Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Methodisches Vorgehen
2. Entstehung der Immobilienkrise
2.1 Die New Economy Krise
2.2 Die Niedrigzinspolitik der FED
2.3 Der Immobilienboom
2.4 Platzen der Immobilienblase
2.5 Reaktion der FED auf die Subprime-Krise
3. Asset-Backed-Securities
3.1 Unterteilung verschiedener ABS-Produkte
3.1.1 Klassische Asset-Backed-Securities im engeren Sinne
3.1.2 Mortgage-Backed-Securities
3.1.3 Collateralized Debt Obligations
3.2 Emissionsverfahren einer CDO-Transaktion
4. Von der Subprime-Krise zur Finanzkrise
5. Empirischer Vergleich der Preisentwicklung der CDOs mit der Zinspolitik der FED
5.1 Vorgehensweise
5.2 Ergebnisse der empirischen Analyse
5.2.1 Korrelationsanalyse
5.2.2 Granger Kausalität
6. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Nasdaq 100 - Entwicklung von 1983 bis 2015
Abbildung 2: Leitzinsentwicklung USA von 1995 bis 2015
Abbildung 3: Taylor-Zins vs. Leitzins USA von 1995 bis 2015
Abbildung 4: US-Bruttoinlandsprodukt Prozentuale Veränderung von 1995 bis 2014
Abbildung 5: Entwicklung des S&P/Case-Shiller Haushalts-Index von 1980 bis 2015
Abbildung 6: Verbriefungskette von Subprime-Krediten
Abbildung 7: Grundstruktur einer CDO-Transaktion
Abbildung 8: Wasserfallprinzip
Abbildung 9: Zusammenstellung des ABX.HE Indizes
Abbildung 10: RMBS Auswahl von ABX.HE.BBB.06-2
Abbildung 11: Preisentwicklung des RMBS "Securitized Asset Backed Receivables LLC Trust 2006-OP1" von 2007 bis 2015
Abbildung 12: Preisentwicklung ABX.HE.BBB.2006-2 von 2006 bis 2015
Abbildung 13: Preisentwicklung ABX.HE.BBB.2007-1 von 2007 bis 2015
Abbildung 14: Preisentwicklung ABX.HE.BBB-.2006-2 von 2006 bis 2015
Abbildung 15: Preisentwicklung ABX.HE.BBB-.2007-1 von 2007 bis 2015
Abbildung 16: Aggregierte Preisentwicklung TABX.HE von 2006 bis 2015
Abbildung 17: Gegenüberstellung der Preisentwicklung des TABX.HE mit der Leitzinsentwicklung der FED von 2006 bis 2015
Abbildung 18: Gegenüberstellung der Preisentwicklung des TABX.HE mit der Leitzinsentwicklung der FED vom Januar bis August 2007
Abbildung 19: Gegenüberstellung der Preisentwicklung des TABX.HE mit der Leitzinsentwicklung der FED vom August 2007 bis Februar 2008
Abbildung 20: Korrelationsanalyse
Abbildung 21: Granger Kausalitäts Analyse
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zusammenfassung
Aufgrund der Leitzinspolitik der Federal Reserve Bank, der Kreditvergabe für die Immobilienfinanzierung an Kreditnehmer aller Bonitätsstufen sowie der Zuhilfenahme der Verbriefung der Kreditforderungen kam es in den Jahren 2007 und 2008 in den Vereinigten Staaten von Amerika zu einer Subprime- und Finanzkrise. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Entstehung und dem Verlauf dieser Krisen, die durch verschiedene Ursachen und Entwicklungen geprägt waren. Dabei wird insbesondere der Frage nachgegangen, ob ein Zusammenhang zwischen der Preisentwicklung der Gruppe der forderungsbesicherten Wertpapiere, den sogenannten Collateralized Debt Obligations, und der Leitzinsentwicklung der Federal Reserve Bank bestanden hat.
Abstract
Due to the interest rate policy of the Federal Reserve Bank, the lending for real estate finance to borrowers of all credit ratings and the assistance of the securitization of loans a subprime and financial crisis has developed in the United States in the years 2007 and 2008. The following bachelor thesis provides an overview about the development and progression of these crises, which were characterized as a result of various causes and developments. The empirical question concerns whether or not there was a correlation between the price development of the group of asset-backed- securities, known as collateralized debt obligations, and the interest rate development of the Federal Reserve Bank.
