Theoretische Grundlagen der Sportgeschichte


Zusammenfassung, 2016

16 Seiten


Leseprobe


Theoretische Grundlagen der Sportgeschichte

-Erläutere die weite Bedeutung des Begriffes „Sport“.

➔ Sportwissenschaft ist eine sog. Humanwissenschaft. Im Mittelpunkt der Sportwissenschaft steht das Bewegungs- und Sporthandeln der Menschen, das von unterschiedlichen Aspekten und Zusammenhängen geprägt ist und dementsprechend von unterschiedlichen Blickwinkeln interdisziplinär zu betrachten ist.

-Vergleiche und unterscheide die weite und die enge Bedeutung des Begriffes Sport.

Enge Bedeutung:Erscheinungsformen des modernen Sports (Ende des 19. Jh.) und dessen ´Konstruktionsprinzipien´, gebunden an gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung. Ausdruck technischer Zivilisation (Prinzip des Forstschritts/ der Leistungsverbesserung/ des Konkurrenzkampfes). Sportarten und Disziplinen, Organisationsformen in Verbänden/Vereinen, medienwirksam inszenierter Sport basieren auf Prinzipien.

Weite Bedeutung:`Sport´ zu allen Zeiten (nach festen Regeln, verbunden mit in der jeweiligen Zeit bestehenden kulturellen Normen & Werten, zeitabhängig, wandelbar, veränderbar), Körper- und Bewegungskultur (siehe: Der Versuch einer Definition (Edgar Beckers 1995))

-Erläutere die Fachbegriffe diachrone und synchrone historische Betrachtungsweise und gib Beispiele.

➔synchrone Betrachtungsweise:als eine Vorgehensweise, die die Gleichzeitig unterschiedlicher Aspekte in einem abgegrenzten Zeitraum in Beziehung zueinander setzt

→ Querschnittsorientierung, Bsp: Der Zusammenhang von Leistungssportentwicklung und olympischer Geschichte am Beispiel der DDR-Sportförderung

➔diachrone Betrachtungsweise:als entwicklungsgeschichtliche Vorgehensweise, die ein Phänomen in seiner Entwicklung durch die Zeit hinweg verfolgt.

- Längsschnittorientierung, wie und warum verändert sich etwas? , Bsp. Tennismode im Wandel der Zeit

-Vergleiche und unterscheide die beiden sporthistorischen Schemata zur Epocheneinteilung.

➔ 1.) Das Antike- , Mittelalter- , Neuzeit- Schema
- Körperkultur und Sport bei autochthonen, aus sich heraus bestehenden
- Völkern/Gesellschaften (Altsteinzeit/Jungsteinzeit/heutige Beispiele)
- Körperkultur und Sport der frühen Hochkulturen
- Antiker Sport (Griechen, Römer, etwa 1200 v. Chr. bis 500 n. Chr.)
- Mittelalterlicher Sport (500 – 1500)
- Sport in der frühen Neuzeit (1500 bis 1800)
- Sport in der Neuzeit des 19. Jh./20. Jahrhunderts
- Zeitgeschichte des Sports (Sport der heute lebenden Menschen)

(eurozentristische, für uns gewohnte Epocheneinteilung)

➔ 2.) Sozialgeschichtlich orientierte Epocheneinteilungsmuster der
Sportgeschichte
- Körperkultur voragrarischer Gesellschaften der Jäger und Sammler
- Körperkultur und Sport agrarisch geprägter Gesellschaften
- Körperkultur und Sport industriell geprägter Gesellschaften
-Körperkultur und Sport postindustriell geprägter Gesellschaften
(abstrakter, global von allen Sporthistorikern aller Kulturen verwendbar)
-Was ist Sportgeschichte?

➔Sportgeschichte ist ein bedeutungsvoller Zusammenhang zwischen vergangener und gegenwärtiger Körperkultur. Diesen Zusammenhang stellen Menschen erzählend her, um Orientierung für gegenwärtiges und zukünftiges Handeln im Sport zu gewinnen. (siehe Skript)

-Was beinhaltet „historisches Denken“, der Begriff „homo historicus“?

