Vergangenheitsbewältigung argentinischer Diktatur in zeitgenössischen Romanen

"La casa de los conejos", "No sé si casarme o comprarme un perro", "El secreto y las voces"


Examensarbeit, 2016

67 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Politische und kulturelle Vergangenheitsbewältigung in Argentinien
1.1. Begriffsbestimmung: Vergangenheitsbewältigung
1.2. Die politisch-justizielle Aufarbeitung der argentinischen Diktatur
1.3. Die gesellschaftliche und kulturelle Aufarbeitung der argentinischen Diktatur

2. Literarische Verarbeitung der argentinischen Diktatur in zeitgenössischen Romanen
2.1. Laura Alcoba “La casa de los conejos”
2.2. Paula Pérez Alonso „Nos sé si casarme o comprarme un perro”
2.3. Carlos Gamerro “El secreto y las voces”

3. Fazit

Einleitung.

'La dictadura militar', so heißt es im Bericht der Comisión Nacional sobre la Desaparición de Personas (1988:7) 'produjo la más grande tragedia de nuestro país, y la más salvaje'. Über 12.000 dokumentierte Fälle von 'Verschwundenen', 30.000 ehemalige politische Gefangene und 500.000 Exilanten: Keine andere Diktatur im südlichen Lateinamerika hat mehr Menschenleben gefordert.[1]

Obwohl die mit einem Staatsstreich errichtete Militärdiktatur Argentiniens nun schon mehr als zweieinhalb Jahrzehnte zurückliegt, gehören die Konsequenzen und die Erinnerung an dessen repressive Politik keineswegs der Vergangenheit an. Diese Dekade des Militärregimes hinterließ in den Körpern, Geistern und der Sprache der argentinischen Bevölkerung dauerhafte Abdrücke, die durch gemeinsame Aktionen der Menschenrechtsgremien, Gedächtnisarbeit und Zeugenaussagen der Opfer immer wieder reaktualisiert und thematisiert werden[2]. Ziel ist es, das Erlebte zu verstehen, Verantwortung zu definieren und die Reflexion über die historischen, ideologischen und sozialen Bedingungen zu vertiefen, die diese Diktatur mit all ihren Folgen ermöglicht und gestützt haben.[3] Vor allem das Gedenken an die „zu trauriger Berühmtheit gelangten Opfer, die so genannten Verschwundenen (desaparecidos), ist im öffentlichen Leben Argentiniens nach wie vor präsent - wenn auch in ständig sich verändernder Weise.“[4] Um einen angemessenen Umgang mit dem wohl dunkelsten Kapitel argentinischer Geschichte zu finden, hat „die Erfahrung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen „eine große Palette unterschiedlicher Bewältigungsstrategien hervorgebracht.“[5], zu denen auch die Verarbeitung in zeitgenössischer Literatur gehört, die seit jeher eine aktive Beteiligung an dieser schweren Aufgabe zeigt.

Die vorliegende schriftliche Examensarbeit hat zum Ziel anhand ausgewählter zeitgenössischer argentinischer Romane aufzuzeigen, wie verschiedene Autoren die Vergangenheit der argentinischen Diktatur auf dem speziell literarischen Niveau thematisieren und darstellen. In diesem Zusammenhang soll das erste Kapitel die theoretischen Grundlagen zum Verständnis des Begriffes „Vergangenheitsbewältigung“ bieten, um darauffolgend und darauf aufbauend einen Überblick über die politische, gesellschaftliche und kulturelle Vergangenheitsbewältigung des postautoritären Argentiniens zu präsentieren. Dabei soll abschließend verdeutlicht werden, welche spezielle Position in diesem nicht abgeschlossenen Prozess die literarische Vergangenheitsbewältigung im Kontext mit der Erinnerungsarbeit einnimmt.

Der Hauptteil der Examensarbeit widmet sich der Analyse der drei hierfür ausgewählten argentinischen Romane „La casa de los conejos” von Laura Alcoba, “El secreto y las voces” von Carlos Gamerro und „No sé si casarme o comprarme un perro“von Paula Pérez-Alonso. Hierzu erfolgt zunächst eine kurze biographische Präsentation des jeweiligen Autors und inhaltliche Zusammenfassung des gewählten Werkes. Anschließend soll unter der Berücksichtigung der Erzählperspektive, der Inhalt des jeweiligen Romans analysiert und gedeutet werden. Ziel ist es, aufzuzeigen wie durch die Inszenierung und den Einsatz verschiedener Erzählverfahren- und Perspektiven in den fiktionalisierten Erzählungen über Erlebnisse und Ereignisse der Militärdiktatur und deren Auswirkungen auf das Individuum, erzählt wird.

Den Abschluss dieser Arbeit bildet ein vergleichend resümierendes Fazit der analysierten Romane, in dem summarisch die wichtigsten Ergebnisse der literarischen Analyse präsentiert werden. Abschließend wird zusammenfassend verdeutlicht, welchen Stellenwert die literarische Vergangenheitsbewältigung in Argentinien hat und welchen in diesem Sinne gesellschaftlichen, kulturellen, politischen Beitrag die Autoren mit ihren Werken leisten.

