen sollen. Der Einfluss dieser Bewegung auf die öffentliche Meinung ist nicht zu unterschätzen und muss bei der Untersuchung der außenpolitische Rolle nach dem Desastre von 1898 und speziell der Sicht der Politiker bei der Suche nach einer neuen außenpolitischen Rolle berücksichtigt werden.Unumstritten ist, dass Spanien am Ausgang des 19. Jahrhunderts nicht mehr zu den europäischen Großmächten gehörte. Die Frage ist jedoch, wie groß die verbliebene Macht Spaniens war und welche Stellung Spanien dadurch im europäischen Machtgefüge hatte. Die vorliegende Arbeit behandelt also sowohl die systemischen Rahmenbedingungen als auch die individuellen Handelsoptionen der politischen Entscheidungsträger. Außerdem werden die Aktionsmöglichkeiten einer sogenannten Macht zweiten Ranges im imperialen Wettstreit in den Vorstellungen der spanischen Politiker untersucht.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1.2. Fragestellung und Aufbau
1.2. Quellenlage und Forschungsstand
1. Der historische Hintergrund
1.1. Cánovas und die Politik des Recogimiento
1.2. Die Möglichkeiten der spanischen Außenpolitik ab 1898
2. Auswertung der Memoiren und politischen Schriften
2.1. Möglichkeiten Spaniens als Macht zweiten Ranges
2.1.1. Äußere Handlungsfreiheit
2.1.2. Innere Handlungsfreiheit
2.2. Instrumente der Außenpolitik
2.2.1. Allianzen
2.2.2. Flottenpolitik
2.3. Die Neutralität
2.4. Die Marokkopolitik
2.5. Ergebnisse der Außenpolitik seit 1898
2.6. Wechselwirkung zwischen Innenpolitik und Außenpolitik
2.7. Zusammenfassung und Quellenkritik
3. Auswertung der Kongressakten
3.1. Diskussionen über die Ziele der Außenpolitik in den Cortes
3.1.1. Die Politik des Recogimiento
3.1.2. Allianzen
3.1.3. Die Politik in Marokko
3.1.4. Unterschiede zwischen liberaler und konservativer Außenpolitik
3.2. Diskussionen über Mittel und Möglichkeiten der Außenpolitik in den Cortes
3.2.1. Marine
3.2.2. Erweiterung der diplomatischen Vertretung
3.3. Kapitelzusammenfassung und Quellenkritik
4. Fazit
5. Literatur
5.1. Sammelbände und Zeitschriftenaufsätze
5.2. Bibliographien
5.3. Nachschlagewerke
6. Quellen
6.1. Memoiren und Schriften
6.2. Dokumente
6.3. Quellensammlungen
Einleitung
Eine Analyse der außenpolitischen Rolle Spaniens vor dem Ersten Weltkrieg ist bisher hauptsächlich aus Sicht der übrigen europäischen Staaten vorgenommen worden. Es gibt jedoch wenige historische Untersuchungen über die Rollenvorstellung der Spanier selber. Diese Arbeit versucht die Rollenvorstellungen aus der Sicht spanischer Politiker darzustellen.
Außenpolitik bezeichnet eine Politik, mit der die im Nationalstaat „organisierte Gesellschaft [ihre] Interessen gegenüber anderen Staaten“1 durchsetzt. Die Außenpolitik beinhaltet die „Aktivitäten oder Unterlassungen einer Regierung gegenüber einer anderen, die in ihrer Gesamtheit ein Beziehungsmuster konstituieren.“2 Ihre Aufgabe ist insbesondere die Pflege der diplomatischen Beziehungen, der Abschluss von Verträgen und Bündnissen und die Vertretung der Interessen einzelner Staatsbürger und Unternehmungen im Ausland. Sie wird von besonderen Organen und Diplomaten wahrgenommen.3 Zur Analyse von Außenpolitik haben sich fünf Ansätze herausgebildet, die sich gegenseitig ergänzen: der machtpolitische, der Aktions-Reaktions-, der Entscheidungsprozess, der Ziel-Mittel- und der Bedingungsstrukturansatz. „Der machtpolitische Ansatz untersucht Außenpolitik unter der Fragestellung, inwieweit diese dem Erhalt, dem Ausbau und der Absicherung von Machtpositionen dient. Regionale und internationale Macht dient dabei den jeweiligen nationalstaatlichen Interessen und hängt von den zur Verfügung stehenden wirtschaftlichen und mitlitärischen Kapazitäten ab, die durch Allianzbildung, politische Strategie und diplomatische Taktik vergrößert werden können.“4 Für diese Arbeit ist allein der machtpolitische Ansatz maßgebend.
In der modernen Außenpolitikforschung wird die außenpolitische Rolle eines Staates durch die systemischen Rahmenbedingungen sowie die eigenen Rollenvorstellungen des Staates charakterisiert. Obwohl in dieser Arbeit gerade nicht die außenpolitische Rolle Spaniens durch eine Aussensicht dargestellt werden soll, ist es doch notwendig die Rolle Spaniens vor dem ersten Weltkrieg zunächst systemtheoretisch zu bestimmen. Denn nur durch solch eine Bestimmung können die außenpolitischen Möglichkeiten Spaniens herausgearbeitet werden. Dies wiederum ist notwendig, um einen theoretischen Rahmen für eine außenpolitische Rolle Spaniens herauszuarbeiten und anhand der Quellen überprüfen zu können, ob eine Rollendiskussion stattgefunden hat.
Im Folgenden werden zunächst die systemischen Rahmenbedingungen definiert. Die systemischen Rahmenbedingungen sind die Bedingungen, die einem Staat den Spielraum für seine Entscheidungen geben oder die Entscheidungsfreiheit einengen. Diese Rahmenbedingungen werden anhand der sogenannten Systemanalyse untersucht. Diese unterscheidet drei Idealtypen, nämlich das gemäßigte System, das revolutionäre System und das Imperialsystem.5 Die Frage ist, welches System der historischen Situation vor dem Ersten Weltkrieg am nächsten kommt.
Als gemäßigtes System wird ein sogenanntes Mächtegleichgewicht bezeichnet, „in dem sich die wichtigsten Komponenten so verhalten, dass sie ihre Ambitionen und Chancen gegenseitig im Zaum halten, ein ungefähres Gleichgewicht der Macht untereinander aufrechterhalten und die Gewaltanwendung möglichst vermeiden. Zu seinen Grundbedingungen gehört die Multipolarität (das Vorhandensein von mehr als zwei Großmächten) und eine internationale Legitimität, die zumindest bestimmte Regeln der Konkurrenz enthält und in der Ähnlichkeit der Systeme begründet ist.“6 Innerhalb des gemäßigten Systems entstehe eine Hierarchie, in der die kleineren Staaten in eine “Art kollektive Vormundschaft der Großmächte“7 geraten. Das heißt, dass die kleineren Staaten darauf angewiesen sind, sich einer größeren Macht anzuschließen, es jedoch nicht vorbestimmt ist, welcher Großmacht sie sich anschließen müssen. Die Großmächte hingegen haben es nicht nötig, bei den kleineren Staaten um Anhänger zu werben, da sie zwar untereinander durch ihre gegensätzlichen Bestrebungen gespalten seien, aber nicht in permanenter Feindschaft lebten.8 Daraus kann man ableiten, dass in einem gemäßigten System die kleineren Staaten die Möglichkeit haben, unter Ausnutzung der gegensätzlichen Bestrebungen der Großmächte, ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Dafür ist es notwendig, dass sie aktiv um Partner werben.
Die Situation in Europa am Ausgang des 19. Jahrhunderts war durch mehrere Großmächte und viele kleinere Mächte gekennzeichnet, die durch ein Geflecht von Bündnisverträgen und Militärallianzen miteinander verbunden waren. Das allgemeine Streben nach Machtzuwachs und kolonialer Eroberung, ohne es zu einer militärischen Auseinandersetzung unter den Mächten kommen zu lassen, wurde gegenseitig anerkannt. Dies spricht dafür, dass die historische Situation vor dem Ersten Weltkrieg am ehesten dem gemäßigten System entspricht.
Unumstritten ist, dass Spanien am Ausgang des 19. Jahrhunderts nicht mehr zu den europäischen Großmächten gehörte. Die Frage ist jedoch, wie groß die verbliebene Macht Spaniens war und welche Stellung Spanien dadurch in diesem gemäßigten System hatte. Dafür ist es erforderlich, den Begriff kleinere Macht näher zu erläutern. Es gibt verschiedene Ansätze kleinere Mächte zu charakterisieren. Einige Autoren versuchen anhand bestimmter Kriterien wie Bevölkerungszahl, geographische Größe, Bruttosozialprodukt oder militärische Kapazitäten eine statistische Vergleichbarkeit zu erreichen.9 Andere Autoren lösen dieses Problem nicht anhand statistischer Werte, sondern auf eine eher psychologische Art, in dem sie das Attribut klein durch die Bezeichnung schwach ersetzen. Es zeigt sich also, „dass die Frage der Einstufung von Staaten eng mit dem klassischen Problem verbunden ist, anhand welcher Kriterien Macht zu messen sein könnte.“10 Niels Amstrup integriert zusätzlich die eigene Wahrnehmung eines Staates von seiner Größe in diesen Ansatz. Demnach seien jene Staaten schwach, die sich selbst als klein und einflusslos betrachten. Ein Kleinstaat wäre also ein Staat, der erkennt, dass er sich nicht selbst verteidigen kann und daher auf die Hilfe anderer Staaten vertrauen muss.11 Wird die Macht eines Staates allein anhand der oben erwähnten statistischen Kriterien gemessen, kann es dazu führen, dass ein Staat allein aufgrund seiner hohen Bevölkerungszahl als ein mächtiger Staat bezeichnet werden müsste. Dies sind auch für eine Beurteilung der Macht Spaniens in der Zeit zwischen 1898 und 1914 keine ausreichenden Kriterien. Daher ist es notwendig, die Macht eines Staates auch anhand anderer Kriterien zu messen, z.B. durch die Untersuchung der eigenen Rollenvorstellung eines Staates. Eine solche Untersuchung ist auch für die nähere Bestimmung der Macht Spaniens erforderlich.
