Friedrich Hölderlins "Nachtgesänge". Komparatistische Analysen der Gedichte "Hälfte des Lebens", "Lebensalter" und "Der Winkel von Hahrdt"


Hausarbeit, 2017

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Friedrich Hölderlin – Lebenslauf

3. Nachtgesänge
3.1. Nachtgesänge Allgemein
3.2. Nachtgesänge- Form
3.3. Georg Philipp Friedrich von Hardenberg – Novalis
3.4. Edward Young

4. Hälfte des Lebens
4.1. Gedicht
4.2. Hälfte des Lebens – Inhalt

5. Lebensalter
5.1. Gedicht
5.2. Lebensalter – Inhalt

6. Der Winkel von Hahrdt
6.1. Gedicht
6.2. Der Winkel von Hahrdt – Inhalt

7. Schlussfolgerung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wie mit den Lebenszeiten, so ist es auch mit den Tagen. Keiner ist uns genug, keiner ist ganz schön, und jeder hat, wo nicht seine Plage, doch seine Unvollkommenheit, aber rechne sie zusammen, so kommt eine Summe Freude und Leben heraus.“[1] Dieses Zitat lässt sich wohl auf kaum jemand besseren als sein Schreiber selbst beziehen, denn wenn man Friedrich Hölderlins Leben betrachtet, dann fällt auf, dass es von sehr viel Leid und Enttäuschung, jedoch aber auch von Freude und Liebe erfüllt war. Johann Christian Friedrich Hölderlin ist einer der angesehensten deutschen Schriftsteller aller Zeiten. Sein Roman „Hyperion“ sowie sein unvollendeter Roman „Der Tod des Empedokles“ zählen bis heute zu seinen wichtigsten Werken. Doch Hölderlin ist nicht nur für seine Romane, sondern auch für die zahlreichen von ihm verfassten Gedichte bekannt. Auffallend bei seinen Gedichten ist das häufige vorkommen der Natur, welcher Hölderlin eine sehr große Bedeutung zukommen lässt.

Die um 1803 von ihm verfassten „Nachtgesänge“ umfassen neun Gedichte von denen sechs ein Versmaß aufweisen und die restlichen drei aus freien Rhythmen bestehen. Es wird vermutet, dass diese an seine tragische Geliebte -Susette Gontard- gerichtet sind und er womöglich mit ihnen versucht hat, ihren Verlust zu verarbeiten und seine Trauer zum Ausdruck zu bringen. Auch das folgende Zitat Hölderlins kann auf seinen seelischen Zustand nach diesem Verlust und seine psychische Erkrankung hinweisen. „Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen, Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen, April und Mai und Junius sind ferne, Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne!“[2] Mit diesen Worten drückt Friedrich Hölderlin seine Verzweiflung und Trauer aus, welche man aber auch gut in seinen Dichtungen erkennen kann. Auffallend ist wie Hölderlin mit der Natur und den Jahreszeiten spielt. In dem Zitat schreibt er, dass April, Mai und Juni vergangen sind und er nun nicht mehr gerne lebt. Die drei von ihm genannten Monate stehen für die von Leben erfüllten Jahreszeiten Frühling und Sommer, welche die Sinnbilder für Wärme und Freude sind. Nachdem diese vergangen sind kommen die Jahreszeiten Herbst und Winter, in denen die Wärme der Kälte weicht und der Tod Einzug hält. Doch nicht nur die Jahreszeiten können als ein Zyklus beschrieben werden, sondern auch Hölderlins „Nachtgesänge“ selbst weisen bei genauerer Betrachtung einen solchen auf. Zu Hölderlins Zeiten wurden seine „Nachtgesänge“ oft als unverständlich angesehen und erhielten schlechte Kritiken. Heute ist dies jedoch nicht mehr der Fall und sowohl Hölderlin als auch seine Werke sind wichtige Bestandteile der deutschen Literaturgeschichte.

