Kinder mit Behinderung als Thema in der Kinder- und Jugendliteratur

Ein Vergleich der beiden Werke „Halbe Helden“ von Erin Jade Lange und „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel


Hausarbeit, 2017

30 Seiten, Note: 1,3

Anna Baer (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Geistige Behinderung
2.1. Begriffsdefinition
2.2. Umgang mit Behinderung in der Gesellschaft
2.2.1. Studien zu Einstellungen gegenüber Behinderten
2.2.2. Historischer Wandel des Umgangs mit Behinderung

3. Kinder- und Jugendliteratur
3.1 Historische Entwicklung hin zur Problemorientierung
3.2 Intentionen der Darstellung von behinderten Menschen in KJL
3.3 Ansprüche an KJL mit dem Thema Behinderung

4. Exemplarische Beispiele
4.1 „Rico, Oskar und die Tieferschatten“
4.1.1 Inhaltsangabe
4.1.2. Darstellung Ricos und seiner „Tiefbegabtheit
4.2. „Halbe Helden“
4.2. Inhaltsangabe
4.2.2. Darstellung Billys und seines Downsyndroms
4.3 Vergleich und Bewertung der beiden Werke

5. Zusammenfassung und Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Behinderung als Verschiedenheit und demnach als „normal“ aufzufassen, ist ein Ziel, von dem unsere heutige Gesellschaft immer noch entfernt ist. Inklusion steht 2017 noch am Anfang eines langwierigen Prozesses, der sich als Aufgabe gesetzt hat, Benachteiligungen zu überwinden und Gleichberechtigung zu erreichen. Bewältigt werden kann dieses auf verschiedene Weise – beispielsweise wird das Aufgreifen dieses Themas in der Literatur als Schritt in Richtung gelebter Inklusion gesehen, da man dort erste Erfahrungen mit dem Thema sammeln könne (vgl. Radtke 2003). In dieser Arbeit soll der Fokus auf der Darstellung von Kindern mit Behinderung als Thema in der Kinder- und Jugendliteratur liegen – welche Intentionen werden, neben der Inklusionsforderung, durch Kinder- und Jugendliteratur mit behinderten Protagonisten verfolgt und kann man diese Intentionen durch Kinder- und Jugendliteratur überhaupt erreichen?

Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit gründet auf Diskussionen im Seminar – speziell das Werk „Halbe Helden“ regte kontroverse Diskussionen in Bezug auf die Behinderung einer Figur an. Daran anschließende Recherchen stellten heraus, dass die Forschungslage zu dem Thema Behinderung in der Literatur defizitär ist. Studien, die sich mit der Darstellung von Behinderung in der Kinder- und Jugendliteratur befassen, stammen aus Zeiten, in denen der Behindertenbegriff grundlegend anders ausgelegt wurde. Diese Beobachtungen gehen mit den Ausführungen Reeses (2007) konform, dass in Studien Aspekte wie Integrationsbewegung und Dekategorisierung nicht berücksichtigt werden würden (vgl. S. 12).

Der Analyseteil beschäftigt sich mit zwei Werken, die sich mit geistiger Behinderung befassen – das Werk aus dem Seminar und zusätzlich das mit dem Kinder- und Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Werk „Rico Oskar und die Tieferschatten“. Durch die gleiche Thematik, die geistige Behinderung, wird ein direkter Vergleich ermöglicht.

Zuvor soll eine Definition von Behinderung – und geistiger Behinderung im Speziellen (2.1) – und der Forschungsstand zum Umgang mit Behinderung in der Gesellschaft vorgestellt werden (2.2). Hier werden einzelne Studien dargestellt und auf den historischen Wandel des Umgangs mit Behinderung in der Gesellschaft Bezug genommen, um daraus hervorgehend die aktuelle Debatte um Inklusion zu skizzieren. Anknüpfend an diesen historischen Wandel soll die historische Entwicklung der Kinder- und Jugendliteratur thematisiert werden (3.1). Damit einher geht die Darlegung der in der Sekundärliteratur vorgefundenen Gründe der Intention der Darstellung von behinderten Menschen in der Kinder- und Jugendliteratur (3.2).