Nach Peter Gaupp stellen die Rollenkonzepte neben den systemischen Bedingungen einen entscheidenden Faktor in der Außenpolitik eines Staates dar. „Internationale Rollen sind geplante - d.h. kollektiv normierte und individuell konzipierte - und von Repräsentanten realisierte Einstellungs- und Verhaltensmuster von Staaten [...] in internationalen Systemen.“12 Diese Definition aus der vergleichenden Außenpolitikforschung setzt ganze Staaten als Handlungsträger voraus. Es ist jedoch auch möglich auf der Mikroebene den Einfluss des Individuums bei der Suche nach einem nationalen Rollenkonzept zu untersuchen. „Außenpolitische Rollen eines Staates entspringen demnach den außenpolitischen Grundeinstellungen nationaler Führungseliten und ihrem persönlichen Rollenkonzept, d.h. der Rolle, die sie für sich selbst als Individuum im außenpolitischen Entscheidungsprozeß beanspruchen.“13
Auf der Grundlage dieser Definition versucht diese Arbeit die außenpolitischen Konzepte von ausgewählten spanischen Politikern zu untersuchen und daraus die Rolle der spanischen Außenpolitik aus deren Sicht ableiten.
Knut Kirste betont, dass außenpolitische Rollenkonzepte zugleich Elemente der Dauerhaftigkeit und der Dynamik zeigen. Sie können sich insbesondere in Phasen interner oder externer Wandlungsprozesse verändern, woraus sich häufig Spannungen oder einzelne Widersprüche ergeben.14 Die Situation Spaniens zwischen 1898 und 1914 ist durch einen Wechsel sowohl der externen als auch der internen Bedingungen gekennzeichnet. Die systemischen Rahmenbedingungen, d.h. die externen Bedingungen, ändern sich dahingehend, dass sich zu diesem Zeitpunkt das flexible Bündnissystem zwischen den Großmächten in zwei gegenüberstehende Blöcke verfestigt. Auch die internen Bedingungen ändern sich massiv. Der Verlust der letzten Kolonien im Jahr 1898 der ehemaligen Kolonialmacht Spanien im spanisch-amerikanischen Krieg stellt einen schweren Einschnitt in der spanischen Geschichte dar und wird von Zeitgenossen15 entsprechend als Desastre bezeichnet. Durch die verheerende Niederlage der spanischen Armada wird ein Prozess ausgelöst, den man am treffendsten mit nationaler Depression bezeichnen kann. Eine Depression, die insbesonder die spanischen Intellektuellen erfasst16 und nach der eine ganze Generation von Schriftstellern und Akademikern benannt wird, die Generación 98.17 Diese beschäftigt sich mit den Ursachen und Wegen aus der Krise und der Minderwertigkeit der lateinischen gegenüber den germanischen und angelsächsischen Rassen. Als Auswege aus der Krise werden eine Rückbesinnung auf die spanischen Tugenden und eine Hinwendung zu Europa gesehen, die mit der notwendigen Modernisierung und Industrialisierung Spaniens einhergehen sollen.18
Der Einfluss dieser Bewegung auf die öffentliche Meinung ist nicht zu unterschätzen und muss bei der Untersuchung der außenpolitische Rolle nach dem Desastre von 1898 und speziell der Sicht der Politiker bei der Suche nach einer neuen außenpolitischen Rolle berücksichtigt werden.
1.2. Fragestellung und Aufbau
Während die, historisch gesehen, neuen Nationen (Italien, Deutsches Reich) sich auf den Erwerb von Kolonien konzentrierten, zerfiel die spanische Nation um Haaresbreite, denn nach dem Verlust der Kolonien begannen sich z.B. im Baskenland und Katalonien, die bis heute aktiven, Separationsbewegungen zu formieren.
Wenn die Historiker vom Desastre reden meinen sie -neben der militärischen Niederlage - ein ganzes Bündel von Problemen:
- Verhältnis von Staat zu Militär
- Einfluss der Kirche auf den Staat
- Kampf zwischen der Zentralmacht und den Regionalbewegungen (regionalismos)
- Klassenkonflikte
- Probleme der sozialen und ökonomischen Struktur sowie der politischen Kultur
- die Zerstörung der spanischen Armada und
- die außenpolitische Isolierung Spaniens.
Diese Probleme existierten zum großen Teil bereits vor 1898, rückten jedoch erst mit der spanischen Niederlage ins Blickfeld. Hier ist es v.a. die Innenpolitik und die Bewältigung der Krise (Regeneracionismo), die in der Forschung in den Vordergrund tritt. Die Vernachlässigung der Außenpolitik spiegelt sich in der Periodisierung der historischen Ereignisse nach innenpolitischen Kriterien wider. Während die imperialistischen Großmächte sich in der Periode der Weltpolitik19 befinden, herrscht für Spanien als kleiner Macht eine innenpolitische Periodisierung vor: 1875-1898 Einführung des Cánovas-System und Restauration der Monarchie 1898-1917 vergeblicher Versuch einer ‚Revolution von oben’ 1917-1923 Krise der parlamentarischen Monarchie.20
Für die Zeit von 1875 bis 1898 gibt es eine Reihe von Publikationen, die sich mit der sog. Außenpolitik des Recogimiento beschäftigen. Ab 1898 nimmt das Intereresse der Forschung für die spanische Außenpolitik jedoch stark ab und keimt erst wieder mit der Spaltung der spanischen Öffentlichkeit in Germanófilos und Aliadófilos und mit der Entscheidung zur Neutralitätsent der spanischen Regierung vor dem Ersten Weltkrieg auf. Die Ausnahme sind punktuelle Untersuchngen über die spanische Politik in Marokko, jedoch meist verbunden mit Rückschlüssen auf die Innenpolitik und das gespaltene Verhältnis zwischen Staat und Militär.
Für dieses mangelnde Interesse gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Ein möglicher Grund könnte die schlechte Quellenlage sein. Ein weiterer Grund könnte die tatsächliche Abwesenheit einer durchgängigen Außenpolitik aufgrund der schwierigen innenpolitischen Lage und der ständig wechselnden liberalen und konservativen Regierungskabinette21 und schließlich könnte auch eine außenpolitische Bedeutungslosigkeit Spaniens nach der Niederlage im spanisch-amerikanischen Krieg das mangelnde Interesse erklären. In den Standardwerken zum Zeitalter des Imperialismus und der Vorgeschichte des ersten Weltkrieges finden die kleineren Mächte - so auch Spanien - kaum Erwähnung.22 Trotz des geringen Interesses der Historiker, wurden in diesem Zeitraum wichtige außenpolitische Entscheidungen, wie der Beitritt zur Entente und die Verfolgung einer aktiveren Politik in Marokko, gefällt.
Diese Arbeit versucht diese Forschungslücke auszufüllen. Der Schwerpunkt liegt nicht in der Beurteilung der tatsächlichen Rolle Spaniens, sondern der subjektiven Vorstellungen der spanischen Politiker über die Rolle der spanischen Außenpolitik. So werde ich im Zeitraum von 1898 bis 1914 an Hand von Memoiren, politischen Schriften und Kongressakten untersuchen, wie spanische Politiker die Möglichkeiten der spanischen Außenpolitik im allgemeinen einschätzten, welche Ziele sie hatten und welche Mittel zur Umsetzung der Politik gesehen wurden. Es war aus verschiedenen Gründen notwendig, die Quellengattung der Memoiren und politischen Schriften um die Quellengattung der Kongressakten zu erweitern bzw. zu ergänzen. Da nur wenige Memoiren von Politikern überliefert sind und sowohl diese als auch zeitgenössische politische Schriften derselben Politiker oft sehr allgemein gehalten sind, habe ich diese durch die Akten der Cortes ergänzt.23
Um die Sichtweise der spanischen Politiker auf die außenpolitische Rolle Spaniens darstellen zu können, ist es zunächst notwendig, den Umfang ihrer Handlungsfreiheit als Politiker in der spanischen Außenpolitik näher zu beleuchten.
Nach Stanley Hoffmann enthält die Handlungsfreiheit in der Außenpolitik zwei Bestandteile, nämlich die äußeren und die inneren Kräfte eines Staates, die der Politiker berücksichtigen muss. Als äußere Kräfte bezeichnet er die geographische Lage und die Politik der Nachbarn. Als innere Kräfte bezeichnet er den Wohlstand des Landes, die Stabilität und Funktionsfähigkeit seines politischen Systems und die Entschlossenheit seines Volkes.24 Zusätzlich zu den Gesichtspunkten, die nach Hoffmann die Handlungsfreiheit eines Politikers innerhalb der Außenpolitik bestimmen, habe ich die äußeren und inneren Kräfte in den Rollenvorstellungen der Politiker hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen untersucht. Eine mögliche Wechselwirkung könnte ein Einfluss der Außenpolitik auf die Innenpolitik sein. Für die Beurteilung der Politiker hinsichtlich die äußeren Kräfte habe ich die Memoiren und politischen Schriften, bezüglich der inneren Kräfte die Äußerungen aus den Cortes benutzt. Um der Verschiedenheit der zwei Quellengattungen Memoiren und Akten gerecht zu werden, habe ich diese in zwei Kapiteln abgehandelt. Ein Kapitel ist den Memoiren der Politiker gewidmet. Das andere befasst sich mit den Debatten, die in den Cortes geführt wurden und die auch eine nähere zeitliche Einordnung ermöglichen.
