"Dogville" von Lars von Trier. Ein Vergleich des dogmatischen Manifests und der epischen Theatertheorie nach Bertolt Brecht


Hausarbeit, 2014

13 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Episches Theater nach Brecht
2.1 Das Publikum
2.2 Das Bühnenbild
2.3 Der Schauspieler

3. Dogma 95
3.1 Richtlinien

4. Lars von Trier: Dogville
4.1 Plot
4.2 Das Bühnenbild
4.3 Dogville als Theaterstück?

5. Dogville und das epische Theater

6. Episches Theater- Dogma: Ein Vergleich

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

9. Quellenverzeichnis

10. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

In der folgenden Hausarbeit werde ich die Berührungspunkte und Ungleichheiten der epischen Theatertheorie nach Berthold Brecht und dem dogmatischen Manifest untersuchen und an einem Beispiel, dem Film Dogville von Lars von Trier, exemplarisch erörtern. Zu Beginn werde ich das epische Theater im Vergleich zum dramatischen Theater, das Ziel des epischen Theaters als Spiegel der Gesellschaft, die drei Entwicklungsphasen des Theaters und den Begriff der „Gleichzeitigkeit“ verdeutlichen. Um das Konzept des epischen Theaters zu veranschaulichen, werde ich das Publikum, das Bühnenbild und den Schauspieler näher erläutern. Als zweiten Punkt dieser Hausarbeit werde ich auf das dogmatische Manifest, seine Gründung und die zehn Richtlinien eingehen und behandeln. Um ein direktes Beispiel leisten zu können, habe ich mich für den Film Dogville von Lars von Trier entschieden, da ich denke, dass dieser Film ein gutes Beispiel für Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem dogmatischen Manifest, dem epischen Theater und einer filmerischen Realisierung liefert. Der dritte Punkt ist also die Entstehung und der Inhalt des Films Dogville und seine Auffälligkeiten, wie z.B. das Bühnenbild. Des Weiteren werde ich auf die Parallelen des dogmatischen Manifestes mit einem Theaterstück eingehen. Der vierte inhaltliche Punkt dieser Hausarbeit sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Dogville und dem epischen Theater und im Anschluss, als letzter Punkt, eine Erörterung der Richtlinien des dogmatischen Manifestes im Vergleich zum epischen Theater. Zum Abschluss meiner Hausarbeit, werde ich zusammenfassen inwiefern sich das epische Theater und das dogmatischen Manifest gleichen und unterscheiden und inwiefern das epische Theater als Vorbild für das dogmatische Manifest genannt werden kann.

2. Episches Theater nach Brecht

Das epische Theater galt nicht mehr, wie zuvor im dramatischen Theater, der reinen Unterhaltung des Publikums, sondern sollte, nach Brecht, Stücke liefern, an dessen Themen das Publikum Interesse habe. Brecht betonte allerdings, dass es sich bei den Veränderungen, zu den bis dato üblichen Formen des Theaters, nur um Verschiebungen der Merkmale handele.[1] Das Ziel des epischen Theaters ist es das Publikum zu selbstständig handelnden Menschen zu erziehen, die sich Gedanken über Missstände der Gesellschaft machen, und ihre Schlussfolgerungen daraus ziehen. Die Emotionalität soll nicht angeregt, berücksichtigt oder gefördert werden. Im Vordergrund steht die Rationalität des Zuschauers. Das Publikum wird dem Geschehen auf den Bühne gegenübergesetzt und durch die erzählend, argumentative Struktur des Stückes zu der Erkenntnis getrieben, dass der Mensch, welcher hauptsächlicher Gegenstand des Stückes ist, als Prozess zu betrachten gilt.

Die Theorie nach Brecht lässt sich in drei Entwicklungsphasen unterteilen. Die erste Phase von 1918 bis 1929 lässt sich als weltanschaulich, subjektive Phase beschreiben. Die entstandenen Werke waren emotional- und affektgeladen. Die zweite Phase wurde analysierender, das bedeutet, dass die Welt durch das Publikum erfasst und beschrieben werden sollte. Die dritte Phase wurde stärker zu einer Kombination aus den ersten zwei Phasen bestehend aus der Fokussierung auf Intellekt und Emotionalität.

Das epische Theater zeigt ein dramatisches Geschehen, welches durch Gleichzeitigkeit unterbrochen wird. Ein Beispiel für Gleichzeitigkeit wäre eine Szene, in der durch weitere Geschehnisse in einem anderen Raum die Aufmerksamkeit der ersten Szene abgelenkt wird. Durch diese Parallelität wollte Brecht die politische und gesellschaftliche Verworrenheit des Systems aufzeigen und die Unfähigkeit des Individuums sich ihm zu entziehen. Nach Lothar van Laak, einem Literaturwissenschaftler, der über „Medien und Medialität des epischen“ in Literatur und Film des 20. Jahrhundert geschrieben hat, belehre das epische Theater nicht direkt, sondern zeige besonders die wirklichen Zustände der Gesellschaft.

