Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 ANALYSEDER AUSGANGSSITUATION
1.1 Rahmenbedingungen
1.2 Personengruppen im gewählten Setting
1.3 Analyse gesundheitsbezogener Daten
1.3.1 Gesundheitsbezogene Daten für Erzieherinnen und Erzieher
1.3.2 Gesundheitsbezogene Daten der Kinder
1.4 Ableitung von Handlungsschwerpunkten
2 SCHWERPUNKTTHEMA FÜR EIN PROJEKT ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG IM GEWÄHLTEN SETTING
3 RECHERCHE MODELLPROJEKT
4 LITERATURVERZEICHNIS
5 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS
5.1 Tabellenverzeichnis
1 Analyse der Ausgangssituation
1.1 Rahmenbedingungen
Das Setting, für welches im weiteren Verlauf praxisrelevante Handlungsansätze zur Gesundheitsförderung identifiziert werden, ist eine Kindertageseinrichtung.
Die Tageseinrichtung wird durch den Elternverein betrieben und hat ihren Sitz in X. Neben der Kindergrippe gibt es zusätzlich den Kindergarten, welche sich die gleichen Räumlichkeiten des ursprünglichen Waisenhauses teilen. Die Kindergrippe umfasst eine Gruppe mit 25 Kindern im Alter von 3-6 Jahren und wird von 3 Fachkräften als auch einer Anerkennungspraktikantin betreut. Die Kindergrippe besteht aus 10 Kindern im Alter von 1-3 Jahren und wird ebenfalls von 3 Fachkräften und einer Praktikantin beaufsichtigt. Geöffnete ist die Einrichtung Montag bis Freitag von 6:30 Uhr bis 17:30 Uhr, wonach sich auch die Arbeitszeiten der Mitarbeiter richten.
Tab1: Rahmenbedingungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.2 Personengruppen im gewählten Setting
Im oben genannten Setting sind folgende Personengruppen integriert:
- Erzieherinnen/ Kinderpflegerin
- Anerkennungspraktikantin/ Praktikantin
- Reinigungskraft
- Kinder
- Eltern (ehrenamtliche Arbeit)
Die Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sind wie oben erwähnt in zwei Gruppen aufgeteilt, 3 von ihnen sind in der Kindergrippe tätig und die anderen 3 im Kindergarten.
Dabei arbeitet die Kinderpflegerin gruppenübergreifend und orientiert sich situationsbedingt. Die Anerkennungspraktikantin unterstützt die Kindergrippe und ist auf Vollzeit eingestellt. Da sich Aufgabenfelder innerhalb des Personals überschneiden, werden alle als eine zentrale Personengruppe dargestellt.
Zusammengefasst besteht das Team aus 8 Frauen, welche Kindergarten und Kindergrippe anleiten. Das Alter der Frauen liegt zwischen 20 und 50 Jahren. Folgende Tätigkeiten sind von den Erzieherinnen zu erfüllen:
- Betreuen und Anleiten der Kinder
- Wickeln
- Unterstützung beim Essen, füttern der Kleinkinder
- Diverse Küchenarbeiten (Essen richten, Spülmaschine ausräumen)
- Gemeinsames Spielen, Basteln, Durchführen von Angeboten (Jahreszeiten), Stuhlkreis
- Pädagogische Aufgabenfelder: Elterngespräche, Elternabende, individuelle Beobachtungen der Kinder, Anwesenheitsliste
- Büro und Schreibarbeiten (Aufgabenfeld der Leiterin)
Besonders auffällig und Rückenschmerzen fördernd ist das ständige Herumtragen der Kleinkinder, welche natürlich intensiver betreut werden müssen. Als Folgerung erschließt sich eine steigende Gefahr für Haltungsschäden und andere muskuläre Beschwerden. Eine weitere Gefahr birgt sich für Erzieherinnen die besonders groß sind, da unergonomische Bewegungen und Gelenkprobleme Konsequenzen sein können.
Zusätzlich verbringen die Erzieherinnen wöchentlich einige Zeit auf den für die Kinder ausgelegten Stühle (kleine Kinderstühle), um z. B. einen Stuhlkreis zu betreuen und anzuleiten. Dabei ist ihre Körperhaltung über einen längeren Zeitraum sehr unnatürlich und schädigend für die komplette Wirbelsäule. Betrachtet man den Betreuerschlüssel für die Kinder, so fällt auf, dass sich eine Erzieherin gleichzeitig um mehrere Kinder kümmern muss. Demnach kann es zu häufigen Stresssituationen führen und als Grundlage von psychischen Krankheiten dienen. Gerade dann, wenn ein Kind eine einzelne Betreuung benötigt (Schürfwunde, Windel wechseln, Bauchschmerzen etc.) hat eine andere Erzieherin noch mehr Kinder zu beaufsichtigen und somit auch eine größere Verantwortung. Dauerhaft wird die zentrale Personengruppe „Erzieher“ überfordert und ist einem nicht zu verachteten Stress ausgesetzt. Darüber hinaus sind organisatorische Planungen und Elternabende/ Elterngespräche sehr zeitintensiv und erfordern eine hohe Akzeptanz gegenüber Überstunden. Ein weiterer Punkt ist die hohe Ansteckungsgefahr für die Erzieher, da diese im ständigen Kontakt mir Kindern sind. Intensiviert wird die Ansteckungsquote durch den engen oder sogar körperlichen Kontakt mit den Kindern. Ein Teufelskreis, bei dem sich Erzieher bei den Kindern anstecken und die Kinder wiederum bei den Erziehern.