Um die außenpolitische Rolle Spaniens besser zu erfassen, hielt ich es für notwendig, im ersten Kapitel auf die äußeren und systemischen Bedingungen vor 1898 näher einzugehen. Denn, meiner Ansicht nach, wurden viele Entscheidungen nach 1898 in einer bewußten Abgrenzung von der sogenannten Politik des Recogimiento getroffen, da diese Politik als eine der Hauptursachen für die Niederlage im spanisch-amerikanischen Krieg galt. Ein Eingehen auf die Bedingungen vor 1898 ist weiterhin sinnvoll, um herauszufinden, welche Wirkung die wechselnde Politik der Annäherung an entweder Deutschland oder Frankreich durch die liberalen bzw. konservativen Kabinette vor 1898, sowie die Zugehörigkeit zu einem bestimmen politischen Lager auf die Außenpolitik insgesamt hatte. Um herauszufinden, ob sich diese Politik der wechselnden Annäherung an verschiedene Mächte durch diejeweiligen Regierungsparteien fortgesetzt hat, habe ich die Memoiren von Politikern verschiedener politischer Richtungen ausgewählt.
1.2. Quellenlage und Forschungsstand
Das Jahr 1898 als Einstiegsdatum für eine außenpolitische Betrachtung zu verwenden, hat sich aus der vorhandenen Sekundärliteratur, den verfügbaren Quellen und dem bereits beschriebenen Desastre ergeben. Schwieriger gestaltet sich die Bestimmung des Endes des Untersuchungszeitraumes.
Im Band XXXVIII der Historia de España, die Staat und Politik Alfonsos XIII behandelt, werden in Kapitel eins die internationalen Beziehungen im Übergang zum 20. Jahrhundert beschrieben. Die Phase zwischen 1895 und 1905 wird im internationalen Maßstab als „década decisiva“ bezeichnet.25 Sie umfasst den Zeitraum zwischen dem Ausbruch der Kubakrise und der Anlehnung an die Entente. Die internationale Position Spaniens „entre el 98 y la adhesión a la Entente franco-británica de 1904, acto este último que significa la reincorporación de España a la política europea tras el Desastre de Ultramar“26 wird unter dem Blickwinkel der Großmachtpolitik betrachtet. Der eigene Anteil Spaniens an dieser Entwicklung, d.h. eine Abkehr von der Politik des Recogimiento vor oder nach 1898 wird nicht thematisiert. Die Hinwendung zu Europa gilt mit dem Jahr 1904 bereits als abgeschlossen. Die Phase von 1904 bis 1936 wird als „período alfonsino“27 bezeichnet „cuyas lineas quedaron trazadas entre 1904 y 1907“28 Diese alfonsinische Periode umfasse die französich-spanische Einigung über Marokko von 1904, das Mittelmeerabkommen von 1907, die Neutralität von 1914-1918 und im allgemeinen die wachsende europäische Anerkennung für Spanien zwischen 1904 und 1936.29 Dieser lange Zeitraum erscheint mir jedoch für eine nähere Untersuchung ungeeignet.
Hipólito dela Torre Gómez geht in seinem Aufsatz „El destino de la „regeneración” internacional de España (1898-1918)“ ebenfalls von dem einschneidenden Jahr 1898 aus, ohne die Entwicklung der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts zu berücksichtigen. Er unterstreicht, dass es neben den innenpolitischen Reformbestrebungen einen außenpolitischen Regeneracionismo30 gibt, den er in zwei Phasen unterteilt: die erste Phase umfasst den Zeitraum bis 1907 und hat v.a. die Sicherung des Status quo in Marokko und im Mittelmeer zum Ziel. Daher bezeichnet er sie als ’konservativ’ und ’negativ’. Die zweite Phase (1907- 1918), die sogenannte ’aktive’ und ’positive’ Außenpolitik gehe über eine Sichtung des Status quo hinaus mit der iberistischen Politik Alfonsos in bezug auf Portugal.31 Diese Politik sowie der Interessengegensatz zwischen Spanien und Frankreich in Marokko, führten zu Diskussionen, die in der Spaltung der Öffentlichkeit in Aliadófilos und Germanófilos gipfelten. Torre Gómez betont die gleiche Zielrichtung der beiden Strömungen: die Lösung der Tangerfrage in Marokko, eine Angliederung Portugals und eine Änderung des Status von Gibraltar. Sie optierten jedoch für eine unterschiedliche Allianzpolitik zur Lösung dieser Fragen. Die Neutralitätsentscheidung ist für Torre Gómez letztendlich ein Eingeständnis der Ohnmacht Spaniens, seine außenpolitischen Ansprüche umzusetzen.32
Eine dritte mögliche Periodisierung der Außenpolitik nimmt José Urbano Martínez Carrera in seinem Aufsatz „La política exterior española durante la Restauración, 1875-1931“33 vor. Er unterteilt den genannten Zeitraum in:
1. die Außenpolitik der Restauration zwischen 1875 und 1898, gekennzeichnet durch das außenpolitische Aislamiento
2. die Phase der Krise zwischen 1898 und 1902, gekennzeichnet durch die dreifache Krise in internationaler, kolonialer und nationaler Beziehung
3. die Außenpolitik von Alfonso XIII zwischen 1902 und 1931, die in drei Unterphasen unterteilt wird:
a) von Beginn der Regierungszeit Alfonsos bis 1914
b) die Zeit des Ersten Weltkrieges zwischen 1914 und 1918
c) die Nachkriegsjahre zwischen 1919 bis zum Ende des Königreiches.34
Es gibt also drei unterschiedlichen Ansätze. In der Historia de España wird die Linie die spanische Außenpolitik im Verhältnis zu den internationalen Beziehungen analysiert, d.h. einziges Kriterium ist die Hinwendung zu Europa. In der Beschreibung der Década decisiva wird die Wiedereinordnung der spanischen Politik in die europäische Politik festgestellt. Dies impliziert, dass es vorher eine Abkehr von der europäischen Politik gab. Weiterhin wird die alfonsinische Periode beschrieben, welche die gesamte Außenpolitik unter Alfonso umfasst.
Die Historia de España kommt somit zu dem Ergebnis, dass die Phase zwischen 1895 und 1905 die entscheidende sei.
Torre Gómez unterteilt in seinem Aufsatz die spanische Außenpolitik nach einem tatsächlichem Handlungsansatz. Er weicht dabei nicht nur zeitlich, in dem er als erste Phase die Zeit von 1898 bis 1907 bezeichnet, sondern auch inhaltlich von der vorherigen Definition ab, indem er die aktive Phase im Jahr 1907 beginnen lässt. Diese Abweichung ist insofern nicht verwunderlich, da bei ihm nicht die Hinwendung oder Abkehr von Europa thematisiert wird, sondern die Ansätze der spanischen Außenpolitik. Torre Gómez erläutert nicht, warum der Untersuchungszeitraum erst 1918 endet und nicht mit der Neutralitäsentscheidung Spaniens. Die Jahre der Neutralität, wie er, in eine Phase der aktiven Außenpolitik einzuordnen, erscheint mir nicht überzeugend.
Der Ansatz von Martínez Carrera beinhaltet ebenfalls eine alfonsinische Periode, die er überzeugend mit dem tatsächlichen Amtsantritt Alfonsos beginnen lässt. In deren erster Unterphase (1902 - 1914) sieht er den Versuch Spaniens aus der internationalen Isolierung auszubrechen. Überraschend erschien mir dagegen, die Jahre zwischen 1898 und 1902 lediglich als Jahre einer dreifachen Krise zu bezeichnen, ohne dies inhaltlich näher auszufüllen, als mit der Bedeutung des Jahres 1898 in nationaler und internationaler Hinsicht. So kommt Martínez Carreras zu dem Schluss, dass es eigentlich nur zwei gut definierte Etappen in den internationalen Beziehungen Spaniens in diesem Zeitraum gibt: „antes y después de 1898“.35
Insgesamt erscheint mir der von Martínez Carrera vorgeschlagene Zeitrahmen trotz dieser Schwächen am überzeugendsten und praktikabelsten für meine Untersuchungen. Die Schwierigkeit einer systematischen Periodisierung dieses Zeitraums in bezug auf die Außenpolitik, deutet die Schwierigkeit einer Bewertung der Außenpolitik bis hin zur Existenz einer Außenpolitik bereits an.
Mein Untersuchungszeitraum beginnt demnach mit 1898 und endet 1914. Im ersten Kapitel werde ich auf die Umstände kurz vor 1898 im allgemeinen und im speziellen auf die Politik Cánovas’ eingehen. Eine Verdeutlichung der wesentlichen Tendenzen der innerspanischen Rollendiskussion schien mir durch eine Begrenzung des Zeitraumes bis 1914 am ehesten möglich. Schließlich läßt die Quellengattung der Memoiren eine exakte zeitliche Eingrenzung nur schwer zu.
Ein weiteres Problem der Beurteilung der Quellen ist, dass es in den Cortes keine eigene Kommission zur Außenpolitik wie in anderen europäischen Ländern gab, wo über Probleme der Internationalen Beziehungen diskutiert wurde.
Wie bereits erwähnt war auch die Parteizugehörigkeit ein Auswahlkriterium für die Memoiren der Politiker. Antonio Maura y Montaner und sein Sohn Gabriel Maura Gamazo36 waren der konservativen Partei zugewandt. Fernando León y Castillo und der Conde de Romanones waren Parteigänger der Liberalen Partei. Benito Pérez Gáldos, ein Intellektueller, war der republikanischen Partei zugetan, jedoch erst in einem kurzen Abschnitt am Ende seines Lebens aktiv politisch tätig.37 Gumersindo de Azcárate war ebenfalls Republikaner. Das Kriterium der Parteizugehörigkeit ist allerdings insofern problematisch, als dass die Politiker teilweise die Parteien wechselten, wie Antonio Maura von den Liberalen zu den Konservativen oder eine neue Partei gründeten, wie Gumersindo de Azcárate. Zur besseren Verständlichkeit werde ich abschließend eine Übersicht mit den entsprechenden Daten entwerfen.
