Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit soll der Roman „Jacques le fataliste et son maître“ von Denis Diderot dahingehend analysiert werden, inwieweit sich die Beziehung von Jacques und seinem Herrn vom klassischen Herr - Diener - Verhältnis unterscheidet. Ist ihr vertrautes Verhältnis Ausdruck von wahrer Freundschaft oder vielmehr eine notwendige Maßnahme, die zum Zwecke der Selbsterhaltung dient? Woran lässt sich die Überlegenheit des unterlegenen Dieners festmachen?
Im zweiten Teil soll schließlich die enge Verknüpfung der Herr - Knecht - Thematik zur fatalistischen Weltanschauung in Diderots Roman aufgezeigt werden. Wie ist es zu erklären, dass der Herr, der von der freien Willensausübung des Menschen überzeugt ist, sich derart passiv verhält, während sein dem Fatalismus zugewandter Diener sich stets als tatkräftig und mutig präsentiert. Im zweiten Abschnitt soll die Bedeutung der christlichen Moral für das Herr - Diener- Verhältnis offengelegt werden. Hierbei ist zu klären, ob Jacques‘ fatalistische Haltung auf dem Glauben an eine göttliche Vorsehung basiert oder vielmehr einem logischen Ursache-Wirkungsprinzip entspringt, das ihn zum vorausschauenden Denken befähigt.
Im letzten Abschnitt des zweiten Teils soll schließlich die Frage geklärt werden, inwieweit der Mensch bereits durch seine Geburt an seine gesellschaftliche Rolle gebunden ist und ob es ihm innerhalb eines gesellschaftlichen Systems überhaupt möglich ist, je ganz Herr über sich selbst zu werden. Anschließend sollen die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit in einer Schlussfolgerung zusammengefasst werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herr - Diener - Verhältnis zwischen Jacques und seinem Maître
- Privilegierte Position des Herrn
- Freundschaft
- Aufstieg des Dieners zum Herrn
- Willensfreiheit vs. Vorbestimmung
- Jacques Fatalismus versus der freie Wille des Herrn
- Rolle der christlichen Moral
- Gesellschaftliche Rollendetermination
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Roman "Jacques le Fataliste et son maître" von Diderot analysiert das ungewöhnliche Herr-Diener-Verhältnis zwischen Jacques und seinem Maître. Im Vordergrund steht die Umkehrung der traditionellen Rollen, die die gesellschaftlichen Machtstrukturen des Ancien Régime in Frage stellt. Neben der sozialen Kritik greift Diderot die philosophische Frage nach der Willensfreiheit und dem Einfluss des Fatalismus auf.
- Analyse des Herr-Diener-Verhältnisses in Diderots Roman
- Umkehrung der traditionellen Rollen und die soziale Kritik
- Die philosophische Frage nach Willensfreiheit und Fatalismus
- Die Rolle der christlichen Moral im Herr-Diener-Verhältnis
- Die gesellschaftliche Determinierung durch die Geburt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diderots Roman "Jacques le Fataliste" zeichnet ein ungewöhnliches Herr-Diener-Verhältnis, in dem der Diener Jacques seinem Herrn überlegen zu sein scheint. Diderot kehrt damit die traditionelle Rollenverteilung des Ancien Régime um, die auf christlichem Paternalismus basierte. Der Herr wurde als allmächtiger und gütiger Vater angesehen, der für die materiellen und moralischen Bedürfnisse seiner Diener sorgte. Die Diener hingegen waren ihrem Herrn gegenüber gehorsam und dankbar verpflichtet. Diderot hingegen stellt die Herrschaftsverhältnisse in Frage und zeigt die Abhängigkeit des Herrn von seinem Diener, sowie die gesellschaftliche Nutzlosigkeit und Unproduktivität der herrschenden Schichten auf.
Herr - Diener - Verhältnis zwischen Jacques und seinem Maître
Privilegierte Position des Herrn
Trotz seiner geringen sozialen Herkunft und Abhängigkeit von seinem Herrn, zeigt Jacques eine Reihe von Eigenschaften, die typischerweise Vertretern der unteren sozialen Klassen zugeschrieben werden. Seine einfache Wortwahl und sein Unwissenheit verdeutlichen den sozialen Unterschied zwischen ihm und seinem Herrn. Dieser Unterschied wird auch in ihren Lebensläufen deutlich: Jacques diente in der Infanterie, während sein Herr in der Kavallerie kommandierte. Die körperliche Gewalt, die der Herr auf Jacques ausübt, demonstriert die Macht, die er über seinen Diener hat. Jacques wird für Dinge verantwortlich gemacht, die er nicht beeinflussen kann, was die Willkür des Herrn deutlich macht.
Freundschaft
Jacques und sein Herr pflegen ein ungewöhnlich intimes und freundschaftliches Verhältnis. Jacques ist seinem Herrn treu ergeben und vertraut ihm sogar seine Liebesgeschichte an.
- Quote paper
- Francesca Cavaliere (Author), 2011, Das Verhältnis zwischen Herr und Diener in Diderots "Jaques le Fataliste", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/319017