Homers Epen sind die wohl wichtigsten Quellen im Hinblick auf die griechische Mythologie der archaischen Zeit. Er hat, neben Hesiod, den ‚Götterapparat‘ der Griechen etabliert und festgesetzt. Dieser ist in die beiden Epen – der „Ilias“ und der „Odyssee“ – mit eingearbeitet. Darin werden nicht nur die Beziehungen der Götter untereinander, sondern auch deren Charakteristika und Stellungen aufgezeigt. Dabei ist bemerkenswert, dass das gesamte Spektrum der menschlichen Gefühle auch in den Handlungen der Götter erkennbar ist. Zunächst könnte man annehmen, dass sich Homer, um diese möglichst idealistisch darzustellen, nur der positiven Gefühle und Eigenschaften bedient. Doch auch – und vor allem – das Spektrum der negativen Gefühle wird dabei ausgeschöpft. Im Folgenden sollen die Gefühle der Götter in Homers Epen näher betrachtet werden. Ich habe nur Schlüsselszenen aus der Ilias gewählt, weil darin die Emotionalität der Götter ausführlicher dargestellt wird. Daneben ist der Götterapparat selbst viel umfassender und bietet häufiger Gelegenheit der Untersuchung.
Trotz der umfangreichen Literatur bezüglich der homerischen Epen und der Sozialgeschichte dieser Zeit, ist eine Forschung auf dem Gebiet der Emotionsuntersuchung der Götter nicht vorhanden. Daneben existieren jedoch zahlreiche Analysen der menschlichen Emotionen. Daher ist es meines Erachtens interessant, zu fragen, welchen Stellenwert die Gefühle der Götter in den Epen besitzen und was dies über die antike Gesellschaft aussagt. Die Spannung der Arbeit liegt in der Idee, dass sich die Einstellungen zu den einzelnen Gefühlen gewandelt haben. Sind die – aus heutiger Sicht – negativen Gefühle historisch betrachtet eventuell gar nicht verwerflich? Aus diesem Grund liegt der vorliegenden Arbeit folgende Fragestellung zugrunde: Wie und wieso stellte Homer in der Ilias die Emotionalität der Götter dar? Dabei beziehe ich mich besonders auf die Analyse von David Konstan , in welcher er eben diese Frage aufwirft.
Im Folgenden werde ich zunächst die Funktion der Gefühle der Götter innerhalb der Ilias aufzeigen. Anschließend wird das göttliche Gefühlsrepertoire des Epos betrachtet. Gefühle sind einer moralischen Veränderung unterworfen. Um den Sinngehalt der Gefühle in der Ilias zu klären muss demnach zunächst deren ursprüngliche Bedeutung herausgefiltert werden. Dementsprechend werden Schlüsselszenen selektiert und hinsichtlich der Ergebnisse der Begriffsbestimmungen analysiert. Dabei kann jedoch
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Funktion der Gefühle der Götter im Epos
- Das göttliche Gefühlsrepertoire in der Ilias
- ZORN (χόλος, μῆνις)
- HASS (μῖσος, ἀπέχθεια)
- Liebe (pia)
- MITLEID (EλɛOC)
- Exkurs: Glaubten die Menschen an die beschriebenen Götter?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Darstellung der Emotionalität der Götter in Homers Ilias. Sie zielt darauf ab, die Funktion der Gefühle der Götter in der Handlung des Epos zu beleuchten, sowie das göttliche Gefühlsrepertoire in der Ilias zu analysieren.
- Die Rolle der Götter in der Handlung der Ilias
- Das Spektrum der göttlichen Gefühle und ihre Auswirkungen auf das Geschehen
- Die Interpretation der Emotionen der Götter im historischen Kontext
- Die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Götter in der antiken Gesellschaft
- Die Bedeutung der Emotionen für das Verständnis sozialer Interaktionen in der Antike
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Emotionen der Götter in Homers Ilias ein und stellt die Forschungsfrage nach der Darstellung der Emotionalität der Götter in diesem Epos. Es wird darauf hingewiesen, dass die Analyse auf Schlüsselszenen der Ilias fokussieren wird.
Kapitel 2 widmet sich der Funktion der Gefühle der Götter in der Handlung der Ilias. Es wird argumentiert, dass die Götter eine zentrale Rolle im Geschehen spielen, indem sie den Kriegsverlauf beeinflussen. Außerdem wird auf die anthropomorphe Darstellung der Götter und die Funktion der Emotionen auf der narrativen Ebene eingegangen.
Kapitel 3 analysiert das göttliche Gefühlsrepertoire der Ilias. Es werden verschiedene Gefühle wie Zorn, Hass, Liebe und Mitleid untersucht und im historischen Kontext analysiert.
Der Exkurs befasst sich mit der Frage, ob die Menschen tatsächlich an die beschriebenen Götter glaubten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenfelder der Emotionalität der Götter, der Ilias, der griechischen Mythologie, der antiken Gesellschaft, der Funktion der Emotionen in der Handlung, dem göttlichen Gefühlsrepertoire und der anthropologischen Interpretation von Emotionen.
- Arbeit zitieren
- Manuela Klagge (Autor:in), 2013, Die Emotionalität der Götter. Zorn, Hass, Liebe und Mitleid in Homers "Ilias", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340004