Globale Homogenisierung in Indonesien. Identitätsverlust oder kulturelle Bereicherung?


Hausarbeit, 2014

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsangabe

Abstract

Abbildungsverzeichnis

1) Einleitung

2) Thematische Grundlagen
2.1) Kulturbegriffe
2.2) kulturelle Identitäten

3) Kulturelle Globalisierung
3.1) Homogenisierung
3.2) Kreolisierung
3.3) Zwischenfazit

4) Das Beispiel Indonesien
4.1) Grundlagen
4.2) Homogenisierungstendenzen
4.3) Hybridisierungstendenzen
4.4) Fazit

5) Literaturverzeichnis

II: Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:http://www.weltkarte.com/uploads/pics/karte-religionen-indonesien.png (11.08.2014)

Abb.2:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/19/Indonesia_on_the_globe_%28Southeast_ Asia_centered%29.svg/330px-Indonesia_on_the_globe_%28Southeast_Asia_centered%29.svg.png (11.08.2014)

I: Inhaltsangabe

Unter Homogenisierung versteht man einen globalen Prozess, der unter anderem zu einer Angleichung der Kultur führt. Anders ausgedrückt ist Homogenisierung die Folge der Globalisierung, bei der die zuvor kulturell differenzierte Welt zu einem globalen Dorf fusioniert. Laut den Anhängern der Homogenisierungsthese laufen die Kulturen Gefahr, ihre Identität zu verlieren. Die Kulturen würden zu einer globalen Weltkultur unter Vorherrschaft der amerikanischen Konsumkultur verschmelzen.

I: Abstract

Homogenization is the global process which leads, among the rest, to an adjustment of the culture. In other words: homogenization is the result of globalization with which the before culturally differentiated world merges to a global village. According to the followers of the homogenization paradigm the cultures run into danger to lose their cultural identity. The cultures would melt to a global world culture under supremacy of the American consumption culture.

1) Einleitung

Homogenisierung ist in der Wissenschaft ein häufig diskutierter und sehr umstrittener Begriff. Zu den Befürwortern der Homogenisierungsthese zählen zahlreiche Autoren. So schreibt Mc Luhan bereits 1962 von der Aufhebung von Raum und Zeit und beschreibt die Welt als „global village“. Virilio (1992) greift Luhans These auf und spricht indes sogar vom Ende der Geographie. Ähnlich wie viele andere Autoren übernimmt Werlen (1997) den Begriff des globalen Dorfes. Elektronische Medien würden es möglich machen, dass alle Informationen global gleichzeitig erfahren und geteilt werden. Räumliche Differenzierungen werden hierbei jedoch häufig außer Acht gelassen. So schreiben Sternberg 1997 und Milanovic 2003 von einer zunehmenden ungleichen Verteilung von Einkommen. Scholz (2003) sieht indes die wachsende Armut in Afrika als Gegenbeweis zur Homogenisierung. (Vgl. Kessler 2009, 30ff.)

Die Homogenisierungsthese erfährt, wie bereits angeklungen, großen Widerspruch. So wird u.a. kritisiert, dass die Globalisierung und Homogenisierung wirklich global ist und alle Länder in gleichem Maße betrifft. Scholz (2000) schreibt beispielsweise hierzu, dass nur ein kleiner Teil der Menschen an der Globalisierung teilnimmt. (Vgl. Kessler 2009, 33) Dollar und Collier (2002) beziffern die Anzahl der Menschen, die nicht an Globalisierungsprozessen partizipieren mit ca. 2 Mrd. Breidenbach und Zukrigl 1998, Hauser-Schäublin und Braukämper 2002 und Howes 1996 verstehen die Folgen der Globalisierung und der Interaktion von Kulturen weniger als eine Einheitskultur, als eine Entstehung neuer Kulturen. Globale Konsumgüter würden uminterpretiert, neugedeutet und der jeweiligen Kultur angepasst. Diesen Prozess definiert Ulf Hannerz (1996) als „Kreolisierung“. (Vgl. Mader, Kap.7.1.3.5).1

In meiner Hausarbeit zum Thema „Globale Homogenisierung. Identitätsverlust oder kulturelle Bereicherung am Beispiel Indonesien“ werde ich zunächst beschreiben, was man unter den Begriffen Kultur und kultureller Identität versteht. Die Begriffsbeschreibung ist notwendig, um zu erörtern, inwiefern sich Globalisierung, Homogenisierung und Kreolisierung auf kulturelle Identitäten auswirken. Ich möchte daher in meiner Hausarbeit die Thesen der Homogenisierung und Kreolisierung gegenüberstellen und miteinander in Beziehung setzten.