Als zweite zentrale Personengruppe im Kindergarten, werden die Kinder dargestellt. Je nach Gruppe sind die Kinder 1-3 Jahre alt (Kindergrippe) oder 3-6 Jahre alt.
Damit die Kinder schon früh mit einem geregelten Tagesablauf konfrontiert werden, gibt es fürjeden Tag einen grob festgelegten Tagesablaufplan:
Tab. 2: Tagesablaufplanung Kindergarten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zu erwähnen ist ebenfalls die Konzeption des Kindergartens, welche folgende pädagogische Ansätze und Besonderheiten aufweist:
- Großzügige Bewegungsmöglichkeiten und vielseitig Spielangeboten/anregungen
- Kooperationen mit Vereinen (Vergünstigungen)
- gezielte Sprachförderung
- Übernachtungen der Vorschulkinder im Kindergarten
- Vorschulerziehung einer Lehrerin
- Spezielle Förderung des Sozialverhaltens, der Sprache, der mathematisch- naturwissenschaftlichen Erziehung als auch der Fein- und Grobmotorik
- Hygiene und Sauberkeitserziehung
- Umwelterziehung
- Zusammentreffen von Kindergarten und Kindergrippe
- Große Außenanlage mit diversen Spielangeboten
- Ausflüge in den Wald/ Naturverbundenheit
Anhand den täglichen Strukturen im Kindergarten und den pädagogischen Ansätzen, lassen sich die gegebenen Alltagssituationen der Kinder ableiten. Hierbei ist deutlich zu erwähnen, dass ansteckende Krankheiten wie Windpocken und der Befall von Läusen ein ständiges Thema sind. Dies wiederum bedeutet eine erhöhte Ansteckungsgefahr unter den Kindern selbst.
Des Weiteren kann der „Müslitag“ nur als ungenügend bewertet werden, da auch in einem anscheinend „gesunden Müsli“ viel Industriezucker stecken kann. Eltern geben hierbei ihren Kindern Müsli mit in den Kindergarten und schauen nicht ausreichend auf die Inhaltsstoffe. Konsequenz ist ein „ungesundes“ Müsli, welches nicht förderlich für eine ausgewogene Ernährung ist. Ein weiteres kontraproduktives Verhalten stellt das mitgebrachte Essen von zu Hause dar, welches ebenfalls reich an ungesunden Lebensmittel sein kann. Dies wirkt sich natürlich negativ auf das Essverhalten der Kinder aus, denn nicht jedes Elternteil hat ausreichend Hintergrundwissen über ausgewogene und altersgerechte Ernährung.
Ein sehr positiver Punkt ist das Turnen, da sich die Kinder hierbei austoben können und sich bestenfalls genügend bewegen. Dennoch ist nicht genau ersichtlich in wie weit sich jedes Kind einzeln bewegt. Dies ist natürlich wieder sehr individuell und lässt keine pauschale Aussage festlegen.
1.3 Analyse gesundheitsbezogener Daten
Damit eine Gesundheitsförderung im Setting Kindertagesstätte durchgeführt werden kann, ist es von hoher Wichtigkeit die aktuelle Datenlage der Gesundheitssituation beider zentraler Personengruppen in der Tageseinrichtung zu kennen.
1.3.1 Gesundheitsbezogene Daten für Erzieherinnen und Erzieher
Nach Angabe diverser Krankenkassen, ist die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage im Beruf des Erziehers in den letzten Jahren progressiv gestiegen. So verzeichnet die Barmer GEK 2013 in ihrem Gesundheitsbericht 2014 in Niedersachsen insgesamt 2.196 Arbeitsunfähigkeitstage (AU), was wiederum 12,3 AU-Tage pro Krankheitsfall ausmacht (2013) (Gesundheitsreport 2014 Niedersachsen Barmer GEK, 2014). Ebenfalls konnte die Techniker Krankenkasse (2014, S.107) im gleichen Jahr 14,7 AU Tage bei den Männern und 18,9 AU Tage bei den Frauen in der Berufsgruppe „Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe, Theologie“ erfassen (Techniker Krankenkasse, 2013).
Die 18,9 AU Tage sind unter anderem aufzugliedern in „psychsiche Störungen (4,1 Tage) und Krankheiten des Atmungssystems (3,3 Tage) (Grobe, 2013).
Im Vergleich mit anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes heben sich die krankheitsbedingten Fehlstunden der pädagogischen Fachkräfte stark hervor (Mauz, Schumann, Viernickel & Voss, 2014). Die häufigste Begleiterscheinungen des pädagogischen Berufes sind Muskel-Skelett-Erkrankungen, wobei Leitungskräfte meist noch mehr davon betroffen sind. Weitere nennenswerte Erkrankungen sind die der Atemwege als auch neurobiologische und sensorische Erkrankungen. Beschwerden des Verdauungssystems (Magen-Darm-Beschwerden) und psychische Störungen (Depressionen/ Burnout) gehören ebenfalls zu den Folgeerkrankungen. Weniger betroffen sind pädagogische Fachkräfte von Hormon- und Stoffwechselerkrankungen sowie Haut oder HerzKreislauf-Erkrankungen. Stark auffällig sind allerdings die Beschwerden über Kreuz- und Rückenschmerzen wie auch Nacken- und Schulterschmerzen (Mauz, Schumann, Viernickel & Voss, 2014). Diese Beschwerden entstehen durch Tragen und Heben der Kinder als auch durch das unergonomische Sitzen auf Kinderstühlen. Zusätzlich werden die Beschwerden durch ungewohnte Rotationskräfte provoziert.
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