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
„Our Government is supporting homeownership because it is good for America; it is good for our families; it is good for our economy. One of the biggest hurdles to homeownership is getting money for a downpayment. This administration has recognized that, and so today I'm honored to be here to sign a law that will help many low-income buyers to overcome that hurdle and to achieve an important part of the American Dream 1.“
- George W. Bush 16. Dezember 2003 -
Quelle: The American Presidency Project (2015)
Der oben zitierte Ausschnitt einer Rede von George W. Bush, des damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika (“USA“), legt dar, dass zur Umsetzung des “American Dream“ für die amerikanische Bevölkerung ein Eigenheim gehört. Um einen großen Teil dieser Bevölkerung diesen Lebenstraum einer eigenen Immobilie ermöglichen zu können, waren und sind nach Beck und Wienert (2009) preiswerte Eigenheime in den USA ein erklärtes politisches Ziel, das über zahlreiche Instrumente, wie zum Beispiel Zinsverbilligungen, staatliche Garantien oder Steuerzuschüsse, verfolgt wird.
Aufgrund der Verbriefung aus Kreditforderungen in Hypotheken gesicherten Wertpapieren, sogenannte “Asset-Backed-Securities“ (“ABS“), unterlag die Weltwirtschaft seit dem Jahr 2007 einem Handlungsschema, das zunächst als Immobilienkrise in den USA begann und sich später aufgrund der Verknüpfung dieser komplexen Finanzinstrumente zu einer globalen Finanzkrise entwickelte.
Das Vertrauen der Anleger in die Stabilität des Finanzsystems sank zunehmend aufgrund der negativen Preisentwicklung einer Gruppe der ABS, die so bezeichneten “Collateralized Debt Obligations“ (“CDO“). Es kam zu Insolvenzanmeldungen vieler Banken, wie beispielsweise die amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, sowie zur Auflösung einer hohen Anzahl an Hedgefonds. Das starke Eingreifen der Zentralbanken und der Regierungen bewahrte das Finanzsystem vor einem globalen Zusammenbruch. Die Finanzkrise hat verdeutlicht, wie eng alle Instrumente des Finanzsystems und die Finanzmärkte miteinander verknüpft sind und wie schnell Misstrauen der Anleger aufgrund von spekulativen Investments entstehen kann.
Ziel dieser Arbeit ist es, ein umfassendes Bild darüber zu geben, wie aus der Nutzung der damals neuartigen Finanzinstrumente unter Einfluss der Interventionen der Zentralbanken und anderen Marktakteuren eine Immobilien- und Finanzkrise entstanden ist. Um den Einfluss der “Federal Reserve Bank“ (“FED“) empirisch zu belegen, wird dabei näher auf den Zusammenhang ihrer Leitzinspolitik mit der Preisentwicklung der CDOs eingegangen.
Hieraus ergibt sich für diese Arbeit folgende Forschungsfrage:
“In welchen Zusammenhang stehen die Preisentwicklungen der Collateralized DebtObligations im Zeitraum der Immobilien- und Finanzkrise mit der Zinspolitik derFederal Reserve Bank?“
1.2 Methodisches Vorgehen
Die amerikanische Finanzkrise ist, wie bereits vorab angeführt, aus dem Zusammenwirken von verschiedener Ursachen und komplexer Finanzinstrumente geprägt ist. Daher gliedert sich diese Arbeit in fünf Kapitel, um einen Überblick über die Geschehnisse und Zusammenhänge zu geben.
Zu Beginn dieser Arbeit wird in Kapitel 2 dargelegt, wie die Immobilienkrise entstanden ist und welche Ursachen und Mechanismen dafür verantwortlich waren. Auf Kapitel 2 aufbauend, wird in Kapitel 3 auf die unterschiedlichen Finanzinstrumente, deren Emissionsverfahren und die am Prozess involvierten Parteien eingegangen.