Auch die Ansprüche, die an Kinder- und Jugendliteratur mit dem Thema Behinderung gestellt werden, um die in Kapitel 3.2 genannten Absichten zu erreichen, werden in Kapitel 3.3 behandelt. Der im Vorhinein aufgebaute theoretische Rahmen dient dazu, die zwei exemplarischen Beispiele in Kapitel vier zu analysieren. Nachdem in Kapitel 4.1.1 und 4.2.1 kurz der Inhalt der beiden Werke wiedergegeben wird, wird der jeweilige Protagonist mit seiner Behinderung vorgestellt und die Darstellung der Behinderung herausgearbeitet. Dabei werden schwerpunktmäßig die Aspekte aufgegriffen, die gute Kinder- und Jugendliteratur mit dem Thema Behinderung ausmachen (4.1.2 und 4.2.2). Das darauffolgende Kapitel 4.3 vergleicht und bewertet die beiden Werke. Am Ende dieser Arbeit werden die durch die Analyse gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und diskutiert, ob die Forderung nach Inklusion und andere Intentionen durch Literatur erreicht werden können.

2. Geistige Behinderung

Wie aus der Einleitung hervorgeht, liegt das Augenmerk dieser Hausarbeit auf zwei Werken, die sich mit geistiger Behinderung befassen. Das große Feld der Behinderungen wird auf dieses Feld eingegrenzt, da Autorinnen und Autoren selten die Perspektive eines geistig behinderten Kindes einnehmen würden (vgl. Nickel, 1999a, S. 7) und das Thema generell selten und erst später in der Kinder- und Jugendliteratur aufgegriffen werde (vgl. Ammann, 1987, S. 164). Die Beschäftigung mit der geistigen Behinderung wird als lohnenswert und interessant angesehen, da beide hier behandelten Werke geistig behinderte Protagonisten aufgreifen. Auch in der folgenden Definition von Behinderung wird schwerpunktmäßig vor allem die geistige Behinderung behandelt.

2.1. Begriffsdefinition

Zuerst soll geklärt werden, was man unter „Behinderung“ versteht. Dazu dient folgende Definition vom Deutschen Bildungsrat:

„Als behindert im erziehungswissenschaftlichen Sinne gelten alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in ihrem Lernen, im sozialen Verhalten, in der sprachlichen Kommunikation oder in den psychomotorischen Fähigkeiten soweit beeinträchtigt sind, daß ihre Teilhabe am Leben der Gesellschaft wesentlich erschwert ist.“ (zitiert in: Hensle, Vernooij, 2000, S. 9f.)

Nach dieser Definition macht eine Behinderung nicht nur die Beeinträchtigung von verschiedenen Funktionen aus, sondern auch die daraus resultierende soziale Behinderung, die auf sozialen Normen, Erwartungen und Ansprüchen gründet und sich durch eingeschränkte Partizipation am gesellschaftlichen Leben auszeichnet.

Nickel (1999b) unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass „Behindertsein“ und „Behinderung“ sozial vermittelt und von bestimmten diagnostischen Klassifizierungen und Definitionen abhängig sind (vgl. S. 5). Behinderung wird demnach als eine Abweichung von der Norm angesehen, die die Gesellschaft gesetzt hat – vor allem in unserer Leistungsgesellschaft werden Behinderungen an geltenden Leistungsnormen festgemacht. Zimmermann (1982) nennt über die Normen der Leistung hinaus auch Kommunikationsfähigkeit und das Aussehen, von dem Behinderte abweichen (vgl. S. 88). Hier werden unterschiedliche Definitionen von Behinderung deutlich. Ein Mensch mit nur einem Bein wird wahrscheinlich keine Probleme mit der Kommunikationsfähigkeit haben. Auch an der Definition Uthers, (1981) kann man sehen, dass Behinderung von der Definition abhängt. Er zählt Körperbehinderung, Sehbehinderung, Schwerhörigkeit, Gehörlosigkeit und Sprachbehinderung als Arten von Behinderung auf, geistige Behinderungen jedoch nicht (vgl. S. 11). Trotz kleiner Verschiedenheiten kann man Behinderung somit einerseits als einen bestimmten Zustand körperlicher und geistiger Schädigungen eines Menschen ansehen. Diese Beeinträchtigungen lösen eine Behinderung im gesellschaftlichen Kontext aus, wodurch Behinderung andererseits dadurch als Ergebnis einer sozialen Bewertung definiert werden kann und soziale Folgen hat.