1. Politische und kulturelle Vergangenheitsbewältigung in Argentinien

1.1. Begriffsbestimmung: Vergangenheitsbewältigung

Der im Zusammenhang mit der NS-Vergangenheit Deutschlands[6] entstandene politisch, gesellschaftlich und kulturell geprägte Begriff der Vergangenheitsbewältigung, entzieht sich einer eindimensionalen Deutung. Nach Ruth Fuchs, die den Juristen und Schriftsteller Bernhard Schlink zitiert, „offenbart der deutsche Begriff 'Vergangenheitsbewältigung' zunächst einen logischen Widerspruch, eine 'Sehnsucht nach dem Unmöglichen'“[7] Nämlich den Versuch, das Vergangene, Erlebte, wieder in Ordnung zu bringen, es praktisch ungeschehen zu machen, um so die Erinnerung erträglicher bzw. weniger belastender zu machen.[8] Diese Definition stößt alsbald an ihre Grenzen, wenn man sich bewusst macht, dass die Vergangenheit eine abgeschlossene Tatsache ist, weder widerrufbar, noch veränderbar und dies macht es im engen Sinne unmöglich, diese auf- bzw. zu verarbeiten. Eine etwas erweiterte Definition, nämlich, dass eine Vergangenheitsbewältigung auch

„[...] die Auseinandersetzung mit dem Erbe einer ganz bestimmten, durch unvergleichliches Leid belasteten Vergangenheit [,..]“[9] kommt dem, was man unter dem Begriff verstehen sollte, näher. Denn nach dieser Definition geht es nicht darum etwas abschließend zu verarbeiten und das Vergangene ungeschehen machen, sondern viel mehr darum, das Erlebte und Geschehene derart zu konstruieren „[...] dass seine Integration in die individuelle oder kollektive Biographie gelingt“[10]. „In diesem Sinne kann Vergangenheit tatsächlich als Aufgabe verstanden werden, die es zu bewältigen gilt, als eine permanente Herausforderung[.].“[11]

Ursprünglich ein durch und durch deutscher Begriff und eng mit dem deutschen Nationalsozialismus verknüpft, eröffnet sich dieser in den 1980er Jahren einer globalen Bedeutung.

Die politischen und gesellschaftlichen Erfahrungen der dritten Welle der Demokratisierung (Huntington 1991), die in Lateinamerika in den 80er Jahren ihren Anfang nahm und sich dann über Osteuropa, Asien und Afrika ausbreitete, lenkten den Blick sozialwissenschaftlicher Forschung auf die globale Dimension von Vergangenheitsbewältigung. [...][12]

Im Zusammenhang mit der Verarbeitung von Diktatur- und Menschenrechtsverbrechen breitet sich die Definition des Begriffs überall dahin aus, „wo sich ein abrupter Übergang von vordemokratischen bzw. autoritären Verhältnissen zu einem demokratischen politischen System [vollzog]“.[13]

Die sich daraus ergebende und von Helmut König zusammengefasste Definition versteht die Vergangenheitsbewältigung als „die Gesamtheitjener Handlungenundjenes Wissens [...], mit der sich die jeweiligen neuen demokratischen Systeme zu ihren nichtdemokratischen Vorgängerstaaten verhalten.“[14] Diesem Begriffsverständnis innewohnend ist die Vorstellung einer Annäherung an die Vergangenheit, die den Hauptgedanken umfasst, dass dessen Verlauf „weder zielgerichtet noch abschließbar ist“[15] und die Vergangenheitsbewältigung ein immerwährender Prozess ist, der im Verlauf der Jahre immer wieder reaktualisiert wird. Bei einer solchen Definition geht es vordergründig darum, einen passenden Umgang mit dem strukturellen, personellen und mentalem Erbe des Vorgängerregimes zu finden und sich der belastenden Geschichte zu stellen[16] und die „[...] ist immer mit der Thematisierung der Schuld- und Verantwortungsfrage verbunden, sowohl im juristisch-strafrechtlichen wie im politischen, moralischen und metaphysischen Sinn.“[17] Dabei werden nach Peter Reichel vier Dimensionen[18] des Prozesses unterschieden, „die miteinander in Wechselwirkung stehen.“[19] Grundlegend für diese Arbeit sind vor allem die beiden Dimensionen der politisch­justiziellen und kulturellen Vergangenheitsbewältigung, die im Folgenden unter Bezugnahme auf die argentinische Diktatur näher erläutert werden.