Anschließend veranschaulicht Kapitel 4 die Ursachen, wieso sich aus der Immobilienkrise eine Finanzkrise entwickelt hat. Im Kapitel 5 wird die Preisentwicklung der CDOs untersucht und analysiert, in welchem Zusammenhang die Preisentwicklung der CDOs mit der Zinspolitik der FED steht. Die Ausführungen schließen mit einer Zusammenfassung, in der die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit dargestellt werden.
Für diese Arbeit wurde auf folgende Forschungsmethode zurückgegriffen. Zur Darstellung des Verlaufs der amerikanischen Immobilien- und Finanzkrise sowie der Erläuterung der einzelnen Finanzinstrumente wurde eine Vielzahl von Fachbücher, Journals, Artikeln und Working Paper ausgewertet. Die den empirischen Vergleich zugrundeliegenden Daten wurden Analysen von “Bloomberg Professional Service“ und “Thomson Reuters Eikon“ entnommen. Diese Daten liegen zudem den in der Arbeit aufgenommen Abbildungen zugrunde.
2. Entstehung der Immobilienkrise
2.1 Die New Economy Krise
Die Krise der New Economy oder auch anders genannt die “Dotcom Blase“ war ein Ereignis, das mit dem Jahr 2000 in Verbindung gebracht wird (Badek 2010). Gemäß Schachner und Tochtermann (2008) kam es seit dem Jahr 1995 weltweit zu einer Vielzahl an Neugründungen von Unternehmen, die sich aufgrund der Steigerung der technologischen Innovationen in der Internetbranche etablierten. Der starke Glaube an diese Unternehmen löste bei Anlegern und Investoren regelrecht eine Euphorie aus. Sie sahen in dieser Branche ein verlockendes Investment, bei dem sie sich hohe Gewinne versprachen. Erstmals war es auch Privatanlegern möglich, Wertpapiere von zuhause aus zu handeln. Somit nahm der elektronische Handel mit Wertpapieren stark an Bedeutung zu. Zahlreiche Investmentfonds trieben die Euphorie immer weiter an und stellten ihren Kunden immer höhere Gewinne in Aussicht. Auch die Medien unterstützten diese Begeisterung. Nach Badek (2010) gab es unter diesen Kunden auch viele Spekulanten, die für die Investition in Aktien einen Kredit aufgenommen hatten.
Aufgrund der hohen Ausgabe an überbewerteten Aktien der Unternehmen kam es zur Bildung einer “Blase“. Unter “Blasen“ verstehen Blanchard und Illing (2004) Zeiträume, in denen die Anleger Aktien zu einem höheren Kurs als fundamental gerechtfertigt in der Erwartung auf möglichst hohe Gewinne kaufen, um diese dann zu einem späteren Zeitpunkt noch teurer weiterveräußern können.
Wie man aus dem Börse Aktienindex für den Hochtechnologiesektor dem Nasdaq - 100 in der Abbildung 1 erkennen kann, erreichte die New Economy im Jahr 1999 ihren Höhepunkt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Nasdaq 100 - Entwicklung von 1983 bis 2015
Quelle: Nasdaq 100 Standard & Poor´s 500 Index (2015)
Als bekannt wurde, dass die zu hoch bewerteten Unternehmen die hohen Gewinnerwartungen nicht erfüllen konnten, gerieten die Anleger zunehmend in Panik und veräußerten ihre Aktien wieder. Dieser übereilte Verkauf einer Vielzahl von Aktien führte wiederum zu einem hohen Wertverlust fast aller an der Börse gehandelten Wertpapiere. Dadurch kam es zu einem Börsencrash, der insbesondere der amerikanischen Wirtschaft noch lange Zeit in Erinnerung bleiben wird.
2.2 Die Niedrigzinspolitik der FED
Aufgrund des in Kapitel 2.1 beschriebenen Börsencrashs, aber auch vor dem Hintergrund der Unsicherheiten, die von den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ausgingen, zogen sich vorerst viele Investoren aus dem Aktiengeschäft zurück (Badek 2010). Dadurch geriet die amerikanische Wirtschaft in eine leichte Rezession. Die FED, mit dem Wirtschaftswissenschaftler Alan Greenspan als Vorsitzenden, reagierte hierauf zunächst mit einer Niedrigzinspolitik, um neue Anreize für Finanzmarktakteure zu schaffen und um dadurch die amerikanische Wirtschaft wieder anzukurbeln (Brauers 2011).
