Im Dezember 2004 hatte ich die Möglichkeit, an einem Blockseminar über Internationale Politik teilzunehmen, welches als zentrales Thema die strategische Bedeutung des Rohstoffs Erdöl hatte. Unter vielen interessanten Themen, die während des Seminars angesprochen wurden, fiel es mir anfänglich schwer, mich für ein spezifisches Land bzw. eine bestimmte Problematik zu entscheiden. Die Wahl ist schlussendlich aus folgenden Gründen auf Libyen gefallen: Als Südtiroler und italienischer Staatsbürger ist es besonders interessant, sich mit der ehemaligen italienischen Kolonie zu beschäftigen. Außerdem hat Italien weiterhin viele Interessen in Libyen: Zwischen Rom und Tripolis bestehen wichtige wirtschaftliche Beziehungen. Diese Verbindung hat sich vor allem nach Aufhebung der UN-Sanktionen intensiviert. Natürlich ist Libyen auch ein wichtiger Handelspartner für andere Nationen, vor allem weil auf libyschem Staatsgebiet noch reichlich Erdöl und Erdgas vorhanden sind bzw. vermutet wird. Dies ist auch der Anstoß für diese Seminararbeit und hilft mir, meine wissenschaftliche Fragestellung zu formulieren:
Nach Aufhebung der bis September 2003 auf Libyen verhängten Sanktionen nehmen mehrere Erdölgesellschaften ihre Geschäfte wieder auf oder versuchen ihren Anteil im Land zu expandieren. Auch aus diesem Grund befindet sich das Land in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs. Kann Libyen Algerien als wichtigsten Exporteur nach Europa ablösen, bzw. kann Libyen Nigeria dessen Position als bedeutendster Erdölexporteur in Afrika streitig machen?
Diese Arbeit ist in zwei Teile gegliedert, einerseits einen einleitenden theoretischen Teil und andererseits einen empirischen Hauptteil. Während sich der theoretische Teil mit der Dependenztheorie beschäftigt, wird im empirischen Teil ein kurzer historischer Überblick gegeben, der von der Machtübernahme Muammar Gaddafis bis zur vollständigen Aufhebung der Sanktionen 2003 reicht. Anschließend wird auf die wichtigen Handelsbeziehungen zwischen Tripolis und den europäischen Partnern verwiesen. Zurzeit fördern hauptsächlich Betriebe aus dem alten Kontinent Erdöl auf libyschem Territorium. Aus diesem Grund war die vierte Lizenzvergabe zur Exploration von Erdöl und anderen Ressourcen zu Beginn dieses Jahres sehr wichtig für US-amerikanische Betriebe, um auf libyschem Boden Fuß zu fassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretischer Rahmen
- Die Interdependenztheorie
- Neoisolationismus als Lösung?
- Historischer Überblick
- Die europäischen Handelspartner
- Die italienisch-libyschen Beziehungen: Das Beispiel ENI
- Österreichische Interessen in Libyen
- Probleme in der libyschen Wirtschaft
- Welche Anreize bietet der Investitionsstandort Libyen?
- Exploration and Production Sharing Agreement 4
- Der Blick über den großen Teich
- Die Rolle der Europäer
- Algerien und Nigeria im Vergleich mit Libyen
- Algerien
- Nigeria
- Interpretation der erhobenen Daten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die strategische Bedeutung Libyens als Erdölproduzent und untersucht die Rolle des Landes im internationalen Kontext. Sie befasst sich mit der Frage, ob Libyen Algerien als wichtigsten Exporteur nach Europa ablösen und Nigeria als bedeutendsten Erdölexporteur in Afrika überholen kann.
- Die Abhängigkeit von Erdölressourcen als Schlüsselfaktor in der internationalen Politik
- Die Rolle der Dependenztheorie im Kontext des libyschen Erdöl-Exports
- Der Einfluss europäischer Handelsbeziehungen auf Libyens Wirtschaftsentwicklung
- Die Analyse des libyschen Erdölsektors im Vergleich zu Algerien und Nigeria
- Die Bedeutung des Exploration and Production Sharing Agreement 4 für die libysche Erdölproduktion
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung präsentiert die Forschungsfrage, die sich auf die Rolle Libyens als Erdölproduzent und sein Potenzial im Vergleich zu Algerien und Nigeria fokussiert. Die Bedeutung des Themas wird mit Bezug auf die Aufhebung der UN-Sanktionen gegen Libyen und die anschließende wirtschaftliche Entwicklung begründet.
- Theoretischer Rahmen: Dieses Kapitel stellt die Dependenztheorie im Kontext des libyschen Erdöl-Exports vor. Es wird auf die strukturelle Heterogenität und den ungleichen Tausch Bezug genommen, wobei die Interdependenztheorie von Keohane/Nye als zentrales Element behandelt wird. Der Ansatz des Neoisolationismus wird diskutiert, um die Abhängigkeit von Erdölressourcen zu reduzieren.
- Historischer Überblick: Dieses Kapitel bietet einen kurzen geschichtlichen Überblick über Libyen, beginnend mit der Machtübernahme Muammar Gaddafis bis zur vollständigen Aufhebung der Sanktionen im Jahr 2003. Es beleuchtet die Entwicklung des Landes im Zusammenhang mit der Erdölförderung.
- Die europäischen Handelspartner: Der Fokus dieses Kapitels liegt auf den Beziehungen zwischen Libyen und seinen europäischen Handelspartnern. Es werden die Beziehungen zu Italien, Österreich und die allgemeine Bedeutung des libyschen Investitionsstandortes erörtert.
- Exploration and Production Sharing Agreement 4: Dieses Kapitel analysiert die vierte Lizenzvergabe zur Exploration von Erdöl und anderen Ressourcen in Libyen und die Bedeutung dieser Entwicklung für die Positionierung Libyens auf dem Weltmarkt. Die Rolle europäischer Unternehmen wird ebenfalls beleuchtet.
- Algerien und Nigeria im Vergleich mit Libyen: In diesem Kapitel werden die Erdölressourcen und die Wirtschaft der beiden Länder Algerien und Nigeria mit Libyen verglichen. Die Kapitel analysiert die Daten und ihre Bedeutung im Hinblick auf die Forschungsfrage.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit konzentriert sich auf die Themen Dependenztheorie, Erdölförderung, Internationale Politik, Libyen, Algerien, Nigeria, OPEC, Exploration and Production Sharing Agreement, europäische Handelsbeziehungen, Investitionsstandort und wirtschaftliche Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Ghetta (Autor:in), 2005, Das "grüne Erdöl" - Libyens Erdölressourcen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35702