Strukturierung und Bewertung von Capped Bonus-Zertifikaten

Deutsche finanz- und versicherungswirtschaftliche Studienreihe Nr. 3


Bachelorarbeit, 2016

30 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Bonus-Zertifikate – Die Grundlagen
2.1 Allgemein
2.2 Funktionsweise
2.3 Varianten von Bonus-Zertifikaten

3 Capped Bonus-Zertifikate
3.1 Funktionsweise und Abgrenzung
3.2 Chancen und Risiken aus Anlegersicht
3.3 Konstruktion und Duplikation
3.3.1 Zero Strike Call
3.3.2 Down-and-Out Put
3.3.3 Short Call
3.3.4 Capped Bonus-Zertifikat
3.4 Bewertung
3.4.1 Zero Strike Call
3.4.2 Down-and-Out Put
3.4.3 Short Call
3.4.4 Capped Bonus-Zertifikat
3.5 Empirische Studie

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 2-1: Bonus-Zertifikat

Abb. 3-1: Capped Bonus-Zertifikat (Bonuslevel = Cap)

Abb. 3-2: Capped Bonus-Zertifikat (Bonuslevel < Cap)

Abb. 3-3: Zero Strike Call

Abb. 3–4: Down-and-Out Put vs. Long Plain Vanilla Put

Abb. 3–5: Short Call

Abb. 3-6: Duplikation (Bonuslevel = Cap)

Abb. 3-7: Duplikation (Bonuslevel < Cap)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 3-1: Konditionen der Untersuchungsobjekte

Tabelle 3-2: Optionsparameter

Tabelle 3-3: Untersuchungsergebnisse

1 Einleitung

Die Suche nach positiven Renditen gestaltet sich für Anleger mehr und mehr als Herausforderung. Im Juli dieses Jahres hat die Bundesrepublik Deutschland erstmals eine zehnjährige Bundesanleihe mit einem Zinskupon von 0,00% versteigert. Die jährliche Bruttorendite des Papiers beträgt -0,09% bei einem Kurs von 100,89%.[1] Anleger, die in solch einem Niedrigzinsumfeld dennoch positive Renditen erzielen möchten, sind unweigerlich gezwungen ihre Risikobereitschaft zu steigern. Doch auch am Aktienmarkt ist die Situation momentan angespannt. Zuletzt sorgte das britische Referendum über den Ausstieg aus der EU für Panik an den Börsen. Europäische Aktienindizes brachen im Tagesverlauf zeitweise um mehr als zehn Prozent ein. Trotz solch starker Kursausschläge kennzeichnen sich die Märkte derzeit aber vor allem durch Seitwärtsbewegungen bei vergleichsweise hoher Volatilität.[2]

Eine Alternative zu Direktinvestments im Renten- oder Aktienmarkt stellen neben Fondslösungen vor allem strukturierte Produkte dar. Die Vielzahl und Flexibilität dieser Produkte erlaubt es Anlegern unterschiedliche Strategien zu verfolgen und schnell auf Marktveränderungen zu reagieren. Der Handel mit strukturierten Produkten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Deutsche Anleger konnten im Juni 2016 unter mehr als 1,2 Mio. verschiedenen Produkten auswählen, fast doppelt so viel wie fünf Jahre zuvor.[3] Der zweitgrößte Handelsplatz Deutschlands, die Börse Stuttgart, erzielte im Jahr 2015 einen Gesamtumsatz von ca. 94,2 Mrd. Euro. Hiervon entfiel ein Großteil, nämlich rund 47 %, auf strukturierte Produkte.[4]

Ziel dieser Arbeit ist es, strukturierte Produkte und im speziellen Capped Bonus-Zertifikate hinsichtlich ihrer Funktionsweise, ihres Aufbaus und ihrer Preisbildung zu analysieren. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf der Strukturierung und Bewertung dieser Produkte.