Profitieren die Kulturen von der gegenseitigen Beeinflussung der Kulturen und können die kulturellen Identitäten trotz globaler kultureller Einflüsse vor allem aus dem Westen gewahrt werden oder kommt es aufgrund der Vermischung der Kulturen zu einer Kulturschmelze mit dem Ergebnis einer einheitlichen Weltkultur?

Ich werde die Leitfrage zunächst allgemein beantworten und die Theorie im Anschluss beispielhaft am Inselstaat Indonesien anwenden. Wie das Beispiel Indonesien zeigen wird, existieren homogenisierende und heterogenisierende Prozesse parallel und wechselseitig zueinander.

2) Thematische Grundlagen

2.1) Kulturbegriffe

Etymologisch wird Kultur von dem lateinischen Verb colere abgeleitet.2 Bis in das 17. Jahrhundert wurde der Begriff Kultur daher in der Regel für landwirtschaftliche Tätigkeiten gebraucht. Herder erweiterte den Begriff gegen Ende des 18. Jahrhunderts entscheidend. So versteht er unter Kultur die Lebensweise von Völkern, Nationen und Gemeinschaften. „Jedes nationale Kollektiv“ besäße aufgrund historischer Prozesse seine individuelle Kultur. Kulturen würden sich aufgrund externer Faktoren wie Klima und Geographie voneinander unterscheiden, eine Vermischung von Kulturen sieht er als Gefahr für kulturelle Identitäten. (Vgl. Bussink Becking 2013, 76) Noch im heutigen Diskurs basieren die Meinungen auf der These Herders. So existiert angelehnt an Herders Auffassung, die These der in sich geschlossenen Kulturen. Man versucht dabei die Kultur von einem lokalen Blickwinkel heraus zu verstehen und betont besonders die kulturelle Differenz zu anderen Kulturen. (Vgl. Mader, Kap. 7.1.1) Ziel sei es, die Kultur nach außen hin vor Fremdem zu schützen, abzugrenzen und sich auf seine eigenen Wurzeln zurückzubesinnen. (Vgl. Bathi 2006, 3)

Aufgrund der heutigen vernetzten, globalisierten Welt spielt die Auffassung von Kulturen als geschlossene Systeme in der Wissenschaft jedoch eine untergeordnete Rolle. Kulturen und Lebensstile sind durch die steigende Mobilität immer beweglicher und somit weniger an einen spezifischen Raum gebunden. Im Zuge der Globalisierung haben sich die einzelnen Kulturen als kulturelle Ströme über den gesamten Globus verteilt. (Vgl. Mader, Kap. 7) Weil sich Kulturen stets vermischen und miteinander verbinden, spricht Welsch in diesem Zusammenhang von „Transkulturalität“. „Moderne Gesellschaften beinhalten in sich eine Vielzahl unterschiedlicher Lebensweisen und Lebensformen, unterschiedlicher Kulturen; sie sind multikulturell in sich.“ (Welsch 1999, 47) Kulturen kann man daher im modernen Sinn des Kulturbegriffes als beweglich, heterogen, unabgeschlossen, hybrid und miteinander vernetzt ansehen.3 Es kommt folglich zu einer sukzessiven Auflösung der kulturellen Grenzen. (Cornely 2009, 8)

