Gewalt in Fußballstadien. Gefährliche Eigendynamik?

FC Sankt Pauli gegen FC Hansa Rostock


Hausarbeit, 2013

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Gewaltpotenzial unter Fußballfans ... 3

2. FC Sankt Pauli und die Fans ... 4

3. FC Hansa Rostock und die Fans ... 6

4. Fakten und Zahlen ... 8

5. Definition: Gewalt ... 9

6. Ursachen ... 10

6.1 Norbert Elias – Zivilisationstheorie ... 10

6.2 Ultras ... 11

6.3 Hooligans ... 12

7. Fazit ... 14

8. Literaturverzeichnis ... 15

1. Einleitung

„Gewalttaten müssen bestraft werden, aber der Dialog mit den Fans muss gesucht werden. […] Wir dürfen Fans nicht generell als Problem ansehen. Fans müssen das Gefühl haben, ernst genommen zu werden. Eine Aufteilung in gute und schlechte Fans geht nicht, Zivilcourage bei den Fans muss deutlich sichtbarer werden.“ (Badische Zeitung-Online, 2011)

So lauteten die Worte des Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich am 15.11.2011 bei einer Pressekonferenz über die Gewalt im deutschen Fußball. Er rief alle Fußballfans in Deutschland dazu auf, sich gemeinsam gegen gewalttätige Fans in deutschen Stadien zu wehren und diese zu marginalisieren.

Diese Hausarbeit behandelt folgende These: Die Gewalt in Fußballstadien nimmt eine gefährliche Eigendynamik an und kann auf andere Fans überspringen.

Damit ist gemeint, dass gewalttätige Ausschreitungen durch Fußballfans ein Problem in deutschen Fußballstadien darstellen und diese Gewalt den einfachen Zuschauer so sehr beeinflussen kann, dass auch diese zu einer Anwendung von Gewalt neigen können.

Diese These wird im Laufe dieser Hausarbeit mit Argumenten belegt bzw. widerlegt, indem zunächst zwei verschiedene Fußballvereine – FC Sankt Pauli und FC Hansa Rostock – vorgestellt werden, daraufhin folgen einige Fakten und Zahlen zur Gewalt in Stadien, anschließend wird gezeigt, was der Begriff ,Gewalt´ überhaupt beinhaltet, dann werden Ursachen der Gewalt in Fußballstadien näher erläutert und abschließend folgt ein Fazit, das die These mit den gesammelten Argumenten belegen bzw. widerlegen wird.

Dabei wird deutlich werden, inwieweit verschiedene Arten von Fußballfans eine Gefahr darstellen oder ob diese eher eine harmlose Erscheinungen sowie Einzelfälle sind.

Die Relevanz des Themas ist hoch, da gewalttätige Ausschreitungen im Fußball oft in den Medien genannt und diskutiert werden sowie ein Problem für den Zuschauer und die Vereine darstellen.

In dieser Hausarbeit wurden verschiedene Quellen benutzt - Printmedien, Onlinequellen, Zeitschriften und Sammelbände - um einen informationsreichen Überblick über das Thema zu kriegen und die verschiedenen Positionen zu verdeutlichen, wobei seriöse Zeitschriften und in diesem Themenbereich bekannten Autoren die Informationen und Hauptargumente lieferten.

2. FC Sankt Pauli und die Fans

In diesem Kapitel wird zunächst mit einigen Fakten über den Verein begonnen und anschließend zur Fanszene übergegangen, wo auch das Hauptaugenmerk liegen wird.