Die vorliegende Bachelorarbeit ist in vier Kapitel unterteilt. Im Anschluss an diese Einleitung wird im zweiten Kapitel zunächst die grundlegende Funktionsweise von Bonus-Zertifikaten dargestellt. Hierbei wird zudem ein Überblick über die wesentlichen Varianten von Bonus-Zertifikaten gegeben. Das dritte Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit Capped Bonus-Zertifikaten. Die Funktionsweise der Zertifikate wird zunächst erläutert und von der klassischen Variante abgegrenzt. Im Anschluss werden Capped Bonus-Zertifikate sowie ihre einzelnen Bestandteile detailliert analysiert und bewertet. Der letzte Teil umfasst eine empirische Studie, in der einige Capped Bonus-Zertifikate exemplarisch bewertet werden. Im vierten Kapitel werden die Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Arbeit abschließend zusammengefasst.

2 Bonus-Zertifikate – Die Grundlagen

2.1 Allgemein

Bei strukturierten Produkten handelt es sich rechtlich um Inhaberschuld­verschreibungen der emittierenden Bank. Von Zertifikaten ist die Rede, wenn die Rückzahlung dieser Schuldverschreibung vom Kurs des zugrunde liegenden Basiswertes abhängig ist.[5] Das Produkt setzt sich dabei immer aus einer Basisanlage (beispielsweise einer Aktie) und mindestens einer derivativen Komponente zusammen.[6] Das Zertifikat verbrieft letztlich die Kombination dieser einzelnen Finanzinstrumente als eigenständiges Wertpapier. Der Deutsche Derivate Verband e.V. unterscheidet bei strukturierten Produkten[7] grund­sätzlich zwischen Hebel- und Anlageprodukten.[8] In der Kategorie der Anlageprodukte wird wiederum zwischen Produkten mit und ohne Kapitalschutz differenziert.

Hebelprodukte kennzeichnen sich vor allem durch ihren spekulativen Charakter. Der enthaltene Hebel ermöglicht es Anlegern schon mit vergleichsweise geringem Kapital­einsatz überproportional an der Wertentwicklung des Basiswertes zu partizipieren.[9] Da der Hebel sowohl bei Kursteigerungen als auch bei Kursverlusten wirkt, steht diesem Vorteil allerdings auch das erhöhte Risiko eines Totalverlustes gegenüber.

Anlageprodukte sind im Vergleich zu Hebelprodukten eher defensiver Natur. Sie können generell nicht mehr an Wert verlieren als der ihnen zugrunde liegende Basiswert.[10] Fällt dieser Wert jedoch auf null, droht auch bei Anlageprodukten ein Totalverlust. Per Definition sind Bonus-Zertifikate den Anlageprodukten ohne Kapitalschutz zuzuordnen.[11] Praktisch verfügt das Zertifikat allerdings über eine partielle Schutzkomponente, die den Anleger vor Verlusten innerhalb eines definierten Kurskorridors schützt.[12]

2.2 Funktionsweise

Bonus-Zertifikate weisen bei Emission immer eine festgelegte Laufzeit auf. Als Basiswerte dienen neben Aktien, Indizes und Subindizes auch Devisen, Rohstoffe und Zinsen.[13]

Das Zertifikat kennzeichnet sich im Wesentlichen durch zwei Kursschwellen: Die Barriere (oftmals auch als Safety- oder Protect-Level bezeichnet) und das Bonuslevel (auch Bonusniveau genannt).[14] Die Barriere bildet die partielle Absicherungs­komponente des Zertifikates und schützt den Anleger vor gewissen Kursverlusten. Das Bonuslevel definiert den möglichen Bonusbetrag, den der Anleger am Ende der Laufzeit erhalten kann. Die Barriere liegt bei Emission immer unterhalb des aktuellen Basiswertkurses, das Bonuslevel darüber. Der Kursbereich zwischen Barriere und Bonuslevel wird als Bonuszone bezeichnet.[15]

Das Bonus-Zertifikat charakterisiert sich maßgeblich durch die bedingte Zahlung des Bonusbetrages am Ende der Laufzeit. Diese Zahlung erfolgt, wenn der Kurs des Basiswertes die Barriere während der Laufzeit nie berührt oder unterschritten hat und am Bewertungszeitpunkt innerhalb der Bonuszone notiert. Wurde die Barriere jedoch verletzt oder notiert der Basiswert bei Fälligkeit oberhalb des Bonuslevels, entfällt die Bonuszahlung. Das Zertifikat wandelt sich dann in ein 1:1-Partizipationszertifikat um.[16] Die Rückzahlung entspricht in diesem Fall dem aktuellen Kurs des Basiswertes.