➔Historisches Denkenals lebensweltlich-alltäglicher Prozess menschlicher Identitätsbildung.

Als denkender „Homo Sapiens“ ist derMenschauch eingeschichtliches Wesen, ein„HomoHistoricus“, der sichreflektiert oder unreflektiert seiner Geschichte zu stellen und in ihr zu lebenhat. Der Mensch hat (seine) Geschichte;Geschichtlichkeitist einKennzeichen desMensch-Seins. (siehe Skript)

-Erläutere die vierfache Bedeutung des Begriffes „Geschichte“.

➔1. Der Begriff „Geschichte“ kann für den immer wieder neu von Menschen leistendenProzess historischer Bewusstseinsbildungstehen, der die Verknüpfung von erinnerter Vergangenheit, gegenwärtigem Orientierungsbedürfnis und Zukunftserwartungen umfasst.

2. Der Begriff „Geschichte“ bezeichnet häufig auch dieSumme aller vergangenen menschlichen Handlungen, Begebenheiten und Entwicklungen.

3. Der Begriff „Geschichte“ kanndie konkrete Erzählung, die narrative Struktureines sinnstiftenden Zusammenhangs zwischen Vergangenheit und Gegenwart bezeichnen,

4. aber auch die geschichtswissenschaftliche oder schulischeFachdisziplin.

-Erläutere den Arbeitsgang einer historischen Untersuchung (historische Methode).

➔ Fachwissenschaftliches historisches Denken konstituiert sich durch die „historische Methode“ als die „Gesamtheit der Regeln des historischen Denkens. Sie bestimmen die Verfahren, nach denen die menschliche Vergangenheit als Geschichte vergegenwärtigt wird“ (Rüsen1997, 140).

-Was beinhaltet: quellenkritische Erhebung von Informationen?

Quellenkritik = Erfassung des Quelleninhaltes + Einordnung der gewonnenen Informationen vor dem Hintergrund einer formalen Quellenbeschreibung (siehe Skript)

-Was ist eine Quelle? Welche Quellenarten unterscheidet man?

➔ Alle Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit, die uns Informationen zu einer bestimmten Fragestellung geben, sind für uns Quellen.

Unterscheidung:

-Überrest(Hinterlassenschaft, die in der Vergangenheit nicht zum Zwecke der Überlieferung geschaffen wurde)
-Tradition(Hinterlassenschaft aus der Vergangenheit zum Zwecke der Überlieferung)
-Gegenständliche Quellen(Stadien, Sportgeräte, Tote, alte Samen, Vasenmalerei, Siegel, Münzen, etc.)
-Schriftliche Quellen(Annalen, Autobiographien, Tagebuch, Festschrift, Briefwechsel, Aktenmaterial von Organisationen, Landkarten, Liedertexte)
-Primärquelle(ungefilterte authentische Quelle aus der betreffenden Zeit zur Thematik der Untersuchung)
-Sekundärquelle(gefilterte Quelle aus ´zweiter Hand´)
-Erzählte Erinnerung von Zeitzeugen(methodische Befragung, `Oral History`)
-Was sind die besonderen Leistungen wissenschaftlich verfassten historischen Denkens?

➔ Begründungsobjektivität JA Produktobjektivität NEIN

- Offenlegung der Fragestellungen und der forschungleitenden Interessen,

- Möglichst umfassende Suche und Bearbeitung relevanter Quellenbestände,

- Offenlegung der Normen und Wertvorstellungen, auf deren Grundlage die objektiv aus den Quellen ermittelten Informationen interpretiert werden,

- Das „Mitdenken“ anderer, ergänzender, aber auch konkurrierender Argumentationen, so dass es zu einer Perspektivenerweiterung kommt.

- Wissenschaftlich verfasstes (sport)historisches Denken wird damit auch über unterschiedliche Standpunkte hinwegzu einer Angelegenheit des rationalen Argumentierens,ausgerichtet auf intersubjektive Überprüfbarkeit, Erkenntnisvertiefung und Konsensbildung

- Leistungen für jede menschliche Kommunikation überhaupt

Bewegungskultur des Pharao

-Erläutere das Königsdogma.

