In der vorliegenden Arbeit wird angestrebt, das Verhältnis zwischen Lernen und pädagogischem Handeln zu bestimmen. Inwieweit das Verständnis des Lernphänomens das erfolgreiche pädagogische Handeln fördert, wird im Rahmen der Arbeit untersucht.
Das Lernen hat einen unmittelbaren Bezug zum Lehren. Folglich wird bestimmtes pädagogisches Vorgehen vorausgesetzt und es sind unterschiedliche Lernerfahrungen auf diesem Gebiet einzubeziehen, damit das Lernen für beide Seiten adäquat und gewinnbringend gestaltet werden kann.
Die Arbeit besteht aus vier Kapiteln. Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Lernen“ aus verschiedenen Perspektiven behandelt. Hierbei wird nach der Definition des Lernens gesucht, die dem pädagogischen Bereich sehr nah liegt und möglichst viele Aspekte des Handelns von Pädagogen und Pädagoginnen umfasst. Auf den geschichtlichen Überblick des Lernens wird im dritten Kapitel eingegangen. Darüber hinaus wird der Einfluss der althergebrachten Vorstellungen über das Lernen auf die Darstellung dieses Phänomens in den unterschiedlichen Lerntheorien eingeschätzt und im vierten Kapitel analysiert. Im letzten Kapitel der Arbeit wird der Schwerpunkt auf das Verhältnis zwischen Lernen und pädagogischer Praxis gelegt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Begriff des Lernens
3 Geschichtliche Perspektive des Lernens
4 Padagogische Lernkonzepte
5 Lernen als Grundlage padagogischen Handelns
6 AbschlieRende Betrachtungen
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Wenn man das Wort „Lernen" hort, entstehen oft Assoziationen, die mit dem Unterricht und der Schule verbunden sind. Dazu kommen naturlich noch die Betroffenen des Lernprozesses wie Ler- nende und Lehrende. 1st es aber auch in der Wirklichkeit so, dass Lernen zum groRten Teil als zent- rales Instrument des padagogischen Umfeldes gilt?
Lernen ist eine vieldimensionale Erscheinung, die interdisziplinar gesehen vielfaltig definiert wer- den kann. AuRerdem wird Lernen durch geschichtliche Ereignisse und gesellschaftliche Entwick- lungen stark gepragt. Daher ist es schwer, Lernen als einen rein padagogischen Grundbegriff zu betrachten.
In der vorliegenden Arbeit wird angestrebt, das Verhaltnis zwischen Lernen und padagogischem Handeln zu bestimmen. In wie weit fordert das Verstandnis des Lernphanomens das erfolgreiche padagogische Handeln, wird im Rahmen der Arbeit festgestellt.
Da Lernen einen unmittelbaren Bezug zum Lehren hat und folglich bestimmtes padagogisches Vorgehen bezweckt, sind unterschiedliche Lernerfahrungen auf diesem Gebiet einzubeziehen, damit das Lernen fur beide Seiten des Lernprozesses adaquat und gewinnbringend gestaltet wer- den konnte.
Die Arbeit besteht aus vier Kapiteln. Im zweiten Kapitel wird der Begriff „Lernen" aus verschiede- nen Perspektiven behandelt. Hierbei wird nach der Definition des Lernens gesucht, die dem padagogischen Bereich sehr nah liegt und moglichst viele Aspekte des Handelns von Padagogen und Padagoginnen umfasst. Auf den geschichtlichen Uberblick des Lernens wird im dritten Kapitel ein- gegangen. Daruber hinaus wird der Einfluss der althergebrachten Vorstellungen uber das Lernen auf die Darstellung dieses Phanomens in den unterschiedlichen Lerntheorien eingeschatzt und im vierten Kapitel analysiert. Im letzten Kapitel der Arbeit wird der Schwerpunkt auf das Verhaltnis zwischen Lernen und padagogischer Praxisgelegt.
2 Der Begriff des Lernens
Der Begriff „Lernen" hat einen interdisziplinaren Charakter und weist die Bezuge zu den anderen Disziplinen wie Neurologie, Psychologie und Philosophie auf (vgl. Meyer-Drawe, 2008, S. 391). Aus diesem Grund ware die Erlauterung dieses Begriffes ausschlieRlich aus der padagogischen Per- spektive unvollstandig.