Hinsichtlich der Rückzahlung am Fälligkeitstag ergeben sich folgende drei Szenarien:[17]

(I) Der Kurs des Basiswertes notiert am Bewertungstag oberhalb des Bonuslevels. Die Barriere ist intakt oder verletzt. Die Rückzahlung entspricht dem aktuellen Kurs des Basiswertes.
(II) Der Kurs des Basiswertes notiert am Bewertungstag innerhalb der Bonuszone. Die Barriere wurde während der gesamten Laufzeit nie berührt oder unterschritten. Der Anleger erhält eine Rückzahlung in Höhe des Bonusbetrages.
(III) Die Barriere wurde während der gesamten Laufzeit mindestens einmal berührt oder unterschritten. Die Rückzahlung bestimmt sich durch den Kurs des Basiswertes zum Bewertungszeitpunkt. Liegt dieser über dem Einstandspreis des Zertifikates, kann der Anleger einen Gewinn verzeichnen. Liegt er darunter, hat er einen Verlust zu verbuchen.

In Abbildung 2-1 werden die unterschiedlichen Rückzahlungsszenarien in Abhängigkeit des Basiswertkurses bei Fälligkeit graphisch dargestellt:[18]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2-1: Bonus-Zertifikat

Bonus-Zertifikate eignen sich vor allem für Anleger, die steigende Kurse des Basiswertes erwarten, fallende Kurse aber nicht ausschließen können.[19] Während ein Direktinvestment in den Basiswert nur bei Kurssteigerungen eine positive Rendite verspricht[20], können mit Bonus-Zertifikaten auch in seitwärts tendierenden oder leicht fallenden Marktphasen attraktive Erträge erwirtschaftet werden. Wurde die Barriere nie verletzt und notiert der Kurs des Basiswertes bei Fälligkeit innerhalb der Bonuszone, ist der Anleger in jedem Fall besser gestellt als der Inhaber des Basiswertes. Bei Kursen unter- oder oberhalb der beiden Kursschwellen weist das Zertifikat dieselbe Performance auf wie der ihm zugrunde liegende Basiswert. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Inhaber des Zertifikates auf jegliche Ausschüttungen des Basiswertes (sofern vorhanden) verzichten.[21] Liegt der Kurs zum Bewertungszeitpunkt also außerhalb der Bonuszone und bildet eine dividendenzahlende Aktie den Basiswert des Zertifikates, übersteigt die Performance des Basiswertes die des Zertifikates um den Wert der Dividende. Bonus-Zertifikate können ihre Stärken demnach vor allem im Kurskorridor zwischen Barriere und Bonuslevel ausspielen.

2.3 Varianten von Bonus-Zertifikaten

Neben der klassischen Variante des Bonus-Zertifikates gibt es zahlreiche weitere.[22] Die in der Praxis geläufigsten werden im Folgenden kurz erläutert. Hierbei ist zu beachten, dass sich die Bezeichnung identischer Produkte von Emittent zu Emittent unterscheiden kann.

(I) Wie der Name schon erkennen lässt, setzen Reverse Bonus-Zertifikate auf Kursbewegungen des zugrunde liegenden Basiswertes in entgegengesetzter Richtung.[23] Anleger profitieren hierbei also von fallenden Kursen des Basiswertes. Analog zur klassischen Form ist das Zertifikat mit einer Barriere und einem Bonuslevel ausgestattet. Aufgrund der spiegelverkehrten Funktion der Bonuskomponenten liegt die Barriere bei Emission über dem Kurs des Basiswertes, das Bonuslevel darunter. Reverse Bonus-Zertifikate weisen zumindest in der Theorie einen entscheidenden Nachteil gegenüber herkömmlichen Bonus-Zertifikaten auf: Während die Rendite klassischer Produkte bis ins Unendliche steigen kann, ist die Reverse-Variante mit einer natürlichen Obergrenze ausgestattet.[24] Da der Kurs des Basiswertes maximal auf null fallen kann, liegt die größtmögliche Rendite somit bei einhundert Prozent. Ein Totalverlust droht hingegen, wenn sich der Kurs des Basiswertes verdoppelt.

