Tiergestützte Arbeit. Auf den Hund gekommen?


Hausarbeit, 2017

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Wie alles begann
1.1 Pat Facilitated Therapy
1.2 Domestikation - Leben neben dem Menschen oder mit ihm?
1.3 Erste Züge der tiergestützten Heilung und Erziehung

2 Die Intelligenz von Hunden und unser Art mit ihnen zu kommunizieren
2.1 Chaser the Border Collie
2.2 Die Begabungen des Hundes, den Mensch zu verstehen
2.3 Einfluss eines Tieres auf die zwischenmenschlichen Begegnungen

3 Einfluss eines Tieres auf die Gesundheit des Menschen
3.1 Hund oder Katze - Welcher Typ sind Sie?
3.2 Wahrnehmung eines Hundes von Hypoglykämie beim Menschen
3.3 Der Einfluss des Haustieres bei Depression

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Nicht nur der kleine Pudel Struppi von nebenan, das Meerschweinchen im Zimmer meiner Tochter oder die Schafe im Garten meiner Mutter. Tiere begleiten uns in vielen Bereichen unseres Lebens und sind mittlerweile in fast allen gesellschaftlichen Bereichen präsent. Knapp 8,2 Millionen Katzen und 5,3 Millionen Hunde in deutschen Haushalten. Tiere sind für uns heute verlässliche Arbeitskollegen, authentisches Kumpantier, Ersatz für vermisste menschliche Beziehungen oder elementarer Nahrungsbestandteil

Tiere faszinieren uns in Naturfilmen durch ihre Überlebensstrategien oder auch als animierte Kunstfiguren und Akteure in Kinderfilmen. Weit darüber hinaus sind sie eine wahrhaftige Hilfe unserer Forschung. Menschen beobachten schon lange tierische Fähigkeiten und versuchen, diese mithilfe der Technik für sich nutzbar zu machen. Beispielsweise die Dynamik des Fliegens oder unter Wasser die Art und Weise der Fortbewegung. Das aus der Natur gewonnene Wissen für den Menschen zu entdecken und so umzustrukturieren, dass es für uns selbst nutzbar wird, ist mit Abstand eine der größten Errungenschaften der Menschheit (Bundeszentrale für politische Bildung, 14.02.2016).

In dieser Arbeit möchte ich einen Einblick geben, welche Wirkung und welchen Einfluss Tiere auf uns Menschen haben. Im Vordergrund steht hier die Mensch-Tier-Beziehung insbesondere als Familienmitglied. Doch wie und warum kam der Mensch eigentlich zum Tier? Und was ist eigentlich dran, an der These, der Affe sei dem Mensch am nächsten?

Ich möchte ganz besonders auf die Zusammenarbeit, insbesondere Kommunikation von Mensch und Hund verweisen, da dies das Seminar der tiergestützten Arbeit am besten vermittelt hat. Wodurch sich mir die Frage stellt, ob der Hund durch seine Kognition überhaupt in der Lage ist, mit dem Menschen zu kommunizieren? Und wie ist es bei seinem Vorfahren, dem Wolf? Wie intelligent ist der Hund wirklich?

Ich möchte auch auf den gesundheitlichen Aspekt eingehen, da ich der Meinung bin, dass dies in der Sozialen Arbeit oft nicht berücksichtigt wird oder diesbezüglich noch nicht weit genug erforscht bzw. ins Gesundheitssystem etabliert ist.

Am meisten faszinierte mich im Seminar die Erzählung von Frau Wille (Pädagogin und Therapiehunde-Ausbilderin), wie Hunde in Verbindung mit Diabetikern zum Einsatz kommen, besonders wie sie einen Anfall vorhersehen können? Und dies ist nur ein Beispiel für den Einsatz von Tieren in unsere Gesundheit, Gefühlswelt und auch unsere Sozialbeziehungen. Tiere sind heutzutage nicht nur Freunde und Familienmitglieder, sondern auch Therapeuten oder Lehrer, sie können Krankheiten vorbeugen, unseren Gefühlszustand verbessern und sogar zu Liebesgeschichten führen (Ciccotti und Guéguen, 2011, S.1). Doch stimmt das? Tragen Tiere wirklich zur Gesundheit des Menschen bei oder ist dies nur ein Mittel um Geld zu machen?