Nach der Neurowissenschaft ist Lernen „ein materieller (physikalischer, chemischer etc.) Prozess, d.h. es ist mit neuronalen Lerntheorien als sinnloses Geschehen zu erklaren" (Gohlich, Zirfas, 2007, S. 12). In der Lernpsychologie definiert man Lernen in Bezug auf die behavioristische Theorie als „Koppelung zweier Reize oder durch Verstarkung bewirkte Verhaltensanderung" (Gohlich, Zirfas, 2007, S. 13). In der Philosophie versucht man den Sinn des Lernens und seine Folgen fur die Menschheit zu begreifen (vgl. Gohlich, Zirfas, 2007, S. 13).
Unter dem Begriff „Lernen" versteht man „ein kumulativer und fortschreitender Prozess, in dem sich das Verhalten aufgrund von Erfahrungen verandert" (Mischform der behavioristischen und kognitiven Theorien) (Meyer-Drawe, 2008, S. 391). Lernen kann „als biologische Notwendigkeit und als anthropologische Konstante" definiert werden (Meyer-Drawe, 2008, S. 392). Lernen ist ein Phanomen, das „aus innerem Antrieb stattfindet, [...] und auf die Verfassung der (Urn-) Welt an- gewiesen ist, dass in einer als Lernumgebung gestalteten Welt eher moglich wird" (Gohlich, Zirfas, 2007, S. 8).
Lernen umfasst „alle nicht direkt zu beobachtenden Vorgange in einem Organismus, vor allem in seinem zentralen Nervensystem (Gehirn), die durch Erfahrung (aber nicht durch die Reifung o.a.) bedingt sind und eine relativ dauerhafte Veranderung bzw. Erweiterung des Verhaltensrepertoires zur Folge haben" (Treml, Becker 2004, S. 107).
Der Lernprozess bezieht sich auf die Erfahrungen, die fur Lernende eine Wissensquelle darstellen, zu der sie immer wieder greifen konnen. Der Lernprozess verlauft zweiseitig, wobei es sich sowohl urn den Zugriff zu eigenem Wissen, als auch urn die Kooperation mit einer anderen Person han- deln kann. Der Sinn und die Ganzheitlichkeit als Grundhebel des Lernens kommen in unterschiedli- chen Bereichen wie zum Beispiel einem sozialen und kulturellen Bereich zur Erscheinung. Daruber hinaus kennzeichnet sich Lernen dadurch, dass es erfahrungsorientiert, dialogisch, sinnvoll und ganzheitlich aufgebaut wird (vgl. Gohlich, Zirfas, 2007, S. 180).
Bei der Erklarung des Lernens nach Alfred K. Treml und Nicole Becker wird dem „genetischen Ler- nen" das „nichtgenetische Lernen" gegenubergestellt. Die Wissenschaftler legen besonderen Wert auf das „nichtgenetische Lernen", das durch Erfahrung und Gewohnung bewusst erfolgt und den Gegenstand der Padagogik bildet (vgl. Treml, Becker 2004, S. 103).
Im Weiteren sind zwei Formen des Lernens wie „formales" und „nicht-formales" zu differenzieren. „Formales Lernen" findet in einer Bildungseinrichtung statt, wird nach Lernzielen und Lernzeiten strukturiert und fuhrt zu einem Abschluss. „Nicht-formales Lernen" verlauft auRerhalb von Bil- dungseinrichtungen (vgl. Meyer-Drawe, 2008, S. 392).
Lernen als padagogischer Grundbegriff bedeutet „die erfahrungsreflexive, auf den Lernenden sich auswirkende Gewinnung von spezifischem Wissen und Konnen" (Gohlich, Zirfas, 2007, S. 17).
Aus der padagogischen Perspektive unterscheidet man vier Dimensionen des Lernens: Wissen- Lernen, Konnen-Lernen, Leben-Lernen, Lernen-Lernen. Michael Gohlich weist darauf hin, dass die modifizierten Formen dieser Lernvariationen im Mittelpunkt des Lernprozesses stehen. Ein objek- tiver Vorgang, der die Wahrnehmung der sozialen, emotionalen und sprachlichen Erscheinungen voraussetzt wird durch Wissen-Lernen erklart (vgl. Gohlich, Zirfas, 2007, S. 181). Konnen-Lernen wird auf dem Wissen-Lernen aufgebaut und bedeutet die Fahigkeit vorhandenes Wissen praktisch umzusetzen (vgl. Gohlich, Zirfas, 2007, S. 184). Zu den Bestandteilen des Leben-Lernens gehoren: Uberleben-, Lebensbewaltigung-, Biographisches-, Lebenskunst-Lernen (vgl. Gohlich, Zirfas, 2007, S. 187). Lernen-Lernen wird nach Gohlich folgenderweise erklart: „Wer ein bestimmtes Wissen, ein bestimmtes Konnen oder eine bestimmte Lebensweise erlernt, lernt dabei bewusst oder unbe- wusst auch den Modus, die Art und Weise, in der dieses Wissen-Lernen, Konnen-Lernen oder Leben-Lernen geschieht" (Gohlich, Zirfas, 2007, S. 191).
