Die Kommunistische Partei Japans. Geschichte und Struktur, Werte und Ziele


Hausarbeit, 2015

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geschichte der KPJ

3. Struktur der Partei

4. Aktuelle Werte und Ziele der Partei

5. Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit dieser Hausarbeit wird beabsichtigt einen zusammenfassenden Blick zum ausgedehnten Phänomen der kommunistischen Partei in Japan zu verschaffen. In der Hoffnung, auf das Thema und seine Bedeutung zu einer Zeit von Unruhen und wesentlichen Umwandlungen der japanischen Gesellschaft, zutreffend eingehen zu können, zielt diese gedrängte Arbeit darauf ab, die bedeutendsten Sachverhalte seit der Gründung der Kommunistischen Partei Japans1 hervorzuheben, damit sowohl der in den letzten Jahren erfolgte Zuwachs und Gewinn an öffentlicher Relevanz, als auch die beispiellosen Wahlergebnisse vom Dezember des letzten Jahres, in der Tiefe ihrer Bedeutung nachvollzogen werden können. Sinn und Zweck unserer Bemühungen soll letztendlich sein, das dank der von dem renommierten Professor George Berton gestellten Frage, aufgeworfene Dilemma zu konfrontieren, sprich die eigentliche Rolle der KPJ in der gegenwärtigen politischen Agenda entschlüsseln zu können:

It is not entirely out of the question that as the LDP and its main conservative opposition parties become roughly equal, no party can obtain a majority in the lower house without Communist votes. Is this likely to happen 2 ?

Beiläufig gesagt lässt die Anzahl von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich jüngst und ausführlich mit dieser neuartigen Wende beschäftigen, viel zu wünschen übrig. Wie in der Quellenangabe angezeigt wird, stammt der neueste Aufsatz dieses Themas aus dem Jahr 2000. Dieser Mangel an aktuellen Monographien und Werken in westlichen Sprachen führte sehr häufig bei der Informationssammlung zur Internetseite der Partei, denn es stand keine alternative Quelle für das Erheben bestimmter Angaben der jüngeren Vergangenheit zur Verfügung. Methodologisch betrachtet wäre wünschbar gewesen, gleichzeitig solche Daten überprüft haben zu können.

Der Aufbau dieses Essays basiert auf einem chronologischen sowie inhaltlichen Kriterium, dessen Angemessenheit für das angestrebte Ziel vorausgesetzt wird. Zunächst wird im Großen und Ganzen die geschichtliche Entwicklung der KPJ dargestellt. Dadurch wird man in der Lage sein, eine erste wichtige Frage zu beantworten, nämlich; inwiefern hat sich die KPJ im Laufe des letzten Jahrhunderts verändert und wie sind solche Veränderungen zu verstehen?

Danach beschäftigen wir uns mit strukturellen Fragen, die das Funktionieren und die heutige Organisation der Partei umfassen. Eher als für eine trockene juristische Perspektive haben wir uns für eine praktische Annäherung entschieden, welche die Organe und Abteilungen, die tatsächlich nah zum politischen und bürgerlichen Alltag sind, in Betracht zieht. Der folgende Punkt befasst sich mit den Werten und Zielen, welche die Partei in ihrem Programm verteidigt und wonach das ganze Projekt trachtet, sprich die demokratische Revolution oder die „ Schritt für Schritt 3” Umsetzung des Sozialismus in Japan. Schließlich werden wir zum Schlusswort kommen.

2. Geschichte der KPJ

Am 15. Juli 1922 wurde die KPJ offiziell gegründet. Ihr Programm und die interne Regulierung aber wurden neun Monaten davor in einer sowjetischen Zeitschrift in Sibirien veröffentlicht, eine Tatsache die uns den damaligen russischen Einfluss deutlich zeigt. In der Tat entsteht die KPJ als Resultat der Komintern nach etlichen Treffen zwischen japanischen Revolutionären und russischen Vertretern der KI in Shanghai und auch in Russland. Verschiedene Phasen sind zu unterscheiden und die folgende Zusammenfassung soll einfach als ein orientierender Einstieg dienen.

Eine erste Phase könnte man von 1922 bis 1945 festlegen. Anfangs kommt die Partei in die Welt als eine marginale Minderheit4 mit einer irrelevanten sozialen Präsenz, die sich gegen den zu jener Zeit herrschenden und allmählich wachsenden Militarismus des Taishō und nachher Shōwa Tennō stellte. Die Ablehnung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die Verurteilung der Expansionspolitik, die ihre ersten Opfer in den asiatischen Nachbarländern fand und die Abneigung gegenüber dem Tennō System kennzeichneten die ersten Stunden der politischen Organisation. Die Reaktion des mächtigen japanischen Staates ließ nicht lange auf sich warten und zahlreiche Mitglieder wurden vom Militär und dem Geheimdienst brutal verfolgt, so dass Monate von Arbeit und Vorbereitungen dieser aktiven Teilnehmer wegen ihrer Inhaftierung auf den Müll zunichte gemacht wurden. Aufgrund dieser massiven Verhaftungen und inquisitorischen Verurteilungen sah sich die Partei gezwungen alles wieder von Anfang an aufbauen zu müssen. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der http://www.jcp.or.jp/english/2011what_jcp.html Letzter Zugriff 01.09.2015 Langer, Paul F. : Communism in Japan. Hoover Institution Press, 1972.S.88.

