Das Vermögen einer Person, bedrohliche Lebensumstände unbeschadet zu bewältigen, wird in den Humanwissenschaften unter dem Begriff „Resilienz“ untersucht. Bezogen auf Kinder und Jugendliche ist häufig zu beobachten, dass diese zu stabilen und leistungsfähigen Persönlichkeiten heranwachsen, obwohl sie biologischen, psychologischen oder psychosozialen Entwicklungsrisiken ausgesetzt waren. Resiliente Kinder und Jugendliche bilden also gegenüber diesen Entwicklungsrisiken eine psychische Widerstandsfähigkeit aus, die zu persönlichkeitsstärkenden und entwicklungsfördernden Eigenschaften führt und keine psychischen Auffälligkeiten nach sich zieht. Einen Erklärungsansatz für diese Mechanismen liefert das Schutzfaktorenkonzept. Dieses beinhaltet die Annahme, dass Risikofaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit des Auftretens psychischer und physischer Störungen erhöhen durch protektive Faktoren ausgeglichen werden. Resiliente Kinder und Jugendliche verfügen über Bewältigungskompetenzen, die eine gesunde Entwicklung ermöglichen.
Relevant ist das Thema Resilienz auch für den schulischen Bereich. Kinder und Jugendliche werden in der Lebenswelt Schule nicht nur in ihren kognitiven Fähigkeiten sondern auch in ihrer psychischen und sozialen Entwicklung entscheidend beeinflusst. Unter anderem aufgrund des größeren zeitlichen Rahmens und des erweiterten Bildungsverständnisses kann davon ausgegangen werden, dass in einer Ganztagsschule eine stärkere Ausprägung dieser Einflüsse möglich ist. Als grundsätzliches Ziel der ganztägigen Bildung und Erziehung wird die umfassende Entwicklung der Persönlichkeit der Schülerinnen und Schüler aufgeführt. Das führt zu der Vermutung, dass durch die umfangreichere Förderung entsprechender Bewältigungskompetenzen eine persönlichkeitsstärkende und resilienzfördernde Wirkung auf Schüler erreicht werden kann. Welche Möglichkeiten bietet also das erweiterte Bildungsverständnis der Ganztagsschule Kindern und Jugendlichen, die spezifischen Risikoeinflüssen ausgesetzt sind, bei der Ausbildung von psychischer Widerstandskraft und wo endet dessen resilienzfördernder Einfluss?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Resilienz bei Kindern und Jugendlichen
- 2.1 Das Resilienzkonzept
- 2.2 Das Risikofaktorenkonzept
- 2.2.1 Interne Entwicklungsrisiken im Kindes- und Jugendalter
- 2.2.2 Externe Entwicklungsrisiken im Kindes- und Jugendalter
- 2.3 Das Schutzfaktorenkonzept
- 2.3.1 Interne Schutzfaktoren im Kindes- und Jugendalter
- 2.3.2 Externe Schutzfaktoren im Kindes- und Jugendalter
- 3. Die Ganztagsschule
- 3.1 Hintergründe, Ziele und Merkmale der Ganztagsschule
- 3.2 Das erweiterte Bildungsverständnis der Ganztagsschule
- 3.2.1 Individuelle Förderung an der Ganztagsschule
- 3.2.2 Peerbeziehungen in der Ganztagsschule
- 3.2.3 Einbeziehung der Eltern
- 3.2.4 Außerunterrichtliche Angebote und außerschulische Partner
- 4. Das resilienzfördernde Potenzial der Ganztagsschule
- 4.1 Die Abschwächung von Risikofaktoren
- 4.2 Die Unterstützung von schützenden Faktoren
- 5. Grenzen des resilienzfördernden Potenzials der Ganztagsschule
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das resilienzfördernde Potenzial der Ganztagsschule. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Grenzen des erweiterten Bildungsverständnisses der Ganztagsschule bei der Förderung psychischer Widerstandsfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen zu erforschen.
- Das Resilienzkonzept und seine Bedeutung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen
- Die Rolle von Risikofaktoren und Schutzfaktoren bei der Entwicklung von Resilienz
- Das erweiterte Bildungsverständnis der Ganztagsschule und seine Auswirkungen auf die Förderung von Resilienz
- Die Möglichkeiten und Grenzen der Ganztagsschule bei der Abschwächung von Risikofaktoren und der Unterstützung von Schutzfaktoren
- Die Bedeutung von Schlüsselkompetenzen für die Bewältigung von Entwicklungsrisiken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Resilienz bei Kindern und Jugendlichen ein und stellt die Relevanz des Themas für den schulischen Bereich dar. Kapitel zwei beleuchtet das Resilienzkonzept und die Rolle von Risikofaktoren und Schutzfaktoren bei der Entwicklung von Resilienz. Kapitel drei beschäftigt sich mit der Ganztagsschule, ihren Hintergründen, Zielen, Merkmalen und dem erweiterten Bildungsverständnis. In Kapitel vier wird das resilienzfördernde Potenzial der Ganztagsschule im Hinblick auf die Abschwächung von Risikofaktoren und die Unterstützung von Schutzfaktoren untersucht. Kapitel fünf widmet sich den Grenzen des resilienzfördernden Potenzials der Ganztagsschule.
Schlüsselwörter
Resilienz, Ganztagsschule, erweitertes Bildungsverständnis, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, psychische Widerstandsfähigkeit, Schlüsselkompetenzen, individuelle Förderung, Peerbeziehungen, Elternbeteiligung, außerunterrichtliche Angebote.
- Arbeit zitieren
- Nancy Land (Autor:in), 2016, Das resilienzfördernde Potenzial der Ganztagsschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354509