(II) Multi Bonus-Zertifikaten (auch Basket Bonus-Zertifikat) liegt im Gegensatz zur klassischen Variante nicht nur ein Basiswert zugrunde, sondern ein ganzer Korb (engl. basket) von Einzelwerten.[25] Für die Wertentwicklung des Zertifikates ist die Wertentwicklung jedes einzelnen sich im Korb befindlichen Basiswertes in gleichem Maße relevant. Der Bonusmechanismus dieser Produkte folgt in der Regel dem „Worst-of-Prinzip“.[26] Berührt oder durchbricht der Kurs eines Basiswertes die Barriere, verfällt diese und somit auch die Chance auf eine Bonuszahlung. In diesem Fall erhält der Anleger den Kurs des Basiswertes, der im Vergleich zu allen anderen Basiswerten die schlechteste (engl. worst) Performance aufweist.[27] Wurde die Barriere während der Laufzeit nicht verletzt, erfolgt wie bei der klassischen Variante eine Rückzahlung in Höhe des Bonusbetrages.
(III) Bonus-Pro Zertifikate unterscheiden sich von der klassischen Variante lediglich durch den Observationszeitraum, in dem die Barriere betrachtet wird. Während bei der klassischen Variante eine Verletzung der Barriere zu jedem Zeitpunkt[28] der Laufzeit zum Verfall der Bonuskomponenten führt, wird die Barriere bei Bonus-Pro Zertifikaten nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums oder zu einem festen Zeitpunkt betrachtet. Eine Barriereverletzung außerhalb dieses Betrachtungszeitraums hat daher keinerlei Einfluss auf die Bonuszahlung oder die Absicherungskomponente des Zertifikates.

Sowohl die klassische Variante als auch die eben vorgestellten werden von den meisten Emittenten zudem in den Varianten „Quanto“ und „Cap“ angeboten. Bei Bonus-Zertifikaten mit dem Zusatz „Quanto“ handelt es sich um währungsgesicherte Zertifikate.[29] Anleger haben hierdurch die Möglichkeit auch auf Basiswerte zu setzen, deren Währung nicht mit der inländischen übereinstimmt, ohne dabei dem Wechselkursrisiko ausgesetzt zu sein. Für die Übernahme dieses Risikos verlangt der Emittent meist eine geringe Prämie.

Bei Bonus-Zertifikaten mit Cap (dt. Obergrenze) verzichtet der Anleger auf eine volle Partizipation an der Kursentwicklung des Basiswertes oberhalb des Bonuslevels.[30] Die durch den Cap begrenzte Rückzahlung stellt somit den maximalen Ertrag des Anlegers dar. Als Kompensation für diesen Verzicht sind Capped Bonus-Zertifikate mit attraktiveren Bonusmechanismen ausgestattet.

3 Capped Bonus-Zertifikate

3.1 Funktionsweise und Abgrenzung

Analog zu Bonus-Zertifikaten verbriefen auch Capped Bonus-Zertifikate den Anspruch auf Zahlung des Bonusbetrages bei Fälligkeit, sofern der Kurs des Basiswertes die Barriere während der Laufzeit nie berührt oder unterschritten hat.[31] Neben den bereits bekannten Kursschwellen (Barriere und Bonuslevel) sind Capped Bonus-Zertifikate mit einer weiteren ausgestattet, dem Cap. Dieser gibt an, welche maximale Rückzahlung der Anleger bei Fälligkeit des Zertifikates erwarten kann. Während bei klassischen Bonus-Zertifikaten die Möglichkeit besteht, an jeglichen Kurssteigerungen des Basiswertes oberhalb des Bonuslevels zu partizipieren, ist der Ertrag des Capped Bonus-Zertifikates durch den Cap begrenzt.[32] Die Maximalrendite des Zertifikates ist somit schon bei Emission bzw. Kauf bekannt. Bei den meisten am Markt gehandelten Capped Bonus-Zertifikaten entspricht das Niveau des Bonuslevels dem des Caps und damit dem maximalen Rückzahlungsbetrag.[33] Der Cap kann allerdings auch oberhalb des Bonuslevels liegen.