Diese Aspekte gelten auch für die geistige Behinderung. Jedoch zeichnet sich diese im Speziellen dadurch aus, dass hier von einem Zustand von „verzögerter oder unvollständiger Entwicklung der geistigen Fähigkeiten“ gesprochen wird (Gontard zitiert in: Fornefeld 2013, S. 65). Geistig Behinderte könnten demnach beispielsweise komplexe Informationen schwerer verstehen und schlechter neue Fähigkeiten lernen. Das Lernverhalten bleibt hinter der durchschnittlichen Erwartung des entsprechenden Alters (vgl. Bach in: Hensle, Vernooij, 2000, S. 131). Auch die Beeinträchtigung des logischen Denkvermögens und der Mangel an sozialer Anpassung wird in der Literatur genannt (vgl. Spohr, 1998, S. 215).

2.2. Umgang mit Behinderung in der Gesellschaft

Nach einer Schätzung des statistischen Bundesamtes lebten Ende 2016 etwa 82,8 Millionen Menschen in Deutschland. Am Ende von 2015 waren es 82,2 Millionen (vgl. SB: Bevölkerungsstand, 2017). Von diesen 82,2 Millionen Menschen hatten rund 7,6 Millionen Menschen eine körperliche, geistig/seelische oder sonstige Behinderung (vgl. SB: Behinderte Menschen. Tabelle). Das macht einen Prozentsatz von 9,3 % aus (vgl. SB: Behinderte Menschen).

Da laut Köbsell (1993) behinderte Menschen als nicht zum Alltag zugehörig angesehen würden, käme es oft zur Vorurteilsbildung (vgl. S. 182). Ein Vorurteil ist eine stabile (oft negative) Einstellung gegenüber bestimmter Gruppen oder Menschen, die zu dieser Gruppe gehören. Vorurteile stützen sich selten auf eigene Erfahrungen, sondern auf Generalisierungen von Erfahrungen, die von anderen übernommen werden. Wenn man einem Menschen mit Behinderung begegnet, wird diese neue Situation mithilfe (fehlerhafter) Verallgemeinerungen und bestehender Kategorien strukturiert und lässt tatsächliche (Persönlichkeits-)Merkmale eines Menschen mit Behinderung weitestgehend unbeachtet (Böttger et al. 1995, S. 14f.).

Neben Vorurteilen herrschen gegenüber Menschen mit Behinderungen oft Berührungsängste und Distanz vor. Thimm (1987) sieht in dem Distanzverhalten hingegen den Wunsch von nichtbehinderten Menschen, ihre heile Welt nicht zu erschüttern (vgl. S. 12) und Vorurteile als Hilfe zur Sicherung der Distanzierung, da man nur das sieht, hört und erlebt, was dem Vorurteil entspricht (vgl. ebd. S. 10).

Nickel (1999b) greift darüber hinaus einige typische Verhaltensweisen gegenüber Behinderten auf, wie beispielsweise visuelles Fixieren, offensichtliches Wegsehen, ungläubiges Anstarren oder diskriminierende Äußerungen (vgl. S. 18). Viele Menschen seien sehr unsicher im Umgang mit Behinderten, da sie noch nie Kontakt zu ihnen hatten. Diese verdeckte Angst, die auf Unsicherheiten gründet, wird oft als Auslöser von ablehnenden Reaktionen angesehen (vgl. Nickel, 1999a, S. 10). Leichtere Behinderungen würden mehr Verhaltensunsicherheiten auslösen, da sie die Stereotypisierung und das Einordnen in bestimmte Kategorien erschweren und damit keine bestimmten gesellschaftlich verbreiteten Verhaltensweisen, wie beispielsweise Mitleid bei einer schweren und sichtbaren Behinderung, vorgeben (vgl. Cloerkes 1984, S. 174).

2.2.1. Studien zu Einstellungen gegenüber Behinderten

In der sozialpsychologischen Einstellungsforschung wurden einige Studien zu Einstellungen gegenüber behinderter Menschen durchgeführt. Leider lassen sich in der Fachliteratur keine aktuellen Untersuchungen finden, weshalb auf Untersuchungen des vergangenen Jahrhunderts referiert werden muss. Da die detaillierte Darstellung der verschiedenen Untersuchungsdesigns über den Umfang dieser Arbeit hinausgehen würde, werden signifikante Aussagen der jeweiligen Untersuchungen dargestellt, die Aussagen zu dem Umgang mit Behinderung in der Gesellschaft machen.