AbschlieRend lasst sich feststellen, dass Lernen als Ergebnis der Erfahrungen bezeichnet werden kann, wobei die Entwicklungsmoglichkeiten der Person durch innere Impulse oder auRere Fakto- ren vorangetrieben werden und zur Anderung des Verhaltens dieser Person fuhren. Im padagogischen Bereich bedeutet Lernen die Beherrschung von etwas, das durch jemand bestimmt wird.
3 Geschichtliche Perspektive des Lernens
Wie hat sich das Lernen aus der historischen Perspektive entwickelt, wird im nachsten Abschnitt der Arbeit dargestellt. In der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Begriff „Lernen" ist es sehr wichtig, daran dekonstruktivistisch heranzugehen, d.h. festzustellen, woraus sich „Lernen" historisch gesehen etabliert und unter welchen Bedingungen es sich ausdifferenziert hat. Dabei lassen sich folgende Epochen unterscheiden: Antike, Mittelalter, Renaissance, Aufklarung, Idealis- mus, Romantik und 20. Jahrhundert. Jede Epoche ist durch die Werke der in dieser Zeit tatigen Philosophen, Wissenschaftler und Didaktikergepragt.
Lernen spiegelt in den altgriechischen poetischen Werken zwei Bedeutungen wie „manthanein" und „didaskein" wieder. Unter dem „manthanein" versteht man „unterschiedlich bewertete Le- bensformen, wie sie durch Gewohnheit gebildet werden" (Meyer-Drawe, 2008, S. 392). Beim „Di- daskein" handelt sich urn den Fertigkeitserwerb. In den beiden Lernbedeutungen wird eine groRe Bedeutung der Begabung beigemessen (vgl. Meyer-Drawe, 2008, S. 392).
Antike ist mit den Namen von Sokrates, Platon und Aristoteles charakterisiert. Nach Sokrates „greift Lernen in Gestalt der Sorge urn das eigene Selbst auf die Ordnung der Seele uber. Es wird bedeutsam, was, wie, und von wem man lernt, da Wissen daruber entscheidet, wie man lebt" (Meyer-Drawe, 2008, S. 393). Das Verstandnis des Lernprozesses „als Umwandlung eines Vor- Wissens zum Anders-Wissen" geht auf Platon und Aristoteles zuruck (Meyer-Drawe, 2008, S. 393).
Platon definiert Lernen diesen Prozess als Wiedererinnern und schlagt zwei Lerntheorien vor, in denen die Gedachtnisleistung unterschiedlich eingeschatzt wird (vgl. Gohlich, Zirfas 2007, S. 60). Platon formuliert das Ziel der philosophisch begrundeten Padagogik, wie folgt: „den Einzelnen durch den Gebrauch seiner Verstandes- und Vernunftkrafte zur vollen Entfaltung bis hin zur Ein- sicht in die ewigen, wahren, unveranderbaren Gegebenheiten der Welt, die Ideen zu fuhren" (Gohlich, Zirfas 2007, S. 62).
Wenn bei Platon das Gedachtnis die Grundlage furs Lernen bildet, stellt Aristoteles die Polis1 in den Mittelpunkt seiner Lerntheorie (vgl. Gohlich, Zirfas 2007, S. 65). Aristoteles definiert drei wichtigste Aspekte der Erziehung: das MaR, das Mogliche und das Passende.
[...]
1 „Die Polis lasst sich als ein gemeinsam handelndes Volk verstehen, das sich in seinen Versammlungen direkt mit den sozialen, rechtlichen und politischen Problemen auseinandersetzen konnte" (Gohlich, Zirfas 2007, S. 65).
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2016, Pädagogische Lernkonzepte. Das Verhältnis zwischen Lernen und pädagogischem Handeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/342559
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