John L. Austin, Zur Theorie der Sprechakte - Das Performativ


Hausarbeit, 2003

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2. 1 Performative und konstative Äußerungen
2. 2 Primär performative und explizit performative Äußerungen
2. 3 Kriterien für performative Äußerungen
2. 4 Das Performative in der Literatur

3. Schlussbetrachtung

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der englische Sprachphilosoph John Langshaw Austin entwickelte in zwölf Harvard-Vorlesungen die Theorie der Sprechakte. Sie dient als Beitrag zur Klärung der Frage nach dem Gebrauch einer Äußerung, z.B. inwiefern etwas Gesagtes eine Handlung darstellt. Mit anderen Worten: Inwieweit tut man etwas, indem man etwas sagt bzw. in welcher Weise tut man etwas, dadurch, dass man etwas sagt. Der Einfluss dieser Theorie erstreckt sich auf fast alle Formen analytischer Überlegungen über Sprache. So liefert sie der angelsächsischen Philosophie der normalen Sprache ein neues methodisches Instrumentarium für die Behandlung philosophischer Probleme, der Linguistik eine neue Dimension in der Beschreibung sprachlicher Äußerungen sowie der Kommunikationstheorie Kategorien für die Analyse kommunikativer Interaktionen.

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Untersuchung des Performativen bei Austin, nämlich auf der Verwendung der Sprache in einer konkreten Situation. So befasst sich der Abschnitt Performative und konstative Äußerungen mit den bedeutungstheoretischen Grundlagen der Sprechakttheorie und zeigt die sprachtheoretischen Konsequenzen.

In dem Abschnitt Primär performative und explizit performative Äußerungen werden verschiedene performative Äußerungen untersucht, die zum einen mehrdeutig, äquivok und vage bleiben, zum anderen einen Handlungscharakter haben, der aus den sprachlichen Ausdrucksmitteln selbst schon deutlich hervorgeht.

Der Abschnitt Kriterien für performative Äußerungen beschreibt grammatische und lexikographische Unterscheidungsmerkmale für eine präzise Distinktion zwischen performativen und konstativen Äußerungen. Eben diese Unterscheidung zwischen performativen und konstativen Äußerungen ist ein zentrales, insbesondere den Sprachwissenschaftler interessierendes Problem der sprechakttheoretischen Diskussion. Lassen sich einheitliche Kriterien für performative Äußerungen finden, die eine eindeutige Unterscheidung mit konstativen ermöglichen? Die vorliegende Arbeit setzt sich u.a. mit dieser Fragestellung auseinander.

Ferner beschäftigt sich diese Arbeit im Abschnitt Das Performative in der Literatur mit der Frage, inwiefern sich diese für die Alltagssprache und die normale Sprechsituation erstellten Untersuchungstheorien in Bezug auf das Performative auf literarische Texte übertragen lassen. Als literarisches Werk dient das Buch von L. Carroll: „Alice hinter den Spiegeln.“[1]

2. Hauptteil

2. 1 Performative und konstative Äußerungen

Austin beginnt seine Vorlesung „How to do things with words“ mit folgender Bemerkung: „Die Philosophen haben jetzt lange genug angenommen, das Geschäft von „Feststellungen“ oder „Aussagen“ [statements] sei einzig und allein, einen Sachverhalt zu „beschreiben“ oder „eine Tatsache zu behaupten“, und zwar entweder zutreffend oder unzutreffend.“[2] Der gewöhnliche Satz wurde als passende oder unpassende Aussage über einen Sachverhalt aufgefasst, und die Sätze, die diesem Modell nicht entsprachen, galten als nebensächlich oder problematisch bzw. wurden einfach als Feststellungen über Tatsachen aufgefasst.

Austin hält nun dieser Behauptung entgegen, dass es Äußerungen gibt, die zwar nach der grammatischen Form zu urteilen Tatsachenfeststellungen sind, jedoch weder etwas beschreiben, berichten oder behaupten, sondern den Vollzug einer Handlung darstellen, z.B. „Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Georg.“, als Äußerung beim Wurf der Flasche gegen den Schiffsrumpf. Genauso verhält es sich mit dem Beispiel „Ich vermache meinen Besitz meinem Sohn.“, als Teil eines Testaments.

„Jeder würde sagen, dass ich mit diesen Äußerungen etwas Bestimmtes tue (natürlich nur unter passenden Umständen); dabei ist klar, dass ich mit ihnen nicht beschreibe, was ich tue, oder feststelle, dass ich es tue; den Satz äußern heißt: es tun.“[3]

Austin nennt Äußerungen dieser Art performative Äußerungen, die zudem weder wahr noch falsch sind.

