Die Geschichte der im Nordosten der Neuen Welt gegründeten europäischen Kolonien und ihrer Rechtsnachfolger wurde zumindest bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts von einer äußerst einflussreichen politischen Schöpfung der Ureinwohner mitgeprägt, der Liga der Irokesen.
Eine der Konstanten in dieser Politik der Fünf (später Sechs) Nationen bildete die Bereitschaft, als Mittel den Krieg einzusetzen. Manche der dabei zur Anwendung gekommenen Kriegsbräuche bewog einen Großteil der kulturell in Europa wurzelnden Augenzeugen zu Unverständnis und Ablehnung. Dies galt beispielsweise für die gegenüber Gefangenen angewandte Folter. Das Verhalten der Weißen den ungewohnten Kriegsgebräuchen gegenüber differierte jedoch: Obwohl in Schriften der Zeitgenossen ebenfalls als barbarisch bewertet, wurde das Skalpieren, das auch von den Stämmen der Liga eingesetzt wurde, von der weißen Grenzbevölkerung selbst später häufig ausgeübt.
Im Rahmen dieser Semesterarbeit sollte der Umgang der Ligairokesen mit dem „Feind“ und, soweit möglich, die Ursachen und Hintergründe der entsprechenden Verhaltensweisen herausgearbeitet werden. Schwerpunkt hierbei bildete ihre Behandlung von Gefangenen, Kombattanten wie Nichtkombattanten. Da es hier bei den einzelnen Stämmen wenige Unterschiede gab, musste eine diesbezügliche Differenzierung nicht vorgenommen werden. Aufgrund der nahen kulturellen Verwandtschaft der benachbarten Huronen konnten auch Beispiele aus deren Bereich herangezogen werden. Die Bezeichnung „Irokesen“ bezog sich im folgenden Text im allgemeinen auf Mitglieder der Liga. Falls dieser Begriff auf Angehörige außerhalb davon befindlicher, ebenfalls der irokesischen Sprachfamilie angehörende indigene Stämme abzielt, wurde dies ausdrücklich hervorgehoben.
Was den Zeitraum der Untersuchung betraf, so kam vor allem das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert in Betracht. Zum einen lag für frühere Zeiträume kein ausreichendes Quellenmaterial vor, zum anderen wurde seit etwa Ende des achtzehnten Jahrhunderts die Kriegskultur der Irokesen zunehmend von Einflüssen der Weißen überlagert, worauf unter Pkt. 4.4. detaillierter eingegangen wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historisch-politischer Hintergrund
- Elemente der Kriegführung der Irokesen
- Die Behandlung der Feinde
- Trophäen
- Adoption
- Folter und Tod
- Kannibalismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Umgang der Irokesenliga mit Kriegsgefangenen im 17. und 18. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Behandlung von Gefangenen, sowohl Kombattanten als auch Nichtkombattanten, und den Ursachen dieses Verhaltens. Die Arbeit berücksichtigt auch die kulturelle Nähe zu den Huronen.
- Die Kriegsführung der Irokesenliga
- Die Behandlung von Kriegsgefangenen durch die Irokesen
- Der historisch-politische Kontext der Irokesenliga
- Der Einfluss des europäischen Handels auf die Irokesen
- Die Rolle der Frauen in der Irokesengesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Bedeutung der Irokesenliga für die Geschichte der europäischen Kolonien im Nordosten Nordamerikas und führt in das Thema der Behandlung von Kriegsgefangenen ein. Sie hebt die Brutalität einiger Kriegsbräuche hervor und benennt Pierre Espirit Radisson als wichtige Quelle. Der Fokus der Arbeit wird auf die Behandlung von Gefangenen durch die Irokesenliga gelegt, wobei Unterschiede zwischen den Stämmen als gering angesehen werden und Beispiele aus dem huronischen Kontext herangezogen werden. Der Untersuchungszeitraum wird auf das 17. und 18. Jahrhundert begrenzt, da für frühere Zeiträume Quellen fehlen und die Kriegskultur der Irokesen ab dem späten 18. Jahrhundert durch europäischen Einfluss verändert wurde.
