Ursachen der Hyperinflation 1923


Seminararbeit, 2004

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zum Phänomen der Inflation
2.1 Begriff der Inflation
2.2 Ursachen von Preisniveausteigerungen

3 Ursachenkomplex der Inflation in Deutschland 1914 – 1923
3.1 Vorbemerkungen
3.2 Faktoren der Inflationsentwicklung 1914 bis 1918
3.3 Hintergründe der Nachkriegsinflation 1918 bis 1923

4 Zusammenfassung und Gewichtung der Faktoren

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die deutsche Nachkriegsinflation und deren Ursachen, bei der es sich um die stärkste Geldentwertung handelt, die jemals in einer fortgeschritten industrialisierten Volkswirtschaft stattfand.[1]

Die Inflation entwickelte sich in mehreren Stufen von einer langsamen bis hin zu einer drastischen Geldentwertung, die dazu führte, dass die deutsche Währung ihre eigentliche Funktion als Tauschmittel verlor.

Die deutsche Hyperinflation lässt sich weder in ihren Ursachen erkennen, noch in ihren Wirkungen einschätzen, wenn sie nicht im Kontext des Kriegsgeschehens und des Wiederaufbaus behandelt wird. So stand Deutschland vor und während dem Kriege wie alle partizipierenden Mächte vor der Frage der Kriegsfinanzierung. Diese ist in unterschiedlichen Varianten gelöst worden, mit einer unterschiedlichen Verteilungen der Kosten des Krieges und Auswirkungen auf den Geldwert der deutschen Währung.[2]

Nachdem der Krieg beendet war, der dem Sozialprodukt Deutschlands schweren Schaden zugefügt hatte, spitzte sich die Situation des Preisniveaus bis 1923 dramatisch zu. Dies resultierte schließlich daraus, dass die von den Alliierten auferlegten Reparationsleistungen, die Gebietsabtretungen an die Siegermächte und die Besetzung des Ruhrgebietes durch die französische Armee den Staatshaushalt Deutschlands nachhaltig zusammenbrechen ließen und es unmöglich machte, dass sich das deutsche Wirtschaftssystem nach der erlittenen Niederlage erholte und sich die Währung stabilisierte.

Die Hyperinflation lähmte die industrielle Produktion, Massenarbeitslosigkeit war die Folge, die nun ihrerseits in Verbindung mit der schlechten Ernährungslage in den Städten Unruhen und Plünderungen auslöste, bis der deutschen Wirtschaft durch eine Währungsreform am
15. November 1923 schließlich erneut ein stabiler Unterbau geboten wurde.

Im Folgenden soll nun untersucht werden, welche Ursachen zu dieser Hyperinflation führten. Nachdem ein erster theoretischer Raum aufgespannt wird, indem sich das Phänomen Inflation im Allgemeinen und die Hyperinflation im Besonderen bewegt, wird die Hintergrundanalyse mit der Kriegszeit ab 1914 begonnen, da hier zwar eine schwächere Form der Geldentwertung zu identifizieren ist, diese Zeit jedoch die wirtschaftspolitische Grundlage zur eskalierenden Situation 1923 bildete.

2 Zum Phänomen der Inflation

2.1 Begriff der Inflation

Trotz einer noch nicht von allen Seiten anerkannten Definition[3], hat sich heute dennoch ein symptomorientierter Inflationsbegriff[4] weitestgehend durchgesetzt. Dies bedeutet, dass bei der Definition auf das äußere Erscheinungsbild der Inflation eingegangen wird, üblicherweise auf Preisniveausteigerungen.[5] Genauer; auf „einen kumulativen Anstieg des Konsumgüter-Preisniveaus“.[6]

Neben der Steigerung des Preisniveaus kann Inflation noch durch ein anderes Phänomen ausgedrückt werden. Das Preisniveau nämlich gibt an, welche durchschnittliche Gütermenge pro Geldeinheit gekauft werden kann. Je höher also das Preisniveau, umso geringer ist diese Gütermenge. Die pro Geldeinheit entfallende Gütermenge wird entsprechend auch Kaufkraft des Geldes genannt. Das heißt, dass ebenfalls Inflation herrscht, wenn die Kaufkraft des Geldes sinkt. Kaufkraft des Geldes und Preisniveau stehen somit im Gegensatz zueinander.[7]

Eine Klassifizierung von Inflation kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen. Zum einen nach der Geschwindigkeit der Preissteigerung in ‚schleichende‘, ‚trabende‘ oder ‚gallopierende‘ Inflation, wobei trotz fehlender Einigkeit bzgl. der Geschwindigkeit, Niveaus zwischen 1-8%, 25% und mehr als 50% pro Jahr identifiziert werden können. Das im Weiteren behandelte Phänomen der Hyperinflation als stärkste Form der Preissteigerung weißt als Grundwert eine monatliche Teuerungsrate von sogar etwa 50% auf.[8]

Des Weiteren lässt sich eine Klassifizierung ebenso nach der Sichtbarkeit des Prozesses durchführen, so dass eine ‚offene‘ im Gegensatz zu einer ‚zurückgestauten‘ Inflation sich voll in der Statistik des Preisniveaus niederschlägt. Ebenso spricht man von richtig ‚antizipierter‘ Inflation und ‚ ‚nicht antizipierter‘ Inflation, da man der Meinung ist, dass die Auswirkung einer Inflation vom Ausmaß der Fehleinschätzung des Inflationstempos mit abhängt.[9] Insbesondere den letztgenannten Fall einer nicht antizipierten Inflation werden wir im Folgenden wiedererkennen können.