Auf den ethnischen Gesichtspunkt muss ich in dieser Arbeit leider verzichten, da es vermutlich den Rahmen einer Hausarbeit sprengen würde. Der Einfachheit halber beziehe ich mich ausschließlich auf die männliche Form, gemeint sind jedoch sowohl die männlich als auch die weibliche Form.

1 Wie alles begann….

1.1 Pat Facilitated Therapy

Die Arbeit mit Tieren erscheint unserer Wissenschaft ein noch unzureichend erforschtes Gebiet, doch ist dies gar nicht so neu, wie wir annehmen. Der Einsatz von Tieren ist erstmals im 8. Jahrhundert in Belgien für therapeutische Zwecke bekannt geworden. Später im 18. Jahrhundert gründeten Wissenschaftler eine Anstalt für Geisteskranke, in der sich die Patienten um kleine Gärten und Kleintiere kümmern mussten (McCulloch, 1988, S.26). Vor 200 Jahren wurde durch die Mönche des Klosters York empfohlen: “Den, in der Seele und am Körper Beladenen hilft ein Gebet und ein Tier“ (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 13; Zit. nach Der Spiegel 8, 1988, S. 201 ff.)

In Deutschland entstand im 19. Jahrhundert in Bethel das Epileptiker-Zentrum, das von Beginn an auf die heilenden Kräfte von Tieren vertraute und demnach Katzen, Hunde, Schafe und Ziegen hielt. Doch waren diese Versuche entweder in Vergessenheit geraten oder, wie im Fall Bethel, überhaupt gar nicht erst dokumentiert worden und somit für die Wissenschaft ohne Wert. Diese Weisheiten mussten von moderner Wissenschaft neu entdeckt werden, zunächst blieb es bei einzelnen Vermutungen und Versuchen, die Theorie wurde erst später entwickelt. Es ist nicht übertrieben, von einer Revolution zu sprechen, die weite Gebiete von Therapie, Pädagogik und auch Resozialisierung beinhaltete. Die Einsicht, dass Tiere nicht nur als Nahrungsbestandteil gelten, Lasten tragen oder uns auch nur Gesellschaft leisteten, sondern helfen und auch heilen können, führte zu einer weltweiten Bewegung, die auch Deutschland erfasste. Anfangs begann alles mit einigen Zeitungsartikeln von wissenschaftlichen Berichten, die jedoch zuweilen nur belächelt wurden. Der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris M. Levinson verfasste 1969 ein Buch über seine Erfahrung mit Tieren als Kotherapeuten, was einen Durchbruch erzielte. (Levison, 1969). Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen begannen Experimente und Versuchsreihen. Der Begriff >pet facilitated therapy< [Hervorheb. des Verfassers] wurde zum Schlagwort eines neuen Wissenschaftszweigs, der Mensch-Tier-Beziehung. In der Universität Pennsylvania legten Veterinärmediziner Anfang der 80er Jahre die erste, und kommentierte Bibliographie zu diesem Thema vor. Ende der 70er Jahre gründeten Mediziner, Psychologen, Verhaltensforscher und Gerontologen aus Amerika und England eine Gemeinschaft, die sich weitere Forschungen der Mensch-Tier-Beziehung zur Aufgabe machten. 1980 wurde erstmals ein Kongress durch sie organisiert, mit dem Thema: „Human/Companion Animal Bond“ (Smet, 1983 Zit. nach Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 14), der in London für hohes Aufsehen sorgte. Heute umfasst die Gesellschaft zahlreiche Organisationen in nahezu allen Staaten der westlichen Welt. Zahlreiche Publikationen begründeten im Laufe der 80er und 90er Jahre den neuen Wissenschaftszweig >Mensch-Tier-Beziehung< [Hervorheb. des Verfassers].

In vielen Ländern entstanden in kürzester Zeit sog. „Pet Visiting Programs“ (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 15, Zit. nach Smet, 1983). Erste Tierschutzvereine und Hundezüchterverbände besuchten mit speziell von ihnen ausgebildeten >Therapie Tieren< [Hervorheb. des Verfassers] Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime oder psychiatrische Anstalten.