Historisch-politischer Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet die Gründung der Irokesenliga, die auf etwa 1390-1600 n. Chr. datiert wird, mit einer möglichen Sonnenfinsternis als wichtiges Datum. Die Gründung diente der Beendigung innerer Fehden und zielte auf die Erweiterung des Friedens auf andere Ethnien. Die Liga, deren Rat aus 50/49 Häuptlingen bestand, basierte auf Konsensentscheidungen. Die starke Stellung der Frauen in der matrilinearen Gesellschaft und ihr Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung werden betont. Der Beginn des Kontakts mit Europäern im 16. Jahrhundert und der Einfluss des Pelzhandels auf die Beziehungen zwischen den Stämmen und den europäischen Mächten werden beschrieben. Die Entstehung der „Beaver Wars“ und die Konflikte mit den Huronen aufgrund von Handelsrivalitäten werden geschildert, ebenso wie die problematischeren Beziehungen zu den Franzosen im Vergleich zu den Engländern, unterbrochen durch Friedensabschlüsse und Missionsversuche der Jesuiten.
Schlüsselwörter
Irokesenliga, Kriegsgefangene, Kriegführung, Pelzhandel, Huronen, Kolonialgeschichte Nordamerikas, europäische Kolonialmächte, Kriegsbräuche, Frauenrolle, Konsensentscheidung.
Häufig gestellte Fragen: Irokesen und der Umgang mit Kriegsgefangenen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Umgang der Irokesenliga mit Kriegsgefangenen im 17. und 18. Jahrhundert. Der Fokus liegt auf der Behandlung von Gefangenen (Kombattanten und Nichtkombattanten) und den Ursachen dieses Verhaltens. Die kulturelle Nähe zu den Huronen wird ebenfalls berücksichtigt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Kriegsführung der Irokesenliga, die Behandlung von Kriegsgefangenen, den historisch-politischen Kontext der Irokesenliga, den Einfluss des europäischen Handels, und die Rolle der Frauen in der Irokesengesellschaft.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, historisch-politischem Hintergrund und den Elementen der Irokesen-Kriegsführung, inklusive der Behandlung von Feinden (Trophäen, Adoption, Folter, Tod, Kannibalismus).
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung beschreibt die Bedeutung der Irokesenliga für die Geschichte der europäischen Kolonien in Nordamerika und führt in das Thema der Behandlung von Kriegsgefangenen ein. Sie hebt die Brutalität einiger Kriegsbräuche hervor, nennt Pierre Espirit Radisson als wichtige Quelle und definiert den Fokus und den Untersuchungszeitraum (17. und 18. Jahrhundert).
Was wird im Kapitel zum historisch-politischen Hintergrund behandelt?
Dieses Kapitel beleuchtet die Gründung der Irokesenliga (ca. 1390-1600 n. Chr.), ihre innere Organisation (Rat aus 50/49 Häuptlingen, Konsensentscheidungen), die starke Stellung der Frauen und den Einfluss des Pelzhandels auf die Beziehungen zwischen den Stämmen und den europäischen Mächten. Die „Beaver Wars“ und die Konflikte mit den Huronen werden ebenso beschrieben wie die Beziehungen zu den Franzosen und Engländern.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die Schlüsselwörter sind Irokesenliga, Kriegsgefangene, Kriegführung, Pelzhandel, Huronen, Kolonialgeschichte Nordamerikas, europäische Kolonialmächte, Kriegsbräuche, Frauenrolle und Konsensentscheidung.
Wie wird die Behandlung der Feinde beschrieben?
Die Behandlung der Feinde wird detailliert beschrieben und umfasst die Aspekte Trophäen, Adoption, Folter und Tod sowie Kannibalismus.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit nennt Pierre Espirit Radisson als wichtige Quelle. Für frühere Zeiträume als das 17. und 18. Jahrhundert fehlen Quellen. Der europäische Einfluss auf die Kriegskultur der Irokesen ab dem späten 18. Jahrhundert wird erwähnt.
- Arbeit zitieren
- Herwig Baum (Autor:in), 2001, Die Behandlung von Kriegsgefangenen durch die Irokesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31070