Schul- und Unterrichtsentwicklung an Gesamtschulen in NRW. Das SALTO-Projekt


Essay, 2016

6 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Cora Degener

3. Mastersemester: Pädagogik und Englisch

Nach Meyer (2007) bezeichnet „Unterrichtsentwicklung [.] die mehr oder weniger systematischen Prozesse und die mehr oder weniger nachhaltigen Ergebnisse individueller und gemeinsamer Anstrengung von Lehrern und Schülern zur Verbesserung der Lernprozesse und Arbeitsbedingungen im Unterricht. (S. 66) Die Notwendigkeit von Unterrichtsentwicklung ergibt sich durch die Veränderung in der Kindheit und Lebenswelt, sowie aus neuen Erkenntnissen aus der Didaktik und Lehr-/Lernforschung. Damit eine Verbesserung der Schülerleistung und –kompetenzen möglich ist, sollen Schulnetzwerke aufgebaut werden, die Kooperation ermöglichen, sodass Schulen von- und miteinander lernen können. Die Schulen, die im Team arbeiten, werden u.a. von der Stiftung Mercator unterstützt. „Das übergeordnete Ziel des Projekts Schulen im Team ist die Erprobung lokaler Netzwerke als Unterstützungssystem für eine fachbezogene Unterrichtsentwicklung an Schulen.“ (Berkemeyer et al. 2011 b, Unterrichtsentwicklung, S. 120)

Um den Unterricht stetig weiterzuentwickeln und zu reflektieren, beteiligen sich drei Schulen in NRW an dem sogenannten SALTO-Projekt, die Janusz-Korczak-Gesamtschule in Bottrop, die Gesamtschule Ückendorf und die Rosa-Parks-Schule in Herten. Dabei darf jedoch nicht der Aspekt der Teamfähigkeit von allen Akteuren unterschätzt werden. Da es bisher einzelnen Lehrkräften aufgrund von Widerstand nicht gelang, neue Strukturen in das alte System zu bringen, kooperieren sie im Gesamtkollegium bzw. in Teams, indem sie zu Dritt (Salto 1) oder im Tandem (Salto 2) gegenseitig hospitieren, um die lokalen Netzwerke als Unterstützungssysteme für eine fachbezogene Unterrichtsentwicklung an Schulen zu nutzen und eine nachhaltige Implementierung in allen Fachbereichen zu erzielen. (Vgl. ebd)

Bei Salto geht es um die Individualisierung von Lernprozessen, einem hohen Grad der Schülerorientierung und einer hohen Lernmotivation, die zu guten bis sehr guten Lernergebnissen der Schülerinnen und Schüler führen soll. Dabei wird sich an dem Lerndorfmodell orientiert, dass sich in Pflicht- und Vertiefungsaufgaben unterteilt, um Über- oder Unterforderung zu vermeiden. Durch die Heterogenität der Klassen und somit auch die Voraussetzung von individuellen Lernzugängen an der GSÜ und der RPS, ist das Salto-Projekt sinnvoll. Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst auf einen „gemeinsamen Stand“ gebracht werden, damit sie sich dann den Wahlaufgaben widmen können, die sie individuell nach ihren Vorgehensweisen und unterschiedlichen Verstehenszielen lösen.

Die Rosa-Parks-Schule macht mit diesem Projekt durch die individuelle Forderung und Förderung einzelner Schülerinnen und Schüler große Fortschritte bei der Zielerreichung, allen einen Abschluss zu ermöglichen bzw. die Maßstäbe so zu setzen, dass jedes Kind seinen bestmöglichen Schulabschluss erreicht. Dadurch lässt sich der Anteil von sogenannten Risikogruppen, also Kindern, deren erfolgreicher Abschluss der Schullaufbahn gefährdet ist, verringern.Sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch Fachlehrer, didaktische Leiter und Schulleiter sind überzeugt von dem Lerndorfmodell. Sie berichten von einem hohen Interesse an den Aufgaben durch Vielfalt, dem selbständigen Lernen und einer intensiveren Arbeitszeit als in „gewöhnlichen“ Unterrichtsstunden.

Auch die Gesamtschule Ückendorf ist eine Teamschule, die im Salto-Projekt mitwirkt. An der Gesamtschule Ückendorf unterrichten möglichst viele Lehrer des Teams einen Jahrgang, was allen – so berichteten Schüler, Lehrer und didaktische Leiter – den Vorteil bringt, dass alle Lehrer gut zu erreichen sind und die Schülerinnen und Schüler die Lehrer bis zum Abschluss behalten. Dadurch stärkt sich die Lehrer-/ Schülerbeziehung und soll schließlich das Ziel haben, dass Reibereien von Lehrer und Schüler minimiert werden können. Die gegenseitigen Hospitationen von den Fachlehrern, die Lehrerfeten und Ausflüge, sowie die Monatstreffs, bei denen sich alle Vertreter der einzelnen Teams austauschen, um gemeinsam weitere Entwicklungsaufgaben zu lösen und Implementierungen zu ermöglichen, stärken nach Berkemeyer (2008) die Teams und letztlich auch das Projekt. (Vgl. Schulen im Team: Einblicke, S. 33)