2. Friedrich Hölderlin – Lebenslauf

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[3]

Wie schon in dem kurzen Lebenslauf erwähnt, veröffentlichte Hölderlin 1804 seine wohl berühmteste Arbeit, welche den Titel „Nachtgesänge“ trägt. In dieser versucht er den Verlust seiner Geliebten zu verarbeiten und alte vorgegebene Prinzipien der Dichtung abzulegen.

3. Nachtgesänge

3.1. Nachtgesänge Allgemein

„Ich bin eben an der Durchsicht einiger Nachtgesänge für Ihren Almanach. Ich wollte Ihnen aber sogleich antworten, damit kein Sehnen in unsere Beziehung kommt. Es ist eine Freude, sich dem Leser zu opfern, und sich mit ihm in die engen Schranken unserer noch kinderähnlichen Kultur zu begeben. Übrigens sind Liebeslieder immer müder Flug denn so weit sind wir noch immer, trotz der Verschiedenheit der Stoffe; ein anders ist das hohe und reine Frohlocken vaterländischer Gesänge. Das Prophetische der Messiade und einiger Oden ist Ausnahme.“[4] Dies schrieb Hölderlin an seinen Verleger Friedrich Wilmans über seine Nachtgesänge, an welchen er während den Jahren 1802/04 arbeitete. 1804 erschienen sie dann im „Taschenbuch für das Jahr 1805. Der Liebe und Freundschaft gewidmet“. Ob Hölderlin seinen Gedichtband jedoch „Nachtgesänge“ nennen wollte, ist unklar, denn in der Veröffentlichung wurden sie nur unter dem Titel „Gedichte“ herausgegeben.[5] Damit lässt sich nicht nur der Titel selbst, sondern auch die Zusammengehörigkeit der Gedichte an sich in Frage stellen. Auch unklar ist, was dieses Opfer, über welches Hölderlin in seinem Brief schreibt, eigentlich ist. Uta Degners Lösungsvorschlag auf diese Frage ist, dass das Opfer welches Hölderlin in seinen Nachtgesängen bringt, der von ihm zurückgehaltene Bildungstrieb ist, um dem Leser noch die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Bild zu machen.[6]

