Wissenschaften und Weltanschauungen beeinflussen sich gegenseitig. Der Nationalsozialismus ist eine Weltanschauung, die viele, wenn nicht alle Gebiete des geistigen und praktischen Lebens aller Menschen in seinem Einflussgebiet stark prägt oder zu prägen versucht. Führende Nationalsozialisten verfolgten im Dritten Reich nicht nur rein politische und gesellschaftliche, sondern auch kulturelle und philosophische - typisch intellektuelle - Leitgedanken und Ziele. Ideen und Erkenntnisse aus allen Bereichen des menschlichen Lebens und Denkens wurden aufgenommen und auf Verwertbarkeit im Sinne des Nationalsozialismus geprüft. Gegebenenfalls wurden diese Ideen auch modifiziert, die Erkenntnisse zielgerichtet interpretiert, um sie an die eigenen, zu einem großen Teil sehr weltlichen Ziele anzupassen. Doch diese Ziele waren nicht a priori fix; der Darwinismus, der Sozialdarwinismus und später der Nationalsozialismus wurde ebenso geformt und geprägt durch die Neuerungen der Zeit. Jugendkult und Körperbewusstsein erfuhren in gleichem Masse durch medizinische und biologische Forschung Rechtfertigung wie Rassenhygiene und die Forderung nach mehr Lebensraum für das deutsche Volk. Diese Arbeit befasst sich mit der Verquickung von wissenschaftlicher Weltanschauung und folgenschwerer Realpolitik.
Inhaltsverzeichnis
- Wissenschaften und Weltanschauungen beeinflussen sich gegenseitig
- Der Sonderweg der Deutschen Biologie
- Umsetzung der Ideologie in Universität und Schule
- Veränderung der Naturwissenschaften an einem Beispiel aus Wetzlar und Giessen
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Biologie auf die Entwicklung des Nationalsozialismus. Sie argumentiert, dass die Errungenschaften und Fragen der Naturwissenschaften des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts entscheidend zur nationalsozialistischen Weltsicht beigetragen haben, wobei die Biologie eine zentrale Rolle spielte.
- Der Einfluss der Biologie auf die Entwicklung des Nationalsozialismus
- Die Rolle der Vererbungslehre und Eugenik im Nationalsozialismus
- Die Ausweitung des biologischen Denkens auf gesellschaftliche und politische Bereiche
- Die Verbindung von biologischen Theorien mit rassischen Vorstellungen
- Die Anwendung biologischer Erkenntnisse in der Rassenhygiene und Bevölkerungspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel behandelt die gegenseitige Beeinflussung von Wissenschaften und Weltanschauungen, wobei der Nationalsozialismus als prägendes Beispiel für die Durchdringung aller Lebensbereiche dient.
- Das zweite Kapitel beleuchtet den "Sonderweg" der deutschen Biologie, der sich durch die Arbeiten von Darwin, Galton, Gobineau und Schallmayer entwickelte und zu einem entscheidenden Faktor für die rassistische Ideologie des Nationalsozialismus wurde.
- Das dritte Kapitel untersucht die Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie in der Universität und Schule, wobei der Fokus auf die Veränderungen in den Naturwissenschaften liegt.
- Das vierte Kapitel zeigt an einem Beispiel aus Wetzlar und Giessen auf, wie sich die Naturwissenschaften im Nationalsozialismus veränderten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Biologie, Nationalsozialismus, Darwinismus, Sozialdarwinismus, Eugenik, Rassenhygiene, Vererbung, Erbmasse, Rasse, Gesellschaft, Politik, Naturwissenschaften, Bildung, Wissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Patrick Wilke (Autor:in), 2004, Biologie im Dritten Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/33762