Wurde die Barriere während der Laufzeit verletzt oder notiert der Kurs des Basiswertes bei Fälligkeit über dem Bonuslevel, wandelt sich das Capped Bonus-Zertifikat in ein 1:1-Partizipationszertifikat um.[34] Die Rückzahlung entspricht dann dem aktuellen Kurs des Basiswertes. Doch auch in diesem Fall stellt der Cap den maximalen Auszahlungs­betrag dar.

Folgende Rückzahlungsszenarien ergeben sich für ein Capped Bonus-Zertifikat bei Fälligkeit:[35]

(I) Der Basiswert notiert am Bewertungstag innerhalb der Bonuszone. Die Barriere wurde während der gesamten Laufzeit nie verletzt oder unterschritten. Die Rückzahlung entspricht dem Bonusbetrag.
(II) Der Basiswert notiert am Bewertungstag oberhalb des Bonuslevels. Die Barriere ist intakt oder verletzt. Die Rückzahlung entspricht dem derzeitigen Kurs des Basiswertes, maximal jedoch dem Cap.
(III) Die Barriere wurde während der gesamten Laufzeit mindestens einmal berührt oder unterschritten. Die bedingte Zahlung des Bonusbetrages verfällt. Die Rückzahlung entspricht dem derzeitigen Kurs des Basiswertes, maximal jedoch dem Cap.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3-1: Capped Bonus-Zertifikat (Bonuslevel = Cap)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3-2: Capped Bonus-Zertifikat (Bonuslevel < Cap)

Diese Rückzahlungsszenarien sind in Abbildung 3-1 für einen Cap auf Höhe des Bonus­levels und in Abbildung 3-2 für einen höher liegenden Cap graphisch dargestellt.[36]

Wie bei klassischen Bonus-Zertifikaten erwarten Anleger auch hier steigende Kurse des Basiswertes, können fallende Kurse aber nicht ausschließen. Die begrenzte Teilnahme an Kursgewinnen oberhalb des Bonuslevels, die den Anleger grundsätzlich schlechter stellt als bei klassischen Bonus-Zertifikaten, wird durch eine entsprechend attraktivere Ausgestaltung der Bonuskomponenten und/oder einen niedrigeren Erwerbspreis ausgeglichen.[37] Ein höher liegendes Bonuslevel steigert hierbei den möglichen Rückzahlungsbetrag und damit die Seitwärtsrendite des Zertifikates. Defensiver ausgelegte Produkte sind mit einer niedrigeren Barriere ausgestattet und bieten dem Anleger einen größeren Schutz vor Kursverlusten.

3.2 Chancen und Risiken aus Anlegersicht

Der wohl größte Vorteil von Capped Bonus-Zertifikaten liegt darin, dass im Gegensatz zu einem Direktinvestment in den Basiswert auch bei seitwärts tendierenden oder moderat fallenden Kursen positive Renditen erwirtschaftet werden können. Neben einer attraktiven Bonusrendite bietet das Zertifikat dem Anleger eine zusätzliche Absicherung gegen fallende Kurse. Dieser Risikopuffer kann je nach Basiswert und Ausgestaltung des Zertifikates schon bei Emission mehr als 45% betragen.[38] Durch die variable Ausgestaltung der Bonus- und Barrierekomponenten haben Anleger so die Möglichkeit, unterschiedliche Risikoprofile zu wählen.[39] Aufgrund der eingeschränkten Partizipationsmöglichkeiten an der Wertentwicklung des Basiswertes fallen die Bonuskomponenten zudem attraktiver aus als bei herkömmlichen Bonus-Zertifikaten. Wie alle strukturierten Produkte ermöglichen es auch Capped Bonus-Zertifikate in Basiswerte zu investieren, die an der Börse sonst nur schwer oder überhaupt nicht handelbar sind.[40]

Diesen Vorteilen stehen allerdings auch einige Nachteile gegenüber. In erster Linie ist hierbei der durch den Cap bedingte Renditeverzicht des Anlegers zu erwähnen. Übersteigt die Performance des Basiswertes nämlich den Wert des Caps, ist der Inhaber des Zertifikates schlechter gestellt als der Besitzer des Basiswertes. Hinzu kommt ebenfalls der Dividendennachteil. Während der Direktinvestor die Dividenden­ausschüttungen des Basiswertes erhält, bleiben diese dem Inhaber des Zertifikates versagt.

