Zeitgleich mit Goethes "Italienischer Reise" entstand Friedrich Schillers in Italien spielendes Romanfragment "Der Geisterseher", welches im Gegensatz zu Goethe oder anderen zeitgenössischen deutschen Autoren kein idealisiertes, sondern ein überaus kritisches Italienbild zeichnet. Die Arbeit geht den Gründen hierfür nach und bezieht dazu die Textquellen ein, welche Schiller, der selbst nie in Italien war, für sein "Italienbild aus zweiter Hand" verwendete.
Die Arbeit beginnt mit einer einführenden Darstellung von Schillers Romanfragment sowie der drei zum Vergleich herangezogenen Werke. Archenholtz´ „England und Italien“ und der anonyme Artikel „Auszug aus einer neuen, noch ungedrukten Beschreibung von Venedig“ wurden herangezogen, weil sie in der Literatur zu Schillers Romanfragment namentlich als dessen Quellen benannt werden. Das dritte Werk, der „Volkmann“, wurde als zeitgenössisches Standardwerk zum Thema Italien hinzugenommen.
Diese drei Werke sollen mit dem „Geisterseher“ verglichen und herausgearbeitet werden, welche Elemente der fremden Reisebilder Schiller verwendet bzw. hervorhebt und welche er nicht berücksichtigt.
Dabei folgt die Arbeit, den Reisestationen der Hauptfigur in Venedig und Umgebung, wobei vor allem die Textstellen betrachtet werden, die Aussagen zu „Land und Leuten“ enthalten. Abschließend wird aus den so gewonnenen Fakten eine Charakterisierung von Schillers Italienbild entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Ein Italienbild aus zweiter Hand
- 2. Die untersuchten Werke
- 2.1. Schillers Romanfragment „Der Geisterseher“
- 2.1.1. Entstehungsgeschichte
- 2.1.2. Vorbilder und Anregungen
- 2.2. Vergleichstexte
- 2.2.1. J.W. von Archenholtz: „England und Italien“ (1785)
- 2.2.2. Anonym: „Beschreibung von Venedig“ (1786)
- 2.2.3. J.J. Volkmann: „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“ (1777/78)
- 2.1. Schillers Romanfragment „Der Geisterseher“
- 3. Schillers Italiendarstellung im Vergleich
- 3.1. Die Rahmenhandlung
- 3.2. San Marco
- 3.3. An der Brenta
- 3.4. Castello
- 3.5. San Giorgio Maggiore
- 3.6. Murano
- 3.7. Chioggia
- 4. Resumée: Skepsis statt Sehnsucht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung Italiens in Schillers Romanfragment „Der Geisterseher“ und analysiert, wie Schiller, ohne Italien selbst bereist zu haben, sein Italienbild aus den Schilderungen anderer Autoren konstruierte. Die Arbeit vergleicht Schillers Darstellung mit ausgewählten zeitgenössischen Reisebeschreibungen, um die Quellen und Einflüsse auf seine Italien-Konzeption aufzuzeigen.
- Schillers Italienbild im Kontext zeitgenössischer Reiseberichte
- Analyse der Quellen und Einflüsse auf Schillers Darstellung
- Vergleich der Beschreibungen verschiedener Orte in Venedig und Umgebung
- Die Rolle von Vorurteilen und Klischees in der Konstruktion eines „Italienbildes“
- Schillers literarische Verarbeitung von Reiseerfahrungen anderer
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Ein Italienbild aus zweiter Hand: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Kontext der Arbeit innerhalb des Studienmoduls „Europäer in Italien“. Sie stellt Schillers „Geisterseher“ als zentrales Werk vor und hebt hervor, dass Schiller, im Gegensatz zu Goethe, sein Italienbild nicht auf eigenen Reiseerfahrungen, sondern auf literarischen Quellen basiert. Die Arbeit fokussiert darauf, wie dieses „Italienbild aus zweiter Hand“ konstruiert wurde und welche Quellen dafür verwendet wurden. Die drei ausgewählten Vergleichstexte werden kurz vorgestellt und die methodische Vorgehensweise der Arbeit skizziert.