Das Forschungsfeld tiergestützter Menschenbehandlung ist schon deshalb interessant, weil noch nicht einmal die genauen Konturen dieser Disziplin feststehen und führt zu Nervosität und Sensibilisierung, wie sie oftmals bei jungen Disziplinen üblich ist. Es gibt keine wirklichen Schulen, sondern eher Autoren, Forschungsschwerpunkte und einige wissenschaftliche Einrichtungen. Diese Disziplin hat, grob gesagt, noch nicht mal einen Namen. Auch welchen Schwerpunkt diese Disziplin einmal legen wird, ist noch unklar. Jedoch haben uns die bislang gemachten Untersuchungen die Augen geöffnet für Verbindungen, die eine tiefe Gemeinschaft zwischen Mensch und Tier vermuten lassen (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 16).

1.2 Domestikation - Leben neben dem Menschen oder mit ihm?

Tiergestütztes Arbeiten bedeutet einen neue und wahrscheinlich die intensivste Stufe tierischer Domestikation. Dieser Begriff umfasst die „allmähliche Umwandlung von Wildtieren in Haustiere [...] durch den Menschen“ (Duden.de, 2016). Es geht nicht nur darum, ein Tier für einen speziellen Dienst des Menschen auszubilden, sondern vielmehr um die Hilfe und Unterstützung durch seine bloße Existenz. Dies kann nur gelingen, wenn man von einer tiefen Verbundenheit zwischen Mensch und Tier überzeugt ist. Hier gibt es eine große Differenz. Vor allem im Hinblick auf die Gemeinschaftsfähigkeit von Tieren, die durch keine Domestikation aufgehoben werden kann, schreibt Karl König in seinem Buch mit dem Titel, Bruder Tier: „die einen Tiere leben neben den Menschen, die anderen mit ihnen [Hervorheb. des Verfassers] “ (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 20). Die Wenigen, die sich ein Leben mit dem Menschen teilen, sind Hunde und Katzen. Weiter schreibt er: “Sie teilen das Haus und die Wohnstatt mit uns Menschen, auch wenn wir ihnen manchmal eine eigene Hütte oder einen Korb zu eigen geben. Beide, Hund und Katze, sind dem Menschen viel näher, als es jemals Kuh und Schaf waren“ (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 20, Zit. nach König, 1967, S. 158 ff). Wellensittiche, Nagetiere und Kanarienvögel wohnen zwar mit Menschen zusammen, jedoch nur als Gefangene in Käfigen. Hunde und Katzen finden eine Heimat in der menschlichen Behausung.

Eines der ältesten Begleiter der Menschen ist der Hund. Seine Domestikation erfolgte bereits in der Altsteinzeit, der Zeit von Jägern und Sammlern. Bis heute ist noch ungeklärt, was der eigentliche Grund für seine Domestikation war. Entweder der Nutzen, wie z.B. als Funktion des Wächters, Jagdhelfers, Hirten oder des Abfallvertilgers. Oder seine Rolle als Gefährte, die immer wieder als gleichermaßen belebend oder beruhigend assoziiert wird. Anders bei der Katze. Man hielt sie nicht etwa wegen der Beseitigung von Nagetieren, um den Nahrungsvorrat zu sichern. Hierfür wurden andere Tiere trainiert, wie etwa das Frettchen oder der Mungo. Die Katze genoss hohe Verehrung in Ägypten, durfte nicht getötet werden und wurde erst recht spät domestiziert. Sie wurde einzig und allein wegen ihrer Schönheit gehalten und wurden von den Reichen als Geschenk gesandt. Doch es kamen dann andere Zeiten für die Auffassung der Katze. Als sie später mit den Mönchen nach Rom kam, hatte Gregor der Große in seinen Predigten beschlossen, man solle sein Liebstes opfern. Es kam noch schlimmer. In der frühen Neuzeit wurde sie zum Teufelstier, galt als untreu und verschlagen (Die Arche Mostar, S.216 ff.). Die einst enge Bindung zwischen Mensch und Katze war zerstört. Sie gehörte von nun an in den Stall, durfte nur noch zum Mäuse jagen das Haus des Menschen betreten. Selbst im Jahre 1958 findet sich noch der Vergleich zwischen Hund und Katze, in dem die Katze keineswegs als Haustier dem Menschen angesehen wird, es heißt: „Begegnet ein Hund seinen Herren, den er lange nicht gesehen, so äußert er lebhafte Zeichen der Freude und Anhänglichkeit. Trifft man aber die eigene Hauskatze […], so wird sie nie ein Zeichen freudigen Wiedererkennens geben. Statt der affektiven Bindung zum Menschen, sucht die Katze das Haus […]. Für sie gibt es eben keine Treue im Sinne des Hundes, weil ihr von Natur aus eine Bindung an den Menschen abgeht, die der Hund sucht (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 20, Zit. nach Siegmund, 1958, S. 278f.)

