1. Einleitung
Platons Werk „Phaidros oder vom Schönen“ wird heute zeitlich in dessen mittlere Schaffensperiode eingeordnet, oder, wie Hirschberger es treffend formuliert, in die „Zeit der Reife“ [1].
In diese Schaffensperiode fällt auch Platons Hauptwerk, die 10 Bücher vom Staat, die Politeia, wobei das Werk, von dem hier die Rede sein soll, sicher erst nach diesem entstanden ist.
Der Phaidros gilt als dichterisches Werk „von erlesener Kunst“ [2]. Es handelt sich um einen Dialog. Wie in den meisten seiner Dialoge besetzt Platon die Stelle eines Dialogpartners mit der Person des von ihm verehrten Sokrates, dessen Schüler Platon war [3]. Der Jüngling Phaidros übernimmt die Rolle des anderen Dialogpartners.
Das Werk besitzt eine gut gegliederte innere Struktur und ist in drei Hauptteile aufgegliedert. Der 1. Teil setzt sich aus den beiden Reden gegen den Eros, gegen die Liebe, zusammen.
Im Verlauf meiner Arbeit werde ich darauf noch genau eingehen. Vorher möchte ich aber noch weiter auf die Strukturierung des Dialogs eingehen.
Der letzte Haupteil ist von einem Zwiegespräch über Dialektik und Rhetorik geprägt.
Hierein fällt die Schriftkritik, in der Platon dem Rezipienten den Unterschied zwischen der „Vermitteltheit alles Schriftlichen“ sowie der „Unmittelbarkeit des mündlichen Philosophierens“ [4] näherbringt. In der Mitte, dem 2. Hauptteil befindet sich lt. Hildebrandt [5] der eigentliche Kern des Werkes: die Lobrede des Sokrates auf Eros und sein Seelenmythos. Folgt man dem, so ergibt sich ein geordneter Aufbau mit dem Höhepunkt in der genauen Mitte der Seitenzählung. Wäre das dann Zufall? Der Begriff der Mitte ist im philosophischen Gedankengut der antiken Griechen ja ein verbreitetes Element und wird später bei Aristoteles in dessen Mesoteslehre ja noch ganz deutlich. Im Gegensatz dazu jedoch steht Szlezák [6], der den Kulminationspunkt des Phaidros im letzten Teil sieht, genauer gesagt, in der bereits erwähnten Schriftkritik. Er meint, die Frage nach dem Höhepunkt nach seiner Auffassung zu betrachten, sei „entscheiden wichtig“ [7] für das Verständnis des Phaidros, ja für das Verständnis der Struktur des platonischen Dialogs überhaupt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorspiel und beide Reden gegen den Eros
- Die Rede des Lysias
- Zum Inhalt der ersten Rede des Sokrates
- Die Argumentationsstrukturen beider Reden im Vergleich
- Schlußbemerkung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Argumentationsstruktur des platonischen Dialogs "Phaidros oder vom Schönen", der in Platons mittlere Schaffensperiode einzuordnen ist. Das Ziel ist es, die Grundgedanken der Rede des Lysias und der ersten Rede des Sokrates zu rekonstruieren und ihre Argumentationsstrukturen zu vergleichen. Der Fokus liegt auf der Kritik der Schriftlichkeit, dem Gegensatz zwischen „Vermitteltheit alles Schriftlichen“ und der „Unmittelbarkeit des mündlichen Philosophierens“ sowie auf der Lobrede des Sokrates auf Eros.
- Rekonstruktion der Argumentationsstruktur der Rede des Lysias
- Analyse der Argumentationsstruktur der ersten Rede des Sokrates
- Vergleich der Argumentationsstrukturen beider Reden
- Untersuchung der Rolle der Schriftlichkeit in der platonischen Philosophie
- Die Bedeutung von Eros in der platonischen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Argumentationsstruktur platonischer Dialoge ein und stellt den Kontext des "Phaidros" in Platons Gesamtwerk dar. Kapitel 2 beleuchtet das Vorspiel des Dialogs, beschreibt die Rede des Lysias gegen den Eros und gibt einen Überblick über die erste Rede des Sokrates. Im dritten Kapitel werden die Argumentationsstrukturen der beiden Reden im Detail verglichen.
Schlüsselwörter
Platon, Phaidros, Argumentationsstruktur, Dialog, Rhetorik, Eros, Schriftlichkeit, Mündlichkeit, Lysias, Sokrates, Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Sven Ebel (Autor:in), 2001, Zur Argumentationsstruktur platonischer Dialoge: Platons Phaidros - Rekonstruktion der Grundgedanken der Rede des Lysias und der ersten Rede des Sokrates, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33721