Da das Schreiben von Memoiren Ende des 19. Jahrhunderts in Spanien eher unüblich war, liegen nur die von León y Castillo,Maura y Gamazo und Conde de Romanones vor. Über Antonio Maura, und Benito Pérez Gáldos habe ich Schriftensammlungen herangezogen, die teilweise den Charakter von Biographien mit Quellenteil haben und eine Briefsammlung aus dem Maura-Archiv. Bei diesen Quellen ist jedoch eine gewisse Vorauswahl durch den Editor zu berücksichtigen. Zum Teil habe ich außenpolitische Abhandlungen der Politiker als Quelle benutzt, wie bei Gabriel Maura y Gamazo und Conde de Romanones. Die Reden von Gerardo Doval, Manuel González Hontoria und die Monografie von Conde de Limpias haben ergänzenden Charakter.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Der historische Hintergrund
1.1. Cánovas und die Politik des Recogimiento
Die sogenannte Politik des Recogimiento findet in dem Zeitraum von Beginn der
Restaurationszeit 1875, nach dem Scheitern der spanischen Revolution, bis zum Jahre 1898 und dem Verlust der letzten überseeischen Kolonien statt. „Fue aquella la época de la Restauración,, en el sentido estricto de la terminología histórica, entre 1875 y 1898, durante la cual España vivió pendiente de Ultramar, y en una posición europea definida por el recogimiento canovista en el marco de una Europa presidida por los sistemas bismarckianos y por el equilibrio entre el continente y los mares; entre una Alemania hegemónica en la Europa continental, y una Gran Bretaña hegemónica tanto en el Mediterráneo como en los tres océanos.”38
Das Recogimiento bezeichet eine Politik, die sich auf die Lösung der inneren Probleme beschränkt und dafür auf eine aktive Außenpolitik verzichtet, indem sie bemüht ist, mit allen Mächten gute außenpolitische Beziehungen zu unterhalten, ohne sich vertraglich festzulegen. Elizalde formuliert das Prinzip wie folgt: „La fórmula era simple: mantener buenas relaciones con todas las potencias, sin comprometerse con ninguna. El objetivo, la neutralidad y el mantenimiento del statu quo.”39
Für diese Politik spielten die politischen Ideen von Antonio Cánovas del Castillo eine entscheidende Rolle. Diese politischen Ideen bestehen in seinem Glauben an die Dekadenz Spaniens, an ein Ende der Vorherrschaft der lateinischen Rassen und einen Aufstieg der germanischen und angelsächsischen Länder, an die Verfassung Spaniens als kleiner Macht ohne internationalen Wert und Einfluss und ohne Mittel für eine Außenpolitik, die die territoriale Integrität garantieren oder darüber hinaus expansive Politik erlauben.40 Seine Außenpolitik verfolgte zwei entgegengesetzte Prinzipien. Zum einen wollte er gute diplomatische Beziehungen, ohne jedoch in Systeme integriert zu werden, die einen Eingriff Spaniens jenseits seiner Interessen verlangt hätten und zum anderen betrachtete er die Kolonien als interne Probleme Spaniens, die nicht Teil internationaler Politik waren. Weder der wachsende ökonomische Einfluss der Briten, Amerikaner und Deutschen auf den Philippinen und Karolinen, die Gefahr einer Einmischung der USA auf Kuba oder das Interesse der anderen Mächte für die spanischen Inseln im Pazifik führten zu einer Meinungsänderung bei Cánovas. Noch 1896, als die Krise um Kuba und eine Einmischung der USA fast unvermeidlich schienen, lehnte er eine Allianz mit folgenden Worten ab: „Débiles relativamente somos, en comparición de las grandes potencias europeas; no débiles para defender lo nuestro, que para eso tenemos de sobra pujanza y fortaleza, más sí para intervenir en las contiendas ajenas y para fiar de intimidades peligrosas.“41 Im August desselben Jahres äußerte er in einer Debatte über ein Memorandum der spanischen Regierung an die Mächte Europas zur Unterstützung Spaniens gegen die Hegemonialbestrebungen der USA sein berühmtes Zitat: “No se alían; no tienen aliados los que quieren; tienen aliados los que pueden, los que tienen qué dar en cambio de lo que a ellos se les ofrezca.”42 Aus diesen beiden Zitaten wird deutlich, dass er Allianzen aus einem bestimmtem Grund ablehnte. Dieser Grund bestand in der Schwäche Spaniens. Er wollte Spanien nicht durch eine Allianz in ein unnötiges Risiko bringen. Für die Verteidigung der eigenen Interessen, besonders der in Übersee, schätzte er die militärischen Kräfte Spaniens als ausreichend ein. Das dies eine Fehleinschätzung war und sein Pessimismus wurden ihm später von Politikern43 und Historikern, wie z.B. Martínez Carreras vorgeworfen. Martínez Carrera formuliert das Hauptproblem der Außenpolitik Cánovas wie folgt: „Lo grave no es sólo que España no tuviera una política exterior a nivel mundial, sino incluso que careciera de una política colonial en la época del colonialismo.“44 Elizalde sieht das Problem der Politik Cánovas eher in den internationalen Rahmenbedingungen. „La política exterior y la política colonial acabaron siendo dos aspectos de una misma cuestión: la posición y la problemática exterior de la España de Cánovas en el mundo internacional de su tiempo.”45
Es gibt jedoch bereits vor der Ermordung Cánovas’ 1897 Versuche, Spanien aus seiner außenpolitischen Isolation zu lösen, so z.B. die Versuche, dem Dreibund beizutreten, die in den 80er Jahren unter den liberalen Kabinetten von Sagasta begannen. So äußerte Minister Moret zum italienischen Botschafter in Madrid Baron Blanc: „Estamos cansados de nuestro aislamiento y deseamos acercarnos a las potencias europeas de una manera decidida. Creemos que para nosotros el camino hacía Berlín y Viena pasa por Roma. Hablo directamente con usted porque no quiero confiar mis planes a nuestros representantes en el extranjero.”46 Hier wird nicht nur die Einsicht deutlich, die Politik der Isolierung zu beenden, sondern auch die Art und Weise, in der dies erfolgte und die diese Politik von vornherein zum Scheitern verurteilte. Diese Gespräche waren so geheim, dass noch nicht mal die auswärtigen Diplomaten Spaniens davon erfuhren, sodass sie an keiner einheitlichen außenpolitischen Linie mitwirken konnten.
Auch König Alfonso XII begann sich gegen die Politik des Recogimiento zu stellen und versuchte mit einer Politik der Reisediplomatie die internationalen Beziehungen Spaniens zu verbessern. Als Erfolge kann man Bismarcks Zustimmung zum mündlichen Angebot Alfonsos XII über den gegenseitigen Beistand im Falle eines französischen Angriffs von 1883 und das Einverständnis von 1887, in dem sich Spanien durch einen Vertrag mit Italien locker dem Dreibund anschloss, werten. Der Erhaltung des spanischen Königtums und der Signalwirkung einer spanischen Revolution auf die restlichen Monarchien in Europa wurde von den Monarchien Europas immer eine große Bedeutung beigemessen. So versuchte Wilhelm II telegrafisch ein Eingreifen der europäischen Staaten zu Gunsten von Spanien gegen die USA beim Auswärtigen Amt anzuregen. Von Bülow sprach sich dagegen aus, mit dem Hinweis auf die wirtschaftlichen Interessen des Deutschen Reiches und die Gefahr, dass ohne England und Frankreich das Deutsche Reich politisch und wirtschaftlich gefährdet sei.47 Besonderes Interesse hatte das Deutsche Reich an den gerade eingeführten Zollvergünstigungen der USA. Mit der Auseinandersetzung um die Karolineninseln 1885 begann die Stimmung bei Bismarck jedoch zu wechseln, der sich nun „in seinem Bild von der unberechenbaren Mentalität romanischer Völker und von der Unbeständigkeit des außenpolitischen Kurses ihrer Regierungen bestätigt sah.“48
Die Zeit des Recogimiento ist geprägt durch einen intensiven diplomatischen Austausch zwischen Paris und Madrid und dem Bestreben in Marid trotz der Bemühungen, dem Dreibund beizutreten, die geheimgehalten wurden, auch an guten Beziehungen mit Paris festzuhalten. Dies erweckte wiederum in Berlin den Eindruck, dass Madrid sich nie eindeutig auf die Seite der Mittelmächte stellen würde, während in Paris vermutet wurde, dass Spanien ein Geheimabkommen mit Deutschland entweder beabsichtigte oder bereits abgeschlossen hätte. Dies zeigt deutlich das Dilemma der spanischen Außenpolitik aus seiner Isolierung herauszukommen.
