[...] Seit etwa 30 Jahren kann man für Deutschland von einer ernsthaft betriebenen Forschung auf diesem Feld Homosexualität sprechen, wobei es bis heute keinen Lehrstuhl für den Forschungsbereich Homosexualität an einer deutschen Universität gibt, gleichwohl aber ein dauerhaft eingerichtetes Forschungsprojekt im Fachbereich Germanistik an der Universität Siegen, das den Zusammenhang zwischen Homosexualität und Literatur untersucht und zu einer regen Diskussion über Homosexualität und Homosexuelle in der Literaturwissenschaft in der jüngeren Vergangenheit beigetragen hat. Man kann wohl nicht mehr von einem tabuisierten Diskurs über Homosexualität sprechen, jedoch wird Homosexualität auch in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts noch mit Vorurteilen und Klischees begegnet. Diese Arbeit widmet sich dem gesellschaftlichen Umgang mit männlicher Homosexualität – von den Autoren des Forschungsfeldes mal als Männerliebe (Heinrich Hössli), mal als mann-männliche Beziehung (Wolfgang Schmale) umschrieben – wobei insbesondere der Wandel im Bewusstsein, in der Selbstwahrnehmung homosexueller Männer und die homosexuelle Subkultur thematisiert werden sollen. Die Arbeit soll einerseits einen Überblick über die Erforschung homosexuellen Verhaltens sowie über die Entstehung und Bedeutung von Begriffen in Bezug auf Homosexualität liefern, andererseits anhand historisch wichtiger Eckpunkte und Zäsuren die Geschichte der Homosexualität und ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung nachzeichnen. Vorab soll ein Überblick über signifikante Begriffe wie Homosexualität, schwul, Subkultur und Milieu als Einstieg in das Thema fungieren. Es stellt sich nach wie vor die Frage, welcher Begriff angemessen ist, um sexuelle oder Liebesbeziehungen zwischen Männern zu umschreiben. Seit wann gibt es den Begriff schwul und in welchem Zusammenhang hat sich seine Verwendung etabliert? In welchen, möglicherweise auch negativ besetzten Zusammenhängen wird der Begriff heute auch noch verwendet? Der Bund lesbischer und schwuler JournalistInnen (BLSJ) kritisierte beispielsweise unlängst die Verwendung von bestimmten Formulierungen in der Berichterstattung im Mordfall des prominenten Münchner Modeschaffenden Rudolph Moshammer: [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Homosexualität
- Das Forschungsfeld
- Begriffe
- Liebe unter Männern - Homosexualität
- Der Begriff „schwul“ als Bedeutungsträger
- Subkultur
- Milieu
- Zum Selbstbild Homosexueller in der Moderne
- Der „aufklärerische“ Geschlechterdiskurs
- Der „Zwang“ zu homosexueller Identität
- Der Wandel in der Selbstwahrnehmung Homosexueller
- Homosexualität als Konstruktion?
- „Policey“ und schwule Subkultur (Referatsthema)
- Homosexuelle in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik
- Verfolgung - Homosexuelle im Dritten Reich
- Homosexuelle heute
- Schlussbemerkung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den gesellschaftlichen Umgang mit männlicher Homosexualität in der Moderne. Sie beleuchtet den Wandel im Bewusstsein und der Selbstwahrnehmung homosexueller Männer, die Entwicklung und Bedeutung relevanter Begriffe, sowie die Rolle der homosexuellen Subkultur. Die Arbeit verfolgt das Ziel, einen Überblick über die Erforschung homosexuellen Verhaltens und die Geschichte der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität zu geben.
- Wandel der Selbstwahrnehmung homosexueller Männer
- Bedeutungswandel von Begriffen wie „schwul“, „Subkultur“ und „Milieu“
- Geschichtliche Entwicklung der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität
- Der Einfluss von Recht und Gesetzgebung auf die Lebensrealität Homosexueller
- Homosexualität als soziale Konstruktion
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt anhand eines Beispiels aus der aktuellen Forschung die anhaltende Schwierigkeit dar, Homosexualität objektiv und unvoreingenommen zu erforschen und zu diskutieren. Sie verdeutlicht, dass trotz zunehmender Forschung und gesellschaftlicher Öffnung Vorurteile und Klischees fortbestehen. Die Arbeit wird als Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs über männliche Homosexualität und ihren gesellschaftlichen Kontext positioniert. Sie fokussiert auf den Wandel in der Selbstwahrnehmung homosexueller Männer und die Entwicklung der homosexuellen Subkultur.
Homosexualität: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das Forschungsfeld der Homosexualität, inklusive einer Diskussion der verwendeten Begriffe wie „Homosexualität“, „schwul“, „Subkultur“, und „Milieu“. Es untersucht die Entstehung und Bedeutung dieser Begriffe und beleuchtet die unterschiedlichen Konnotationen, die sie im Laufe der Zeit und im aktuellen Sprachgebrauch tragen. Die Problematik der Verwendung von Begriffen wie „Homosexuellen-Milieu“ wird anhand aktueller Beispiele aus der Medienberichterstattung kritisch hinterfragt.