japanische Imperialismus beendet und die KPJ konnte nach zwei Jahrzehnten einen legalen Status genießen und solche Hindernisse fanden damit ein Ende. Die darauffolgende Phase entspricht der amerikanischen Besatzungszeit von 1945 bis 1950, die auch als die Periode der „ friedlichen Revolution 5 ” bezeichnet wird. Der Name ist grundsätzlich dem aus Yenan zurückgekommenen N ô saka Sanzo zu verdanken, der seit den 30er Jahren als japanischer Vertreter bei dem Komintern in Russland tätig war. Seiner Auffassung nach musste die politische Strategie der Partei von zwei Richtlinien geleitet werden, die da sind M äß igung und Unabhängigkeit. Die Mäßigung bestand darin, die Aussagen und Aktionen der Partei innerhalb des engen demokratischen Spielraumes eines besetzten Japans unter der immer wachsamen amerikanischen Aufsicht einzugrenzen. Des Weiteren hätte die Bekräftigung der Parteiunabhängigkeit dazu beigetragen, den japanischen Charakter der Organisation zu betonen, so dass die Zweifel und Ängste vor einer externen Manipulation verscheucht werden konnten. Nosaka sah sich eigentlich mit 3 Grundfragen konfrontiert, die den Kurs der Partei tief betrafen. Erstens, was hatte die Partei zur amerikanischen Besatzung zu sagen? , zweitens, wie sollte die Revolution überhaupt in Szene gesetzt werden? und drittens, welche Strategie musste die Partei führen?

Das Ziel war glasklar; eine “ liebenswerte 6 ” und entzückende Oppositionspartei zu werden und den herkömmlichen parlamentarischen Weg zur Macht zu respektieren und zu übernehmen. Dadurch sollte langsam eine breite Schicht an Sympathisanten und möglichen Wählern gewonnen werden und gleichzeitig sollte auch das Vertrauen der Besatzungsmächtebehörden in die feste Überzeugung der KPJ von den demokratischen Werten gefestigt werden. Einen anderen Weg hatte die Partei nicht, da, wie der Professor Pohl zutreffend ausdrückt:

„… noch immer waren die amerikanischen Besatzungstruppen der wichtigste Machtfaktor in Japan, der darüber entschied, ob die Partei weiterhin relativ ungestört arbeiten konnte oder verboten wurde 7 ”

Zwar wurde die amerikanische Besatzungsmacht von der Partei als Schlüssel zur bürgerlich demokratischen Revolution betrachtet, denn Nôsaka war der Auffassung, dass obwohl Japan bestimme Merkmale eines kapitalistischen Landes aufwies, feudalistische Reste noch zu beseitigen waren, aber doch gab es nicht wenige Mitglieder, denen die bürgerlich- demokratische Revolution in Japan seit langem abgeschlossen schien und daher gegen eine solche Analyse waren.

Tunlichst, wie geplant und erwartet, trug die Strategie von Nôsaka viele Früchte. Dank des immer besseren Eindrucks, mit dem die Partei unter der Bevölkerung rechnete, ist in dieser Phase eine spektakuläre Wahlerunterstützung zu vermerken. Während bei der Wahl vom Ӄ-ٞApril 1946 knapp 6 Abgeordnete für das Unterhaus des japanischen Parlaments Shūgiin) gewählt wurden, erreichte die Partei bei der Nationalwahl von 1949 insgesamt 3 Millionen Stimmen und damit 35 Abgeordnete. Trotz dieses Wahlerfolges soll angemerkt werden, dass keine eigentliche Erweiterung des Bewusstseins der Arbeiterschaft stattfand, sondern nur eine Umverteilung der Stimmen von der SPJ auf die KPJ.

Dennoch wurden in der Folgezeit die bisher eroberten Fortschritte zunichte gemacht. Eine dritte Phase bilden nämlich die Jahre 1950 bis 1955, welche in der Parteigeschichte mit der Bezeichnung “ultra-linken Abenteurertums 8 ” bekannt ist. Aufgrund aus dem Kommunistischen Informationsbüro in Moskau gekommener Aufforderungen zur militanteren und, sei gesagt, radikaleren Tätigkeit verändert die Partei ihre kurzfristigen Ziele. Die Kominform mittels des im Jahr 1950 veröffentlichten Artikels „ Zur Lage in Japan 9 ” demütigte und verurteilte die bisherige friedliche Strategie von Nôsaka als antisozialistisch und antidemokratisch und sorgte gleichzeitig für eine Spaltung in der Partei in zwei Faktionen10 , beziehungsweise diejenigen die sich selbst als internationalistische Gruppe bezeichnete, welche die Kritik aus Moskau teilten und die Ch ûô Gruppe (Hauptstromgruppe).

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Kommunistische Partei Japans. Geschichte und Struktur, Werte und Ziele
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen  (Institut der Japanologie)
Veranstaltung
Wirtschaft und Politik Japans
Note
1
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V337615
ISBN (eBook)
9783668268739
ISBN (Buch)
9783668268746
Dateigröße
616 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunistische Partei, Japan, Japanische-Kommunistiche Partei
Arbeit zitieren
Bachelor Angel Guirao Navarro (Autor:in), 2015, Die Kommunistische Partei Japans. Geschichte und Struktur, Werte und Ziele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/337615

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