Zum 100. Todestag von Cánovas erschien ein Sammelband49, der sich umfassend mit den Ideen und Verdiensten Cánovas’ beschäftigt.50 Eine Frage, die sich die Wissenschaft oft gestellt hat, ist die Frage, ob auch Cánovas sich auf einen spanisch-amerikanischen Krieg eingelassen hätte.51 Diese Frage kann man heute natürlich genauso wenig beantworten. Mit dem historischen Abstand hat sich jedoch die Einschätzung der Person Cánovas’ deutlich verändert. Er gilt jetzt als ein Politiker, der die ökonomischen und militärischen Möglichkeiten Spaniens realistisch einschätzte.52 Aus der folgenden Äußerung Cánovas’ geht hervor, dass er der militärischen Stärke Spaniens durchaus kritisch gegenüberstand: „Lo primero que se necesita son barcos de guerra, son cañones, son fortificaciones, son fusiles, y nadie se me ha adelantado en el deseo de estas cosas ni en el trabajar por ellas [...] Tuviera España la escuadra que yo deseo; tuviera cubiertas sus fronteras como yo apetezco; tuviera un Ejército armado, como yo anhelo también, y yo estaría bastante más tranquilo que con ningún género de negociaciones ni con ninguna especie de acuerdos.”53 Trotz dieser Einschätzung gab er das Motto aus, in Kuba „hasta el último hombre y la última peseta“54 zu kämpfen. Havemann gehört ebenfalls zu den Historikern, die die Rolle Cánovas’ als die eines realistischen Politikers beurteilen. Er beurteilt die spanische Politik des Recogimiento wie folgt: „Die Kurzsichtigkeit, die die Historiographie bislang in der Außenpolitik Spaniens in den Jahren vor dem Krieg mit den USA erkannte, bestand daher nicht darin, dass in Madrid die mit der Isolation verbundene Gefahr übersehen und nicht rechtzeitig der Versuch unternomen worden wäre, sich des außenpolitischen Beistandes für vorhersehbare Komplikationen in Übersee zu versichern; sie äußerte sich allenfalls darin, dass vor allem Moret zu spät erfaßte, dieses Ziel durch das Assoziierungsabkommen mit dem Dreibund nicht erreichen zu können - eine Einsicht, zu der der Historiker im nachhinein weitaus rascher gelangen kann als die spanischen Staatsmänner in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Das Desaster von 1898 war nicht das Ergebnis einer wenig vorausschauenden Außenpolitik, sondern einer verfehlten Innen- und Kolonialpolitik.“55
Die Diskussion um die Person Cánovas und die Politik des Recogimiento möchte ich in dieser Arbeit nicht weiter vertiefen. Mein Anliegen ist, die Ziele der spanischen Außenpolitik vor 1898 kurz anzureißen. Dieses Kapitel versteht sich vor dem Hintergrund der Abgrenzung der nachfolgenden Außenpolitik von der Cánovas’. Wie gezeigt, ist die Außenpolitik bis 1898 zwar vom Recogimiento geprägt, es gibt jedoch Versuche, insbesondere von liberalen Politikern, Bündnisse einzugehen, um die außenpolitische Isolierung zu durchbrechen. Dass diese Versuche sich auf das Deutsche Reich konzentrierten ist der Vormachtstellung Deutschlands auf dem Kontinent geschuldet und dem Bewußtsein der Überlegenheit der deutschen Rasse. Das Problem ist jedoch, dass dies Versuche von einzelnen Politikern waren, die ihre Ideen umsetzen wollten, ohne eine einheitliche Politik zu verfolgen. Martínez Carrera fasst die entscheidenden Faktoren der spanischen Außenpolitik des 19. Jahrhunderts wie folgt zusammen:
a) Spanien als kleine Weltmacht mit wirtschaftlichen, politischen und militärischen Schwächen
b) die geringe territoriale Bedeutung der Insel im Vergleich mit den Zentren der Entscheidungen und der Weltpolitik
c) politisch-internationale Passivität und
d) Beschränkung auf die innere Situation.56
Um eine Verbesserung der spanischen Situation zu erreichten, müssten die letzten beiden Punkte aus der Analyse Martínez Carreras verändert werden. Spanien müsste aus seiner Passivität heraustreten und sich nicht nur um eine Verbesserung der inneren Situation bemühen, sondern auch um eine Verbesserung seiner internationalen Position. Ob dieses Problem erkannt wurde und wie die Politiker Spaniens nach der Niederlage von 1898 die Ziele und Möglichkeiten Spaniens sahen, soll im Quellenteil analysiert werden.
1.2. Die Möglichkeiten der spanischen Außenpolitik ab 1898
Wie in der Einführung erläutert wurde, spielen die internationalen Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle bei einer Auslotung der Möglichkeiten der Außenpolitik. Dieses Unterkapitel soll die realen Rahmenbedingungen beleuchten, in denen sich Spanien nach der Niederlage von 1898 bewegte.
Im internationalen Maßstab stehen im Jahr 1898 eher die Faschoda-Krise und die Einigung in Ostasien im Vordergrund. Auch für die Entwicklung des internationalen Vertragssystems und der Blockbildung der europäischen Mächte spielt der spanisch-amerikanische Krieg eine untergeordnete Rolle. Mit dem Ausscheiden Bismarcks aus der Politik, hat das Deutsche Reich seine Politik der Mächtebalance aufgegeben und ist zu einer imperialen Politik übergegangen, um sich von den letzten noch nicht aufgeteilten Territorien etwas zu sichern. Die Einigung zwischen Großbritannien und Frankreich hat Frankreichs Position auf dem Kontinent gegenüber dem Deutschen Reich gestärkt und in Deutschland die Ängste, bei der Verteilung von Kolonien zu spät zu kommen, weiter gefördert. Damit sind die äußeren Rahmenbedingungen kurz zusammengefasst. Nach der, in der Einführung diskutierten, Theorie über das gemäßigte System, hätte die kleinere Macht Spanien die Möglichkeit, durch ein geschicktes Ausnutzen der Konkurrenz unter den Großmächten, eine Durchsetzung seiner Interessen zu erreichen.
Wie war nun das direkte Verhältnis Spaniens zu den Großmächten, die potenziell für einen Anschluss in Frage kamen? Das Verhältnis Spaniens zu Großbritannien und Frankreich ist bereits vor 1898 durch die englisch-französische Rivalität um den vorherrschenden Einfluss auf der Iberischen Halbinsel geprägt. Als romanischer Nachbar steht Frankreich Teilen der spanischen Bevölkerung näher, als Unterstützer der demokratischen Bewegung in Spanien, wird Frankreich jedoch auch von großen Teilen abgelehnt. „Für Frankreich war der Gedanke an ein Regime südlich der Pyrenäengrenze, das fest auf Seiten der Gegner in London oder in Berlin stand, ebenso besorgniserregend wie für England die Vorstellung, dass Spanien Frankreich seine Häfen zugänglich machen und dadurch die englische Seeherrschaft indirekt gefährden könnte.“57 In der Ausnutzung dieses Interessengegensatzes könnte eine Möglichkeit für die spanische Außenpolitik liegen. Im 19. Jahrhundert habe sich die Hauptregel der auswärtigen Politik nach Madariaga jedoch wie folgt verhalten: „[...] wenn England und Frankreich im Einvernehmen sind, Einvernehmen mit beiden zu suchen, wenn sie aber streiten, sich nicht einzumischen nach Sanchos weisem Wort: Strecke nicht den Daumen zwischen die Mühlsteine.“58 Den Versuch Spaniens aus diesem Dilemma herauszukommen, in dem es sich enger an das Deutsche Reich anschließt und dessen Scheitern, habe ich im vorangegangenen Kapitel erläutert. Die Frage welcher der Großmächte sich Spanien anschießen sollte, stellt sich also 1898 erneut unter veränderten Bedingungen. Zu diesen veränderten Bedingungen gehört die Enttäuschung darüber, dass keine Großmacht, besonders Deutschland nicht, zu Spaniens Gunsten intervenierte. Dazu kommt, dass Großbritannien durch eine Unterstützung der USA während des spanisch-amerikanischen Krieges große Ressentiments in der spanischen öffentlichen Meinung heraufbeschworen hat, während Frankreich als Vermittler zwischen den USA und Spanien aufgetreten ist und dadurch eine positive Resonanz in Spanien erzeugte.
Mit der Faschoda-Krise rückt jedoch Afrika ins Zentrum des imperialistischen Interesses. Die Sitution in Marokko bildet die Ausnahme im Verhältnis der europäischen Großmächte zu Spanien, die vorher an einer Allianz mit Spanien kein Interesse hatten, da Spanien nichts anzubieten hat. Zum einen bestehen hier historisch gewachsene Einflusssphären Spaniens, die von den anderen Mächten auch anerkannt werden. Zum anderen bietet Gibraltars Hinterland einen wichtigen strategischen Einfluss auf das Mittelmeer, ebenso wie die spanischen Inseln vor Afrika. Als strategischer Partner ist Spanien also insbesondere für die europäischen Großmächte mit Interessen in Marokko interessant. Ebenso wie diese Großmächte ein Interesse haben, die weitere innenpolitische Destabilisierung Spaniens durch die Aberkennung der letzten verbliebenen Ansprüche zu verhindern, um eine Gefährdung der Mittelmeerregion zu verhindern.
Eine Sicherung des Interesses in Marokko ist bereits vor 1898 Ziel der spanischen Außenpolitik. Madariaga urteilt jedoch, dass eine der Erfahrungen Alfonsos XII bei dem Versuch Spaniens Einfluss in Marokko zu sichern war, dass: “[...] Marokko einer der seltenen, wenn auch wesentlichen Programmpunkte spanischer Politik war, der Frankreich und England in gemeinsamer Front gegen spanische Interessen zusammenbrachte”.59 Auch hier deutet sich eine Veränderung der Ausgangssituation ab 1898 nach der Einigung zwischen England und Frankreich an. Ein Interesse in Marokko haben in erster Linie Frankreich und ab Beginn des 20. Jahrhunderts auch das Deutsche Reich. Englands Interesse ist vor allem strategischer Natur und gegen Frankreichs weiteres Vordringen in Afrika gerichet. Eines dieser drei Länder wäre also ein natürlicher Verbündeter für die Interessen Spaniens. Durch den teilweisen Verlust der Seestreitkräfte Spaniens im spanisch-amerikanischen Krieg und ein Interesse an der Sicherung seiner Interessen im Mittelmeer, hat Spanien auch ein spezielles Interesse an einer verbündeten Macht mit einer gut ausgerüsteten Flotte. Durch die Analyse der Quellen wird sich ergeben, ob die Möglichkeiten Spaniens in dieser Richtung diskutiert wurden.