An beiden Schulen wird aufgrund der Inklusionsthematik vor der Aufnahme an der Schule seit 2014 der Duisburger Sprachtest durchgeführt, um individuelle Förderung durch den DAZ-Unterricht zu gewährleisten. Dabei werden verschiedene Techniken, wie Lesestrategien, Formulierungshilfen, Begriffserklärungen und Rechtschreibstrategien trainiert. An der Rosa-Parks-Schule werden die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund parallel zum Religionsunterricht gefördert, während dieses Konzept an der GSÜ nicht explizit mit dem Religionsunterricht gekoppelt ist, sondern mit allen Fächern. DAZ als Unterrichtsprinzip in allen Fächern Das setzt voraus, dass ein Minimum an Kenntnissen bei jedem/r Lehrer/in über die häufigsten sprachlichen Fallen und die Bereitschaft, sprachliches Lernen durch geeignete Methoden in jedem Fachunterricht anzuregen und zu fördern. Dafür ist das Teamteaching unabdingbar, da Absprachen im Team getroffen und gemeinsame Unterrichtsvorbereitungen notwendig sind.

Des Weiteren sehen Fachlehrer, Schulleiter, der didaktische Leiter und die Schülerinnen und Schüler der GSÜ das Buddy-Projekt als sinnvolle Möglichkeit, die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Indem sie selbständig Vorschläge machen und Ideen einbringen, werden sowohl Stärken als auch Schwächen gefördert. Ein wichtiger Punkt, der dabei im Vordergrund steht ist die Freiwilligkeit der Schülerinnen und Schüler. Dies geschieht nach dem Leitbild des selbständig lernenden Schülers. (Vgl. Höfer 2009, S. 770) Das Ziel soll es sein, dass die Schülerinnen und Schüler durch Engagement und lebenslanges Lernen in die Lebenswirklichkeit entlassen werden. Nach Höfer &Madelung(2008) sollen somit Schülerinnen und Schülerin der Lage sein, auch außerhalb institutioneller Vorgaben und Abläufe selbständig zu lernen. Bei dem Buddy-Projekt wird dem Schüler ein Zertifikat überreicht, das die Nachhaltigkeit durch Engagement ausdrückt und ihn gleichzeitig zur Teilnahme motivieren soll. Um das Projekt „am Leben“ zu halten und damit dieses letztlich ein „Selbstläufer“ wird, leiten ältere Schüler jüngere an.

Es kann beim Vergleich aus der Theorie und Praxis zwarfestgehalten werden, dass schulische Netzwerke einerseits eine positive Wirkung für die an der Netzwerkarbeit direkt partizipierenden Akteure und damit eine einhergehende positive Leistungsentwicklung der Schülerinnen und Schüler aufweisen und andererseits eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit stärken, jedoch gibt es keinen empirisch gesicherten Wirkungszusammenhang. Dies liegt zum einen an der kleinen Stichprobe, die die Aussagekraft erheblich einschränkt und zum anderen lassen die Aussagen lediglich Einblicke in einzelne Ausschnitte eines Gesamtmodells schulischer Vernetzung zu. Berkemeyer et al. (2011) merkt an, dass Schulen unter bestimmten Bedingungen von einer mit dem Ziel fachbezogener Unterrichtsentwicklung profitieren; welche spezifischen Bedingungen sich besonders förderlich und welche sich hemmend auf die Netzwerkarbeit auswirken, müssen weitere Analysen (auch im Projektkontext) klären. (Vgl. Unterrichtsentwicklung, S. 129 f.)

Das Buddy-Projekt bietet den Schülerinnen und Schülern eine besonders gute Gelegenheit,sich freiwillig an der Verbesserung von schulischer Arbeit zu beteiligen. Allerdings bleibt aufgrund der geringen Resonanz die Frage offen, wie viele Schüler davon tatsächlich einen Nutzen tragen. Am Hospitationstag ist deutlich geworden, dass sich bisher leider nur drei Schüler an einem Fußball-Projekt beteiligten. Des Weiteren darf bei der Durchführung von Projekten der Punkt nicht unterschätzt werden, dass die Projekte an einzelnen Lehrern hängen und somit bei Abgang eines Lehrers Probleme bei der Weiterführung entstehen können.

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Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Schul- und Unterrichtsentwicklung an Gesamtschulen in NRW. Das SALTO-Projekt
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Institut für Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Schul- und Unterrichtsentwicklung an Gesamtschulen
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
6
Katalognummer
V338833
ISBN (eBook)
9783668284722
ISBN (Buch)
9783668284739
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtsentwicklung, Schulen im Team, SALTO-Projekt, Inklusion, Gesamtschule
Arbeit zitieren
Cora Degener (Autor:in), 2016, Schul- und Unterrichtsentwicklung an Gesamtschulen in NRW. Das SALTO-Projekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/338833

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