Theater sei die „Neuentfaltung des epischen als theatralische Kunstform“[2], die durch die Auseinandersetzung Brechts mit den neuen Medien, wie Film und Rundfunk, entstanden sei.

Um einige Merkmale des epischen Theaters zu verdeutlichen werde ich im Folgenden Beispiele exemplarisch erörtern.

2.1 Das Publikum

Nach Martin Esslin habe das Publikum gewisse Anforderungen an den Inhalt des Theaters und die Aufgabe des Theaters sei es, diesen Anforderungen gerecht zu werden[3]. Sie werden zum aktiven Betrachter des Stücks. Im Gegensatz zum dramatischen Theater, in dem die Zuschauer in die Bühnenaktion verwickelt werden, bleiben diese beim epischen Theater passiv. Sie sollen sich nicht in das Geschehen hineinversetzten oder sich mit ihm identifizieren, sondern es von außen studieren und somit zu Erkenntnissen geführt werden.[4] Durch diese Erkenntnisse sollen sie zu Entscheidungen kommen, die ihr Leben und Handeln im Hinblick auf die Gesellschaft positiv beeinflussen. Um diese Urteilfähigkeit zu steigern und nicht einzuschränken, sollen sie außen vor und rational bleiben.

2.2 Das Bühnenbild

Das Bühnenbild soll die Botschaft des Stückes durch die Darstellung von Widersprüchen vermitteln. Sie soll wie ein Ausstellungsraum, der zufällig ausgesucht wurde, wirken. Dieser wurde dann durch Elemente, wie Tafeln, Projektionen und gezeigte Filme im Hintergrund des Geschehens ergänzt.

Das Publikum sollte, im Gegensatz zum aristotelischen Theater, beleuchtet werden, damit es die Aufmerksamkeit auf das Bühnengeschehen richten konnte.[5] Die Bühne des epischen Theaters befand sich auf einem Podest. Dadurch bekam das Publikum den Eindruck eines Vortrags, welchem sie beobachtend folgen sollten.

2.3 Der Schauspieler

Ein Merkmal des epischen Theaters, welches vom Schauspieler ausgeht, ist der Verfremdungseffekt. Ziel des Verfremdungseffektes ist eine Distanz zwischen dem Publikum, den Personen auf der Bühne und somit dem Geschehen auf der Bühne zu schaffen. Die Aufgabe des Schauspielers ist es seine Darstellung zu gliedern. Zum einen sollte dieser die Person darstellen und zum anderen beobachtend daneben treten. Dadurch wird der Schauspieler nicht nur zum Darsteller, sondern auch zum Erzähler.

Ein weiteres Merkmal des epischen Theaters ist der sogenannte Gestus. Dieser zeigte sich in der Darstellung des Schauspielers und in der Darstellung zwischen den Schauspielern auf der Bühne. Der Gestus beschreibt die Körperhaltung, den Gesichtsausdruck und den Tonfall.[6] Der Schauspieler sollte seine inneren Gefühle nach außen transportieren und diese in zuvor einstudierten Gesten zeigen. Diese Gesten sind Handlungen, die die Regungen augenscheinlich demonstrieren und fungieren somit als Medium zwischen Publikum und Schauspieler.

3. Dogma 95

Am 13. März 1995 verabschiedeten die vier Regisseure von Trier, Vinterberg, Kragh-Jacobsen und Levring in Kopenhagen ein Manifest, welches zehn Richtlinien beinhaltete, die die Welt des Filmemachens verändern sollten.

[...]


[1] Klotz, Volker: Berthold Brecht. Versuch über das Werk, Bad Homburg 1971, S. 112-129

[2] Van Laak, Lothar: Medien und Medialität des epischen. In Literatur und Film des 20. Jahrhunderts. Berthold Brecht- Uwe Johnson- Lars von Trier, München 2009, S.188

[3] Esslin, Martin: Brecht. Das Paradox des politischen Dichters, Frankfurt am Main 1962

[4] Klotz, Volker: Berthold Brecht. Versuch über das Werk, Bad Homburg 1971, S. 112 f

[5] Esslin, Martin: Brecht. Das Paradox des politischen Dichters, Frankfurt am Main 1962

[6] Klotz, Volker: Berthold Brecht. Versuch über das Werk, Bad Homburg 1971

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
"Dogville" von Lars von Trier. Ein Vergleich des dogmatischen Manifests und der epischen Theatertheorie nach Bertolt Brecht
Hochschule
Universität Paderborn  (Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Berthold Brecht- Lars von Trier (mit fachdid. Schwerpunkt)
Note
2,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V323193
ISBN (eBook)
9783668223639
ISBN (Buch)
9783668223646
Dateigröße
584 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
dogville, lars, trier, vergleich, manifests, theatertheorie, bertolt, brecht
Arbeit zitieren
Isabel Arendt (Autor:in), 2014, "Dogville" von Lars von Trier. Ein Vergleich des dogmatischen Manifests und der epischen Theatertheorie nach Bertolt Brecht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/323193

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