„Das Äußern der Worte ist gewöhnlich durchaus ein entscheidendes oder sogar das entscheidende Ereignis im Vollzuge der Handlung, um die es in der Äußerung geht [...]; aber es ist alles andere als üblich [...], dass nur das Äußern der Worte nötig ist, wenn die Handlung vollzogen sein soll.“,[4] d.h. performative Äußerungen müssen zu den gegebenen Umständen passen. Ferner dürfen sie weder scherzhaft geäußert noch als Verszeile niedergeschrieben werden, sondern müssen stets ernsthaft gemeint sein.

Als Gegenpol zu den performativen Äußerungen setzt Austin die konstativen Äußerungen. Bei diesen geht es um Feststellungen von Tatsachen, die je nachdem, ob sie diesen entsprechen oder nicht, wahr oder falsch sind. So kann z.B. auf die Äußerung „Er verspricht es dir.“, reagiert werden mit „Das stimmt.“, oder „Das ist nicht wahr.“

Konstative Äußerungen sind also auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen, wohingegen die für performative Äußerungen relevante Beurteilungsdimension die des Gelingens oder Nichtgelingens ist. Der Versuch, mit einer bestimmten Äußerung eine bestimmte Handlung zu vollziehen, kann scheitern. Austin führt diesen Misserfolg nicht auf ein äußerliches Fehlschlagen zurück. Vielmehr ist die Möglichkeit des Missglückens der performativen Äußerung inhärent und Ausgangspunkt der Untersuchung. Eine Äußerung ist nur dann eine performative, wenn sie misslingen kann. So wäre die Äußerung „Ich erkläre euch hiermit für Mann und Frau.“, keine performative, wenn sie nicht misslingen könnte, wenn sie beispielsweise nicht unter unangemessenen Umständen benutzt werden könnte, ohne damit eine Eheschließung zu vollziehen.[5]

Austin nennt in seiner Theorie der „Unglücksfälle“ folgende Bedingungen, damit eine performative Äußerung gelingt:

„(A.1) Es muss ein übliches konventionales Verfahren mit einem bestimmten konventionalen Ergebnis geben; zu dem Verfahren gehört, dass bestimmte Personen unter bestimmten Umständen bestimmte Wörter äußern. (A.2) Die betroffenen Personen und Umstände müssen im gegebenen Fall für die Berufung auf das besondere Verfahren passen, auf welches man sich beruft. (B.1) Alle Beteiligten müssen das Verfahren korrekt (B.2) und vollständig durchführen.“[6]

Fehler in der Durchführung solcher Verfahren verhindern, dass die mit der Äußerung durchzuführende Handlung tatsächlich zustande kommt.

Als Beispiel nennt Austin zwei weitere Fehlschläge, bei denen zwar der Akt zustande kommt, allerdings nur unter einem Missbrauch der Regel. Daher gilt die Ausführung auch hier als „glücklos“.

„(Γ.1) Wenn, wie oft, das Verfahren für Leute gedacht ist, die bestimmte Meinungen oder Gefühle haben, oder wenn es der Feststellung eines der Teilnehmer auf ein bestimmtes späteres Verhalten dient, dann muss, wer am Verfahren teilnimmt und sich so darauf beruft, diese Meinungen und Gefühle wirklich haben, und die Teilnehmer müssen die Absicht haben, sich so und nicht anders zu verhalten, (Γ.2) und sie müssen sich dann auch so verhalten.“[7]

Gemäß dieser Analyse kann für Austin eine Äußerung nur dann als eine performative fungieren und so eine bestimmte Bedeutung erhalten, wenn es eine bestimmte konventionelle Prozedur gibt, zu der die Äußerung bestimmter Worte durch bestimmte Personen unter bestimmten Umständen gehört, und wenn diese spezifizierten Bedingungen tatsächlich erfüllt sind. Austin lehnt es allerdings ab, Begriffen eines inneren Zustands Bedeutung beizumessen.[8] Die Gedanken einer Person im Augenblick der Äußerung, bestimmen nicht, welchen Sprechakt jemand mit seiner Äußerung vollzog.

[...]


[1] Carroll, Lewis: Alice hinter den Spiegeln. Frankfurt am Main 1998.

[2] Austin, John Langshaw: Zur Theorie der Sprechakte. (How to do things with words). Dt. v. Eike v. Savigny. 2. Auflage Stuttgart 1979, S. 25.

[3] Ebd., S. 29.

[4] Ebd., S. 31.

[5] Culler, Jonathan: Dekonstruktion. Derrida und die poststrukturalistische Literaturtheorie. Hamburg 1999, S.128.

[6] Austin, John Langshaw: Sprechakte, S. 37.

[7] Ebd., S. 37.

[8] Austin, John Langshaw: Sprechakte, S. 32 und 35.

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Details

Titel
John L. Austin, Zur Theorie der Sprechakte - Das Performativ
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V33189
ISBN (eBook)
9783638337250
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
John, Austin, Theorie, Sprechakte, Performativ
Arbeit zitieren
Sebastian Kreft (Autor:in), 2003, John L. Austin, Zur Theorie der Sprechakte - Das Performativ, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33189

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