Die Debatten lokaler als auch globaler Konflikte und Krisen ökologischer, politischer und ökonomischer Art sind gegenwärtig zahlreich vorhanden und existieren oft scheinbar unabhängig voneinander. Dass diese Sichtweise nicht zuletzt aufklärerischen wissenschaftlichen Konzepten in ihrer Allgemeingültigkeit geschuldet ist, die sich in allen gesellschaftlichen Bereichen getrennt voneinander entfalten, wird deutlich, wenn man die Abgrenzung der Begriffe Natur und Kultur und deren Entwicklung in verschiedenen historischen Kontexten betrachtet. Andreas Weber diskutiert diese Entwicklung aus naturphilosophischer Perspektive und bietet neue kritische Ansätze, diese allgemeingültigen Strukturen aufzubrechen, indem er mit dem Begriff des Enlivenment Theorien der Aufklärung erweitert. Mit Konzept versucht er eine Brücke zu schaffen, Abgrenzungen aufzulösen und so Zusammenhänge zwischen Phänomenen erkennbar werden zu lassen, die oft getrennt erscheinen. Praktischen Bezug bekommt Webers Ansatz in den Modellen der Commons-, einer Gemeingüterökonomie, die als politische Bewegung von unten gesellschaftliche Transformation fordert und entsprechende lokale Projekte hervorbringt. Der Frage, wie sich Andreas Weber mit seinem Konzept Enlivenment im zeitgenössischen Kontext solcher auf Natur bezogenen kapitalismus- und globalisierungskritischen Bewegungen einordnet und welche Relevanz seine Ansätze in diesen haben, soll in der Arbeit nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Erkenntnisinteresse und Fragestellung
- 2. Aufbau und Inhalt
- 3. Methodik
- II. Enlivenment als fundamentale Veränderung der Konzepte von Natur, Kultur und Politik
- 1. Andreas Weber - Hintergründe und Einordnung
- 2. Enlivenment
- 2.1. Poetik der Wirklichkeit
- 2.2. Anthropozän
- 2.3. Poetik, Lebendigkeit und Beziehungen
- 2.4. Dualismus und Aufklärung
- 2.5. Biosphäre – empirische Subjektivität und poetische Objektivität
- 2.6. Nachhaltigkeit
- 2.7. Sinnverlust
- 2.8. Allmende und Commons
- 2.9. Freiheit, Utopie und Kultur
- 2.10. Romantik 2.0
- 2.11. Ziele von Enlivenment
- III. Was ist Natur? – Historische Naturbilder
- 1. Naturbegriff
- 1.1. Naturalismus
- 1.2. Kulturalismus
- 1.3. Naturbegriff in Praxis: Wissenschaft
- 1.3.1. Konsequenzen für die Gegenwart
- 2. Naturphilosophische Entwicklungen
- 3. Jahrhunderte in Transformation – Formation – Transformation
- IV. Zeitgenössischer Diskurs von Natur-Kultur-Konzepten
- 1. Philippe Descola: Anthropologie der Natur
- 2. Hartmut Rosa: Resonanz
- 3. Bruno Latour: Akteur-Netzwerk-Theorie
- 4. Auswertung
- V. Commons Gemeinschaft, Demokratie, Utopie
- VI. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht Andreas Webers Konzept des Enlivenment im Kontext zeitgenössischer Natur- und Kulturkonzepte. Ziel ist es, Webers Ansätze in den Diskurs von Kapitalismus- und Globalisierungskritik einzubinden und deren Relevanz für aktuelle Bewegungen, insbesondere im Bereich der Commons-Bewegung, zu beleuchten.
- Die Relevanz von Webers Enlivenment-Konzept für die Überwindung des Dualismus von Natur und Kultur
- Die Kritik an der materialistischen Weltsicht und der Logik des Kapitalismus im Kontext der ökologischen Krise
- Die Analyse von Commons-Modellen als politische Bewegungen von unten, die gesellschaftliche Transformation fordern
- Die Bedeutung von historischen Naturbildern und deren Einfluss auf das gegenwärtige Verständnis von Natur
- Die Einordnung von Andreas Weber in den wissenschaftlichen Diskurs und seine Rezeption in zeitgenössischen Bewegungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Erkenntnisinteresse und die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den methodischen Ansatz. Kapitel II widmet sich dem Konzept des Enlivenment und beleuchtet die philosophischen und politischen Hintergründe von Andreas Webers Ansatz. Kapitel III befasst sich mit historischen Naturbildern und deren Einfluss auf das westliche Entwicklungsmodell. Kapitel IV analysiert den zeitgenössischen Diskurs von Natur-Kultur-Konzepten mit Fokus auf die Ansätze von Philippe Descola, Hartmut Rosa und Bruno Latour. Kapitel V untersucht die Commons-Bewegung als Beispiel für eine politische Bewegung von unten, die gesellschaftliche Transformation fordert. Das Fazit fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert deren Relevanz für den aktuellen Diskurs.
Schlüsselwörter
Enlivenment, Naturphilosophie, Kultur, Politik, Commons, Kapitalismuskritik, Globalisierungskritik, ökologische Krise, Anthropozän, Dualismus, Aufklärung, Nachhaltigkeit, Naturbilder, historisches Verständnis, zeitgenössischer Diskurs, Commons-Bewegung, gesellschaftliche Transformation.
- Quote paper
- Grit Tuchscheerer (Author), 2016, Kultur der Lebendigkeit. Andreas Weber zwischen Naturphilosophie und gesellschaftlicher Utopie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354622