Als Kreditgeber der letzten Instanz stellt die FED dem Bankensystem für Zinsen das Geld zur Verfügung, das die Banken für Zinsen an die Wirtschaft ausleihen. Gemäß Elschen und Lieven (2009) sind die zentralen makroökonomischen Ziele der FED hohes Beschäftigungsniveau, Wirtschaftswachstum, Stabilität des Preis- und Zinsniveaus sowie die Stabilität der Finanz- und Devisenmärkte. Die FED steuert die Kreditvergabe durch die Banken über den Leitzins, der je nach wirtschaftlicher Situation erhöht oder verringert wird.
Aufgrund der damals von der FED verfolgten Niedrigzinspolitik wurde der Leitzins, welcher nach Elschen und Lieven (2009) das bedeutendste Steuerungsinstrument der FED ist, schrittweise immer weiter herabgesetzt.
Wie in der nachfolgenden Abbildung 2 zu erkennen, sank der Leitzinssatz von 6,5% (2000) auf 3,5% (2002) und wurde schließlich im Jahr 2004 sogar auf die 1-Prozent- Marke gesenkt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Leitzinsentwicklung USA von 1995 bis 2015
Quelle: Bloomberg Professional (2015a)
Das Absinken des Leitzinses führte zu verbesserten Finanzierungsmöglichkeiten zukünftiger Schuldner. Für die Konsumenten war es aufgrund der günstigen Konditionen besonders attraktiv, einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen, um mehr Investitionen tätigen zu können. In Folge dessen stieg die Nachfrage der privaten Haushalte weiter an und die amerikanische Wirtschaft stabilisierte sich wieder.
In den Jahren nach der Krise geriet jedoch diese Geldpolitik zunehmend in die Kritik (Erler und Krizanac 2009). Kritisiert wurde vor allem, dass die FED die Zinsen viel zu niedrig angesetzt habe.
Ein Standardwerkzeug, das sich zur Bewertung der Geldpolitik der FED etabliert hat, ist die Taylor-Regel, die auf den amerikanischen Ökonom John B. Taylor zurückzuführen ist. Dafür erklärt die Regel das Niveau des Leitzinssatzes der FED anhand der Inflationslücke, nämlich die Abweichung zwischen der Inflationsrate des Vorquartals und dem Inflationsziel einer Zentralbank, und der Produktionslücke, der sogenannte Anteil zwischen Bruttoinlandsprodukt des Vorquartals und dem Produktionspotential (Taylor 1993). Mit dieser einfachen Regel hat Taylor die Zinsentscheidungen der FED bereits seit dem Jahr 1993 analysiert und aufgezeigt, dass sich die Zinspolitik der FED damit gut nachvollziehen lässt.
Bei einer Betrachtung des Zeitraumes 2002 bis 2006 in der nachfolgenden Abbildung 3 und des Vergleichs des Leitzinssatzes der FED mit dem prognostizierten Taylor-Zins wird jedoch deutlich, dass die Niedrigzinspolitik der FED die Berechnungen von Taylor deutlich unterschritt. Diese Abweichungen lassen sich in mancher Hinsicht durch die Befürchtung der FED, es könne zu einer Deflation kommen, erklären (Erler und Krizanac 2009).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Taylor-Zins vs. Leitzins USA von 1995 bis 2015
Quelle: Bloomberg Professional (2015b)
2.3 Der Immobilienboom
Die in Kapitel 2.2 erläuterte Zinspolitik der FED führte dazu, dass sich die Nachfrage nach Krediten, wie zum Beispiel der Vergabe von Hypothekenkrediten zu günstigen Konditionen, erhöhte. Aufgrund der kostengünstig von den Banken vergebenen Kredite kam es zu einer Steigerung der Investitionen privater Haushalte, die gleichzeitig durch eine sinkende Sparquote der amerikanischen Bürger begleitet wurde (Badek 2010).