1.2. Die politisch-justizielle Aufarbeitung der argentinischen Diktatur

Die politisch-justizielle Aufarbeitung der argentinischen Diktatur ist die erste Dimension, die den Hauptschwerpunkt der Vergangenheitsbewältigung bildet, also das „was unter den Begriffen Amnestie, Strafverfolgung und „Wiedergutmachung“ bekannt und im Wesentlichen auf die Handlungsebene des politischen Systems beschränkt ist.“[20]

Diese gestaltet sich in Argentinien von Anbeginn an alles andere als leicht, denn in einem Vergleich der Militärdiktaturen Argentiniens, Uruguays und Chiles, wird von der Anzahl der Menschenrechtsverletzungen und der Opfer ausgehend, die argentinische Diktaturperiode als die kürzeste, aber auch die blutigste charakterisiert.[21]

Unter Missachtung aller rechtlichen Normen und Standards wurden Verschleppungen, Folter, Hinrichtungen (oft in fingierten militärischen Auseinandersetzungen) und das 'Verschwindenlassen' von Personen in einem bisher unvorstellbarem Umfang und mit einer ungekannten Systematik betrieben.[22]

Der sog. schmutzige Krieg (guerra sucia), getarnt unter dem Deckmantel der Bekämpfung bewaffneter Linksoppositioneller, war in Wahrheit ein mörderischer Plan, um eine politisch engagierte Generation auszulöschen.[23] Insgesamt wurden schätzungsweise 30.000 Menschen aus politischen Gründen inhaftiert, 7.000 Personen verblieben länger als einen Monat in Haft, rund eine halbe Million Argentinier rettete sich durch die Flucht ins Exil.[24] Ziel der Repressionsmaßnahmen, die sich nicht mehr nur auf die linken Oppositionellen beschränkten, sondern auf die gesamte Bevölkerung ausweiteten, war die Einschüchterung weiter Gesellschaftskreise und die Verbreitung einer Kultur der Angst, denn nahezu alle Argentinier konnten Opfer staatlicher Gewalt werden.

Besonders charakteristisch für das Vorgehen der Militärs war laut Veit Straßman und Ruth Fuchs die Klandestinität. Die Verhaftungen und Verschleppungen der zivilen Bevölkerung wurden meistens nachts und „von Einsatzkommandos in Zivilkleidung und mit zivilen Fahrzeugen ohne Kennzeichen durchgeführt.“[25] Die Gefangenen wurden in ca. 340 geheime Haftanstalten, die mit den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten vergleichbar waren, festgehalten, gefoltert und ermordet. Zahlreiche vorab getroffene Sicherheitsvorkehrungen, wie mangelhafte oder komplett fehlende Dokumentation der Verhaftungen, erschweren bis heute die Rekonstruktion der begangenen Menschenrechtsverbrechen und demzufolge auch ihre strafrechtliche Verfolgung[26].Viele Zeitzeugen und Opfer schwiegen oder schweigen nach wie vor aus Angst vor weiteren Repressalien, die einen auch noch heute im demokratischen Argentinien einholen können.

Als die zwei markantesten Repressionsmaßnahmen bzw. Opfer werden die desaparecidos, und die Zwangsadoptionen betrachtet:

Die Methode des Verschwindenlassens missliebiger Personen, bekannt als der 'argentinische Tod' (Feinmann 1999: 107) entwickelte sich zum schrecklichen Markenzeichen des Proceso de Reorganización Nacional. In der immergleichen Abfolge 'secuestro, desaparición, tortura' wurden tatsächliche oder vermutete Gegner des Militärregimes von militärischen Sondereinheiten[...] entführt [,..].“[27]

Nach teils wochen-, teils monatelangen Verhören, Folterungen und Misshandlungen wurden die willkürlich ausgewählten Opfer, sowohl Männer als auch Frauen, Arbeiter, Akademiker, Angestellte und Studenten aus Hubschraubern und Flugzeugen über dem Meer oder dem Rio de la Plata abgeworfen[28] [...], in Massengräbern beigesetzt oder verbrannt.“[29] „Die von Alfonsin eingesetzte Wahrheitskommission konnte 8.961 Fälle dokumentieren, räumte aber selbst ein: es- inevitablemente- una lista abierta. Mittlerweile wurden von offiziellen Stellen ca. 13.500 Verschwundene erfasst.“[30]

Eine weitere Maßnahme des Staatsterrors, die Zwangsadoptionen, zählte laut Veit Straßman „zu den barbarischsten Verbrechen des argentinischen Staatsterrorismus“. Dazu „gehörte die Praxis, schwangere Gefangene bis zur Geburt des Kindes am Leben zu lassen und anschließend zu töten.“[31] Die elternlosen Kinder wurden entweder von Militärangehörigen oder deren Freunden adoptiert bzw. unter falscher Identität als eigene Kinder eingetragen. Kindern, die gemeinsam mit ihren Eltern verschleppt wurden, widerfuhr dasselbe Schicksal. „Die CONADEP[32] registrierte 172 solcher Fälle, offizielle Stellen und die Abuelas de Plaza de Mayo[33] gehen heute von bis zu 500 solcher illegaler Adoptionen aus.“[34]

