Im Text „die Objektivität sozialwissenschaftlicher Erkenntnis“ von Max Weber finden sich die Grundlagen einer Soziologie, die sich in Selbstverständnis und Methode von anderen Wissenschaften im Allgemeinen und von der Naturwissenschaft im Besondern abgrenzt. In dieser Arbeit soll in einem ersten Schritt anhand der Argumentation Webers ein Einblick in seine Wissenschaftstheorie gegeben werden um dann in einem zweiten Schritt exemplarisch einzelne, entscheidende Bestandteile der Überlegungen kritisch zu beleuchten. Die Erläuterung der Ausführungen und Vorstellungen Webers gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil werden die theoretischen Grundlagen dargestellt, die vor allem auf der Aussage, eine „Wirklichkeitswissenschaft“ betreiben zu wollen, basieren. Hier soll deutlich gemacht werden, welcher Art diese Wirklichkeit ist, und worin sich dadurch das Ziel der Erkenntnis von dem der Naturwissenschaften unterscheidet. Im zweiten Teil wird dann darauf eingegangen, welche Konsequenzen diese theoretischen Grundlagen mit sich bringen. In diesem Zusammenhang sollen die aus den Grundüberlegungen resultierenden Begriffe „kausale Zurechnung“ und „Idealtypus“ und vor allem die sich dahinter verbergenden Konzepte beleuchtet werden.
Anhand der, durch die vorhergehende Betrachtung gewonnenen Erkenntnisse über die Vorstellungen Webers zu einer sozialwissenschaftlichen Wissenschaftstheorie werden in einem letzten Schritt wichtige Bestandteile des Konzeptes kritisch hinterfragt. Das Ziel dieser Arbeit soll somit sein, einen Überblick über die Vorstellungen Max Webers zu der Sonderstellung der Sozialwissenschaften zu geben und Einblicke in Möglichkeiten der Diskussion einzelner entscheidender Punkten dieser Vorstellungen zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- 2.1. KULTURERSCHEINUNGEN UND DEREN EIGENSCHAFTEN
- 2.2. EINE ÖKONOMISCHE GESCHICHTSINTERPRETATION
- 2.3. WIRKLICHKEITSWISSENSCHAFT UND GESETZMÄBIGKEITEN
- 3. PRAKTISCHE KONSEQUENZEN – DIE BEGRIFFLICHKEIT MAX WEBERS
- 3.1. KAUSALE ZURECHNUNG
- 3.2. DER IDEALTYPUS
- 4. EINIGE KRITISCHE AUSFÜHRUNGEN
- 4.1. IDEALTYPUS VERSUS GESETZ
- 4.2. KONSEQUENZEN UND DEREN PROBLEME
- 4.3. PROBLEME DER KAUSALEN ZURECHNUNG
- 5. SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von Andreas Schuster analysiert die Wissenschaftstheorie von Max Weber, insbesondere die Sonderstellung der Sozialwissenschaften. Sie befasst sich mit den theoretischen Grundlagen von Webers Soziologie und untersucht, wie sich diese von anderen Wissenschaften abgrenzen. Die Arbeit beleuchtet auch die praktischen Konsequenzen der theoretischen Überlegungen Webers, wie zum Beispiel die Begriffe "kausale Zurechnung" und "Idealtypus".
- Die Sonderstellung der Sozialwissenschaften im Vergleich zu anderen Wissenschaften, insbesondere den Naturwissenschaften
- Die Rolle von Werturteilen in der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis
- Die Grenzen der Objektivität in der Sozialwissenschaft
- Die Konzepte der "kausalen Zurechnung" und des "Idealtypus" in Webers Wissenschaftstheorie
- Die Bedeutung der Kultur und deren Einfluss auf soziale Prozesse
Zusammenfassung der Kapitel
2. Theoretische Grundlagen
Dieses Kapitel analysiert die theoretischen Grundlagen der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis nach Max Weber. Der Fokus liegt auf der Eigenart der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis und der Rolle von Werturteilen. Weber argumentiert, dass Erkenntnisse im Bereich der Kultur nie allgemeingültig sein können, sondern immer auch auf persönlichen Werturteilen basieren.
2.1. Kulturerscheinungen und deren Eigenschaften
Weber illustriert die Grenzen der sozialwissenschaftlichen Erkenntnis anhand des Beispiels der Sozialpolitik. Er betont, dass die Wissenschaft zwar Zusammenhänge analysieren kann, jedoch nicht die Entscheidung für bestimmte Werte beeinflussen kann. Diese Entscheidungen beruhen auf Axiomen des Glaubens, die keiner wissenschaftlichen Überprüfung unterliegen.
2.2. Eine ökonomische Geschichtsinterpretation
Dieses Kapitel kritisiert die ausschließliche Fokussierung auf ökonomische Faktoren in der Geschichtsinterpretation. Weber argumentiert, dass eine solche Herangehensweise die Komplexität kultureller Erscheinungen nicht ausreichend berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Max Weber, Sozialwissenschaften, Wissenschaftstheorie, Werturteile, Objektivität, Kulturerscheinungen, kausale Zurechnung, Idealtypus, ökonomische Geschichtsinterpretation, Sozialpolitik.
- Quote paper
- Andreas Schuster (Author), 2004, Die Sonderstellung der Sozialwissenschaften bei Max Weber, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/34057