2.2) Kulturelle Identitäten

Der Begriff kulturelle Identität basiert ursprünglich auf der Vorstellung in sich geschlossener Kulturen. Laut Bussink Becking sei die Identität der Kultur bereits gegeben und zeige sich in der Ausübung kultureller Praktiken. Jede Kulturgemeinschaft besäße daher identitätsprägende Merkmale, wie beispielsweise kulturelle Bräuche, Geschichte, Sprache, Religion oder Traditionen. (Vgl. 2013, 79) Im Zuge der modernen Auffassung von Kulturen und aufgrund globalisierender Prozesse, hat sich eine neue Auffassung kultureller Identitäten entwickelt. Laut Welsch enden Lebensstile demnach nicht an nationalen Grenzen, sondern können überall auf der Welt auftreten. (Vgl. Cornely 2009, 14). Eine zunehmende Wahlfreiheit ermöglicht es jedem Menschen zwischen verschiedenen Lebensformen seine eigene, individuelle Identität zusammenzustellen. (a.a.O., 15f.) Kulturelle Differenzen im Sinne regional abgegrenzter Kulturräume verschwinden und gleichzeitig entstehen größere Diversitäten innerhalb der Gesellschaftsgruppen. Die Menschen leben tagtäglich mit mehreren parallelen kulturellen Identitäten. So kann man gleichzeitig Deutscher, Fußballer, Liebhaber italienischer Küche, Christ, Kriegsgegner und Tierliebhaber sein. Je nachdem, in welcher Situation man sich befindet, sind bestimmte Identitäten wichtiger als andere. In der Kirche ist meine Identität als Christ entscheidend, auf dem Fußballplatz würde ich mich als Fußballspieler identifizieren. Ein brasilianischer Fußballprofi in einem deutschen Verein hat in der Regel mehr mit einem deutschen Fußballprofi zu tun als mit einem brasilianischen Lehrer, weil die Fußballkultur den Spieler stärker prägt als seine Heimatkultur. Dieses Beispiel zeigt, wie vielfältig und komplex kulturelle Identitäten über den Globus verteilt sind.

Betrachtet man Identitäten unter dem Phänomen der Globalisierung und der Raum-Zeit-Verdichtung, haben sich zwei differente Auffassungen bezüglich der Auswirkungen auf ebendiese etabliert. (Vgl. Bussink Becking 2013, 80) Zum einen die Homogenisierungsthese, bei dem sich kulturelle Identitäten auflösen und zu einer einheitlichen globalen Identität assimilieren. Zum anderen das Konzept der hybriden kulturellen Identität, welches nationale und regionale Grenzen auflöst. Als Folge von kulturellen Verbindungen und Kreuzungen entstehen überall auf der Welt neue Identitäten, die in ihrer Identitätsbestimmung auf verschiedene Traditionen zurückgreifen. (Vgl. Bussink Becking 2013, 82, zitiert nach Hall 1994b, 218) Hybridität kann also insofern als Bereicherung gesehen werden, als dass im Zuge der Globalsierung und der Vermischung von Kulturen neue kulturelle Identitäten entstehen. (Vgl. Bussink Becking 2013, 83) Im folgenden Abschnitt soll geklärt werden, welches der beiden Konzepte die Effekten auf kulturelle Identitäten am besten beschreibt.

3) Kulturelle Globalisierung

Die intensiven globalen Vernetzungen von Lebenswelten durch u.a. Migration, Tourismus, Medien oder Transportwesen implizieren den Eindruck einer schrumpfenden Welt. Mit der Zunahme von Tourismus und Migration kommen die Menschen auch über große Entfernungen miteinander in Kontakt und transportieren ihre kulturellen Ansichten, Sitten und Bräuche über den Globus. (Vgl. Mader, Kap. 7.1.1.3) Ein verbessertes und günstigeres Transportwesen machte es möglich, globale Waren, wie beispielsweise Coca Cola, überall auf der Welt zu konsumieren. (Vgl. Cornely 2009, 21)

3.1) Homogenisierung

Ausgehend von diesem Trend der letzten Jahre, hat sich die Theorie der Vermischung aller Kulturen zu einer Weltkultur entwickelt. Noch bis heute herrscht in vielen politischen und ideologischen Lagern die Meinung vor, dass der Strom globaler Konsumgüter zu einer kulturellen Angleichung führt. Dies hat laut Kritikern eine globale kulturelle Verarmung zur Folge. (Vgl. a.a.O., 9) Homogenisierung wird häufig synonym mit Begriffen wie Verwestlichung, Amerikanisierung und Mc Donaldisierung verwendet. Man versteht darunter, dass kulturelle Werte und Praktiken sowie globale Konsumgüter häufig nur in eine Richtung, nämlich aus dem Westen in den Rest der Welt exportiert werden. (Vgl. ebd.) Amerikanisierung ist dabei Teil des Verwestlichungsprozesses und wird ausschließlich im negativen Sinn verwendet. Es bedeutet, dass besonders die amerikanische Konsumkultur schrittweise die lokalen, regionalen Marken verdrängt. (Vgl. Maria Dabringer: Kap. 4.1) Aufgrund der weltweiten Verteilung von Gütern und kulturellen Ideologien würden sich die kulturellen Differenzen zunehmend verringern. Die amerikanische Kulturindustrie würde die Vielfalt an Kulturen überrollen und vereinheitlichen. (Vgl. Glasze und Meyer 2009, 186)