Neben diesen produktspezifischen Risiken haben Anleger zudem das Marktpreis- und Emittentenrisiko zu tragen.[41] Kann die emittierende Bank ihren Zahlungs­verpflichtungen also nicht mehr nachkommen, besteht grundsätzlich das Risiko eines Totalverlustes. Ein Totalverlust tritt ebenfalls ein, wenn der Kurs des Basiswertes auf null fällt. Handelt es sich um ein Produkt, das nicht mit einer Quanto-Komponente ausgestattet ist und dessen Basiswert in einer ausländischen Währung notiert, ist zudem das Wechselkursrisiko zu berücksichtigen.

Beim Erwerb eines Capped Bonus-Zertifikates ist außerdem zu beachten, dass der Kaufpreis nicht zwingend dem des zugrunde liegenden Basiswertes entsprechen muss. Während der Preis des Zertifikates bei Emission näherungsweise mit dem des Basiswertes übereinstimmt, werden Zertifikate im Sekundärmarkt oftmals mit einem Aufschlag gehandelt.[42] Dieses Aufgeld muss in der Regel dann bezahlt werden, wenn der Basiswert nah am Bonuslevel notiert und das Risiko einer Barriereverletzung somit relativ gering ist. Umgekehrt werden Produkte, deren Basiswert nahe an der Barriere notiert, oftmals mit einem Abschlag gehandelt.[43]

3.3 Konstruktion und Duplikation

Um die im Zertifikat enthaltenen Mechanismen wie Bonuslevel oder Barriere finanzieren zu können, arbeiten Banken mit derivativen Finanzinstrumenten.[44] Werden die einzelnen Instrumente miteinander kombiniert, erhält man ein sogenanntes Duplikationsportfolio (auch Hedgeportfolio). Es handelt sich hierbei um ein synthetisch erzeugtes Portfolio, das dieselbe Auszahlungsstruktur generiert wie das zu duplizierende Wertpapier. Das Duplikationsprinzip besagt folglich, dass zwei Zahlungsströme, deren Wert in der Zukunft identisch ist, auch heute denselben Wert aufweisen.[45]

Zur Duplikation von Capped Bonus-Zertifikaten werden verschiedene Optionen miteinander kombiniert. Bei einer Option erwirbt der Käufer gegen Zahlung einer Prämie das Recht, nicht aber die Pflicht, einen Basiswert zu einem zuvor festgelegten Preis (dem Basispreis) zu kaufen oder zu verkaufen.[46] Bei einem Call handelt es sich um eine Kaufoption, bei einem Put um eine Verkaufsoption. Zudem wird zwischen europäischen und amerikanischen Optionen unterschieden. Bei europäischen Optionen kann das Kauf- bzw. Verkaufsrecht nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden, bei amerikanischen zu jedem Zeitpunkt der Laufzeit. Wie bereits erläutert, verbriefen Capped Bonus-Zertifikate das Recht auf eine Rückzahlung am Laufzeitende. Bei der Konstruktion von Capped Bonus-Zertifikaten werden demnach ausschließlich Optionen des europäischen Typs verwendet.[47] Das Zertifikat besteht konkret aus einem Zero Strike Call, einem Down-and-Out Put und einem Short Call.[48]