Beeinflusst wurden Hölderlins Werke vor allem von der Liebe und dem Tod Susette Gontards, seiner Krankheit und nicht minder auch von der Französischen Revolution. Die sogenannten „Nachtgesänge“ bestehen aus sechs Oden und drei rhythmisch freien Gedichten. Nach den sechs Oden ist eine Zäsur zu erkennen, welche die darauf folgenden drei Gedichte von ihnen trennt. Doch Hölderlin schrieb nicht nur komplett neue Gedichte. Vier der Oden sind umgeschriebene Gedichte von Früher:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aber nicht nur die umgeschriebenen Gedichte erinnern an zuvor bekanntes, auch der Titel Nachtgesänge wurde bereits in ähnlicher Art verwendet, wenn auch nicht von Hölderlin. Etwa Edward Youngs „Night Thoughts“ (1742-45), Goethes Gedicht „Nachtgesang“ oder Novalis mit seinen „Hymnen an die Nacht“, erinnern stark an Hölderlins „Nachtgesänge“. Young und Novalis beklagen beide in ihren Gedichten den Tod ihrer Frauen. Unter diesen Umständen kann auch Hölderlins Titel „Nachtgesänge“ auf den Tod seiner geliebten Susette Gontard hinweisen.[7] Die Wörter Nacht und Tag sind in den Nachtgesängen von großer Bedeutung. „Es ist bei Hölderlin Nacht, wenn die Begriffe Tag, Licht oder Liebe fehlen. Die Nacht ist die kümmerliche Zeit, das Bild für den Orkus, die Versteinerung, Tod und Einsamkeit.“[8] Dies kann auch eine Andeutung auf Hölderlins Gefühlseben sein, denn durch die Trennung und den anschließenden Tod Susette Gontards fehlt dies beides in seinem Leben. Die neun Gedichte Hölderlins lassen einen Zyklus erkennen, welcher vor allem durch Entgegensetzungen wie Nacht vs. Tag und Sommer vs. Winter hervorgehoben wird. Aber auch die in allen Gedichten immer wiederkehrenden rhetorischen Fragen des lyrischen-Ichs, auf die es jedoch nie eine konkrete Antwort bekommt, lassen auf eine Zusammengehörigkeit dieser schließen. Zusätzlich ist eine Entwicklung des Dichters beziehungsweise eine Entwicklung des Menschen zu erkennen, denn anfangs war dieser von den Göttern abhängig. Er wurde fremdbestimmt ohne eigene Entscheidungskraft, doch dann schafft er es sich immer mehr von deren Fesseln zu lösen und in die Unabhängigkeit einzutreten. Deutlich wird diese Entwicklung von der griechischen Antike bis hin zur abendländlichen Welt auch durch das jeweils erste und letzte Gedicht und deren Titel. Der Zyklus beginnt mit dem längsten Gedicht „Chiron“, was ein griechischer Name ist und endet mit dem kürzesten Gedicht „Der Winkel von Hahrdt“, was auf einen deutschen Ort des Abendlandes hinweisen soll.[9] Dies macht die generelle Bewegung des Gedichtbands von der alten griechischen Welt zur modernen abendländischen Welt nur noch klarer. Früher wurden Hölderlins „Nachtgesänge“ als ein Wirrwarr bezeichnet, welches man nicht verstehen kann, diese Auffassung hat sich jedoch im 20. Jahrhundert geändert und die Forderung des Dichters nach einer neuen Poetik, welche sich von alten Fesseln lösen soll, wird erkannt.

3.2. Nachtgesänge- Form

Der von Hölderlin geschriebene Gedichtband „Nachtgesänge“ besteht aus sechs Oden und aus drei Gedichten in freier Form.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.3. Georg Philipp Friedrich von Hardenberg – Novalis

Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, auch unter dem Namen Novalis bekannt, war ein deutscher Schriftsteller und Philosoph. Er wurde am 2. Mai 1772 auf Schloss Oberwiederstedt geboren und starb am 25. März 1801 in Weißenfels an den Folgen seiner Tuberkuloseerkrankung. Eines seiner wohl berühmtesten Werke, ist der Gedichtzyklus „Hymnen an die Nacht“, welcher 1800 in der Zeitschrift „Athenäum“ veröffentlicht wurde. Die ursprüngliche und somit erste Fassung des Zyklus wurde in Versen geschrieben, wohingegen die von Novalis zum Druck freigegebene Fassung in Prosa zu lesen ist. Sprecher der Gedichte ist, wie auch bei Hölderlins „Nachtgesängen“ ein lyrisches-Ich, welches viele autobiographische Ereignisse des Dichters verarbeitet. Doch nicht nur die Existenz des lyrischen-Ichs, sondern auch der Verlust seiner Verlobten Sophie Kühn, weist Parallelen zu dem Tod von Hölderlins geliebter Susette Gontard auf. Sowohl Hölderlin als auch Novalis vollziehen beide den Wandel vom hellen lichtdurchfluteten Tag in die dunkle Nacht. Beide versuchen sich von der klassischen Position Schillers zu lösen, welche dieser in „Die Götter Griechenlands“ beschreibt, jedoch tun sie dies auf unterschiedliche Art und Weise.[10]

Der aus sechs Gedichten bestehende Zyklus beschreibt- so wird vermutet- die Geschehnisse in Novalis Leben von 1797-1800. Die Themen Leben und Tod aber auch die griechische Kultur und die darauf folgende nüchterne Erkenntnis über den Tod spielen in Novalis und zugleich Hölderlins Zyklen eine große Rolle.[11]