Nach der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1983 wurden die Forderungen nach Aufklärung der Verbrechen und strafrechtlicher Verfolgung der Täter immer dringlicher. Um sich vor einer solchen Strafverfolgung zu schützen, hatte die Militärregierung kurz vor den demokratischen Wahlen 1983 mit der Ley de Pacificación Nacional ein Auto­Amnestiegesetz verabschiedet und belastende Materialien vernichten lassen. Diese Maßnahme bliebjedoch erfolglos, da der neugewählte Präsident Raúl Alfonsin und der neu konstituierte Kongress ihr keinerlei keine juristische Bedeutung beimaßen, sie kurzerhand für verfassungswidrig erklärten und annullierten.[35]. Im Gegenteil sogar bemühte sich Alfonsin um eine im ersten Versuch ausführliche Aufklärung aller in der Diktatur begangener Menschenrechtsverbrechen und integrierte viele Forderungen der Menschenrechtsorganisationen in sein Wahlprogramm. Vor allem die Aufklärung und die Dokumentation der Schicksale der desaparecidos, zu dessen Zweck extra eine Kommission eingesetzt wurde (CONADEP), hatten oberste Priorität. Zusätzlich versprach der Präsident auch die Bestrafung der Verantwortlichen und die Freilassung aller politischen Gefangenen.[36] Seine Bemühungen, die vor allem auf dem Grundsatz „ Verdad y Castigo“, also der Wahrheitssuche und der angemessenen Bestrafung, fundierten, sollten im Endeffekt, um einen erneuten militärischen Konflikt zu vermeiden, auf ein Minimum beschränkt bleiben. Nichtsdestotrotz wurden unter der Regierung Alfonsins „gegen mehr als 500 Mitglieder von Militär- und Geheimdiensten [...] strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet und die Generäle Videla, Viola und Agosti sowie die Admiräle Massera und Lambruschini zu teils lebenslangen Haftstrafen verurteilt.[37] Ein auf den ersten Blick kleiner, doch vergleichsweise einmaliger Erfolg in Lateinamerika. Doch auch wenn es die in seinem NamenbeauftragtenWahrheitskommissionen schafften, zahlreiche Menschenrechtsverbrechen und Täter aufzudecken und zu verurteilen, blieb diese Aufarbeitung unzureichend. Wie zahlreiche Vorgänger musste sich auch Alfonsin der Macht des Militärs beugen und verlor somit das öffentliche Vertrauen und die politische Glaubwürdigkeit.

Mit der Ernennung Carlos Menems zum Präsidenten im Juli 1989 erlitt der vergangenheitspolitische Kurs einen enormen Rückschlag.

Das vergangenheitspolitische Konzept Menems der Reconciliación oder Pacificación nacional unterschied sich deutlich vom Kurs Alfonsins: Hatte letzterer versucht, im Rahmen der Möglichkeiten Wahrheit und Gerechtigkeit zu erreichen, setzte Menem auf Vergeben und Vergessen [und] unterstrich in seiner Antrittsrede die Notwendigkeit der nationalen Versöhnung, um die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen.[38]

Um eine weitestgehend konfliktfreie Reformierung des Militärs zu erreichen, ließ Carlos Menems die unter der Regierung Alfonsin verurteilten Diktatoren wieder begnadigen. Eine Vergangenheitspolitik, die von den Menschenrechtsorganisationen, von denen erste bereits während der Diktatur gegründet wurden[39], als Hohn und Demütigung empfunden wurde, da zu diesem Kurs der Vergangenheitsbewältigung auch die Gleichsetzung der Opfer und Täter gehörte. Gesetze wie Ley del punto final[40] und Ley de la obedencia debida[41] schützen die Täter nach wie vor und verhindern, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und trotz des steten Einsatzes der Gruppierungen wie den Madres de Plaza de Mayo, Abuelas de Plaza de Mayo oder H.I.J.O.S.[42] gilt die politisch-justizielle Aufarbeitung der argentinischen Diktatur noch lange nicht als abgeschlossen.