Dieser Unsinn wurde durch Leyhausen widerlegt. In seinen Forschungen mit Katzen berichtet er, dass sie wenngleich einzeln oder in Gruppen gehaltenen Käfigkatzen, zuerst ihn begrüßten bzw. den Pfleger, bevor sie sich dem mitgebrachten Futter zuwandten. Er ließ sie aus Versuchsgründen ein bis zwei Tage hungern, so war jedoch nicht die Nahrungsaufnahme das Wichtigste, sondern, wie er meint „ein wahrer Begrüßungsturm mit hochgehobenen Schwanz, Köpfchengeben, wobei sich die Tiere oft im Leeren einer >imaginären< Streichelhand entgegen auf die Hinterbeine hoben […] (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 21, Zit. nach Teutsch, 1975, S. 45). Die damalige Auffassung der Katze lässt sich jedoch begründen. Da sie bis vor kurzem noch vornehmlich als Mäusefänger in Haus und Hof diente und sich der Mensch für seine Bedürfnisse ausschließlich an den Hund hielt, hatte die Katze keine Möglichkeit eine personale Bindung zum Menschen aufzubauen. Heute ist die Katze dem Hund an sozialer Sensibilität gleichgestellt. Es gibt zahllose Gründe für die Domestikation von Tieren: Für alle wird ein Minimum an Symbiosefähigkeit vorausgesetzt, die in einer gemeinsamen Verwurzelung von Mensch und Tier begründet ist (Greiffenhagen und Buck-Werner, 2011, S. 21 f.).

1.3 Erste Züge der tiergestützten Heilung und Erziehung

Wer ein Haustier hält, lebt länger und gesünder. Kinder gedeihen besser, wenn sie mit Tieren aufwachsen. Nicht nur als Spielgefährte, sondern auch Identifikationssymbol, als Tröster oder als unvoreingenommener und konsequenter Erzieher. Kinder, die ein Haustier besitzen, zeigen mehr Einfühlungskraft, Verantwortungsgefühl und auch Mitleid.

Allein die bloße Anwesenheit und Betrachtung eines Tieres wirkt blutdrucksenkend und stabilisierend auf das Herz-Kreislauf-System. Forscher fanden heraus, dass die Anwesenheit eines - wenn auch geliebten Menschen - den Blutdruck steigen lässt. Auch im Alter bleiben Menschen, die Tiere halten lebendiger und offener für ihre Umwelt. Sie sind meist geselliger, zufriedener und besser gelaunt als Menschen, die kein Tier halten. Auch in Altenheimen werden Bewohner durch ein mögliches Stations- Tier wieder aktiver und heiterer. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen am Rande unserer Gesellschaft leben und auch vereinsamte Menschen, wie beispielsweise Verwitwete, Depressive, Obdachlose und auch körperlich Kranke tun Tiere gut. Es ist nachgewiesen, dass Insassen von Vollzugsanstalten weniger Gewalt unter den Gefangenen aufweisen, wenn die Tierhaltung erlaubt ist. Vor allem in Kinderpsychiatrien werden oft verblüffende Wirkungen erzielt. Kinder, die oft auf keine Therapien anschlagen, reagieren auf Tiere und können darüber einen Zugang zu klassischen Therapien erreichen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Tiergestützte Arbeit. Auf den Hund gekommen?
Hochschule
Ernst-Abbe-Hochschule Jena, ehem. Fachhochschule Jena
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
24
Katalognummer
V365346
ISBN (eBook)
9783668449985
ISBN (Buch)
9783668449992
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Therapie, Hund, tiergestützte Heilung, Diabetes, Depression, Behandlung, Soziale Arbeit
Arbeit zitieren
Belinda Peter (Autor:in), 2017, Tiergestützte Arbeit. Auf den Hund gekommen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365346

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