Helmut von Bracken führte 1970/1971 eine Umfrage zu Vorurteilen gegenüber behinderten Kindern, ihre Familien und Schulen in der Bundesrepublik Deutschland durch. Hier stellte sich heraus, dass gegenüber behinderten Kindern erhebliche Vorurteile herrschen: Er erfragte konkrete Gefühle gegenüber geistig behinderten Kindern und fand heraus, dass 59,5% der Befragten Neugierde empfanden, Mitleid bejahten sogar 98,6%, Andersartigkeit 73,1%. Entsetzen, Unsicherheit und Ablehnung empfanden zwischen 40 und 45% der Teilnehmenden. Angaben für Grauen und Angst lagen zwischen 35 und 45%. Sogar Abscheu wurde von 42% der Studienteilnehmer angegeben, Ekel von rund 35% (von Bracken, 1976, S. 66f.). Er resümiert diesen Teil, indem er herausstellt, dass eine erhebliche soziale Distanz gegenüber behinderten Kindern vorherrscht (vgl. ebd., S. 68ff.). Obwohl 78,2% der Teilnehmenden der Meinung waren, dass ein behindertes Kind darunter leidet, wenn es von der Umwelt abgewiesen wird, kritisiert Nickel (1999a) an dieser Einstellung, „daß das potentiell mögliche Leid dieser Menschen nicht durch deren psychobiologische Konstitution gegeben ist, sondern maßgeblich aus unserem Verhalten ihnen gegenüber entsteht“ (S. 2). Diese soziale Ebene wurde schon in der Begriffsdefinition von Behinderung aufgegriffen (siehe 2.1).

Auch Böttger et al. (1995) beschäftigten sich in einer Befragung zu Einstellungen von Lehrkräften gegenüber Menschen mit Behinderungen in den Jahren 1981 und 1990. Die Quintessenz dieser Studie ist, dass die Vorurteilsbereitschaft gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung zwischen den Jahren der Untersuchung deutlich abgenommen hat, die negativen Meinungsäußerungen somit abgenommen und die positiven Meinungsäußerungen zugenommen haben. Generell fand man heraus, dass man bei einem großen Teil der Befragten von Vorurteilen gegenüber behinderten Kindern ausgehen kann. Die Befragten wünschen sich die Akzeptanz und Integration der behinderten Kinder, sehen die gesellschaftliche Situation in dieser Hinsicht aber als schwierig an (vgl. S. 89ff.). Zu erfreulichen Ergebnissen kommt Klauß (1996), der darstellt, dass sich das Wissen über Ursachen geistiger Behinderung verbessert und Toleranz zugenommen hat.

Trotzdem haben sich Verhaltensweisen und bestimmte Eigenschaftszuschreibungen gegenüber Behinderter jedoch kaum verändert (vgl. S. 60).

Bei allen hier dargestellten Untersuchungen sollte berücksichtigt werden, dass diese alle aus dem vorangegangen Jahrhundert stammen und Einstellungen und vor allem Vorurteile nur schwer zu erfassen sind, da Angaben und Antworten der Teilnehmenden durch soziale Erwünschtheit gefärbt sein könnten. Trotzdem können hier allgemeine Tendenzen des Umgangs mit Behinderung in der Gesellschaft deutlich werden. Der sich hier schon andeutende Wandel des Behindertenbildes, vor allem in der Studie von Böttger et al. (1995) soll im Folgenden kurz historisch betrachtet werden: Ab wann wandelte sich das Bild und welche Gründe gibt es für diesen Wandel?

2.2.2. Historischer Wandel des Umgangs mit Behinderung

Bevor der Begriff Inklusion in der geschichtlichen Entwicklung des Behindertenbildes aufkam, durchlief man Stadien der Extinktion, Exklusion, Segregation und Integration. Die Tötung von Behinderten (Extinktion) hat es zu verschiedenen Zeiten gegeben. Ein Beispiel hierfür ist der Nationalsozialismus. Das Euthanasieprogramm, das lebensunwertes Leben vernichten sollte, trat 1940 in Kraft (vgl. Wisotzki, 2000, S. 11ff.).