1.3. Die gesellschaftliche und kulturelle Aufarbeitung der argentinischen Diktatur.

Neben der politisch-justiziellen Vergangenheitsbewältigung existiert auch die Dimension der für diese Arbeit schwerpunktsetzenden „ästhetischen Kultur“, verstanden als die subjektive „Vergegenwärtigung“ der Vergangenheit in den künstlerischen Medien“, worunter auch die literarische Verarbeitung der Vergangenheit fällt.[43] In diesem Zusammenhang kommt man um einen kurzen Exkurs zum Konzept der Erinnerungskultur nach Assmann und dem Konzept des individuellen und kollektiven Gedächtnisses nicht herum.[44] Nach Jan Assmann und seiner Frau Aleida Assmann, verfügtjede Gesellschaft über eine sog. Erinnerungskultur. Diese basiert auf dem kulturellen Gedächtnis einer Gruppe, das sich in Texten, Kunst und Riten manifestiert und vor allem der Übermittlung aller von einer Gesellschaft geteilter Kenntnisse über ihre Vergangenheit dient. Durch dieses Teilen erhält die Gemeinschaft ein Gefühl der Einheit und Einzigartigkeit. Dabei stützt sich das kulturelle Gedächtnis auf das kommunikative Gedächtnis (nach Halbwachs), das durch lebendige und soziale Interaktion lebt und auf die mündliche Überlieferung der vorangegangenen drei Generationen begrenzt ist. Das kommunikative Gedächtnis ist alltagsnah und gruppengebunden. Die mündlichen Erzählungen sind flüchtig und veränderbar, zeichnen sich aber andererseits durch eine starke Lebendigkeit aus. Das kulturelle Gedächtnis hingegen zeichnet sich durch zeitliche und räumliche Unabhängigkeit aus.[45] „Für Halbwachs ist die Vergangenheit keine objektive Gegebenheit, sondern kollektive Rekonstruktion. Sie erhält sich nicht als solche, sondern muß immer neu konstruiert werden, nach Maßgabe ihrer Funktion für die Gegenwart“[46] In diesem Zusammenhang wird auch die gesellschaftliche Vergangenheitsbewältigung bzw. der Umgang der breiten Bevölkerung mit den Diktaturerlebnissen in Argentinien als problematisch gewertet. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass seit den Anfängen der Demokratie eine große Zurückhaltung der zivilen Gesellschaft und die Tendenz, jegliche Verwicklung in das Thema zu negieren und ein Schweigen um dieses zu errichten, den Diskurs um die Aufarbeitung der Vergangenheit dominierten. Angesichts dieses Schweigens, das von einem Großteil der Gesellschaft bereitwillig begrüßt wurde und nach wie vor wird, fällt die die Erinnerungsarbeit, die Geschichte und die Tatsachen zu rekonstruieren, vor allem auf die Überlebenden der Repressalien und deren Angehörigen zurück. Diese Aufgabe wird zusätzlich zum einen durch die Tatsache, dass zusammen mit den desaparecidos auch die Erfahrungen mit dem Staatsterror, über die jeder Überlebende hätte vollständig erzählen können, verschwunden sind, erschwert. Zum anderen, zeichnet sich Argentiniens Fall dadurch aus, dass dort durch den Diebstahl der Kinder der Inhaftierten und ihre Zwangsadoptionen zu einem großen Teil die biologische und biographische Kette unterbrochen wurde.[47] Des Weiteren stoßen, diejenigen, die versuchen aktiv die Vergangenheit aufzuarbeiten, auf breiten Widerstand vor allem der Bevölkerungsschicht, die sich durch ihre Nicht-Aktivität auch nicht in der Verantwortung für die Verbrechen der Diktatur sieht.

„Incluso cuando la memoria de la dictadura está todavía entrelazada con las memorias individuales de las víctimas y los familiares que luchan por su reivindicación, la inclinación en la mayor parte de la sociedad es todavía alejar de sí la verdad o transformarla de tal modo que la conciencia de la pertenencia al grupo socia no se ve dañada.”[48]

Nichtsdestotrotz ist die Erinnerung an die Opfer der argentinischen Diktatur allgegenwärtig „und die Verschwundenen sind heute unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis der Argentinier eingebrannt.“[49]

Aus diesen Gründen wird die von einigen Teilen der Bevölkerung als gescheitert empfundene politische und gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit immer mehr zu einem zentralen Thema der seit den 80er Jahren existierenden kulturellen Aufarbeitung der Diktatur in Form von Literatur, Kunst, Film und anderen Medien. Zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts gibt es einen regelrechten Boom der Memorialliteratur, der vor allem damit zusammenhängt, dass viele der lebenden Zeitzeugen der Vergangenheit und mit ihnen das lebende Gedächtnis anfangen auszusterben. „ [...] Muchas de las Abuelas de la Plaza de Mayo ya no vivirán para conocer a sus nietos recuperados, ni podrían seguir su trabajo. “[50] Sieht sich eine Gesellschaft mit dem Aussterben des lebenden bzw. kommunikativen Gedächtnisses konfrontiert, tritt die Notwendigkeit ein, dieses zu formalisieren bzw. in irgendeiner Form, sei es Kunst oder Literatur festzuhalten, es in ein kulturelles Gedächtnis zu transformieren. Zudem wird das Ende des Jahrhunderts als ein Vorwand verstanden, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen[51]. Dabei zeigt die große Anzahl der existierenden Texte, dass ein großes Interesse daran besteht, die Geschichte für die nachfolgenden Generationen zu konservieren.[52] Die Literatur wird hierbei zu einem Medium des kollektiven Gedächtnisses, das verschiedene erinnerungskulturelle Funktionen erfüllt, zu denen auch die Reflexion über Prozesse und Probleme des kollektiven Gedächtnisses gehört[53].