3.3.1 Zero Strike Call

Die Partizipation am Kursverlauf des Basiswertes wird durch den Kauf (Long-Position) eines Zero Strike Calls gewährleistet.[49] Hierbei handelt es sich um eine europäische Plain Vanilla[50] Call Option, deren Basispreis (engl. Strike Price) null beträgt. Die Option liegt demnach tief im Geld.[51] Der Unterscheid zum Basiswert selbst besteht in der Berücksichtigung des Dividendenanspruchs. Der Wert des Zero Strike Calls entspricht dem des Basiswertes vermindert um den Barwert der während der Laufzeit erwarteten Dividenden.[52] Ein Zero Strike Call, dem eine Aktie als Basiswert zugrunde liegt, entspricht also im Prinzip einer Aktie ohne Dividendenanspruch und ohne Stimmrecht. Aufgrund dieses Dividendenabschlags ist der Zero Strike Call auch immer günstiger als der Basiswert selbst. Der Abschlag zum Kurs des Basiswertes vergrößert sich hierbei mit steigenden Dividendenerwartungen und zunehmender Laufzeit. Denn mit zunehmender Laufzeit steigt auch die Zahl der Dividendentermine und damit die Höhe der potenziellen Dividendenausschüttungen.[53] Zur Konstruktion von Capped Bonus-Zertifikaten sind Basiswerte, die hohe Dividendenrenditen aufweisen, daher besonders geeignet. Denn je höher die Dividende, desto günstiger der Zero Strike Call. Die Ausschüttungen des Basiswertes werden vom Emittenten zur Finanzierung der Bonuskomponenten genutzt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3-3: Zero Strike Call

Wie in Abbildung 3-3 zu erkennen ist, nimmt der Wert des Zero Strike Calls mit steigendem Kurs des Basiswertes zu. Der dargestellte Kursverlauf weist eine Steigung von ungefähr Eins auf, was ebenfalls einem Delta[54] von fast genau Eins entspricht.[55] Steigt der Kurs des Basiswertes also um eine Einheit, steigt auch der Wert des Zero Strike Calls um nahezu denselben Betrag.

[...]


[1] vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.), Kurse/Renditen börsennotierter Bundeswertpapiere vom 19.08.16, www.bundesbank.de, 20.08.2016

[2] vgl. Börse Stuttgart GmbH (Hrsg.), Fünf-Jahres-Chart VDAX-New, www.boerse-stuttgart.de, 26.08.2016

[3] vgl. Deutscher Derivate Verband e.V. (Hrsg.), Börsenumsätze von strukturierten Wertpapieren, www.derivateverband.de, 22.08.2016

[4] vgl. Börse Stuttgart GmbH (Hrsg.), Jahresbericht 2015, www.boerse-stuttgart.de, 22.08.2016

[5] vgl. Beißer, J. (2011), Zertifikate, in: Das Wirtschaftsstudium (1/2011), S. 75

[6] vgl. Rieger, M.O. (2009), Optionen, Derivate und strukturierte Produkte, S. 20

[7] Der Deutsche Derivate Verband e.V. bezeichnet strukturierte Produkte auch als derivative Wertpapiere. Definition und Terminologie sind hierbei uneinheitlich.

[8] vgl. Deutscher Derivate Verband e.V. (Hrsg.), Produktklassifizierung, www.derivateverband.de, 22.08.2016

[9] vgl. Rieger, M.O. (2009), Optionen, Derivate und strukturierte Produkte, S. 175

[10] vgl. Doll, G.F. (2009), Aktien-Zertifikate, S. 19

[11] vgl. Deutscher Derivate Verband e.V. (Hrsg.), Produktklassifizierung, www.derivateverband.de, 22.08.2016

[12] vgl. Schmitz, A. (2016), Zertifikate, in: Börsen-Zeitung (02.06.2016), Nr.51, S. 60

[13] vgl. Bank Vontobel Europe AG (Hrsg.) (2014), Bonus-Zertifikate, S. 6

[14] vgl. im Folgenden Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 9

[15] vgl. Doll, G.F. (2009), Aktien Zertifikate, S. 55

[16] vgl. ebenda, S. 55

[17] vgl. im Folgenden Bank Vontobel Europe AG (Hrsg.) (2014), Bonus-Zertifikate, S. 14 f.

[18] vgl. Doll, G.F. (2009), Aktien-Zertifikate, S. 56

[19] vgl. Rieger, M.O. (2009), Optionen, Derivate und strukturierte Produkte, S. 188

[20] Leerverkäufe (Short-Selling) seien hierbei nicht berücksichtigt.

