Im Jahr 2004 ist das Wort „Ekelfernsehen“ von der Gesellschaft für deutsche Sprache auf den 5.Platz beim Wettbewerb „Wort des Jahres“ gewählt worden. Mit dieser Einteilung kürt die Gesellschaft jährlich Ausdrücke, die den öffentlichen Sprachgebrauch des jeweiligen Jahres geprägt haben. „Ekelfernsehen“ hat es dank zahlreicher „Real-Life“-Formate, wie z.B. „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“, „Fear Faktor“ oder „BigBrother“ immerhin bis unter die ersten fünf Plätze geschafft. Das beweist, dass in diesem Jahr viel über die Entwicklung des Fernsehens diskutiert wurde. Bei all diesen Formaten mussten Menschen Dinge tun, die die bisherigen Ekelgrenzen im Fernsehen überwunden und somit eine erhöhte Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Immer wieder stand der Begriff der Menschenwürde in diesen Diskussionen im Vordergrund. Doch muss es tatsächlich so weit kommen, dass Menschen vor Millionen von Zuschauern vorgeführt werden, bis die Öffentlichkeit sich kritisch mit diesem Medium auseinandersetzt? Es scheint so. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. In der Wissenschaft gab es schon immer Forscher, die der Entwicklung der Massenmedien, insbesondere dem Fernsehen, kritisch gegenüberstanden. Auch der französische Soziologe und Kulturwissenschaftler Pierre Bourdieu gehört dazu. In seinem Vortrag „Über das Fernsehen“ im Jahr 1998 setzt er sich sehr kritisch mit dem Medium Fernsehen auseinander. Im folgenden Text werde ich diesen Vortrag analysieren. Ich werde die zentralen Aussagen seiner Rede herausarbeiten und eine Verbindung herstellen zum deutschen TV – Markt. Hierbei werde ich prüfen, ob die Befunde, die Bourdieu zum französischen Fernsehen gemacht hat, auch auf Deutschland übertragbar sind. Anschließend werde ich untersuchen, ob Bourdieu, so wie Stefan Weber es vorschlägt, zu den kritischen Medientheoretikern gezählt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Person - Pierre Bourdieu
- Präambel
- Eine unsichtbare Zensur
- Verstecken durch Zeigen
- Die zirkuläre Zirkulation der Nachricht
- Die Dringlichkeit und das „Fast - Thinking“
- Echt falsche und falsch echte Debatten
- Widersprüche und Spannungen
- Bourdieu ein kritischer Medientheoretiker?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Pierre Bourdieus Vortrag „Über das Fernsehen“ aus dem Jahr 1998. Sie untersucht die zentralen Aussagen Bourdieus und stellt eine Verbindung zum deutschen TV-Markt her. Die Arbeit prüft, ob Bourdieus Befunde zum französischen Fernsehen auch auf Deutschland übertragbar sind und schließlich, ob Bourdieu als kritischer Medientheoretiker betrachtet werden kann.
- Kritik am Medium Fernsehen
- Analyse der Zirkulation von Nachrichten im Fernsehen
- Vergleich zwischen französischem und deutschem TV-Markt
- Einordnung Bourdieus in die Medientheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt den Begriff „Ekelfernsehen“ ein und verweist auf die Diskussionen um die Entwicklung des Fernsehens im Jahr 2004. Bourdieu wird als kritischer Wissenschaftler vorgestellt, der sich im Vortrag „Über das Fernsehen“ kritisch mit dem Medium auseinandersetzt.
Zur Person Pierre Bourdieu
Dieses Kapitel stellt den französischen Soziologen und Kulturwissenschaftler Pierre Bourdieu vor. Es skizziert seine akademische Laufbahn und seine zentralen Forschungsinteressen. Bourdieus berühmtestes Werk „Die feinen Unterschiede“ wird erwähnt, sowie weitere bedeutende Werke.
Präambel
Die Präambel beleuchtet Bourdieus Argumentation, dass Wissenschaftler und Intellektuelle Fernsehauftritte nicht pauschal ablehnen sollten. Er betont die Notwendigkeit, bestimmte Voraussetzungen für solche Auftritte zu schaffen und sich vorab wichtige Fragen zu stellen. Bourdieu kritisiert selbstdarstellerische Tendenzen im Fernsehen.
Eine unsichtbare Zensur
Bourdieu beschreibt die „unsichtbare Zensur“ im Fernsehen, die durch die Formatvorgaben, die Zeiteinschränkungen und die Präsenz von Moderatoren entsteht. Er kritisiert die Oberflächlichkeit und die Einengung der Debatten im Fernsehen.
Verstecken durch Zeigen
In diesem Kapitel analysiert Bourdieu die Strategie des „Versteckens durch Zeigen“ im Fernsehen. Er argumentiert, dass die vermeintliche Offenheit und Transparenz im Fernsehen dazu dient, die eigentlichen Machtstrukturen zu verschleiern.
Die zirkuläre Zirkulation der Nachricht
Bourdieu untersucht die zirkuläre Zirkulation von Nachrichten im Fernsehen. Er zeigt auf, wie Medienberichte durch ihre Verbreitung die Realität beeinflussen und eine eigene, konstruierte Wirklichkeit schaffen.
Die Dringlichkeit und das „Fast-Thinking“
Bourdieu kritisiert die Dringlichkeit im Fernsehen, die zu oberflächlichen und unreflektierten Aussagen führt. Er analysiert die Auswirkungen des „Fast-Thinking“ auf die gesellschaftliche Debatte.
Echt falsche und falsch echte Debatten
Dieses Kapitel befasst sich mit der Unterscheidung zwischen „echt falschen“ und „falsch echten“ Debatten im Fernsehen. Bourdieu zeigt, wie bestimmte Formate und Themen die Wahrnehmung der Zuschauer beeinflussen und zu einer verzerrten Realität führen.
Widersprüche und Spannungen
Bourdieu beleuchtet die Widersprüche und Spannungen im Fernsehen, die zwischen den Ansprüchen nach Information und Unterhaltung, Seriosität und Unterhaltung, Objektivität und Meinungsmache entstehen.
Bourdieu ein kritischer Medientheoretiker?
Dieses Kapitel diskutiert die Einordnung Bourdieus in die Medientheorie. Es werden seine zentralen Kritikpunkte an den Massenmedien und seine Analyse der Machtstrukturen im Fernsehen betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind Pierre Bourdieus Medientheorie, Fernsehkritik, Zirkulation von Nachrichten, Machtstrukturen, „Fast-Thinking“, „Ekelfernsehen“, und die Einordnung von Bourdieu in die Medientheorie. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit Bourdieus Argumentation zur unsichtbaren Zensur im Fernsehen, der Strategie des „Versteckens durch Zeigen“ sowie dem Einfluss von Fernsehformaten auf die gesellschaftliche Debatte.
- Quote paper
- Christoph Tautz (Author), 2004, Pierre Bourdieu - Über das Fernsehen (Medientheorie), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33527