Die Literatur, die sich seit den 80er Jahren mit der Thematisierung und Reaktualisierung der Diktaturerfahrung Argentiniens auseinandersetzt, durchläuft in den letzten zwanzig Jahren einen starken Wandel. Bilden vor allem in den Anfängen der Aufarbeitung der Militärdiktatur sog testimonios, Berichte, die auf Aussagen von lebenden Zeitzeugen basierten und die Offenlegung, Verifikation und Rekonstruktion sorgfältig versteckter oder negierter Praktiken und Mechanismen des Regimes zum Ziel hatten[54], die Grundlage der argentinischen Literatur zur Vergangenheitsbewältigung, verlagert sich mit dem Fortschreiten der Zeit der Fokus und eine neue Autorengruppe erschließt sich den Diskurs um die autoritäre Vergangenheit Argentiniens: die „hijos de la memoria“[55]. Kinder der desaparecidos oderjunge Erwachsene, deren Ziel es ist, ein neues Licht auf bereits bekannte Tatsachen zu werfen. Das anfängliche, primäre Ziel der Texte, die Funktionsweise des Repressionsapparates und seine Logik zu analysieren und darzustellen, wird nun zugunsten eines Blickes auf die Rolle der sozialen Gemeinschaft verlagert; auf deren Mängel und Schwächen, ihre Blindheit, Vorurteile und Ängste, die die Gräueltaten der Diktatur verschleiert und legitimiert haben.[56]

Diese Erweiterung des Themas lässt auf das Bedürfnis schließen, das Problem der Erinnerung an die Verschwundenen über den Bereich der traditionell dafür zuständigen Menschenrechtsorganisationen hinaus auszuweiten, damit es von der gesamten Gesellschaft als eigenes, nicht aufgearbeitetes Trauma wahrgenommen werden kann.[57]

Mit der Veränderung der Autorengruppe geht auch eine Veränderung der Textgattung einher. Neben den testimonios, historischen und wissenschaftlichen Schriften erobern sich immer mehr fiktionalisierte Erzählungen den argentinischen Literaturmarkt. In diesen gehört das Erinnern an die Vergangenheit als eine Rekapitulation oder besser Rekonstruktion vergangener Ereignisse zur Basis der Texte, denn gerade in den Erzähltexten wird nicht nur über Erinnerung im Allgemeinen und Besonderen reflektiert, sondern konkrete Erinnerungsprozesse kommen auch durch verschiedenste Erzähltechniken direkt zur Darstellung und verdeutlichen, welche zentrale Rolle das Erinnern beim Bewältigungsprozess einer Erfahrung einnimmt.

Literatur ist ein 'Weise der Gedächtniserzeugung' unter anderen. Sie teilt viele Verfahren mit der Alltagserzählung, der Geschichtsschreibung oder dem Denkmal. Doch zugleich erzeugt sie aufgrund ihrer symbol-system-spezifischer Merkmale Sinnangebote, die sich von denen anderer Gedächtnismedien deutlich unterscheiden. Literatur kann so Neues und Anderes in die Erinnerungskultur einspeisen.[58]

2. Literarische Verarbeitung der argentinischen Diktatur in zeitgenössischen Romanen

Die im Folgenden analysierten Werke stellen eine Auswahl von Romanen dar, die sich intensiv mit der argentinischen Militärdiktatur auseinandersetzen und versuchen durch die unterschiedlichsten Erzählperspektiven und die Konzentration auf singuläre Akteure und Ereignisse, die bis dahin von der Vergangenheitspolitik Argentiniens eher zweitrangig behandelt wurden, die erlebten Erfahrungen des Staatsterrorismus zu rekonstruieren und repräsentieren.

2.1.Laura Alcoba “La casa de los conejos”

Laura Alcoba, eine argentinisch-französische Autorin, wurde 1968 in La Plata, Argentinien, geboren. Mit zehn Jahren flüchtete sie mit ihrer Mutter, die in einer Untergrundorganisation tätig war, vor der argentinischen Militärdiktatur nach Paris, wo sie heute als Universitätsdozentin arbeitet.

Der 2007 im französischen Original als „Manéges. Petite histoire argentine “ in Frankreich und 2008 unter dem Titel “La casa de los conejos” zum ersten Mal in Argentinien veröffentlichte Roman basiert auf historischen Ereignissen und ist gleichzeitig eine fiktionale Reise in die Kindheit eines Mädchens namens Laura. Der Leser begleitet die siebenjährige Erzählerin in die Zeit zwischen 1975 und 1976, das Jahr, in dem sich die politischen und gesellschaftlichen Konflikte zwischen den linksgerichteten Guerillakämpfern und den rechtsgerichteten Militärs immer mehr zuspitzen und eskalieren, und erlebt mit ihr zusammen, wie die Gewalt der Diktatur in den Alltag eines kleinen Mädchens hineinbricht.[59] Lauras Eltern gehören den sog. monteneros, linken Guerillakämpfern, an und Laura, die bestens über ihre subversiven Tätigkeiten Bescheid weiß, muss früh lernen, im Untergrund zu leben und Geheimnisse zu hüten. Nach der Verhaftung des Vaters und dem Untertauchen der Mutter lebt Laura kurzzeitig bei ihren Großeltern, bevor sie wieder von ihrer Mutter in ein neues Versteck gebracht wird. In diesem Versteck, im sog. Kaninchenhaus, findet auch das “Herzstück”[60] der Erzählung statt. Dieses beherbergt eine als Kaninchenzucht getarnte Druckerei, die die Zeitung „Evita Montonera“ herausbringt. Dort finden Laura und ihre Mutter ihre letzte Zuflucht bei Daniel und der schwangeren Diana, bevor sie bedingt durch die Zuspitzung der gefährlichen Lage und der Machtübernahme durch das Militär gezwungen werden in das Exil nach Frankreich zu fliehen. Die anderen Bewohner des Hauses kommen bei einem Militäreinsatz ums Leben, wie Laura Jahre später erfährt. Im Jahr 2003 beschließt die nun erwachsene Laura, an den Ort ihrer Kindheit zurückzureisen und über das Erlebte zu berichten.