3.4. Edward Young

Edward Young, welcher am 3. Juli 1683 in Hampshire geboren und am 5. April 1765 in Hertfordshire gestorben ist war ein englischer Dichter. Mit seinem während 1740 geschriebenen Werk „Nachtgedanken“ erlang er nicht nur in England und Amerika große Anerkennung, sondern auch in ganz Europa. Die ersten fünf Gedichte befassen sich mit der menschlichen Natur, dem Leben, dem Tod und der Moral, wohingegen in den darauf folgenden vier das Christentum eine tragende Rolle spielt. Der Titel des ersten Abschnitts seines Gedichtbands heißt „The Conplaint“ und der Titel des letzten Gedichts „The Conclusion“, was eine Antwort oder Auflösung zu erwarten lässt. Diese Hoffnung auf eine Antwort lässt sich mit den immer wieder gestellten rhetorischen Fragen Hölderlins in seinen Nachtgesängen vergleichen.

Wie auch bei Hölderlin und Novalis fließt in Youngs Werk die Trauer um eine verstorbene Geliebte aber auch andere persönliche Neigungen und Erfahrungen wie zum Beispiel das Theater, sein Interesse für das Gericht, sowie Schiffe und das Meer ein.[12]

[...]


[1] Zitat: https://www.aphorismen.de/zitat/27463

[2] Zitat: http://www.textlog.de/17853.html

[3] Friedrich Hölderlin Gunter Martens, Veröffentlicht im Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, Oktober 1996, 5. Auflage Dezember 2010, Seite 145-147

[4] Zitat: Eine Analyse von Hölderlins „Nachtgesängen“ Ton van der Steenhoven, Copyright 2010 GRIN Verlag GmbH, Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt Germany, Seite 7, Zeile 27-33

[5] Nach der Tragödie- Lyrik und Moderne bei Hegel und Hölderlin Achim Geisenhanslüke, 2012 Wilhelm Fink Verlag, München, Seite 137

[6] Bilder im Wechsel der Töne: Hölderlins Elegien und >Nachtgesänge< Uta Degner, 2008 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, Seite 186

[7] Eine Analyse von Hölderlins „Nachtgesängen“ Ton van der Steenhoven, Copyright 2010 GRIN Verlag GmbH, Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt Germany Seite 7

[8] Zitat: Eine Analyse von Hölderlins „Nachtgesängen“ von Ton van der Steenhoven, Copyright 2010 GRIN Verlag GmbH, Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt Germany Seite 8, Zeile 7-9

[9] Bilder im Wechsel der Töne: Hölderlins Elegien und >Nachtgesänge< Uta Degner, 2008 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg, Seite 182-183

[10] Nach der Tragödie- Lyrik und Moderne bei Hegel und Hölderlin Achim Geisenhanslüke, 2012 Wilhelm Fink Verlag München, Seite 136

[11] Der unbekannte Novalis, Friedrich von Hardenberg, im Spiegel seiner Dichtung von Heinz Ritter, 1967 by Sachse & Pohl Verlag GmbH Göttingen, Gesamtherstellung: Hubert & Co. Göttingen, Seite 176-178

[12] Twayne´s English Authors Series- Edward Young, Sylvia E. Bowman Editor, Indiana Univesity, Copyright 1969 by Twayne Publishers, Seite 111-132

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Friedrich Hölderlins "Nachtgesänge". Komparatistische Analysen der Gedichte "Hälfte des Lebens", "Lebensalter" und "Der Winkel von Hahrdt"
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
2,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V353930
ISBN (eBook)
9783668401679
ISBN (Buch)
9783668401686
Dateigröße
968 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hölderlin, Gedicht, Komparatistik, Naturmotiv
Arbeit zitieren
Nina Jennifer Schlang (Autor:in), 2017, Friedrich Hölderlins "Nachtgesänge". Komparatistische Analysen der Gedichte "Hälfte des Lebens", "Lebensalter" und "Der Winkel von Hahrdt", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353930

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