Leseprobe
Inhalt
1. Einleitung
2. Diverse Ansätze zur Begriffsdefinition „Projekt“
3. Projektunterricht in Abgrenzung zu ähnlichen Unterrichtsmethoden
4. Merkmale des Projektunterrichts nach Gudjons
5. Idealtypischer Ablauf eines Projekts
6. Leistungsbewertung im Projektunterricht
7. Chancen und Grenzen der Projektmethode im Unterricht
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Begriff „Projekt“ hat seinen Ursprung in dem lateinischen Wort „projicere“, was so viel bedeutet wie „entwerfen, planen, sich vornehmen“. Er findet in vielen Sparten Anwendung und erhält, je nach Fachgebiet, meist eine individuelle Note in der Begriffsdefinition.
Im schulischen Kontext wird die Projektmethode oft als Lückenfüller vor den Sommerferien degradiert.[1] Dem entgegen wertet Meyer das Projekt als „eine der schwierigsten und anspruchsvollsten Formen methodischen Handelns“[2]. Letztlich bleibt es der Lehrkraft (L.) selbst überlassen, mit welchen Methoden er oder sie im jeweiligen Schuljahr arbeiten möchte. Allgemein bekannt ist jedoch auch wie knapp bemessen die Zeit innerhalb einer solche Jahresplanung, für die im Bildungsplan festgelegten Inhalte, oftmals ist. Daher ist die Evaluation der verschiedenen Methoden im Vorfeld essentiell, um eine effiziente Planung durchführen zu können.
Die folgende Arbeit soll als kurze Handreichung dienen, um sich mit dem Begriff des „Projektunterrichts“ vertraut zu machen. Es wird zunächst ein kleiner Einblick in die diversen Definitionen des Wortes „Projekt“ gegeben. Weiterhin ist die Projektarbeit ein wichtiger Bestandteil des offenen Unterrichts und findet daher ihre Anwendung auch in unterschiedlichen Dimensionen. Diese kurz zu skizzieren und gegenüberzustellen ist Aufgabe des in Kapitel 3 beschriebenen Sachverhalts. Nachfolgend wird auf die zehn Merkmale nach Gudjons eingegangen. Der idealtypische Ablauf, nach Freys sieben Komponenten, gewährt weiterführend einen groben Überblick zu den einzelnen Schritten. Nachfolgend soll eine kurze Diskussion darüber Aufschluss geben, ob und inwiefern eine Leistungsbewertung für diese Unterrichtsform erfolgen kann. Im letzten Kapitel werden dann die nicht nur in der Fachliteratur so vielfach gelobten Chancen der Methodik aufgeführt, sondern auch deren Grenzen beleuchtet.
2. Diverse Ansätze zur Begriffsdefinition „Projekt“
Allen, der im Folgenden aufgeführten Definition, ist ein Grundgerüst gemein. Es wird das gemeinsame Handeln einer Gruppe, das durch Erarbeitung und Umsetzung ein bestimmtes Ergebnis als Resultat vorweisen kann, beschrieben. Jener Prozess verläuft über einen vorher festgesetzten Zeitraum.
Im Einzelnen sind weitere Spezifikationen vorgenommen worden, die die jeweiligen Definitionen bereichsspezifisch weiter ausführen.
Im betriebswirtschaftlichen Sektor ist beispielsweise (bspw.) eine normierte Definition des Begriffs „Projekt“ festgelegt (DIN 69 901). So findet sich im Wirtschaftslexikon von Springer Gabler folgende prägnante Zusammenfassung der Erläuterung:
„Ein Projekt ist eine zeitlich befristete, relativ innovative und risikobehaftete Aufgabe von erheblicher Komplexität, die aufgrund ihrer Schwierigkeit und Bedeutung meist ein gesondertes Projektmanagement erfordert.“[3] Diese sehr kurz gehaltene, allgemeingültige Interpretation des Begriffs wird im Nachgang noch in weiteren Sparten präzisiert. Ausgelegt auf den wirtschaftlichen Sektor, unterteilen sich die Vertiefungen dann in einzelne Merkmale wie interner oder externer Auftraggeber, Komplexität, Projektgröße, sowie Projektgegenstand und Innovationsgrad.[4]
Eine, aus dem Schulkontext dargebotene und gleichermaßen sehr kurz gehaltene, Begriffsdefinition stellt die „Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen“.