2. Auswertung der Memoiren und politischen Schriften
Bei der Auswertung der Memoiren und anderen Schriften, die ich als Quellen benutzt habe, bin ich nach einem inhaltlichen Kriterium vom Allgemeinen zum Konkreten vorgegangen. Wie ich in der Einleitung bereits erwähnt habe, ist es bei dieser Quellengattung schwer, exakte zeitliche Zuschreibungen vorzunehmen. Folgende Fragen habe ich mir bei der Interpretation der Quellen vorgelegt:
1. Wie schätzen die Politiker ihre Handlungsfreiheit im allgemeinen ein? Wie beurteilen sie die Interessen der Großmächte? Wie beurteilen sie Spaniens Situation als potenzieller Bündnispartner? (Kapitel 2.1.)
2. Welche Instrumente der Außenpolitik sehen sie zur Durchsetzung ihrer Interessen? Welche Bündnispartner bevorzugen die jeweiligen Politiker?(Kapitel 2.2.)
3. Wie beurteilen die Politiker die Neutralität? (Kapitel 2.3.)
4. Wie schätzen sie die Möglichkeiten der spanischen Außenpolitik in Marokko im Vergleich mit den Großmächten und die Durchsetzung eigener Interessen ein? (Kapitel 2.4.)
5. Welche Ergebnisse sehen die Politiker in der Außenpolitik seit 1898? (Kapitel 2.5.)
6.Wurde die Außenpolitik losgelöst von den inneren Problemen des Landes betrachtet? (Kapitel 2.6.)
2.1. Möglichkeiten Spaniens als Macht zweiten Ranges
2.1.1. Äußere Handlungsfreiheit
Mit äußerer Handlungsfreiheit möchte ich die Möglichkeiten der Politiker bezeichnen, die sie aus Spaniens Stellung in Europa ableiten. Aus der überwiegenden Anzahl der Äußerungen spricht das Bewusstsein einer untergeordneten Machtposition Spaniens. Allerdings sind die Äußerungen graduell sehr unterschiedlich. So spricht z.B. Gabriel Gamazo über die Teilnehmer an einer Konferenz in London und bezeichnet Deutschland, Österreich, Ungarn, USA, Frankreich, England, Italien, Japan und Russland als ‚Großmächte’, Spanien und Holland jedoch “como naciones de gloriosa historia marítima, militar y mercante.“60 Er scheint sich um eine Einordnung Spaniens zu drücken. An anderer Stelle bezeichnet er England und Frankreich jedoch klar als Mächte ersten Ranges.61 Gamazo unterstreicht, dass Spanien, obwohl es ein schwaches Land ist, nicht so schwach sei, wie viele im In- und Ausland denken.62
Der Chef der Liberalen Partei Francisco Silvela spricht in einem Brief an Almodóvar del Río von einer speziellen „Diplomacia de los débiles“63, ohne genau zu bezeichnen, was damit gemeint ist. Fernando de León y Castillo bezeichnet Spanien ebenfalls als “nación débil“64 und sieht als größte Gefahr eine außenpolitische Isolierung.65 Trotzdem sieht er jedoch die Möglichkeit und auch die Notwendigkeit einer aktiven Außenpolitik, um genau die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden: „Encerrarnos en nosotros mismos para buscar una reconstitución interior, desconfiando casi de nuestras propias fuerzas, era poner en peligro nuestro propio territorio, la misma existencia.“66 Sein Handeln wird von der Idee bestimmt, dass sich Spanien aus eigenen Kräften wieder erholen sollte und dass Amerika und Asien für Spanien als Einflussgebiete nicht mehr in Frage kämen.67 So schätzt er die Marokkopolitik Spaniens auch als einen willkommenen Vorwand für die Wiedereingliederung Spaniens ins Leben der großen europäischen Nationen ein68. Oder wie er es gegenüber seinem Parteichef Sagasta formuliert: „Esta cuestión viene a69 ser como el frac que necesitamos para presentarnos en la sociedad internacional e intervenir en ella.“70. Damit meint er nicht nur eine Sicherung des Status quo, sondern darüber hinausgehend eine Kolonialisierungspolitik. Explizit spricht er sich gegen jene spanischen Politiker aus, die die Meinung vertreten, dass Spanien die Möglichkeiten für einen Eingriff in Marokko und für eine kolonisatorische Expansion fehlten.71 Er betont jedoch die Idee von einer “penetración pacífica“72 anstelle einer militärischen Expansion und weist die Verantwortung für die spätere militärische Eskalation und für die Eroberungspolitik zurück.73
Der Conde de Limpias sieht Spanien weder als besonders als schwache Macht, noch als stark genug, um isoliert von den anderen Mächten zu leben: „España, cuyo extraordinario desenvolvimiento en los años que llevamos de este siglo no se puede negar, es un país, ni lo bastante pequeño y débil para vivir en la esfera de acción y a la sombra de otro más poderoso como ha vivido muchos años Portugal, ni lo suficientemente fuerte para permitirse el lujo de vivir aislado.”74 Aus dieser besonderen Stellung, die einen großen Zwiespalt für eine außenpolitische Aktivität darstellt, ließe sich- meiner Meinung nach- eine besondere Herausforderung für die spanische Außenpolitik ableiten, die der Conde in seinen Ausführungen jedoch nicht berücksichtigt und wodurch er das Potenzial dieser Arbeit nicht ausschöpft. Sein hauptsächliches Anliegen ist es, das Aislamiento75 als schlimmsten Fehler der Restauration zu brandmarken.76
Der Ansatzpunkt von Antonio Maura77 ist verschieden von den bisher erläuterten. Er spricht nicht im allgemeinen von Spanien als schwacher Macht, sondern sieht eine konkrete Schwäche Spaniens, die er verändern will: die Situation der Marine und des Militärs. Erst damit sieht er eine Handlungsfreiheit Spaniens wieder hergestellt. Die Lösung des Verteidigungsproblems ist „[...] estrechamente relacionado con las aspiraciones más legítimas de la nación en política internacional [...].”78 Und nur wenn diese Probleme gelöst werden, hat Spanien Mittel „[...] de hacer respetar nuestro derecho, nuestra independencia, nuestra neutralidad y nuestro albedrío en lo futuro“.79 In einem zukünftigen Konflikt will Maura die Geschicke Spaniens nicht in die Hände der „benevolencia amistosa de las voluntades extrañas”80 legen. Das bedeutet, dass die außenpolitische Richtung Spaniens in bezug auf eine Allianz nicht von vornherein festgelegt werden soll. Vielmehr geht er davon aus, dass die gegensätzlichen Interessen der europäischen Großmächte immer auch eine oder mehrere Mächte in Interessenübereinstimmung mit Spanien bringen würden: „Esto significa que España jamás estará sola, porque siempre existirán intereses poderosos afines, socios naturales, fuerzas paralelas en las que podrá apoyarse, con una sola condición: la de que no se encierre en el aislamiento en que ha vivido y no renuncie a hacer valer lo que la Naturaleza le ha dado, lo que de balde tiene perdón del Cielo.”81 Er argumentiert gegen diejenigen, die in einer Aufrüstung der Marine das Ziel sehen, Kolonien wiederzugewinnen oder sich mit anderen Großmächten zu messen. Ebensowenig sei das Ziel, England oder Deutschland militärisch zu besiegen. Das Ziel sei lediglich, die Kräfte Spaniens wiederherzustellen, um einem möglichen Eindringling nicht wehrlos gegenüberzustehen.82
Diesen Gedanken wiederholt er in seiner Rede über die „“Situación política de España“ vom 29.4.1917. An erster Stelle stehe die Unabhängigkeit der Nation, die durch eine militärische Macht gesichert wäre. „De modo que la independencia se completa con un auxilio exterior; de modo que el completamiento de la independencia se logra por la política exterior; de modo que la política exterior es parte integrante de la defensa de la independencia nacional.”83 Hier gibt Antonio Maura als einziger Politiker eine exakte Definition, was Außenpolitik für ihn bedeutet. In dieser Definition werden keine bestimmten Ziele oder Mittel genannt, sondern er definiert Außenpolitik als eine Vervollständigung der Verteidigung der nationalen Unabhängigkeit. Die Konsequenz für eine Nation, die sich nicht um ihre Verteidigung bemühe, sei die Verwandlung in ein Protektorat, eine Kolonie oder eine Provinz.84 Die Betonung des Sicherheitsinteresses kommt möglicherweise aus seinerTätigkeit als Überseeminister, in der er durch Reformen versuchte, die Aufstände auf Kuba zu befrieden. Aus dieser Erfahrung stammt sicher auch seine Vorliebe für die Aufrüstung der Marine. Davon abgeleitet könnte man vermuten, dass Antonio Maura eher zu einer Allianz mit einer großen Seemacht wie Großbritannien neigen müsste.
Auch für Manuel González Hontoria ist die Sicherung der Unabhängigkeit die hauptsächliche Aufgabe der spanischen Außenpolitik. Diese Unabhängigkeit sieht er durch drei Risiken gefährdet: erstens, durch den ausländischen Einfluss auf das Funktionieren der politischen Institutionen in Spanien, zweitens, den Einfluss von großen, internationalen Wirtschaftsunternehmen, die die wirtschaftliche Freiheit Spaniens eingrenzen und drittens eine außenpolitische Linie, die durch Druck von außen zustande kommt.85
Abgesehen von den Äußerungen der Politiker, dass Spanien und Frankreich gemeinsame Interessen in Marokko verbinde, habe ich wenig Äußerungen gefunden, dass ein Politiker ein Interesse einer der Großmächte an Spanien für möglich hielt. Es werden allgemein von allen Politikern die freundschaftlichen Gefühle der französischen und der britischen Nation unterstrichen. Dafür ist wohl die gefühlte Schwäche verantwortlich. Nur Gabriel Gamazo sieht ein spezielles britisches Interesse an Spanien als Bündnispartner. In seiner Interpretation der Vorgänge hat sich England in den Verhandlungen mit Frankreich zum Vertrag von 1904 die Option offengehalten, mit Hilfe von Spanien und seinen geostrategischen Vorteilen die Neutralität in der Meerenge von Gibraltar zu sichern.86 „Antes de entrar en el último tema del presente capítulo, voy a resumir lo que de él va escrito, afirmando: primero, que el planteamiento de la cuestión de Marruecos entrañaba para Inglaterra dos problemas vitales: la neutralidad del estrecho y el equilibrio del Mediterráneo; y segundo, que atribuída por el convenio anglo-francés la guarda de esa neutralidad a España, teniendo en cuenta nuestra posición geográfica, y en previsión de acontecimientos europeos siempre posibles, verosímiles y aún probables, el interés notorio de Inglaterra era, es y será más aún en lo sucesivo, procurarse la amistad, o por lo menos la neutralidad de España.“87 Diese Einschätzung ist Teil der konservativen Meinung zur Frage der Allianzen, wie im folgenden Kapitel analysiert wird, denn aus ihr ergibt sich das Vertrauen, dass die Konservativen in die Engländer setzen. Außerdem setzt sich Gamazo damit deutlich von der Meinung der anderen Politiker in bezug auf die Schwäche Spaniens ab. Trotzdem er also durchaus Potenzial sieht, dass Spanien in eine Allianz einbringen könnte, ist der starke Wunsch nach einer Allianz oder besser noch, eine Absicherung durch zwei Großmächte, Ausdruck des Bewusstseins einer Macht untergeordneten Ranges.