➔ Pharao wörtlich übersetzt: „Das große Haus“, Pharao als zentrale Figur ägyptischer Geschichte

Der Pharao als Inkarnation des Himmelsgottes Horus und Sohn des Sonnengottes Re ist Inhaber magisch-göttlicher Kräfte.

Nach dem ägyptischen Schöpfungsmythos haben die Götter die Welt aus dem chaotischen Ursumpf heraus erschaffen, aus dem anfangs nur der Urhügel in Pyramidenform herausragte. Anschließend haben die Götter die Weltordnung dem Pharao als Hüter übergeben. Pharao war der erste Mensch und gleichzeitig Gott.

Aber, die Kräfte des virulenten Chaos bedrohen permanent die göttliche Weltordnung: Nilschwemme, Heuschreckenplagen, äußere Feinde wie die Hyksos oder gefährliche Tiere wie Löwe, Krokodil oder Nilpferd. Nur das persönliche Wirken Pharaos kann die Ordnung aufrechterhalten.

-Erläutere den besonderen Zusammenhang von pharaonischer Bewegungs-/Körperkultur

und dem Königsdogma.

➔ Geschichte ist für die alten Ägypter kein ökonomisch-sozialer-politischer Prozeß, sondern ein kultisches Drama mit Pharao als Hauptdarsteller. Über 3 Jahrtausende hinweg wird Pharao als

unüberwindlicher Weltordner und Kriegsheld dargestellt, der auch durch seine physische Kraft die gefährdete Ordnung sichert. Hieraus erwächst auch die besondere ideologische Bedeutung der

pharaonischen Körperkultur.

-Erläutere den Lauf des Pharao beim Sedfest und seine verschiedenen Bedeutungen.

Lauf des Pharao: Eine Runde mit zwei Wendemarken (Mauern) umrunden (Laufrunde auf Pyramidengelände).

➔Symbolisch: DasKönigreich umrundenund bis ins hohe Alterphysische Präsens zeigen. Der Krönungslauf des Pharao, 30 Jahre nach Amtsantritt während des Sed-Festes als Erneuerungslauf wiederholt: kultisch-magisches, symbolisches und politisches Ereignis.

➔kultisch-religiös motivierte Form der Körperkultur.

-Erläutere die Löwenjagd des Pharao und ihre kultische, politische und sportliche Bedeutung.

➔ Die Großwildjagd als Akt der Wiederherstellung der göttlichen Weltordnung MAAT:

Die MAAT gefährdende Kräfte, verkörpert durch gefährliche Tiere wie Löwen, Nilpferd, Krokodil, werden durch den Pharao bezwungen. Der Pharao galt dadurch als stark und furchtlos. Die Ägypter hatten Ehrfurcht und bejubelten ihren Pharao.

Aber auch:Die Jagd als Einübung des militärischen Ernstfalls für den Pharao.

-Haben die Pharaonen „Sport“ betrieben?

➔ „Sport“ der Pharaonen in der 18. Dynastie (1500-1300 v.Chr.) ?

Entwicklung der pharaonischen „Rekorde“ im Bogenschießen als erster Ansatz eines modern anmutenden Sportgedankens

Forschungskontroverse unter Althistorikern:

Ist der moderne Wettkampfsport wirklich eine Errungenschaft a) erst der heutigen Zeit oder b) bereits der Alten Ägypter oder etwa c) der alten Griechen?

[...]

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Details

Titel
Theoretische Grundlagen der Sportgeschichte
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Fakultät für Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Sportgeschichte
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V340829
ISBN (eBook)
9783668309272
ISBN (Buch)
9783668309289
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sportgeschichte, Sporttheorie, Sport in der Antike, Sport in der DDR
Arbeit zitieren
Erika Wießner (Autor:in), 2016, Theoretische Grundlagen der Sportgeschichte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/340829

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