Die Geschichte des FC Sankt Pauli (in Folgendem: FC St. Pauli) ist verbunden mit der des Hamburg - St. Pauli Turnvereins von 1862. 1910 trat der Turnverein Hamburg – St. Pauli dem Norddeutschen Fußball-Verband bei und gründete den FC St. Pauli. (Vgl. Martens, René (1997) : 9)

Die Spielstätte des Vereins ist mitten in Hamburg das 24.487 Zuschauer fassende Millerntor- Stadion. (Vgl. FC Sankt Pauli - Online (o.J.): 1) Zu den größten Erfolgen des Vereins zählen der 2:1 Sieg am 06.02.2002 über den FC Bayern München und das Erreichen des DFB-Pokal Halbfinales am 25.01.2006 durch einen Sieg gegen Werder Bremen. (Vgl. ebd.: 1)

In der Zeit zwischen Mitte und Ende der 1980er Jahre fand ein bemerkenswerter Zustrom neuer, unter anderem auch politisch linksorientierter Fans ans Millerntor-Stadion statt, mit dem das Image des Klubs nachhaltig geprägt und geändert wurde. (Vgl. Schmidt-Lauber (2004): 24)

Die Verknüpfung einer kritischen Weltanschauung mit dem Fußball ist eine oft erwähnte Besonderheit des FC St. Paulis. Repräsentiert wird diese Lebenseinstellung durch Symbole. Dem Totenkopf verliehen Fans eine neue Bedeutung, das Portrait Ernesto ,,Che“ Guevaras, wählten sie, da deren Aussage in eben diese Weltanschauung passt. Für viele ist Politik ein wichtiges Thema und untrennbar mit Fußball verbunden. Für junge Menschen, die sich in einer komplexen Welt zurecht finden müssen, wirkt die Identität, die der Verein anbietet, als Orientierungsmöglichkeit und Bestärkung des eigenen Ich. (Vgl. ebd.: 58f.)

Noch heute begegnet der Stadionbesucher flatternden Kuba-Fahnen, das Bild Che Guevaras; Mariuhana wird gepriesen und auch das Symbol der das Hakenkreuz zerschlagenden Faust ist auf Stickern, Fahnen, Pullovern und Aufnähern zu sehen. (Vgl. ebd.: 75)

Die frühere Stadionzeitschrift MillernTor-Magazin etwa betitelte am 27.10.1989 die Begegnung mit dem FC Bayern München als ,,Der Klassenkampf“ und schrieb von der ,,streng kapitalistisch ausgerichteten Glamourwelt des FC Bayern“. (Vgl. ebd.: 66)

Dies verdeutlichte, dass die Fans ein eigenes Image entwickelten, aufbauten und inszenierten, nämlich das des kleinen sympathischen, feiernden, rebellierenden und linken Vereins aus Hamburg. 1991 verabschiedete der Verein als erster in Deutschland eine Stadionordnung, die rassistische, diskriminierende und rechte Parolen verbot. (Vgl. Willmann (2010): 14)

Überraschend viele der neuen St. Pauli-Fans rekrutieren sich nicht aus dem Hamburger Fußball- Publikum, sondern stellen eine vollkommen neue Art von Fans dar: Studenten, Intellektuelle, ,,Linke“, auch ein hoher Anteil von Frauen. (Vgl. Schmidt-Lauber (2004): 83)

Das linke, alternative Image des Vereins lockte neue Fans, weil der Klub Beständigkeit und Tradition suggerierte. (Vgl. ebd.: 65)

Der Anspruch, nicht käuflich zu sein, ist verbunden mit einer kritischen Grundeinstellung gegenüber den offiziellen Repräsentanten des Vereins und der Kommerzialisierung des Fußballs, der sich die Ultra-Bewegung – große Fangruppe - gegenüberzustellen versucht. (Vgl. ebd.: 110) Die wichtigsten und größten Ultragruppen auf St. Pauli sind heute die ,,Passanten St. Pauli“ und ,,Ultra´ Sankt Pauli“ (USP) als übergeordnete Zusammenschlüsse einzelner Fanklubs, von denen ,,Carpe Diem“ (CD) der bekannteste ist. (Vgl. ebd: 103)