„Ein Projekt ist ein einmaliges, zeitlich befristetes Vorhaben mit einem spezifischen Ziel. Dabei wirken sachliche, zeitliche, finanzielle und personelle Begrenzungen mit. Eine projektorientierte Organisationsform und die Komplexität der Zusammenhänge sind weitere Merkmale eines Projekts.“[5]
Hierbei wird jedoch weder auf den Entstehungsprozess, die beteiligten Parteien, noch auf dessen Resultat eingegangen.
Weitaus detailliertere Begriffsdefinitionen lassen sich in den literarischen Werken von Meyer und Frey finden. So konstatierte Meyer bereits 1992:
„Ein Projekt stellt den gemeinsam von Lehrern, Schülern, hinzugezogenen Eltern, Experten usw. unternommenen Versuch dar, Leben, Lernen und Arbeiten derart zu verbinden, daß ein gesellschaftlich relevantes, zugleich der individuellen Bedürfnis- und Interessenlage der Lehrer und Schüler entsprechendes Thema oder Problem innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers aufgearbeitet werden kann. Der Arbeits- und Lernprozeß, der durch die Projektidee ausgelöst und organisiert wird, ist dabei ebenso wichtig wie das Handlungsergebnis oder Produkt, das am Ende des Projektes stehen soll. Projekte eröffnen die Chance, die gesellschaftlich vorgegebene Trennung von Kopf- und Handarbeit ein Stück weit aufzuheben. Verfechter des Projektgedankens haben sich denn auch seit jeher (...) dagegen verwahrt, die Projektarbeit als manuelle ´Handwerkelei´ oder auf eine technisch nutzbare Methodik zu reduzieren. Ein Projekt hat weitreichende Folgen für die Ziel- und Inhaltsplanung; es ist deshalb falsch, Projekte nur unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, daß sie u.a. die Hülle für eine methodische Großform abgeben.“[6]
Er arbeitet hierbei die Synergie von Lebensbezügen und Lerneffekten heraus. Wie in der Psychologie bereits seit Jahren bestätigt wird, ist Lernerfolg größtenteils emotional gesteuert. So sehr der gesellschaftlich relevante Bezug gegeben sein muss, so sehr muss die Thematik auch die Interessen der Schülerinnen und Schüler (SuS) ansprechen. Weiterhin weißt er daraufhin, der Methode auch die nötige Fülle in Sachen Ziel- und Inhaltsplanung zu geben, da die hierbei erlernten Kompetenzen auch nach Beendigung der Einheit den Beteiligten zu Verfügung stehen werden. Die eben erwähnten Kompetenzen werden durch die SuS jedoch rein intrinsisch erworben und sind daher für die Lehrkraft meist nicht immer erkenntlich. Was jedoch erkennbar ist, ist das von Meyer als „Produkt“ beschriebene Resultat, das am Ende der jeweiligen Arbeitsphase stehen sollte. Der hierbei positive Abschluss der Einheit in Form eben jenes „Produkts“ ist laut Frey jedoch nicht zwingend notwendig, um ein Projekt als solches zu definieren. So charakterisiert er in seinem Buch von 2010 den Begriff wie folgt:
Ein Projekt „ist das konkrete Lernunternehmen, das eine Gruppe aushandelt, plant, anpackt, durchhält oder auch abbricht. (...)
[...]
[1] Vgl. Schumacher/Rengstorf 2013, S.63
[2] Meyer 1991, Unterrichtsmethoden II, S.334
[3] Prof. Dr. Voigt. Online verfügbar unter http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/projekt.html, zuletzt geprüft am 04.11.2016
[4] Vgl. ebd.
[5] O.A. Online verfügbar unter https://lehrerfortbildung-bw.de/kompetenzen/projektkompetenz/definition/, zuletzt geprüft am 04.11.2016.
[6] Meyer 1992, Unterrichtsmethoden I, S. 143f.