Der Roman, der sich einer eindeutigen Genre-Einordnung entzieht, lässt sich am ehesten als eine autobiographische Fiktion beschreiben. „La casa de los conejos existió y fue la casa en donde [la autora] vivió, donde había instalaciones para criar conejos y en donde en realidad funcionaba la imprenta clandestina del periódico ‘Evita Montonera'.”[61] Laura Alcoba selbst verzichtet zwar darauf, das Werk einem Genre zuzuordnen, besteht jedoch darauf, dass dieses keinesfalls als eine Biographie oder ein testimonio zu lesen sei.[62]

[...]


[1] Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen in Argentinien: Die Vergangenheitspolitik der Regierungen Alfonsín (1983-1989) und Menem (1989-1999) im Vergleich, Hamburg: Institut für Iberoromanika-Kunde 2003, 49;50.

[2] Vgl. Semilla Durán, María Angélica: “Las voces del silencio, Memoria y responsabilidad colectiva en algunos relatos de la post-dictadura.“ (12.10.2010), in: Amerika, URL: https://amerika.revues.org/1391.

[3] Vgl. Ebd.

[4] Schindel, Estella, Verschwunden, aber nicht vergessen: Die Konstruktion der Erinnerung an die Desaparecidos, In: Bodemer, Klaus (Hrsg.), Pagni, Andre, Waldmann, Peter, Argentinien heute, Politik, Wirtschaft, Kultur,Frankfurt am Main: Vervuert 2002, 106.

[5] Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 38.

[6] Eine Ausführliche Definition und Diskussion um den Begriff der Vergangenheitsbewältigung findet sich bei Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003.

[7] Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen 2003, 13.

[8] Vgl.Ebd.,13.

[9] Ebd.

[10] Ebd.

[11] Ebd.

[12] Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 14;15.

[13] Ebd.

[14] Ebd.

[15] Ebd.

[16] Vgl. Ebd.

[17] Ebd.

[18] 1. Die politisch-justizielle, 2. Die öffentliche Erinnerungs- oder Memorialkultur, 3. Die ästhetische Kultur, 4. Wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte (Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 14;15)

[19] Ebd.

[20] Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 14.

[21] Vgl. Straßner, Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, Vergangenheitspolitik im postautoritären Argentinien, Uruguay und Chile, Wiesbaden: VS 2007, 77.

[22] Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen 2003,50.

[23] Schindel, Estella, Verschwunden, aber nicht vergessen (2002), 105.

[24] Vgl. Straßner, Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007, 77.

[25] Vgl., Straßner, Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007, 77.

[26] Vgl. Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 51.

[27] Ebd.

[28] Ein besonders makabres Vorgehen, da diese Opfer nie wieder gefunden und identifiziert werden können.

[29] Straßner, Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007,78.

[30] Ebd.

[31] Straßner, Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007,78.

[32] Comisión Nacional sobre la Desaparición de Personas - eine Menschenrechtsorganisation, die sich für die Aufklärung Schicksale der desaparecidos einsetzt.

[33] Ebenfalls eine Menschenrechtsorganisation, die sich für das Auffinden und Wiederbringen der während der Militärdiktatur entführten und adoptieren Kinder einsetzt.

[34] Straßner,Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007,78.

[35] Vgl. Radseck, Michael, „Das argentinische Militär: Vom Machtfaktor zum Sozialfall?“, in: Bodemer Klaus, Pagni, Andrea, Waldmann, Peter (Hrsg.), Argentinien heute: Politik, Wirtschaft, Kultur, Frankfurt am Main: Vervuert Verlag 2002, 84.

[36] Vgl. Straßner,Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007, 85.

[37] Vgl. Radseck, Michael, Das argentinische Militär, 2002, 84.

[38] Straßner, Veit, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 104.

[39] Diese setzten sich vorwiegend aus Angehörigen von sog. desaparecidos und Menschenrechtsaktivisten zusammen und reagierten mit Widerstand auf die politische Gewalt. Die Forderungen dieser setzten sich aus einer klaren Verurteilung des Staatsterrorismus, Nachforschungen über die desaparecidos und die Zwangsadoptionen, die Unterstützung der Rückkehr der Exilierten und der politischen und kulturellen Aufarbeitung der Menschenrechtsverbrechen mit den damit zusammenhängenden Bemühungen um einen angemessenen gesellschaftlichen Umgang mit diesen. Eine ausführliche Aufzählung findet sich bei Veit Straßner, Die offenen Wunden Lateinamerikas, 2007, 79 - 82.