Der Begriff McDonaldisierung steht für Standardisierung und Normierung im Konsumbereich. Er zeigt, wie sich die Prinzipien des Fast-Food Restaurants in allen Teilen der Welt verankern. (Vgl. Cornely, 11) Individuelle Geschmäcker werden ersetzt durch einen vom Produzenten vorgegebenen, einheitlichen Geschmack. Neben den Fast-Food Ketten möchte ich noch die Tourismusbranche als Beispiel für zunehmende Vereinheitlichung nennen. Die Städte kopieren im globalen Wettkampf häufig westliche Freizeitaktivitäten und laufen dabei Gefahr, ihre kulturelle Identität zu verlieren. Ursprüngliche, lokale Attraktionen gingen verloren und würden durch internationale Freizeitangebote verdrängt. (Vgl. Sousa Ribeiro 1998) Exemplarisch kann man globale Hotelketten nennen, die in jedem Land der Welt die gleiche äußere und innere Struktur beibehalten, um dem Gast das Gefühl zu geben, zu Hause zu sein.

Die These der Homogenisierung der kulturellen Identitäten basiert auf dem geschlossenen, traditionellen Kulturbegriff. Kulturen werden als ganzheitliche Einheiten gesehen, die an einen bestimmten Ort gebunden sind. (Vgl. Glasze und Meyer 2009, 187) Als prominenter Vertreter der Kulturkreistheorie ist Samuel Huntington zu nennen, der 1996 mit seinem Aufsatz „Kampf der Kulturen“ für großes Aufsehen sorgte. Sein Kulturmodell basierte auf der Auffassung von geschlossenen Kulturkreisen, an deren Grenzen er ein hohes Konfliktpotential voraussagte. Modelle dieser Art, die Kulturen an bestimmte Räume binden, sind allerdings, wie bereits angeklungen, überholt. Historisch gesehen existierten keine homogenen, abgeschotteten Kulturen. Schon seit jeher stehen Gesellschaften in gegenseitigem Kontakt zueinander. Kulturen sind also bereits von Natur aus hybrid. (Vgl. Cornely 2009, 17) Traditionelle Auffassungen von Kultur reichen heute nicht mehr aus, um kulturelle Identitäten ausreichend zu beschreiben. Dies ist einer der Gründe, warum die Homogenisierungsthese zu kurz greift.

3.2 Kreolisierung

Die These der Kreolisierung basiert auf dem modernen Kultur- und Identitätsbegriff. Im Gegensatz zur Homogenisierungsthese geht man davon aus, dass sowohl fragmentierende, als auch homogenisierende Prozesse Realität werden. Es sei nicht möglich, globale Konsumgüter in allen Teilen der Welt zu vermarkten, ohne auf die lokalen Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Am globalen Markt haben vor allem solche Produkte eine Chance, die auch die lokalen Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen.

[...]


1 Hybridisierung und Kreolisierung werden im Verlauf der Arbeit synonym verwendet

2 Übersetzt: pflegen, bebauen

3 Wird im weiteren Verlauf der Hausarbeit als „moderner Kulturbegriff“ bezeichnet.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Globale Homogenisierung in Indonesien. Identitätsverlust oder kulturelle Bereicherung?
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Regionale Geographie II
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V321315
ISBN (eBook)
9783668204973
ISBN (Buch)
9783668204980
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
globale, homogenisierung, indonesien, identitätsverlust, bereicherung
Arbeit zitieren
Jannik Müller (Autor:in), 2014, Globale Homogenisierung in Indonesien. Identitätsverlust oder kulturelle Bereicherung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/321315

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