2.2 Ursachen von Preisniveausteigerungen

Zur allgemeinen Erklärung und Veranschaulichung der Ursachen des Phänomens Inflation (Preisniveausteigerung) soll hier lediglich auf die Arbeit Fishers eingegangen werden.[10] Dieser entwickelte die sogenannte ‚Verkehrsgleichung‘, anhand derer Inflation zwar nicht erklärt werden kann, diese jedoch definitorisch in verschiedene Elemente aufgegliedert wird, so dass man deren Einflüsse auf das Preisniveau leicht verdeutlichen kann.[11],[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Verkehrsgleichung nach Irving Fisher[13]

Fisher geht davon aus, dass bei Inflation, also der Erhöhung von P, gemäß der Verkehrsgleichung ein Anstieg der Umlaufgeschwindigkeit[14] V, ein Rückgang des Sozialproduktes Y oder ein Geldmengenwachstum in Form einer Erhöhung M`s in Frage kommen.[15] Das heißt, dass z.B. die Vergrößerung der Geldmenge M bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit und konstantem Sozialprodukt Preiserhöhung bedingen kann. Mechanismen dieses Effektes sind der ‚Zinsmechanismus‘ und der ‚Realkasseneffekt‘, die im Folgenden kurz erörtert werden, da sie die Entwicklungen in der real betrachteten Periode um den ersten Weltkrieg herum recht gut illustrieren.

[...]


[1] Vgl. Blaich, F.: Der schwarze Freitag – Inflation und Wirtschaftskrise, München, 1994, S. 8.

[2] Vgl. Feldman, G. D. et al.: Inflation und Wiederaufbau in Deutschland und Europa 1914-1924, in: Feldman G. D. (Hrsg.) et al.: Die deutsche Inflation – Eine Zwischenbilanz, Berlin, 1982, S. 3.

[3] Vgl. Scherf, H.: Inflation, HdWW, Bd. 4, Stuttgart u.a., 1978, S. 159ff.

[4] Vgl. Mankiw, G. N.: Makroökonomik, 3. Aufl., Cambridge (Mass.), 1998, S. 34.

[5] Ursprünglich stammt das Wort Inflation von dem lateinischen Begriff ‚Inflare‘, nämlich ‚aufblähen‘ ab, der das Wesen einer Inflation, das Preisniveau betreffend, sehr plastisch wiedergibt. Demgemäss handelt es sich bei Deflation um ein Sinken, oder auch Zusammenschrumpfen des Preisniveaus.

[6] Claussen, P.: Einführung in die Theorie der Inflation, Kiel, 1977, S. 7.

[7] Vgl. Heubes, J.: Inflationstheorie, Regensburg, 1989, S. 1.

[8] Hyperinflation wird auf Grund des extremen Charakters auch als Geldentwertung bezeichnet und ist.

[9] Vgl. Pohl, R.: Theorie der Inflation, München, 1981, S. 8ff.

[10] In der volkswirtschaftlichen Theorie gibt es unzählige Schulen, die anhand ihrer Theorien das Phänomen Inflation erklären, jedoch in Bezug auf diese Arbeit nicht von essentieller Bedeutung sind und deshalb vernachlässigt werden.

[11] Vgl. Fisher, I.: The Purchasing Power of Money: Its Determination and Relation to Credit, Interest and Crisis, 2nd ed., New York, 1913, S. 157.

[12] Zwar geht Fisher davon aus, dass die Umlaufgeschwindigkeit und das Sozialprodukt als konstant anzusehen sind und eine Preisniveausteigerung einzig und allein aus einer Erhöhung der Geldmenge resultiert, trotzdem soll hier als anschauliches Instrument die Verkehrsgleichung gewählt werden. Das Postulat Friedman s, das die monokausale Theorie: „Inflation is always and everywhere a monetary phenomenon“ beinhaltet stützt sich ebenso auf die Theorie Fishers. Vgl. dazu Friedman, M.: Inflation – Causes and Consequences, Bombay, 1963, S. 17.

[13] Mankiw, G. N.: Makroökonomik , Cambridge (Mass.), 1998, S. 172.

[14] Die Umlaufgeschwindigkeit ist definiert als der Quotient aus dem gesamten Umsatz an Gütern und Dienstleistungen dividiert durch die durchschnittliche umlaufende Geldmenge. Hierbei wird unterstellt, dass die ganze umlaufende Geldmenge an den Umsätzen beteiligt ist.

[15] Vgl. Pohl, R.: Theorie der Inflation, München, 1981, S. 96ff. oder Claassen, E.-M.: Grundlagen der makroökonomischen Theorie, München, 1980, S. 278.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Ursachen der Hyperinflation 1923
Hochschule
Universität Mannheim
Veranstaltung
Einführung in die Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V35330
ISBN (eBook)
9783638352840
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ursachen, Hyperinflation, Einführung, Wirtschafts-, Sozialgeschichte
Arbeit zitieren
Hanno Rieping (Autor:in), 2004, Ursachen der Hyperinflation 1923, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35330

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