[40] Gesetz, das eine Frist von 60 Tagen für die Einreichung weiterer Klagen gegen Mitglieder von Polizei und Sicherheitskräften festlegt. Alle Ansprüche, die nach dieser Frist eingereicht wurden, erloschen automatisch. (Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen,2003, 86-87.)

[41] Gesetz, das alle Militärangehörigen für unschuldig erklärte, „die nicht als Oberkommandierende, Bezirks-/Unterbezirksleiter, Leiter der Sicherheitskräfte oder der Polizei auf nationaler oder Provinzebene tätig waren und begünstigte damit einen weit größeren Kreis ehemaliger Angeklagter.“ (Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen,2003, 93;94.)

[42] Hijos por la identidad y la Justicia contra el Olvido y el Silencio

[43] Dabei „[sind] die Grenzen zwischen politisch-justizieller, memorialkultureller, künstlerischer und wissenschaftlicher Auseinandersetzung [...] fließend. [...] Denkmalkunst, Malerei [...], Literatur, Theater, Film [.],sie alle konkurrieren und kooperieren in dem Versuch, öffentliche Geschichtserinnerung zu prägen und die Last der Vergangenheit auf ihre je eigene Weise zu bewältigen.“ (Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 16.)

[44] „Vergangenheits- und Geschichtspolitik [.] kreisen um das Paradigma der gesellschaftlichen Konstruktion von Erinnerung. Die Debatten um das kollektive Gedächtnis (Halbwachs 1985), die Unterscheidung zwischen „Geschichte und Gedächtnis“ (Nora 1990) sowie die konzeptuelle Ausdifferenzierung in „kommunikatives“ und kulturelles“ Gedächtnis (Assmann 1992) sind in der kulturwissenschaftlichen Forschung längst zu einer Art „Grundwissen“ geworden, vor dessen Hintergrund individueller und kollektiver Umgang mit der Geschichte diskutiert wird.“ (Fuchs, Ruth, Staatliche Aufarbeitung von Diktatur und Menschenrechtsverbrechen, 2003, 16.)

[45] Vgl. Assmann Jan, Das kulturelle Gedächtnis, Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, 2. Aufl., München: Beck 1999, 34-37.

[46] Assmann, Jan, “Erinnern, um dazuzugehören. Kulturelles Gedächtnis, Zugehörigkeitsstruktur und normative Vergangenheit, in: Platt, Kristin, Dabag, Mihran, Generation und Gedächtnis, Erinnerungen und kollektive Identitäten, Opladen: Leske + Budrich 1995, 59.

[47] Vgl. Saban, Karen, Imaginar el pasado, 2013, 5.

[48] Saban, Karen, Imaginar el pasado, 2013, 6.

[49] Schindel, Estella, Verschwunden, abernicht vergessen, 2002, 106.

[50] Saban, Karen, Imaginar el pasado, 2013, 3.

[51] Vgl. Ebd.

[52] Saban, Karen, Imaginar el pasado,2013, 5.

[53] Vgl. Erl, Astrid, „Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnis“, in: Erl, Astrid, Nünnung, Ansger, Gedächtniskonzepte der Literaturwissenschaft, Theoretische Grundlegung und Anwendungsperspektiven. Berlin: Walter De Gruyter 2005, 249 - 277.

[54] Vgl. Semilla Durán, María Angélica., Las voces del silencio, 2010.

[55] Saban, Karen, Imaginar el pasado, 2013, 3.

[56] Ebd.

[57] Schindel, Estela, Verschwunden, aber nicht vergessen, 2002, 112.

[58] Erll, Astrid, Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnisses, 2003, 258.

[59] Alcoba, Laura, „Manèges / La casa de los conejos, o la elección de una postura híbrida”, in: Vera Toro/Sabine Schlickers/Ana Luengo (Hgg.). La obsesión del yo. La auto(r)ficción en la literatura española y latinoamericana. Frankfurt/Madrid: Vervuert/Iberoamericana 2010,275.

[60] Alcoba, Laura, „Manèges”, 2010,275.

[61] Papaleo, Cristina: “Laura Alcoba: un libro sobre vivos y muertos“ 2010.// Saban, Karen, Un carrusel de recuerdos: Conversación con la escritora argentina Laura Alcoba”. In: Iberoamericana 10, 2010, 247.

[62] Papaleo, Cristina: “Laura Alcoba: un libro sobre vivos y muertos“, 2010.

Ende der Leseprobe aus 67 Seiten

Details

Titel
Vergangenheitsbewältigung argentinischer Diktatur in zeitgenössischen Romanen
Untertitel
"La casa de los conejos", "No sé si casarme o comprarme un perro", "El secreto y las voces"
Hochschule
Universität Paderborn  (Romanistik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
67
Katalognummer
V320504
ISBN (eBook)
9783668197503
ISBN (Buch)
9783668197510
Dateigröße
712 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
enthält spanischsprachige Zitate
Schlagworte
vergangenheitsbewältigung, diktatur, romanen
Arbeit zitieren
Olga Jakunin (Autor:in), 2016, Vergangenheitsbewältigung argentinischer Diktatur in zeitgenössischen Romanen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/320504

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