Zum Selbstbild Homosexueller in der Moderne: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung des Selbstbildes homosexueller Männer im Kontext des „aufklärerischen“ Geschlechterdiskurses. Es untersucht den Einfluss gesellschaftlicher Normen und Zwänge auf die Bildung einer homosexuellen Identität und beleuchtet den Wandel in der Selbstwahrnehmung im Laufe der Zeit. Die Frage, inwieweit Homosexualität als soziale Konstruktion betrachtet werden kann, wird diskutiert.
„Policey“ und schwule Subkultur (Referatsthema): Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der „schwulen“ Subkultur im Kontext staatlicher Repression und Diskriminierung. Es untersucht die Situation Homosexueller in der Kaiserzeit und der Weimarer Republik, sowie die Verfolgung während des Dritten Reiches. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Ausgrenzung und der Entstehung von eigenen Gemeinschaften und Netzwerken.
Homosexuelle heute: Dieses Kapitel, aufbauend auf den vorherigen Kapiteln, diskutiert die aktuelle Situation von Homosexuellen in der Gesellschaft. Es analysiert den Widerspruch zwischen einer scheinbar „aufgeklärten“ Gesellschaft und dem Fortbestehen von Vorurteilen und Diskriminierung, auch in der offiziellen Politik und im öffentlichen Diskurs. Beispiele aus dem aktuellen Zeitgeschehen dienen zur Illustration.
Schlüsselwörter
Männliche Homosexualität, soziale Konstruktion, Selbstwahrnehmung, Subkultur, Milieu, Begrifflichkeit, Geschichtswissenschaft, gesellschaftliche Wahrnehmung, Vorurteile, Diskriminierung, Forschungsfeld, „schwul“.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Männliche Homosexualität in der Moderne
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text untersucht den gesellschaftlichen Umgang mit männlicher Homosexualität in der Moderne. Er beleuchtet den Wandel im Bewusstsein und der Selbstwahrnehmung homosexueller Männer, die Entwicklung und Bedeutung relevanter Begriffe sowie die Rolle der homosexuellen Subkultur. Der Fokus liegt auf der geschichtlichen Entwicklung und der aktuellen Situation.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt folgende Themen: Wandel der Selbstwahrnehmung homosexueller Männer, Bedeutungswandel von Begriffen wie „schwul“, „Subkultur“ und „Milieu“, geschichtliche Entwicklung der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität, Einfluss von Recht und Gesetzgebung auf die Lebensrealität Homosexueller, und Homosexualität als soziale Konstruktion.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung: Einführung in das Thema und die Problematik der unvoreingenommenen Erforschung von Homosexualität. Homosexualität: Überblick über das Forschungsfeld und die verwendeten Begriffe. Zum Selbstbild Homosexueller in der Moderne: Analyse der Entwicklung des Selbstbildes im Kontext des „aufklärerischen“ Geschlechterdiskurses. „Policey“ und schwule Subkultur (Referatsthema): Historische Entwicklung der „schwulen“ Subkultur im Kontext staatlicher Repression. Homosexuelle heute: Aktuelle Situation von Homosexuellen in der Gesellschaft. Schlussbemerkung und Fazit: Zusammenfassung der Ergebnisse.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Text verwendet?
Schlüsselbegriffe sind: Männliche Homosexualität, soziale Konstruktion, Selbstwahrnehmung, Subkultur, Milieu, Begrifflichkeit, Geschichtswissenschaft, gesellschaftliche Wahrnehmung, Vorurteile, Diskriminierung, Forschungsfeld, „schwul“.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text verfolgt das Ziel, einen Überblick über die Erforschung homosexuellen Verhaltens und die Geschichte der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität zu geben. Er soll einen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs über männliche Homosexualität und ihren gesellschaftlichen Kontext leisten.
Wie wird die Problematik der Begrifflichkeiten im Text behandelt?
Der Text analysiert kritisch die verwendeten Begriffe wie „Homosexualität“, „schwul“, „Subkultur“ und „Milieu“, ihre Entstehung, Bedeutung und Konnotationen im Laufe der Zeit. Die Problematik der Verwendung von Begriffen wie „Homosexuellen-Milieu“ wird anhand aktueller Beispiele aus der Medienberichterstattung kritisch hinterfragt.
Wie wird die historische Entwicklung der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Homosexualität dargestellt?
Der Text beleuchtet die historische Entwicklung, insbesondere die Situation Homosexueller in der Kaiserzeit, der Weimarer Republik und im Dritten Reich, mit Fokus auf staatlicher Repression und der Entstehung von eigenen Gemeinschaften und Netzwerken als Reaktion auf Ausgrenzung.
Welche Schlussfolgerung zieht der Text?
Der Text zeigt den Widerspruch zwischen einer scheinbar „aufgeklärten“ Gesellschaft und dem Fortbestehen von Vorurteilen und Diskriminierung auf. Er verdeutlicht den andauernden Wandel in der Selbstwahrnehmung Homosexueller und den komplexen Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Wahrnehmung, Recht und Gesetzgebung sowie der Entwicklung einer homosexuellen Subkultur.
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- M.A. Sabine Krätzschmar (Author), 2005, "Niemand wird schwul, der es nicht ist" - Homosexualität als soziale Konstruktion der Moderne?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36811