Daraufhin stiegen die privaten Konsumausgaben und somit auch das Bruttoinlandsprodukt, wie in der nachfolgenden Abbildung 4 zu erkennen, beträchtlich an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: US-Bruttoinlandsprodukt Prozentuale Veränderung von 1995 bis 2014
Quelle: Bloomberg Professional (2015c)
Die Entscheidungen der Konsumenten waren vor allem auf dem Immobilienmarkt spürbar. Nach dem “Platzen der Dotcom-Blase“ auf den Aktienmärkten wurden bei der Suche nach Anlage-Alternativen Immobilien als Anlagen zunehmend beliebter (Elschen und Lieven 2009). Die Niedrigzinspolitik der FED führte dazu, dass über Bonität verfügende Amerikaner, sogenannte “Prime-Kreditnehmer“, günstige Hypothekenkredite mit einer variablen Finanzierung, sogenannte “adjustable rate mortgages“ (Erler und Krizanac 2009), aufnehmen konnten, um Immobilien zu kaufen oder zu bauen. Als Sicherheiten ließen sich die Banken vor allem Grundpfandrechte und Hypotheken an den Immobilien einräumen (Achleitner 2002). Diese Sicherheiten standen den Banken für den Fall zur Verfügung, dass Kreditnehmer die Kreditraten nicht mehr bezahlen konnten und somit einen möglichen Kreditausfall zu kompensieren. Jedoch führten die niedrigen Kreditzinsen und die daraus resultierenden Steigerung des Bruttoinlandproduktes zu einer geringen Ausfallrate der Kreditnehmer, und somit wurden die Banken mit sehr niedrigen Kreditausfällen belastet (Stettler, Holländer, Rubin und Garbowski 2014).
Die Niedrigzinspolitik der FED ist jedoch nicht als einziger Grund für den starken Anstieg der Immobilienkäufe anzusehen. Als weiterer Grund kam hinzu, dass aufgrund der anwachsenden Nachfrage nach Immobilien in diesen Zeitraum auch die Preise für die Immobilien immer weiter stiegen. Dies kann auch dem “Case-Shiller-Index“ von der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor´s, abgebildet in der Abbildung 5, entnommen werden, der die Preisentwicklung der Immobilien am amerikanischen Immobilienmarkt widerspiegelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Entwicklung des S&P/Case-Shiller Haushalts-Index von 1980 bis 2015
Quelle: Standard & Poor´s Dow Jones Indices (2015)
Die Immobilienpreise stiegen in nur sechs Jahren ab dem Jahr 2000 bis zum Ende des Jahres 2006 kontinuierlich um insgesamt circa 110 Prozent und damit auf circa 210 Prozent des ursprünglichen Wertes (Fischer 2009). Da dieser Zuwachs der Immobilienpreise bei Weitem das Wirtschaftswachstum überstieg, entstand nach der “Dotcom-Blase“ nun auch noch eine “Immobilienblase“, die eine starke Überbewertung der Immobilien in den USA zur Folge hatte.
Da ein Ende des Anstieges der Immobilienpreise nicht abzusehen war, gingen viele Marktteilnehmer von immer weiteren steigenden Preisen aus und hofften auf immer höhere Gewinne. Der starke Preisanstieg der Immobilien lockte immer mehr Spekulanten auf dem Markt, deren Ziel es war, die Immobilien zu erwerben und diese dann zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend zu verkaufen (Fischer 2009).
Nach Bischoff (2008) boten zudem Immobilienkredite, die die Banken zu diesem Zeitpunkt zu günstigen Konditionen vergaben, eine attraktive Alternative für Anleger in Immobilienvermögen. So investierte im Jahr 2005 ein zunehmender wachsender Teil der amerikanischen Bevölkerung in Immobilien. (Frankfurter Allgemeine 2005). Mehr als 69 Prozent der Amerikaner lebten zu diesem Zeitpunkt in ihren eigenen Immobilien.