2. Die untersuchten Werke: Dieses Kapitel stellt die untersuchten Texte vor: Zunächst wird Schillers „Geisterseher“ detailliert behandelt, inklusive seiner Entstehungsgeschichte, der Einordnung in den zeitgeschichtlichen Kontext (Aufklärung, Geheimbünde) und der Analyse seiner literarischen Vorbilder und Anregungen. Im Anschluss werden die drei ausgewählten Vergleichstexte – Archenholtz’ „England und Italien“, die anonyme „Beschreibung von Venedig“ und Volkmanns „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“ – vorgestellt und ihre Relevanz für die Untersuchung von Schillers Italienbild begründet.
3. Schillers Italiendarstellung im Vergleich: Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Es analysiert Schillers Darstellung Italiens im „Geisterseher“ anhand der Reise-Etappen der Hauptfigur in Venedig und Umgebung. Die einzelnen Abschnitte untersuchen die jeweiligen Beschreibungen von Orten (San Marco, Brenta, Castello, San Giorgio Maggiore, Murano, Chioggia) im Romanfragment und vergleichen sie mit den entsprechenden Passagen in den ausgewählten Vergleichstexte. Der Fokus liegt auf der Erarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, um die Quellen und die eigenständige Gestaltung des Italienbildes bei Schiller herauszuarbeiten.
Schlüsselwörter
Friedrich Schiller, Der Geisterseher, Italienbild, Reisebericht, Vergleichsliteratur, Archenholtz, Volkmann, Venedig, Aufklärung, Geheimbünde, literarische Verarbeitung von Reiseerfahrungen, 18. Jahrhundert.
Häufig gestellte Fragen zu: Schillers Italienbild im "Geisterseher"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Darstellung Italiens in Friedrich Schillers Romanfragment „Der Geisterseher“. Sie analysiert, wie Schiller sein Italienbild, ohne Italien selbst bereist zu haben, aus den Schilderungen anderer Autoren konstruierte. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich von Schillers Darstellung mit zeitgenössischen Reisebeschreibungen, um die Quellen und Einflüsse auf seine Italien-Konzeption aufzuzeigen.
Welche Texte werden untersucht?
Der Hauptfokus liegt auf Schillers „Der Geisterseher“. Die Arbeit vergleicht Schillers Darstellung mit drei ausgewählten zeitgenössischen Reisebeschreibungen: J.W. von Archenholtz’ „England und Italien“ (1785), einer anonymen „Beschreibung von Venedig“ (1786) und J.J. Volkmanns „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“ (1777/78).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Vorstellung der untersuchten Werke (Schillers „Geisterseher“ und die Vergleichstexte), ein zentrales Kapitel, welches Schillers Italiendarstellung mit den Vergleichstexten vergleicht (fokussiert auf verschiedene Orte in und um Venedig), und abschließend ein Resumée. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche Orte in Italien werden im Detail analysiert?
Die Analyse von Schillers Italiendarstellung konzentriert sich auf verschiedene Orte in und um Venedig: San Marco, Brenta, Castello, San Giorgio Maggiore, Murano und Chioggia. Die Beschreibungen dieser Orte im „Geisterseher“ werden mit den entsprechenden Passagen in den Vergleichstexten verglichen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Schillers Italienbild im Kontext zeitgenössischer Reiseberichte, der Analyse der Quellen und Einflüsse auf Schillers Darstellung, dem Vergleich der Beschreibungen verschiedener Orte in Venedig und Umgebung, der Rolle von Vorurteilen und Klischees in der Konstruktion eines „Italienbildes“ und Schillers literarischer Verarbeitung von Reiseerfahrungen anderer.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Das Resumée (Kapitel 4) trägt den Titel "Skepsis statt Sehnsucht" und deutet an, dass die Arbeit wahrscheinlich zu dem Ergebnis kommt, dass Schillers Italienbild weniger von romantischer Sehnsucht als vielmehr von kritischer Distanz und Skepsis geprägt ist, beeinflusst durch die von ihm gelesenen Reiseberichte.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit Friedrich Schiller, dem „Geisterseher“, der Literatur der Aufklärung, Reiseberichten des 18. Jahrhunderts, der Konstruktion von nationalen Identitäten und der Rezeption Italiens in der deutschen Literatur beschäftigen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Friedrich Schiller, Der Geisterseher, Italienbild, Reisebericht, Vergleichsliteratur, Archenholtz, Volkmann, Venedig, Aufklärung, Geheimbünde, literarische Verarbeitung von Reiseerfahrungen, 18. Jahrhundert.
- Quote paper
- Gerhard Schmidt (Author), 2016, Ein skeptischer Blick nach Süden. Das Italienbild in Schillers "Geisterseher" und seine Quellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/317979