Exklusion meint eine Phase, in der Behinderte keine Förderung oder Ansehen in der Gesellschaft erlangten und keinen Zugang zu Erziehungs- und Bildungsangeboten erhielten (vgl. Hinz et al., 2008, S. 15).

In der Phase der Segregation, zwischen den 1960ern bis in die 80er Jahre, war man der Meinung, dass eine Verbesserung der sozialen Situation behinderter Schülerinnen und Schüler durch eine differenzierte Betreuung in Sonderschulen erreicht werden könne. Sie wurden unterschiedlichen Plätzen im Bildungssystem zugeordnet. Eine spezialisierte Betreuung und Bildung wurde ermöglicht, aber Behinderte und Nichtbehinderte wurden getrennt und als unterschiedliche Gruppen behandelt (vgl. ebd.).

Dieser Trennung folgten Gedanken der Integration. Getrennte Lern- und Lebensorte wurden ab Ende der 70er Jahre infrage gestellt – Gesamtschulen entstanden.

Der deutsche Bildungsrat forderte 1973 das gemeinsame Lehren und Lernen für Behinderte und Nichtbehinderte – behinderten Menschen sollen die gleichen Lebensbedingungen und Rechte eingeräumt werden, wie Nichtbehinderten (vgl. Mattner, 2000, S. 87).

Integration kann demnach als Abkehr von Sondereinrichtungen und der Teilhabe der Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben definiert werden. Kritisch zu sehen ist der Gedanke der Integration, wenn zwar behinderte Menschen in eine Gruppe kommen, trotzdem zwei Gruppen (Behinderte und Nichtbehinderte) innerhalb der Gruppe bestehen bleiben und man nur ein Nebeneinander anstatt eines Miteinanders erreicht (vgl. Hinz et al., 2008, 19).

Der Begriff der Inklusion kam im Laufe der 90er Jahre auf. Man geht nicht von zwei verschiedenen Gruppen aus, sondern fordert EINE untrennbare heterogene Gruppe (vgl. ebd., S. 357). Wichtig ist hervorzuheben, dass es hier nicht nur um behinderte Menschen geht, sondern auch um verschiedene Geschlechter, ethnische Herkünfte und Nationalitäten, Rassen, Milieus und Religionen (vgl. Speck, 1997, S. 21). Im Bereich der Bildung merkt Hinz (2002) an, dass Inklusion nicht endgültig erreicht werden könne, dass aber für eine Annäherung an perfekte Inklusion das gesamte Schulsystem und damit auch alle Schulen umstrukturiert werden müssten (vgl. S. 358f.). Obwohl dieses Konzept der Inklusion und der Normalisierungsgedanke heutzutage immer mehr Bedeutung gewinnen, sind immer noch Vorurteile gegenüber andersartigen Menschen vorhanden. Auch Mattner (2000) unterstreicht dieses, da er ausführt, dass es zu einer „Gesellschaft der Vielfalt“ (S. 123) noch ein langer und mühsamer Weg sei.

3. Kinder- und Jugendliteratur

Nachdem die Grundlagen des Themas gelegt wurden, wird im dritten Kapitel konkret ein Blick auf die Kinder- und Jugendliteratur geworfen. Danach wird dargestellt, wann das Thema Behinderung in der Kinder- und Jugendliteratur auftauchte und Intentionen, die speziell mit der Behandlung des besonderen Themas der Behinderungen in der Kinder- und Jugendliteratur verfolgt werden, aufgegriffen. Außerdem werden Ansprüche herausgearbeitet, denen Bücher mit dieser Thematik genügen sollten.

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Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Kinder mit Behinderung als Thema in der Kinder- und Jugendliteratur
Untertitel
Ein Vergleich der beiden Werke „Halbe Helden“ von Erin Jade Lange und „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ von Andreas Steinhöfel
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
30
Katalognummer
V374444
ISBN (eBook)
9783668517325
ISBN (Buch)
9783668517332
Dateigröße
647 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kinder, behinderung, thema, kinder-, jugendliteratur, vergleich, werke, halbe, helden, erin, jade, lange, rico, oskar, tieferschatten, andreas, steinhöfel
Arbeit zitieren
Anna Baer (Autor:in), 2017, Kinder mit Behinderung als Thema in der Kinder- und Jugendliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374444

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