[21] vgl. Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 16

[22] Eine Übersicht aller angebotenen Produkte ist dem Internetauftritt der jeweiligen Emittenten zu entnehmen. Vgl. hierzu auch Doll, G.F. (2009), Aktien-Zertifikate.

[23] vgl. Commerzbank AG (Hrsg.) (2016), Bonus-Zertifikate, S. 14

[24] vgl. im Folgenden Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 65

[25] vgl. HSBC Trinkhaus & Burkhardt AG (Hrsg.) (2012), Zertifikate und Optionsscheine, S. 194

[26] vgl. Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 66

[27] vgl. HSBC Trinkhaus & Burkhardt AG (Hrsg.) (2012), Zertifikate und Optionsscheine, S. 194

[28] Das gängigste Verfahren bei der Observation der Barriere ist das „Daily-Close“-Verfahren. Hierbei überprüft der Emittent anhand der täglichen Börsenschlusskurse ob die Barriere verletzt wurde.

[29] vgl. Doll, G.F. (2009), Aktien-Zertifikate, S. 279

[30] vgl. Brechmann, A. u.a. (2008), Erfolgsweg Zertifikate, S. 114

[31] vgl. ebenda, S. 114

[32] vgl. ebenda, S. 114

[33] vgl. Doll, G.F. (2009), Aktien-Zertifikate, S. 63

[34] vgl. ebenda, S. 65

[35] vgl. im Folgenden Commerzbank AG (Hrsg.) (2016), Bonus-Zertifikate, S. 11

[36] vgl. Bank Vontobel Europe AG (Hrsg.) (2014), Bonus-Zertifikate, S. 16

[37] vgl. im Folgenden Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 63

und BNP Paribas S.A. (Hrsg.) (2015), Handbuch für Anleger, S. 84

[38] vgl. Commerzbank AG (Hrsg.), Endgültige Bedingungen – Capped Bonus-Zertifikate, www.zertifikate.commerzbank.de, 24.08.2016

[39] vgl. Commerzbank AG (Hrsg.) (2016), Bonus-Zertifikate, S. 22

[40] vgl. Brechmann, A. u.a. (2008), Erfolgsweg Zertifikate, S. 118

[41] vgl. ebenda, S. 118

[42] vgl. im Folgenden Bank Vontobel Europe AG (Hrsg.) (2014), Bonus-Zertifikate, S. 22

[43] vgl. Commerzbank AG (Hrsg.) (2016), Bonus-Zertifikate, S. 18

[44] vgl. Beißer, J. (2011), Zertifikate, in: Das Wirtschaftsstudium (1/2011), S. 78 f.

[45] vgl. Pfeifer, A. (2009), Praktische Finanzmathematik, S. 301

[46] vgl. im Folgenden Irle, A. (2012), Finanzmathematik, S. 10

[47] vgl. Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 13

[48] vgl. Brechmann, A. u.a. (2008), Erfolgsweg Zertifikate, S. 117

[49] vgl. ebenda, S. 117 f.

[50] Standard Optionen werden auch als Plain Vanilla Optionen bezeichnet.

[51] vgl. Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 55

[52] vgl. Bank Vontobel Europe AG (Hrsg.) (2014), Bonus-Zertifikate, S. 20

[53] vgl. Goldman Sachs International (Hrsg.) (2007), Bonus-Kompass, S. 42

[54] Das Delta ist eine Sensitivitätskennzahl und gibt an, inwiefern sich eine Preisänderung des Basiswertes auf den Wert der Option auswirkt.

[55] vgl. ebenda, S. 55

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Details

Titel
Strukturierung und Bewertung von Capped Bonus-Zertifikaten
Untertitel
Deutsche finanz- und versicherungswirtschaftliche Studienreihe Nr. 3
Hochschule
Hochschule RheinMain  (Wiesbaden Business School / Business Administration)
Note
1,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
30
Katalognummer
V350501
ISBN (eBook)
9783668364677
ISBN (Buch)
9783668364684
Dateigröße
1186 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zertifikate, Finanzen, Bachelor, Bonus-Zertifikat, Strukturierte Produkte, Investment Banking
Arbeit zitieren
Kevin Kober (Autor:in), 2016, Strukturierung und Bewertung von Capped Bonus-Zertifikaten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/350501

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