2.1.2. Innere Handlungsfreiheit
Die innere Handlungsfreiheit beinhaltet die Probleme, die die Politiker im Land sehen, um ihre Außenpolitik durchzusetzen. Der Conde de Romanones sieht eine große Abhängigkeit der spanischen Außenpolitiker von der öffentlichen Meinung. Diese neigt zu schnellen Wechseln: „Así como los descorteses manifestaciones contra el Rey de España en París provocaron una gran corriente de opinión desfavorable a Francia, los sucesos de Las Carolinas crearon un ambiente adverso a Alemania, fortaleciéndose el común sentir de impenitente y cada día más resuelto aislamiento como protesta contra la inexorable fatalidad que actuaba constantemente en sentido opuesto a la grandeza patria. En medio de esa atmósfera mefítica y contradictoria y falta de polarización, se han encontrado siempre los políticos españoles, no sólo sin apoyo de la opinión, sino teniéndola contraria a que España tuviera política internacional.”88 Auch wenn die zwei Beispiele, die er hier anführt, vor 1898 liegen, sagt er doch, dass diese Bedingungen permanent gegen die spanischen Außenpolitiker und eine bestimmte Außenpolitik gesprochen haben. In gewissem Sinne spricht er damit die Politiker von einer Schuld für die Politik des Aislamientos frei, da es ja auf Druck der öffentlichen Meinung geschah und ebenso von den Folgen dieser Politik. Die öffentliche Meinung ist nicht nur schnell wandelbar, sondern auch desinteressiert: „El olvido, la indiferencia y la falta de comunidad han sido los obstáculos tradicionales con que ha tropezado siempre la diplomacia española. Sin fé nacional y sin interés por parte de la opinión pública, no hay posibilidad de acertada labor diplomática.”89 Ohne die öffentliche Meinung in Spanien näher untersuchen zu wollen, scheinen mir die Äußerungen des Condes eine gewisse Sprunghaftigkeit der spanischen Außenpolitik und das Fehlen einer klaren außenpolitischen Linie zuzugeben. Ein weiterer möglicher Grund für die Sprunghaftigkeit der öffentlichen Meinung könnte in einer mangelhaften Informationpolitik durch die Regierung liegen.
Über die Situation nach 1898 schreibt der Conde, dass es, nach dem Verlust an Menschen und Geld kein öffentliches Interesse an einer Kolonialisierungspolitik gab und Sagasta sich gegen die öffentliche Meinung stellte: „Si Sagasta se hubiera sometido a la opinión predominante, habría declinado toda intervención en Marruecos, y seguramente Francia sería hoy dueña absoluta de aquel Imperio con notorio perjuicio de los intereses nacionales.“90 Es scheint mir, dass der Conde die Wirkung der öffentlichen Meinung hier überschätzt, da er selber ein Beispiel anführt, wo es einem Politiker möglich war, sich gegen diese Meinung zu stellen. Allerdings erschien es mir wichtig, in diesem Zusammenhang auf diesen Umstand zu verweisen, da er für die Handlungsfreiheit der Politiker durchaus eine Rolle spielt.
Ebenso beklagen einzelne Politiker die Haltung der öffentlichen Meinung gegen Allianzen. So sieht León y Castillo ein speziell spanisches Problem mit Allianzen, das Problem des spanischen Temperamentes: „Así y todo, no puedo ocultar que juzgo difícil en España la política de alianzas, de verdaderas alianzas con todos los compromisos que ocasionan, entre otras razones, porque carecemos de preparación, y me temo que de temperamento para contraerlas. Carecemos del sentido de la utilidad, que es sentido común de la Diplomacia. Nos mueve sólo la pasión, y el móvil decisivo de nuestra orientación internacional es el amor o el odio.”91 Besonders das öffentliche Interesse an der Diplomatie scheint ihn zu stören und er wirft dem spanischen Volk einen fehlenden Sinn für die Proportionen in den internationalen Beziehungen vor, das sich in einem schwarz- oder weiss-Verhalten äußerte, und nicht in dem ebenfalls möglichen ’Grau’.92 Mit dem gleichen Argument begründet er seine Abneigung gegenüber geschlossenen Allianzen, da er Außenpolitik als eine Vertretung von eigenen Interessen, die sich verändern können und auf die man gegebenenfalls reagieren müsse, sieht.93
2.2. Instrumente der Außenpolitik
Ein Problem scheint zu sein, dass es zur Außenpolitik oder zu ihren Instrumenten nicht nur heute, sondern auch zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, keine bzw. wenig theoretische Arbeiten im Spanien der Restauration gibt. So beklagt es Conde de Limpias: „[...] el caso es que en España con dificultad pueden encontrarse trabajos referentes a estos problemas de la vida exterior de nuestro país.”94 Tatsächlich beginnt mit dem Ersten Weltkrieg eine wissenschaftlich-historische Auseinandersetzung mit dem Thema, wie auch die Arbeit von Conde de Limpias selber zeigt.
2.2.1. Allianzen
Es gibt wenig explizite Äußerungen in den Memoiren und Schriften, welche Möglichkeiten einer Macht zweiten Ranges im allgemeinen zur Verfügung stehen, seine Politik und seine Interessen durchzusetzen. In dem Sinne beginnt 1898 keine Diskussion über eine veränderte Linie der Außenpolitik, sondern aus dem allgemeinen Gefühl der Schwäche heraus, werden sofort die Stimmen wach, die eine Allianz mit einer größeren Macht fordern, was implizit eine Aussage über die Möglichkeiten, die die Politiker sehen, trifft. Diese Aussagen werden in erster Linie im Zusammenhang mit der zukünftigen Politik in Marokko getroffen, so dass in Abgrenzung von Kapitel 2.4. in diesem Kapitel lediglich die Aussagen über eine mögliche Allianz berücksichtigt werden.
Einigkeit herrscht in den Aussagen über eine Abgenzung von der vorherigen Politik. So plädiert der Conde de Limpias für das Zusammengehen mit nur einem Land, anstelle sich gut mit allen zu stellen: „Y eso es imposible; los pueblos, al decidirse a actuar en un determinado sentido, han de afrontar con decisión y con energía todas las consecuencias de sus actos, penetrándose de que estar bien con todos es no estar bien con nadie, y que en política exterior más vale hallarse bien con un solo país que pretender estarlo con varios.”95 Er spricht sich nicht für ein bestimmtes Land aus, scheint jedoch einen Zusammenhang zu sehen zwischen einer zielstrebigen Politik, bei der man für eine einmal getroffene Entscheidung auch die Folgen trägt und der Entscheidung für eine bestimmte Macht. Daraus kann man ableiten, dass er in Spanien solch gezielte Außenpolitik vermisst.
Eine Einbeziehung des Briefwechsels zwischen Franciso Silvela (konservativer Regierungschef) und Almodóvar del Río (Verhandlungsführer bei den Verhandlungen mit Frankreich zusammen mit León y Castillo) vom Juni 190496 erscheint mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig, obwohl von beiden keine Memoiren zur Verfügung stehen. Sowohl Antonio Maura, Fernando León y Castillo und Gabriel Gamazo nehmen auf diesen Briefwechsel Bezug und es scheint mir, dass hier die wesentlichen Unterschiede zwischen der liberalen und konservativen Position im Jahre 1902 hervortreten.
[...]
1 Dieter Nohlen (Hrsg.): Kleines Lexikon der Politik, München, 2001, 20.
2 Ebd., 20.
3 Vgl. Bertelsmann (Hrsg.): Universallexikon, Gütersloh, 1990, 80.
4 Dieter Nohlen (Hrsg.), 21.
5 Vgl. Lehmkuhl, Ursula (Hrsg.): Historische Soziologie, Oldenbourg Verlag, München Wien, 2001, 120.
6 Lehmkuhl, Ursula (Hrsg.), 122.
7 Ebd.
8 Vgl. ebd.
9 Vgl. z.B. Barston, Ronald P.: The other Powers: Studies in the Foreign Policies of Small States, 19, nach Kortmann, Jürgen: Die Aupenpolitik westeuropäischer Kleinstaaten am Beispiel Irlands und Dänemarks, Bochum, 1994, 5.
10 Kortmann, Jürgen, 9.
11 Vgl. Amstrup, Niels: The Perennial Problem of Small States: A Survey of Research Efforts, in: CC 11/1976 (163-182), nach Kortmann, Jürgen, 10.
12 Gaupp, Peter: Staaten als Rollenträger. Die Rollentheorie als Analyse-Instrument von Außenpolitik und internationalen Beziehungen, Bern, 1983, 109.
13 Kirste, Knut, Rollentheorie und Außenpolitikanalyse (Die USA und Deutschland als Zivilmächte), Frankfurt/M., 1998, 38.
