“Die Beherrschung der jeweiligen Sprache einer fremden Kultur reicht auch auf Dauer völlig aus, um sich dort zurechtzufinden.” Es gibt wahrscheinlich kaum einen Sprach- und Kulturwissenschaftler, der einer solchen Behauptung nicht umgehend widersprechen würde. Welche Argumente jedoch sollte man bereit halten, um provokante Aussagen dieser und ähnlicher Art zu widerlegen? Oder anders gefragt, welche Faktoren spielen neben reinen Sprachkenntnissen, d. h. neben Grammatik und Wortschatz, eine mindestens ebenso wichtige Rolle, um in anderen Kulturkreisen langfristig bestehen zu können?
“Kulturspezifisches Wissen“ ist ein Schlüsselbegriff, der im Zusammenhang mit Versuchen, eine Theorie Interkultureller Kommunikation aufzustellen, immer wieder auftaucht. Gemeint ist damit das Wissen, das sich die Mitglieder einer bestimmten Kultur nicht bewusst aneignen, sondern durch das Hineinwachsen die jeweilige Gesellschaft unbewusst aufnehmen und verinnerlichen. Interessant ist dabei besonders das implizite Wissen über Kommunikation und das menschliche Bewusstsein, da zwischen diesen beiden Bereichen eine enge Verbindung zu bestehen scheint. Diese Vermutung führt wiederum zu weiteren Fragen, die in der Interkulturellen Kommunikation sicherlich schon häufig gestellt wurden. Warum sind Kommunikation und Kognition Begriffe, die scheinbar nicht unabhängig voneinander definiert werden können? Worin genau besteht der Zusammenhang zwischen Sprache und Sprechen und unserer Vorstellung von der Psyche? Sind die Vorstellungen und Definitionen von menschlichem Denken und Kommunizieren, die wir in der westlichen Welt haben, universell? Oder sind diese Konzepte auch auf andere, d.h. nicht westliche Kulturen übertragbar? Inwiefern beeinflusst kulturspezifisches Wissen unser Handeln? Und was bedeutet das schließlich für die Ausarbeitung einer Theorie interkultureller Kommunikation?
Ziel meiner Seminararbeit war zunächst, Antworten auf die oben gestellten Fragen zu finden, wobei der Versuch, jede dieser Fragen angemessen ausführlich zu beantworten, sicherlich den Rahmen dieser Arbeit gesprengt hätte. Darüber hinaus bestand meine Absicht jedoch darin, weitere Fragen aufzuwerfen, die zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Bedeutung kulturspezifischen Wissens im Allgemeinen neben der Notwendigkeit bestimmter Sprachkenntnissen im Besonderen anregen sollten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II.1 Alltagsweltliche Theorien der Kommunikation
- II.2 Metaphern als Ausdruck von Alltagstheorien
- II.2.1 Metaphorik und Denken
- II.2.1.1 Die Behälter-Metaphorik
- II.2.1.2 Transportmetaphern
- II.2.2 Metaphorik und Handeln
- II.3 Die Kommunikationspraxis in westlichen Kulturen
- II.3.1 Die Umsetzung von Alltagstheorien
- II.3.2 Bewusstsein als „,bewusstes Sein”
- II.3.3 Die Zuschreibung von Motiven
- II.4 Bewusstseinsmodelle in schriftlosen Kulturen
- II.5 Konsequenzen für eine allgemeine Theorie der Kommunikation
- III. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel der Seminararbeit ist es, die Bedeutung von kulturspezifischem Wissen für die Kommunikation und das menschliche Bewusstsein zu untersuchen. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie alltagsweltliche Theorien der Kommunikation, insbesondere Metaphern, das menschliche Denken und Handeln beeinflussen. Darüber hinaus wird die Kommunikationspraxis in westlichen Kulturen im Vergleich zu Bewusstseinsmodellen in schriftlosen Kulturen analysiert.
- Alltagsweltliche Theorien der Kommunikation und ihre Rolle in der Interkulturellen Kommunikation
- Metaphern als Ausdruck von implizitem Wissen und ihre Bedeutung für das menschliche Denken
- Kommunikationspraxis in westlichen Kulturen und die Umsetzung von Alltagstheorien
- Bewusstseinsmodelle in schriftlosen Kulturen und deren Unterschiede zu westlichen Modellen
- Konsequenzen für eine allgemeine Theorie der Kommunikation und die Bedeutung von kulturspezifischem Wissen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik von kulturspezifischem Wissen in der Interkulturellen Kommunikation ein und stellt die zentrale Frage nach dem Zusammenhang von Kommunikation und Kognition. Kapitel II beleuchtet alltagsweltliche Theorien der Kommunikation und ihre Bedeutung für die Interpretation und Steuerung von Interaktionen. Es wird gezeigt, wie Metaphern als Ausdruck von implizitem Wissen das menschliche Denken und Handeln prägen. In Kapitel II.3 wird die Kommunikationspraxis in westlichen Kulturen analysiert, wobei die Umsetzung von Alltagstheorien, die Konstruktion von Bewusstsein und die Zuschreibung von Motiven im Vordergrund stehen. Kapitel II.4 beschäftigt sich mit Bewusstseinsmodellen in schriftlosen Kulturen und deren Unterschiede zu westlichen Modellen. Kapitel II.5 befasst sich mit den Konsequenzen für eine allgemeine Theorie der Kommunikation, wobei die zentrale Rolle von kulturspezifischem Wissen hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Kulturspezifisches Wissen, Interkulturelle Kommunikation, Alltagstheorien, Metaphern, Kommunikationspraxis, Bewusstsein, Bewusstseinsmodelle, schriftlose Kulturen und allgemeine Theorie der Kommunikation.
- Arbeit zitieren
- Diplomübersetzerin Helena Schneider (Autor:in), 2002, Kulturspezifisches Wissen über Kommunikation und Bewusstsein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36585