Doch die Fans fielen auch viele Male negativ auf. Hierzu einige Beispiele:
Im April 2010 musste die Partie FC St. Pauli gegen Schalke 04 abgebrochen werden, als ein Bierbecher einen Linienrichter im Nacken traf. (Vgl. o.A. (2011): 1)
Beim ,,Schweinske-Cup“ griffen etwa 90 St. Pauli Anhänger auf Provokationen der Lübecker Fans in der Halle die Polizei und die Lübecker Anhänger an. Rund 40 Menschen erlitten durch den Einsatz von Pfefferspray Augenreizungen. 38 weitere wurden durch die Auseinandersetzungen verletzt und mussten zum Teil im Krankenhaus behandelt werden. Auch 14 Polizisten erlitten Verletzungen. (Vgl. Weber (2010): 1)
Für die Saison 2011/12 wurden 10.603 Gewalt-Fans für 1. und 2. Liga vermerkt. St. Pauli belegte den 14. Platz mit 220 gewaltbereiten und 120 gewaltsuchenden Fans (gesamt: 340). (Ultrafans- Online (o.J.): 1)

3. FC Hansa Rostock und die Fans

Im vorigen Kapitel wurde deutlich, dass Fußballfans durchaus politische Einstellungen vertreten und diese in Stadien ausdrücken. Nun wird ein anderer Fußballverein – der FC Hansa Rostock - nach dem gleichen Muster betrachtet und es wird erarbeitet, ob es Parallelen zum FC St. Pauli gibt.

Gegründet wurde der FC Hansa Rostock als Fußballclub am 28. Dezember 1965 als die Fußballabteilung des SC Empor Rostock selbstständig wurde. 1991 wurde der FC Hansa Rostock der letzte Fußballmeister in der DDR-Oberliga und schaffte damit den Sprung in die 1. Bundesliga. Gleichzeitig sicherte sich der Verein am 2. Juni 1991 mit einem 1:0 über den Eisenhüttenstädter FC Stahl das Double von Meisterschaft und Pokal. Im gleichen Jahr nahm der Verein am Europapokal der Meister teil. 1996 belegte der Verein in der 1. Bundesliga den sechsten Platz. Im Jahr 2001 fand vor 25 000 Zuschauern das erste Spiel im neuen Ostseestadion statt. (Vgl.: Hansanews (2007): 1)

Einer 2007 veröffentlichten, repräsentativen Umfrage des Sportpromotoren Sportfive zufolge besaß Hansa Rostock mit 1,97 Millionen Fans deutschlandweit die siebtgrößte Fanbasis der deutschen Profivereine. In den Neuen Bundesländern war der Verein einer 2008 veröffentlichten, repräsentativen Umfrage der Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse nach der beliebteste Fußballverein in Ostdeutschland. (Vgl.: Rosentreter, Robert (2007): 162) Einen großen Schaden nahm der Ruf des Vereins und der Fans, als die Amateure des FC Hansa Rostock gegen Schalke 04 spielten und der Schalker Spieler Gerald Asamoah von den Rostocker Fans massiv beschimpft wurde und Affenlaute über sich ergehen lassen musste. (Vgl.: Blaschke (2007): 96)

Laut dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld ist nahezu jeder zweite deutsche Fußballfan fremdenfeindlich eingestellt. In Ostdeutschland ist die Abneigung ausgeprägter. 60,2 Prozent stehen den 45,9 Prozent im Westen gegenüber. Am stärksten betroffen ist Mecklenburg-Vorpommern, wo 63,7 Prozent der Einwohner eine solche Haltung an den Tag legen. Eine kleine Gruppe von Rechtsextremisten erzeugt auf einer Tribüne einen anderen Hall auf der Straße. Die Hemmungen fallen in der Anonymität der Masse. Es werden Meinungen geäußert, die im Arbeitsalltag unterdrückt werden. Im Fanblock können die Parolen unter Emotionen schnell auf neutrale Zuschauer überspringen. (Vgl.: ebd.: 100f.)

[…]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Gewalt in Fußballstadien. Gefährliche Eigendynamik?
Untertitel
FC Sankt Pauli gegen FC Hansa Rostock
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Fußball und Gewalt
Note
1,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V317545
ISBN (eBook)
9783668167391
ISBN (Buch)
9783668167407
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gewalt, fußballstadien, gefährliche, eigendynamik, sankt, pauli, hansa, rostock
Arbeit zitieren
Mehmet Mutlu Atci (Autor:in), 2013, Gewalt in Fußballstadien. Gefährliche Eigendynamik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317545

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