Die folgende Arbeit soll sich, im Untersuchungszeitraum 1871 bis 1914, mit der Kulturpolitik des deutschen Kaiserreichs befassen. Zentral ist dabei die Frage, inwiefern es den Künstlern möglich war sich unabhängig vom Staat zu bewegen und welchen Einfluss der Kaiser tatsächlich auf den künstlerischen Alltag ausüben konnte.
In dieser Arbeit soll namentlich auch die Zeit Wilhelms II. hervorgehoben werden, da in ihr, im Unterschied zu den noch ausgeglicheneren Auffassungen der Zeit bis etwa 1880, nun auch die Frage der staatlichen Einflussnahme auf die Richtung der Kunst und ihr Widerstreit in starken, aus der Gesellschaft kommenden Strömungen zu einem Grundproblem der staatlichen Kunstpflege wird.
Wichtig hierfür ist die Bedeutung politischer Strömungen innerhalb der Kunst, die sich im Inhalt, aber im 19. Jahrhundert auch in der Wahl der Ausdrucksform, also in Stilrichtungen wie dem Realismus oder dem Naturalismus, äußern konnte. Die Kunst konnte zudem, soweit sie sich an das breite Publikum wandte, oppositionelle Haltungen verkörpern und allmählich auch soziale Gesichtspunkte, in der Hervorhebung des Bauern zuerst, später des Arbeiters, ausdrücken.
Daraus ergaben sich für die Kunst des 19. Jahrhunderts gravierende Gegensätze. Auf der einen Seite wurde vom Staat und den führenden Schichten der Gedanke der Repräsentation weiter fortgeführt, auf der anderen wandte sich mit der aufsteigenden Freiheit der Kunst ein Teil der Kunstbewegung einer unabhängigen Gestaltung zu, die an der offiziellen Kunstrichtung Kritik übte.
In einem eigenen Kapitel soll die Auseinandersetzung zwischen der Berliner Sezession und dem Kaiser thematisiert werden, da sich hier sehr deutlich aufzeigen lässt, wie Wilhelm II. seinen politischen Einfluss nutzte um Druck auf Künstler auszuüben und in wie weit es den Künstlern selbst möglich war, sich gegen diesen Einfluss zur Wehr zu setzen.
Ein weiteres wichtiges Feld der Kunstpflege des Staates ist die Sorge für die Erhaltung der in der Vergangenheit entstandenen Kunstdenkmäler. Dieses, erst langsam während des 19. Jahrhunderts aufgewachsene, Feld soll in einem Exkurs spezifisch am Beispiel des Niederwalddenkmals betrachtet werden, um die Bedeutung der Denkmäler im politischen Spiel zu verdeutlichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung:
- Die preußische Kulturpolitik als Ausgangspunkt der Untersuchung:
- Das Niederwalddenkmal. Ein Beispiel der Kunst im Kaiserreich:
- Die Sezession und der Wandel der Stile:
- Fazit:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Kulturpolitik des Deutschen Kaiserreichs im Zeitraum von 1871 bis 1914, wobei der Fokus auf der Frage liegt, inwieweit Künstler sich unabhängig vom Staat bewegen konnten und welchen Einfluss der Kaiser auf den künstlerischen Alltag ausüben konnte. Insbesondere die Zeit Wilhelms II. wird beleuchtet, da sich in dieser Epoche die staatliche Einflussnahme auf die Kunst und der damit verbundene Widerstreit in der Gesellschaft zu einem zentralen Problem der staatlichen Kunstpflege entwickelten.
- Die sich wandelnde Bedeutung von Kunst und die Rolle des Staates als Förderer der Künste im 19. Jahrhundert.
- Die Auseinandersetzung zwischen der Berliner Sezession und Wilhelm II. und die Frage des staatlichen Drucks auf Künstler.
- Die Bedeutung von Kunstdenkmälern in der politischen Landschaft des Kaiserreichs am Beispiel des Niederwalddenkmals.
- Der Wandel der Stile um 1900 und die Auswirkungen der Moderne auf die Kunst und Gesellschaft.
- Die Entstehung von Sezessionen als Reaktion auf den vom Kaiser geprägten Kunstgeschmack.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Kulturpolitik im Deutschen Kaiserreich ein und beleuchtet die Frage des staatlichen Einflusses auf die Kunst. Das zweite Kapitel widmet sich der preußischen Kulturpolitik und analysiert die Rolle des Staates als Förderer der Künste und die neuen Herausforderungen, die sich aus dem Aufkommen von neuen künstlerischen Strömungen ergaben. In diesem Kontext wird das Niederwalddenkmal als Beispiel für die Bedeutung von Kunstdenkmälern im politischen Spiel des Kaiserreichs vorgestellt. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Berliner Sezession und dem Wandel der Stile um 1900. Es beleuchtet die Auseinandersetzung zwischen der Sezession und dem Kaiser, den Einfluss des Kaisers auf den Kunstgeschmack und die Folgen der Modernisierung für die Kunstwelt. Im Fokus stehen dabei die unterschiedlichen künstlerischen Strömungen und die sich daraus ergebenden Konflikte innerhalb der Sezession.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Kulturpolitik, Kunstförderung, Kunstgeschichte, Staat und Gesellschaft, Wilhelm II., Sezession, Moderne, Kunstdenkmäler, Niederwalddenkmal, Impressionismus, Expressionismus, Kunstkritik und Nationalismus.
- Arbeit zitieren
- BA of Arts Annalena Schäfer (Autor:in), 2012, Die Kulturpolitik Wilhelms II. Wie ein Streit um die Kunst zur Staatsangelegenheit wurde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/347061