Benachbarte Sprachen unterliegen immer einem gegenseitigen Kontakt - selbst wenn sie unterschiedlichen Sprachfamilien angehören. Sprachkontakte können wir in allen Teilen der Welt feststellen. Teilweise dauern diese Kontakte schon mehrere Jahrhunderte an. In manchen Fällen auch erst wenige Jahrzehnte. Ein Beispiel für den Kontakt zwischen europäischen Sprachen ist beispielsweise der zwischen dem Deutschen und Italienischen. Genau dieser Sprachkontakt soll der Forschungsgegenstand dieser Arbeit sein. Präziser gesagt, thematisiert diese Arbeit den Einfluss von Germanismen auf die italienische Pressesprache in Südtirol. Diese Region bietet sich aus unterschiedlichen Gründen für eine sprachwissenschaftliche Untersuchung an.
Der Kontakt zwischen dem Deutschen und Italienischen blickt auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurück. In der Antike, was das Gebiet des heutigen Südtirols Teil des Imperium Romanum, dem römischen Reich. Nach dessen Untergang ließen sich germanische Stämme - insbesondere bairische - in diesem Gebiet nieder. In den nächsten Jahrhunderten wurde die Region des heutigen Südtirols (italienisch: Alto Adige) mehr und mehr deutschsprachig. Im Laufe der Geschichte veränderten sich auch die Besitzansprüche des heutigen Südtiroler Gebietes.
Der Erste Weltkrieg verursachte einen Bruch innerhalb des historischen Tirols, zu dem auch das heutige Südtirol gehörte. Im Friedensvertrag von Saint Germain im Jahr 1919 wurde die Zerschlagung Tirols festgelegt. Der nördliche und östliche Teil unterstand weiterhin Österreich, während der südliche Teil an Italien überging. Der Aufstieg des Faschismus in den kommenden Jahren hatte zudem enorme Einflüsse auf die Sprachpolitik in Südtirol. Die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung der Provinz unterlag einer Italianisierungs- und Assimilierungspolitik. Diese Form der Politik ging so weit, dass die deutschsprachige Sprechergemeinschaft aus den Städten vertrieben wurde und die deutsche Sprache aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens verdrängt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Zentrale Begrifflichkeiten zum Sprachkontakt
- 2.1 Borrowing Scale nach THOMASON und KAUFMAN
- 2.2 Lehnwörter und Fremdwörter
- 2.2.1 Definition nach POLENZ und SCHANK
- 2.2.2 Motivationen für Entlehnungen
- 2.3 Xenismus
- 3. Quantitative Korpusanalyse
- 3.1 Einordnung in semantische Kategorien
- 3.1.1 Politik
- 3.1.2 Institutionen, Firmen und Vereine
- 3.1.3 Wirtschaft und Infrastruktur
- 3.1.4 Gastronomie
- 3.1.5 Kultur
- 3.1.6 Geschichte
- 3.1.7 Geographie und Meteorologie
- 3.1.8 Varia
- 3.1.9 Gesamtverteilung der Germanismen
- 3.2 Verteilung innerhalb lexikalischen Kategorien
- 3.3 Hapax Legomena
- 4. Qualitative Korpusauswertung
- 4.1 Integration von Nomen
- 4.1.1 Genus
- 4.1.2 Artikel
- 4.1.3 Pluralbildung
- 4.2 Probleme bei der Integration von Nomen
- 4.2.1 Groß- und Kleinschreibung
- 4.2.2 Umlaute
- 4.2.3 Diph-/Monophthonge, Trigraphen und <ẞ>
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Einfluss von Germanismen auf die italienische Pressesprache in Südtirol. Sie untersucht, wie deutsche Lehnwörter in den italienischen Sprachgebrauch integriert werden und welche sprachlichen Besonderheiten sich daraus ergeben. Die Arbeit analysiert sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte der Germanismen im Südtiroler Italienisch.
- Die historische Entwicklung des Sprachkontakts zwischen Deutsch und Italienisch in Südtirol
- Die Integration von Germanismen in die italienische Grammatik und Lexik
- Die Rolle von Germanismen in verschiedenen Bereichen der Südtiroler Gesellschaft
- Die Bedeutung von Germanismen für die sprachliche Identität Südtirols
- Die Auswirkungen des Sprachkontakts auf die Entwicklung des Italienischen in Südtirol
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Thema Germanismen in der italienischen Presse Südtirols. Es beleuchtet die historische Entwicklung des Sprachkontakts zwischen Deutsch und Italienisch in der Region und zeigt die Besonderheiten des Südtiroler Sprachraums auf. Das zweite Kapitel widmet sich zentralen Begrifflichkeiten zum Sprachkontakt, insbesondere den Begriffen "Borrowing Scale", "Lehnwörter" und "Fremdwörter", und erklärt die Motivationen für Entlehnungen. Das dritte Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer quantitativen Korpusanalyse, die die Häufigkeit und Verteilung von Germanismen in verschiedenen semantischen Kategorien untersucht. Das vierte Kapitel analysiert die qualitative Integration von Germanismen in die italienische Grammatik und Lexik, wobei insbesondere die Probleme bei der Integration von Nomen im Fokus stehen. Das fünfte Kapitel fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung der Forschungsergebnisse für das Verständnis des Sprachkontakts in Südtirol.
Schlüsselwörter
Germanismen, Sprachkontakt, Italienisch, Südtirol, Presse, Lehnwörter, Fremdwörter, Korpusanalyse, Sprachliche Integration, Sprachliche Identität.
- Quote paper
- Ivonne Wüsthof (Author), 2016, Germanismen in der italienischen Presse Südtirols, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374247