14 Vgl. Kirste, Knut, 8.
15 Das Wort Desastre taucht zum ersten mal im Zusammenhang mit dem Untergang der spanischen Flotte am 3.5.1898 als „Desastre de Manila“ in der spanischen Presse und in der Diskussion in den Cortes auf.
16 Der Begriff des Intellektuellen wird in dieser Zeit zum ersten mal in Spanien erwähnt.
17 Die Einheit der 98er Generation ist umstritten, gegen eine Einheit vgl. z.B. Franzbach, Martin: Die Hinwendung Spaniens zu Europa. (Die generación del 98), Wiss. Buchgesellschaft Darmstadt, 1988, 21.
18 Vgl. Franzbach, Martin, 28.
19 Der Begriff wird ebenfalls im Spanischen verwendet. 5
20 Vgl. Carr, Raymond: España: de la Restauración a la democracia 1875-1980, Ariel, Barcelona, 1980 (Kapitelüberschriften). Dies ist eine von mehren möglichen Periodisierungen, vgl. z.B. Alted Vigil: La crisis de los sistemas liberales. España, in: Torre Gómez, Hipólito de la (Hrsg.): España y Portugal. Vivencias Históricas, Siglos IX-XX, Madrid, 2000 (248-270), 258 ff.
21 Übersicht im Anhang.
22 Vgl. z.B. Schöllgen, Gregor: Das Zeitalter des Imperialismus. Grundriss der Geschichte 15, München, 1991. 6
23 Bezeichnung für das spanische Abgeordnetenhaus.
24 Vgl. Hoffmann, Stanley: Gullivers’s Trouble oder oder die Zukunft des internationalen Systems, Bielefeld, 1970, nach Lehmkuhl, Ursula, 118/119.
25 Vgl. Seco Serrano, Carlos: La España de Alfonso XIII, el estado y la política, in: Jover Zamora, José María (Hrsg.): Historia de España, XXXVIII, Madrid, 1985, XXV.
26 Ebd. , XXVI.
27 Ebd.
28 Ebd.
29 Vgl. ebd., XXVIII.
30 Vgl. Torre Gomez, Hipólito: “El destino de la „regeneración“ internacional de España (1898-1918)”, in Proserpina 1, 1984 (9-22), 10.
31 Vgl. Torre Gomez, Hipólito, 14.
32 Ebd., 19.
33 Auch hier fällt wieder die Dominanz der Innenpolitik über die Außenpolitik auf, in dem der relativ lange Zeitraum der Restauration der Untersuchung zu Grunde gelegt wurde.
34 Vgl. Martínez Carrera, José U.: La política exterior española durante la Restauración (1875-1931), in: Vilar, Juan Bta. (Hrsg.): Las relaciones internacionales en la España contemporánea, Murcia, 1989 (79-99), 80/81.
35 Martínez Carrera, José U., 85.
36 Zur besseren Unterscheidung als Antonio Maura und Gabriel Gamazo im Fließtext verwendet.
37 Kurze Biographien sind im Anhang enthalten.
38 Seco Serrano, Carlos, CLV.
39 Elizalde, Dolores: Política exterior y política colonial de Antonio Cánovas. Dos aspectos de una misma cuestión, in: Tussel, Javier; Portero Florentino (Hrsg.): Antonio Cánovas y el sistema de la Restauración, Madrid, 1998, 239.
40 Vgl. Elizalde, Dolores, 233.
41 La Epoca, “¿Alianzas?”, 22 marzo de 1896, zit. nach Elizalde, Dolores, 238.
42 Diario de Sesiones del congreso, “Debate sobre el Memorandum del Gobierno a las Potencias de Europa”, 17 de agosto de 1896, zit. nach Elizalde, Dolores, 241.
43 vgl. Quellenanalyse.
44 Martínez Carrera, José U., 87.
45 Martínez Carrera, José U.., 234.
46 Espadas Burgos, Manuel: Alemania y España: De la época bismarckiana a la Gran Guerra, in: Bernecker, Walther L. (Hrsg.): España y Alemania en la Edad Contemporánea, Frankfurt/M., 1992, 65.
47 vgl. GP 15, 3/4.
48 Havemann, Nils: Spanien im Kalkül der deutschen Außenpolitik, Von den letzten Jahren der Ära Bismarck bis zum Beginn der Wilhelminischen Weltpolitik (1883-1899), Berlin, 413.
49 Tusell, Javier; Portero, Florentino (Hrsg.): Antonio Cánovas y el sistema político de la Restauración, Mdrid, 1898.
50 Er starb bei einem anarchistischen Attentat 1897.
51 Vgl. Malamud, Carlos: América, Cánovas y la pérdida de las últimas colonias, in: Tusell, Javier; Portero, Florentino: Antonio Cánovas y el sistema político de la Restauración, (393-413), 393.
52 Vgl. Elizalde, Dolores, 238
53 Fernández Almagro: Cánovas. Su vida y política, Madrid, 1951, 416 zit. nach Malamud, Carlos, 393.
54 Malamud, Carlos, 416.
55 Malamud, Carlos., 416.
56 Vgl. Martínez Carrera, José U., 80.
57 Havemann, Nils, 411.
58 Madariaga, Salvador de: Spanien. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, 179.
59 Ebd., 180.
60 Maura Gamazo, Gabriel: Recuerdos de mi vida, M. Aguilar, Madrid, 1934, 159.
61 Maura Gamazo, Gabriel: La cuestión de Marruecos desde el punto de vista español, M. Romero, Madrid, 1905, 88.
62 Vgl. Maura Gamazo, Gabriel, La cuestión de Marruecos, 83.
63 Brief von Francisco Silvela an Almodóvar del Río, zitiert bei León y Castillo, Fernando: Mis tiempos. 2 Bde., Insular de Gran Canaria, 1978, Bd.II, 217. Der Brief wurde im Original in der Zeitung El Imparcial veröffentlicht. León y Castillo druckt ihn komplett in seinen Memoiren ab (Mis tiempos, II, 215 - 220), ohne ein Datum anzugeben. Der Antwortbrief von Almodóvar del Río trägt das Datum des 10.6.1904. Er ist ebenfalls komplett in León y Castillo (Mis tiempos, II, 220-224).
64 León y Castillo, Fernando, II, 292.
65 Vgl. ebd.
66 Ebd., 319.
67 Vgl. ebd., 321.
68 Vgl. ebd., 293.
69 Die Schreibweise á, ó, fué, dió wurde der modernen Schreibweise ohne Akzent angepasst. Um eine bessere Einheitlichkeit zu erreichen, wurde der Begriff statu quo im Zitat immer kursiv gekennzeichnet.
70 León y Castillo, Fernando, II, 204.
71 Vgl. León y Castillo, Fernando, II, 294.
72 León y Castillo, Fernando, II, 296.
73 Vgl. León y Castillo, Fernando, II, 296.
74 Conde de Limpias: Las alianzas y la política exterior de España. A principios del siglo XX, Madrid 1914, 11.
75 Das Aislamiento, von span. Isla (Insel) bezeichnet das Ergebnis der Selbstisolierung in der Folge der Politik des Recogimiento.
76 Vgl. Conde de Limpias, 11
77 Juan Ruíz Castillo verwendet v.a. Ausschnitte aus Reden von Antonio Maura vor dem Kongress. Von Antonio Maura existiert keine Biographie, so dass ich bereits an dieser Stelle die wesentlichen Gedanken Mauras aus den Cortes zitieren möchte.
78 Diario de Sesiones de Cortes (DSC), sesión vom 8.7.1903, zit. nach Ruíz Castillo, Juan (Hrsg.): Antonio Maura. 35 años de vida pública. Ideas políticas, doctrinas de gobierno y campañas parlamentarias, Biblioteca Nueva, Madrid, 1917, 138.
79 DSC, Sesión vom 8.7.1903, zit. nach Ruíz Castillo, Juan, 138 21
80 DSC, Sesión vom 27.11.1907, zit. nach Ruíz Castillo, Juan, 146.
81 Ebd.
82 Vgl. DSC, Sesión vom 27.11.1907, nach Ruíz Castillo, Juan, 148/149.
83 “Situación política de España”. Discurso pronunciado por el Excmo. Sr. D. Antonio Maura y Montaner en la Plaza de Toros de Madrid la mañana del día 29 de Abril de 1917. Centro Maurista de Madrid 1917, komplett in Ruíz Castillo, Juan, Antonio Maura (unabhängige Zählung 1 - 39), 10.
84 Ebd.
85 Vgl. González Hontoria, Manuel: Los fines esenciales de la acción internacional española, in Real Academia de Jurisprudencia y Legislación, Madrid, 1916, 23.
86 Vgl. Maura Gamazo, Gabriel, La cuestión de Marruecos, 69.
87 Maura Gamazo, Gabriel, La cuestión de Marruecos, 83. 23
88 Figueroa y Torres, Alvaro (Conde de Romanones): Las responsabilidades del antiguo régimen (de 1875 a 1923), Renacimiento, Madrid, o.J., 13.
89 Conde de Romanones, Las responsabilidades del antiguo regimen, 21/22. 24
90 Figueroa y Torres, Alvaro: Conde de Romanones: Notas de una vida, 2 Bde., Renacimiento, Madrid, 1923, Bd.II, 233.
91 León y Castillo, Fernando, II, 292.
92 Vgl. ebd., 293.
93 Vgl. ebd., II, 293.
94 Conde de Limpias, 3.
95 Conde de Limpias, 2.
96 Am 24.10.1903 nach dem Scheitern seiner Regierung tritt Silvela nicht nur als Regierungschef sondern auch als Chef der Konservativen Partei zurück.
- Arbeit zitieren
- Daniela Hendel (Autor:in), 2003, Spaniens außenpolitische Rolle aus der Sicht spanischer Politiker (1898-1914), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31021
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