Um das Ausfallrisiko der Kreditnehmer abzuwälzen und zusätzliche Gewinne aus dem Geschäft mit den Krediten zu erwirtschaften, boten neuartige Finanzinstrumente den Banken die Möglichkeit, die Forderungen aus den Immobilienkrediten zu Finanzpaketen, zu sogenannten ABS, zu verbriefen und sie anschließend an Investoren weiter zu veräußern. Unter ABS sind Wertpapiere (“Securities“) zu verstehen, die durch Aktiva („Assets“) besichert („backed“) sind (Bär 1997). Auf weitere Einzelheiten zu ABS wird im nachfolgenden Kapitel 3 noch näher eingegangen.
Nach Fischer (2009) trug die steigende Anzahl an Marktakteuren dann jedoch zur Marktsättigung dieser ABS bei. Aufgrund der weiterhin hohen Nachfrage nach den verbrieften Forderungen aus den Immobilienkrediten und dem großen Angebot an potenziellen Investoren verliehen die Banken in den Jahren 2004 bis 2006 nun auch Kredite an Kreditnehmer mit einer geringeren Kreditwürdigkeit, sogenannte “Subprime- Kreditnehmer“. Nach Acharya et al. (2009) wurden diese Schuldner später auch als sogenannte „Ninjas“ bezeichnet, was als Abkürzung für „No Income, no Job, no Assets“ steht. Während im Jahr 2001 nur 7 Prozent aller US-Hypotheken an Kreditnehmer mit schlechter Kreditwürdigkeit vergeben wurden, was einem Volumen von 160 Milliarden US-Dollar entsprach, wurden im Jahr 2006 21 Prozent mit einem Volumen von 600 Milliarden US-Dollar solcher Kredite an Subprimer-Kreditnehmer vergeben (Sommer 2008).
Diese Subprime-Kreditnehmer hatten sich aufgrund ihrer schlechteren Bonität dazu zu verpflichtet, höhere Zinsen zu zahlen. Das führte dazu, dass alle am Geschäft involvierten Parteien, das heißt die Kreditnehmer, die Banken als Kreditgeber und die potenziellen Investoren der ABS, mehr Erträge erwirtschafteten. So hatten die Subprime-Kreditnehmer die Möglichkeit, günstig Kredite aufzunehmen und damit den Traum einer eigenen Immobilie zu verwirklichen. Die Banken wiederum erhielten aufgrund der höheren Emission an Wertpapieren eine größere Menge an liquiden Mitteln zur Verfügung und konnten gleichzeitig das durch die Kreditvergabe an die Subprime-Kreditnehmer entstandene Ausfallrisiko an Investoren weiterreichen (Rajan 2005). Die Investoren, wie vor allem risikofreudige Hedgefonds, konnten andererseits durch höhere Renditen aufgrund des übernommenen Ausfallrisikos profitieren.
Die Kreditvergabe an die Subprime-Kreditnehmer mit dem höheren Risiko eines Kreditausfalles spielte im Verlauf der amerikanischen Immobilienkrise eine zentrale Rolle. Darauf wird im folgenden Unterkapitel 2.4 näher eingegangen.
2.4 Platzen der Immobilienblase
Trotz des zunehmenden Wachstums der amerikanischen Wirtschaft beendete die FED ihre Niedrigzinspolitik im Jahr 2003, weil sie einen starken Inflationsanstieg befürchtete (Fischer 2009). Als Auslöser dafür werden der Anstieg der Preise für Energie, für Nahrungsmittel und anderer Konsumgüter angesehen. Die FED ließ daraufhin den Leitzins bis zum Jahr 2007 bis auf 5,25 Prozent steigen.
Dem Case-Shiller-Index (Abbildung 5) lässt sich entnehmen, dass es daraufhin zu einem extremen Preisverfall bei den amerikanischen Immobilien kam. Aufgrund der Erhöhung des Leitzinses vergaben die Banken die Kredite nicht mehr so großzügig wie zuvor. Darüber hinaus wird die zwischenzeitliche erschöpfte Nachfrage nach den amerikanischen Immobilien als Ursache für den drastischen Sturz der Immobilienpreise angesehen. So überstieg das Angebot an Immobilien die Nachfrage am amerikanischen Immobilienmarkt bei Weitem im Jahr 2008 (Handelsblatt 2011).
[...]
1 Hervorhebung durch den Verfasser der Arbeit